Stimmzungen mit Schleifgerät stimmen?

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Hallo liebe Akkordeonfreunde,

die Fachleute unter euch sind vlt. schon beim Lesen des Titels zusammengezuckt, aber mich würde es wirklich mal interessieren, was ihr vom Stimmen mit elektronischen Geräten wie z. b. einem Präzisionsbohrer mit Schleifaufsatz haltet?

V. a. den großen Vorteil, die Zungen nicht durch zu viel Druck beim manuellen Kratzen/Feilen zu verbiegen bzw. den Lösabstand ungewollt zu verändern, finde ich äußerst interessant. Noch dazu die Zeitersparnis...
Ein Nachteil wäre wohl aber die Gefahr beim Stimmen der innenliegenden Zungen den Stimmplattenkanal zu beschädigen.

Andernfalls lässt sich mit einer niedrigeren Drehzahl sicher auch das Risiko verhindern, der Zunge ungewollt tiefe Kratzer zuzufügen.

Viele Grüße

Kevin
 
Eigenschaft
 
aber mich würde es wirklich mal interessieren, was ihr vom Stimmen mit elektronischen Geräten wie z. b. einem Präzisionsbohrer mit Schleifaufsatz haltet?

Kurzfassung:

Davon halte ich nichts!


Langfassung:

Die Zeitersparnis ist nur subjektiv und das Risiko durch ungewollte "Hoppala" die Stimmzungen zu versauen ist einfach hoch.

Mir kommen immer wieder Akkordeons unter, die mit dem "Dremel" gestimmt wurden. Und da kommen immer wieder solche Schliffbilder vor:

gedremelt-IMGP0618.jpg

Wenn so eine Kuhle reingeschliffen wurde oder aus versehen reingeschliffen wurde - die Stimmzunge ist damit am Ende! Die hat damit keine brauchbare Stimmkonstanz über die Lautstärke, weil mit so einer Kuhle praktisch ein "Scharnier" in die Zunge reingeschliffen wurde. Die Lebensdauer sinkt ebenfalls, weil die Biegelinie gestört wurde und hier eine loklae Schwachstelle erzeugt wurde, die bei der Schwingung deutlich höhere Biegespannugnen aufnemen muss... was zwangsläufig auf die Lebensdauer geht.

... Und was am schlimmsten ist:

die kann man so nicht mehr weiter nachstimmen, ohne noch mehr Material an der Stelle abzuschleifen. Denn durch die eingeschliffene Kuhle wurde eine so federführende Stelle erzeugt, die lokal soviel Material abgenommen hat dass man in den benachbahrten Bereichen durch Kratzen so gut wie keine Änderungen der Stimmung mehr erreichen kann.. es sei denn man kratzt ganz massiv nach.

Kurzum, wenn durch Schleifen so eine Stimzunge entstanden ist, dann kann man die eigentlich wegschmeißen, denn die hat ein lausiges Betriebsverhalten und ist praktisch nicht mehr nachstimmbar.


Jetzt werden viele die mit einem Schleifgerät arbeiten sagen: "Ja wenn man so grob vorgeht - klar.... aber ich schleif ja gaaaanz vorsichtig und nur gaaaanz fein, da passiert das nicht!"

...

Dann hat man entweder keine Zeit gespart, weil man schlichtweg höllisch aufpassen muss, ja nicht aus versehen zu lange auf einer Stelle zu bleiben, ja nicht aus Versehen zu stark zu drücken und ja nicht an den Kanalrand zu kommen, oder das Schleifergebnis ist "suboptimal". Weil halt doch n kleiner Tatscher auf den Rand erfolgt ist oder weil die Oberfläche halt doch n bissl welliger ausgefallen ist, als geplant... oder, oder , oder...

Und wenn man mit dem Stimmkratzer zu viele tiefe Rillen eingekratzt hat, dann fehlt ganz einfach die Übung...oder die Stimmzunge hat schon durch die vorhergehenden Stimmer eine grobe Behandlung erfahren.

