blow schrieb:
Danke für Deine ausführliche Antwort.
blow schrieb:
Und glaub mir, ich arbeite ja schon hart an mir - nur irgendwann sind Dir halt physikalische Grenzen gesetzt. Das G1 bekomme ich ja auch mit viel Konzentration mit Bruststimme hin, aber dabei fühle ich mich dann nicht mehr so wohl, von daher bevorzuge ich dann Kopfstimme bzw. die berüchtiget Mixed Voice.
was genau ist die "berüchtigte Mixed Voice"??
blow schrieb:
"Probleme" habe ich bei E1/F1 aber nicht, das setzt dann eben nur langsam der Übergang in die Kopfstimme ein.
Also, das mit dem "Übergang" bei e1/f1 klingt absolut nach Bariton und ist vollkommen "normal".

Keine Bange also. Überhaupt unterscheiden sich Bariton und Tenor nicht so sonderlich in ihrem "Tonhöhe-Umfang". Auch ein Bariton singt durchaus mal ein b flat (was im deutschen fälschlicherweise "b" heißt [und das wirkliche b dann h], weil sich ein paar besoffene Mönche beim kopieren vertan haben, man kennt die Geschichte). Wie auch immer: Es ist vor allem, die Häufigkeit der Töne, die beide Stimmen unterscheidet. Ein Tenor singt fast ausschließlich in dem Bereich und seine Stimme "strahlt" dort so richtig und er fühlt sich dort wohl, wie hier Rebellin schon weiter oben treffend feststellte. Aber er ist deshalb nicht "besser", oder so. Ich finde dieses Vergleichen des Stimumfangs sowieso vollkommen überflüssig und vernachlässigenswert. Wichtig ist doch nur, wo eine Stimme besonders gut klingt. und das muss man dann ausbauen und "kultivieren". Ob nun jemand Bariton oder Tenor ist ... Meine Güte, es ist halt Veranlagungssache. "Jeder Jeck ist anders", wie man hier im Rheinland sagt.
Um doch noch bei Gelegenheit so hoch zu kommen, musst du halt ein bisschen mehr arbeiten bzw. eben leider etwas früher mit der richtigen Technik einsetzen. Man spricht dann von "Decken". Es ist etwas schwierig, das zu erklären, ich versuch's mal.
Nehmen wir einmal an, du singst eine Quinte hoch und runter. "La-la-la-la-LA-la-la-la-la". Kannst du dir das vorstellen? Das große "LA" ist der jeweils höchste Ton, danach geht es wieder runter (also z. B. C-D-E-F-G-F-E-D-C). Wenn du nun in Regionen kommst, wo das "LA" wirklich problematisch wird und zu "brechen" droht, dann musst du "nach hinten in den Kopf" denken. Du musst den Kehlkopf "runter" kriegen ("Gähnen") und in deiner Vorstellung, sollte er nach hinten "umkippen". Dazu singst du statt "LA" nun etwas, das sich für dich nach einem "LAuuu" anhört. Du "denkst" also vermehrt "u" und erweiterst das LA gewissermaßen durch einen "U-Touch". Verstehst du? Übertreib's mal ruhig anfangs. Du solltest, wenn du es richtig machst (und natürlich immer mit sehr viel Zwerchfell!), merken, dass du plötzlich den obersten Ton schaffst, er sicherer sitzt und nicht mehr "bricht".
Das wäre die "Deckung", die du (als Bariton, aber weiter oben auch der Tenor) brauchen würdest, um auch jenseits der die "angenehmen" Regionen singen zu können. Es ist anfangs etwas schwer zu verstehen (das "nach hinten in den Kopf"-Denken, und so - ich weiß, es klingt doof, aber wie soll man es anderes beschreiben. Man spricht ja auch von "hinten in den Rücken atmen" usw.), aber wenn du das Prinzip verstanden hast, könnte es dir helfen. Es klingt auch für die selbst erst einmal "blöd". geht mir auch so. Aber das ist, weil du dich anders hörst. Ein Zuhörer wird es nicht merken, es sei denn, er weiß es, weil er selsbt interessiert ist und sich mit Gesangstechnik auskennt. Für alle anderen klingt der Ton "normal" und (fast) wie die klangliche Fortsetzung dessen, was vorher ist.
blow schrieb:
Aber, mal generell: Was ist daran so schlimm, mal einen Song, der im Original durchgehend mit Brusstimme gesungen wird, an bestimmten Stellen mit Kopfstimme zu singen? Ich will die Songs ja nicht kopieren, sondern meine Interpretation daraus machen...
Naja, das ist, denke ich, wohl am ehesten eine Stil- und Prinzipien-Frage. Ein klassischer Tenor singt natürlich immer "voll". Wenn Pavarotti ein Stück hat, bei dem er sechs, sieben acht Mal ein hohes C hat, dann singt der es natürlich voll ("Man hat's ja!"

). In der Popmusik allerdings, kann die "Kopfstimme" durchaus ein Stilmittel sein und hat ja auch seit jeher schon ihren Platz. Im Doo-Wop haben die sog. "Vocal Groups" (z. B. die "Drifters", "Coasters", "Ink Spots", "Platters" u. a.) schon stets die Kopfstimme eingesetzt. Auch im Soul kann man durchaus mal eine "Kopfstimme" einsetzen (besser: "Falsett"). Der zuletzt arg gebeutelte Michael Jackson (man sollte seine musikalischen Fähigkeiten wirklich außerhalb dessen betrachten, was "privat" leider gerade bzw. schon seit längerem um ihn herum abgeht) hat die Kopfstimme im Popbreich ja nun wirklich "hoffähig" gemacht. Insofern: Klar kannst du, wenn es deine deine "eigene Version" erfordert, auch die Kopfstimme einsetzen. Warum nicht. Die Frage ist, denke ich, am ehesten immer: Passt es zum Material (und in der Fortsetzung: zu deiner Stimme?)?