Steinberg UR22 mkII - Line Out funktioniert nicht wie gewünscht

OE1FEU
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Ich nutze das Interface seit Jahren, um mit zwei Røde NT5 Klavierspiel auf einem Linux-Thinkpad mit Audacity aufzunehmen. Das funktioniert hervorragend und ich bin sehr zufrieden mit den Aufnahmen.

Jetzt möchte ich das Teil mit einer Kamera nutzen, die per 3,5mm Klinke einen Zweikanal-Mikrofoneingang hat (Olympus OM-D MarkII). Der Mikrofoneingang funktioniert auch gut mit direkt angeschlossenen dynamischen Minikapseln. Jetzt wollte ich die Kondensatormikrofone am UR22 an die Kamera anschließen - und es funktioniert nicht wie gewünscht.

Vorgehensweise:

UR22 an ein Notebook per USB angeschlossen, damit die 48V Phantomspeisung funktioniert. Aufnahme mit Audacity funktioniert wie gehabt, also schöne Räumlichkeiten mit den zwei Kugelkapseln der NT5s. Tappen auf das linke Mikrofon zeigt auf dem entsprechenden Stereokanal den Ausschlag und beim Tappen auf das rechte Mikro eben auf dem anderen Kanal. Alles gut.

Aber:

Ein Y-Adapter mit zwei 6,3mm Monoklinkensteckern jeweils in die hinteren Line Outs des UR22 gesteckt, davon ausgehend, dass 1/L hinten dem XLR 1 vorne entspricht und 2/R hinten dem XLR vorne. Der Y-Adapter führt die beiden Monoklinken in einen 3,5mm Stereoklinkenstecker zusammen, den ich direkt in den Mikrofoneingang der Kamera stecke. Die Kamera hat zur Audiokontrolle ein VU-Meter und man sieht im Aufnahmemodus, dass beide Balken absolut identisch ausschlagen - und als Ergebnis einer Aufnahme hört man auch ganz klar Mono. Beide Kanäle sind 100% identisch. Egal ob ich auf das rechte oder linke Mikrofon tappe, beide Balken schlagen identisch aus und man hört es auch genauso: Kein Unterschied zwischen rechts und links. Mono.

Die Annahme, dass XLR1 vorne = 1/L Line Out hinten ist, ist also falsch.

Systematisches Troubleshooting:

1. Stereoklinke aus der Kamera raus und einen Kopfhörer angeschlossen. Der Adapter Miniklinke männlich/männlich funktioniert definitiv, ist Stereo und ich nutze ihn für das dynamische Mikrofon in die Kamera als Adapter mit Verlängerungskabel. Die Kamera nimmt in Stereo auf. Was ich nun höre, ist das was ich auch in der Kamera höre: Beide Kanäle identisch, also mono.

2. Input Gain vorne für XLR mal rechts und mal links runter und wieder raufgedreht. Veränderung der Laustärke, nicht aber des Klangbilds.

3. XLR 1 rausgezogen, also nur noch rechtes Mikrofon aktiv. Pegel läßt sich verändern, Signal identisch auf beide Kanäle des Kopfhörers verteilt.

4. Das gleiche mit XLR2 gemacht, gleiches Ergebnis

5. Input Gain ganz nach links entspricht nicht komplett "Aus", es ist noch ein Signal gut zu hören.

6. Output Regler ganz rechts oben geht in der Tat bis komplett auf Null runter

Fazit: Im UR22 werden die beiden XLR-Eingänge nicht 1:1 auf Line Out 1/R und 2/L gemappt, sondern intern identisch zusammengemischt.

Nächste Schritte:

1. Beide XLR mit Mikros verbunden

2. Monoklinke aus Line Out hinten 2/R gezogen --> Abwechselndes Tappen auf die Mikros erzeugt identisches Geräusch auf einer Kopfhörerseite

3. Das gleiche mit 1/L gemacht, gleiches Ergebnis auf der anderen Kopfhörerseite.

Weiteres Fazit:

Die Kabelverbindungen tun allesamt das, was sie sollen, dort liegt also kein Fehler vor. Digital per USB kommen im Rechner zwei Kanäle an, die ich in einer Stereospur aufnehmen kann, aber auf analogem Weg ist es mir nicht gelungen, die beiden XLR-Mikroeingänge separat aus dem UR22 herauszuführen. Der Kopfhörerausgang ist auch laut Handbuch by Design mono für die beiden XLRs und kann mit dem Mix-Regler in digitales Eingangssignal dazumischen, das dann kanalgetrennt im Kopfhörer ankommt.

Frustrierendes Ergebnis. Ich habe zwei schöne Mikrofone und kann sie als solche in einer Stereokonfiguration aktuell ausschließlich auf dem Digitalweg in einer DAW nutzen, nicht aber analog. Um also die Røde Mikros mit meiner Kamera zu nutzen, muß ich also entweder die Tonspur aus der DAW mit der Tonspur der Kamera ersetzen und synchronisieren - oder ein anderes Audio Interface kaufen, das das Konzept von Stereo auch analog beherrscht.

Korrekt?
 
Eigenschaft
 
Ich habe das UR44, welches aber konzeptionell ähnlich sein sollte. Hast du in dem Steinberg-Software-Mixer die beiden Mikros nach links und rechts geregelt? Klingt so, als stünden sie beide auf Center. Dürfte einfach daran liegen.
 