Denn entweder es ist nur eine kleine Abweichung nachzustimmen, dann brauchts auch nicht viel mas man "reinritzen " muss - da reicht meist ein relativ kleiner zarter Strich. Das kann man dann meist sogar am eingebauten Stimmstock erledigen (Cassotto natürlich ausgenommen). Und mit etwas Übung geht das sogar relativ fix.

Oder es geht drum die Stimmplatte auf eine andere Grundfrequenz umzustimmen ( also z.B. von 443 auf 440 Hz) . Dann ist es sowieso sinnvoller die Platten auszubauen und die Zunge auf der ganzen Fläche flächig nachzuschleifen um eine passende Schliffkurve über die ganze Zuge zu erzeugen. Das kann man dann auch jeweils von der Außenseite machen und praktischerweise auf einen Wert leicht oberhalb der gewünschten Frequenz vorzuschleifen. Weil die Zunge nun ja von beiden Seiten zugänglich ist, kann man hier bequem mit einem Schleifstein, oder einem Schleifband arbeiten - selbst an der Spitze. Und das ohne Gefahr zu laufen den Plattenkanal zu misshandeln.
Und anschließend nach dem Wiedereinbau kann man mit dem Stimmstichel relativ bequem im hinteren (steiferen) Bereich mit einem gezielten Strich die Feinstimmung durchführen. Und wenn man die Platte geschickt vorgestimmt hat, muss man nur tiefer stimmen - muss also gar nicht an die Zungenspitze ran. Das geht meist sogar, ohne dass man die Zunge hierzu irgendwie gegenhalten muss Der hintere Bereich der Zunge hat in der Regel hierzu schon von sich aus genügend Steifigkeit.

Ausnahme sind die ganz hohen Töne. Die brauchen immer beondere Sorgfalt... aber das gilt um so mehr, wenn man mit elektrischen Schleifgeräten arbeiten will. So eine Piccolozunge hat im vorderen Bereich meist nur noch ca. 0,09 mm Zungendicke...da hat man schnell was versaut... egal mit welchem Gerät. Da ists fast besser den Dremel auszuschalten und den Schleifstift so drüberzuschaben!:cool:

... nee im Ernst - die Zungen brauchen immer Sorgfalt egal mit welcher Methode

Und bei den großen Basszungen, da muss man sowieso "gröber rangehen" wenn man eine Änderung will. Die haben vorne ihre Ballastgewicht wo man wirklich bequem mit der Stimmfeile arbeiten kann. Und wenn man an der Zunge nachkorrigieren muss, weil der Ton zu hoch ist, auch dann kann man die Zungen aufgrund der Größe meist schon mit der Stimmfeile flächig bearbeiten. Das geht einereits relativ flott, weil mit der Feile auch in kurzer Zeit mehr Material abgetragen werden kann, wenn man will und andererseits ist das auch sehr präzise, weil man hier sicher nicht versehentlich "mal kurz danebengeschliffen" hat.

Wenn man mit dem Stimmstichel zu lange braucht und/oder zu tief reinfurcht, dann ist das ganz einfach eine Übungssache. Aber entsprechend Übung braucht man auch mit elektrischen Schleifgeräten... einfach "mal geschwind so" wird nur zufällig gut. Der Rest ist wie meist im Leben Übungssache!


Nur als Beispiel:

hier eine Zunge die von Hand per Schleifstein um 5 Hz umgstimmt wurde:

längsgeschliffen-IMGP0625.jpg
Was man hier als "böse" Querrillen zu erkennen glaubt, ist nicht das was ich nachgeschliffen habe, sondern das ist der Rest vom Originalschliffbild ab Werk... meine Schleifspuren sind die, die längs laufen. Man sieht, hier aber ganz gut dass bei der Methode zunächst nur die Profilspitzen abgetragen werden und noch nichtmal auf das Kernmaterial der Zunge geschliffen werden musste und trotzdem ließ sich eine so drastische Änderung erzielen. Und mit so minimalem Eingriff in die Kernsubstanz der Zunge zickt die hinterher auch nicht groß rum und hält die Stimmung dann gleich von Anfang an relativ gut.