Ok, stimmt. Ich habe mir mal die Bedienungsanleitung des UR22 durchgeschaut und einen Mixer wie beim UR44 gibt es tatsächlich nicht. In dem Blockschaltbild wird aber gezeigt, dass die Signale der beiden Eingänge gemischt werden in Mono und dann auf beiden Ausgänge (links & rechts) ausgegeben werden. Ohne DAW, in der du die beiden Eingänge links und rechts im Stereopanorama positionieren kannst, wirst du wohl immer nur einen Mono-Mix bekommen, was sich ja auch mit deinen Beschreibungen deckt.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Wenn du nur die Phantomspannung brauchst, wäre sowas eine Lösung:

 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke, dass ich die aktuell best Lösung gefunden habe. In der Ecke lag noch ein Tascam DR44WL, der 2xXLR mit Phantomspeisung hat. Dessen Analogausgang ist jetzt direkt in die Kamera geführt worden:

DR44+Camera.jpg


Und das Ergebnis ist in Sachen Audio schon sehr brauchbar geworden. Mit der Kamera muss ich mich noch ein wenig näher beschäftigen...

 
Das klingt doch nach einer passablen Lösung. Ist vielleicht sogar handlicher als das UR22. Eine Sache könnte noch interessant sein für dich: ich benutze für das Filmen von Konzerten manchmal auch meine DSLR-Kamera und da dessen Mikro natürlich nicht der Wahnsinn ist, befestige ich auf dem Blitzschuh einen Audio-Field-Recorder, ein Olympus LS-14 (ähnlich wie dein Tascam) und schließe dessen Kopförer-Ausgang an den Mikro-Eingang der Kamera an. So habe ich zu den gespeicherten Videos auch gleich eine taugliche Audio-Spur. Zusätzlich nehme ich allerdings auch mit dem Olympus auf und ersetze die Spur im Video nachträglich, falls ich die bessere Qualität haben will. Die Elektronih in einer Kamera (Mikrofon-Vorverstärker usw.) ist in der Regel nicht so gut wie die eines Audio-Recorders. Da höre ich schon einen Unterschied. Das solltest du vielleicht auch mal vergleichen und möchtest dann evtl. auch eher die Aufnahmen des Tascam für deine Videos verwenden. ;)
 
Dieses Setup definitiv handlicher als das UR22, weil ich überhaupt keinen Rechner bei der Aufnahme brauche, der Recorder einmal vereingestellt wird und ansonsten alles über die Kamera läuft und ich die Aufnahme auch direkt über die Android App starten kann. Caveat: Die Mikofonvorverstärker im DR44 sind definitiv nicht so gut wie die im UR22; die dort verbauten Yamahas mag ich vom Klang her wirklich mehr; sie sind deutlich dynamischer und in einem entsprechenden Raum mit einem entsprechenden Flügel ist das schon richtig gut:



Wollte man hier ein klangliches Upgrade, wären direkt ein paar tausend Euro mehr fällig für Mikrofone und Vorverstärker.

Was den analogen Signalweg in die Kamera angeht, ist das sicherlich grundsätzlich richtig. Bei meiner Olympus OM-D E5MarkII kann man allerdings den Vorverstärker komplett umgehen und das analoge Signal in die Mikrobuchse geht direkt zum A/D-Wandler - und die Kamera liefert gleichzitig 3V Phantomspannung für dynamische Mikrofone wie meine Minikapseln von Micbooster. Die Kamera selbst nimmt in 16Bit/48kHz linear PCM auf. Das ganze DSP-Geraffel wie Rauschunterdrückung, Kompression etc. wird dabei komplett umgangen.

Das ist für Quick&Dirty der für mich aktuelle hochwertigste Kompromiß; das Audio ist vergleichbar gut zu den beiden kleinen Tascams DR05 und DR05X, die ich noch habe. Ich habe aus Jux und Dollerei mal ein Video gebaut, bei dem ich 6 verschiedene Stereo Audioquellen normalisiert und synchronisiert habe und zwischen denen man in einem entsprechenden Videoplayer (MPV oder VLC) Echtzeit hin- und herschalten kann:



Langfristig wird's aber wohl ein UR44 werden, weil der halt tatsächlich einen analogen Stereo-Ausgang fürs Monitoring hat, den ich dann direkt in die Kamera führen kann. Für die dann zusätzlichen zwei freien XLR-Eingänge fällt dann ja vielleicht einmal ein Paar Neumann U87 vom Laster...
 
Das UR44 ist schon ein feines Teil. Es gibt dort allerdings kein festes Routing der Mic-Eingänge auf die Stereo-Ausgänge. Stattdessen hat man da diesen Mixer, über den man die Pegel, das Panning, auch optional Low-Cut oder EQ und Kompressor pro Kanal einstellen kann. Auch ein Hall-Effekt ist verfügbar. Man kann insgesamt 20 solcher Mixer-Einstellungen speichern und die zuletzt aktive wird dann vom UR44 verwendet, wenn man es ohne Computer betreibt. Ich finde das sehr geschickt. Die Gain-Regler an der Front kann man ja weiterhin verwenden, um diesbezüglich Anpassungen vorzunehmen und sie regeln auch eventuelle Line-Level-Quellen, die man an die 4 Kombi-Buchsen ja ebenfalls anschließen kann. So kann man immer noch in gewissem Rahmen ohne Computer den Mix beeinflussen.

Hier mal ein Screenshot des Mixer-Panels, falls das von Interesse sein sollte. Ich hatte anfangs angenommen, dass es das für das UR22 auch gibt. Dann wäre dein Problem ja keines gewesen...


2021-11-08 10_21_49-dspMixFx UR44.png
 

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