Ganz klar - man braucht hierzu Erfahrung und Übung damit man in etwa weiß in welchem Bereich man wie viel nehmen muss... Und dann ein feines Händchen.

Aber ganz ehrlich: mit einem rotierenden Schleifgerät braucht man da noch ein viel feineres Hänchen, damit zu keinem Zeitpunkt der Scheifstift auch ja nicht zu viel abnimmt. Denn rotierende Schleifmaschinen sind Maschinen und die sind dafür gemacht schnell und herzhaft zu arbeiten... und bei den Stimmzungen gilt: was weg ist, ist weg!

Drum meine Empfehlung:

Nimm einen ordendlichen Stimmstichel mit feiner Spitze. Schärf die immer vor dem Nachstimmen nach damit auch wirklich eine scharfe Kante vorhanden ist, dann kann man mit dem Ding auch mit ganz wenig Druck arbeiten. Sonst kann der Stichel nicht richtig arbeiten und macht nur eine Mischung aus Schaben und Materialverdrängung.
Und für die großen Zungen als Ergänzung noch eine Stimmfeile, so dass man dann auch, wenns sein muss, flächig arbeiten - da kann man ebenfalls sehr materialschonend - weil flächig- arbeiten.
 
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V. a. den großen Vorteil, die Zungen nicht durch zu viel Druck beim manuellen Kratzen/Feilen zu verbiegen bzw. den Lösabstand ungewollt zu verändern, finde ich äußerst interessant.

Das ist nur ein scheinbarer Vorteil.

Weil:

Die Stimmzunge ist ein gewalztes Stahlband. Durch den Walzprozess bekommt das Material vor allem im Außenbereich Druckeigenspannungen - auf beiden Seiten der Oberfläche. Wenn man dann jetzt auf einer Seite die Oberfläche abschleift (weil das eigentliche Profil der Stimmzunge eingeschliffen wird), fehlt auf dieser Seite die Druckeigenspannung der Randschicht... und von der Gegenseite wird das Material "auf die Seite gedrückt" - sprich die Stimmzunge verbiegt sich automatisch in Richtung der abgeschliffenen Oberfläche. Die Zunge bekommt damit automatisch eine gewisse Aufbiegung... die "verzieht sich, wenn man so will damit in "richtige" Richtung... also in Richtung größere Aufbiegung. (welche harmloser von den Auswirkungen ist und sich leichter korrigieren lässt)

Das gleiche passiert auch wenn man nur kleine Nachstimmereien macht - egal mit welchem Werkzeug! Dort wo Material abgenommen wird schiebt automatisch durch die Druckeigenspannungen die Gegenseite in Richtung nachgestimmte Seite.

Und durch den Effekt geschieht es völlig automatisch , wenn man nachstimmt, dass sich die Zungenaufbiegung verändert. Wenn man sorgfältig und nur minimal nachgearbeitet hat dann bleibt das meist in einem Bereich, wo man nichts am Lösabstand nacharbeiten muss.

Kann aber auch sein - insbesondere bei größeren Nachstimmungen - dass sich die Zunge dann soweit verzieht, dass man dann hinterher den Lösabstand korrigieren muss. ... Und das wiederum wie schon gesagt, ist unabhängig von der Methode mit der man nachstimmt!



Wenn man mit der Arbeit mit dem Stimmstichel die Zungen verbiegt, dann hat das meist mechanische Gründe die im Zustand des Werkzeugs und dem unachtsamen Umgang beim Stimmen liegt.

Häufigster Punkt:

Der Stimmstichel ist nicht wirklich scharf.

Damit der Stimmstichel Material abnehmen kann, muss der eine saubere scharfe Schnittkante haben. D.h. es reicht bei weitem nicht, sich so ein Ding zu kaufen und dann jahrelang damit stimmen zu wollen - Die Stirnkante muss regelmäßig wieder neu abgezogen werden, damit eine saubere scharfe Schnittkante vorhanden ist. Abgezogen heißt nicht kurz an die (grobe ) Schleifscheibe des Scheifbocks gehalten, sondern mit feiner Körnung eine saubere scharfe und glatte! Kante erzeugen. Dazu benötigt man Schleifkörnung von ca. 1000 aufwärts - für den regelmäßigen Handgebrauch ist hier z,B. ein feiner Arkansas Ölstein gut geeignet. Und mit dem sollte dann idealerweise vor Beginn der Stimmarbeiten der Stichel nochmal abgezogen werden.

Dann hat man eine scharfe Kante am Stimmstichel und kann mit sehr wenig Druck einen feinen Span von der Stimmzunge abschaben. Und das ohne, dass man stärker auf die Zunge drücken muss . Somit läuft man auch nicht groß Gefahr hier durch zuviel Druck irgendwas zu verstellen.

Und der große Vorteil bei der Arbeit mit diesem Gerät besteht darin, dass man bei eingebauten Stimmstöcken nur das Ventil leicht anheben muss und dann kann man schon mit dem Stimmstichel drunterfahren. Und das schöne dabei ist: es ist völlig egal ob man dabei das Ventil berührt oder nicht!


Wenn man das mt einem rotierenden Schleifstift machen will, dann muss man das Ventil soweit abheben, das man sicher nicht mit dem Schleifstift am Ventil rumschleift. Die Schleifwelle ist ebenfalls deutlich größer als der Stimmstichel. Man muss also diverse Kompromisse eingehen, um überhaupt sinnvoll an die Stimmzunge ranzukommen. In der Summe braucht man also wesentlich mehr Freiraum um mit dem rotierenden Schleifstift überhaupt gut an die Zunge rankommen kann um da was nachzuschleifen.

So einen Minischleifer hab ich nicht zur Hand und kann drum jetzt hier kein Vergleichsbild einstellen... aber ich stelle hier mal zwei exemparische Bilder mit ein, die zeigen, wie filigran so ein Stimmstichel ist und wie wenig Platz man braucht um damit zu arbeiten. Die Bilder sind zwecks besserem Fotografieren an einem ausgebauten (Probier) Stimmstock dargestellt - aber genau so mach ich das auch bei eingebauten Stimmstöcken im Akkordeon!


Stimmstichel.jpg Stimmstichel im Einsatz.jpg

.. ich kann mir nicht vorstellen, dass man mit einem rotierenden Schleifgriffel ähnlich "minimalinvasiv " arbeiten kann... hab ich zumindest noch bei keinem so gesehen!
 
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wie reagiert eigentlich das Gefüge des Federstahls, wenn durch maschinelles Schleife Wärme eingebracht wird - oder bewegt man sich da noch im Bereich unterhalb?
 
oder bewegt man sich da noch im Bereich unterhalb
das hängt davon ab, von welcher Temepratur man da ausgeht.

Wenn man schleift, bis es glüht, dann ist ganz klar das Gefüge gestört und je nach dem wie lange das war und wie schnell man abkühlt entweder hinterher weichgeglüht oder spröde und glashart. ... So weit wirds wohl keiner treiben. Der Fall ist also wohl eher nur hypothetisch...

Wenn man bis in den Bereich schleift, wo diese typischen Anlassfarben auftreten, dann ergibt das in aller Regel eine leichte Verminderung der Festigkeit bei gleichzeitig deutlicher Steigerung der Zähigkeit. Diese Eigenschaft wird aber schon bei der Herstellung des Stahls gemacht ( sieht man an den gebläuten Kanten und Rückflächen der Zungen). Der Zustand wurde also schon einmal ab Stahlwerk gemacht. Das macht hier auch Sinn, um dem Stahl neben der Festigkeit auch die benötigte Elastizität mit auf den Lebensweg zu geben.

Wenn man das dann jetzt nochmal macht - also erhitzt bis in den Bereich wo der Stahl dunkelblau anläuft, wird die Festigkeit nochmals geringer und die Zähigkeit nochmals höher.
Geht man über den Temperaturbereich (das sind dann die blassblauen Farben), dann verschiebt sich das Festigkeitsgefüge deutlicher und verliert mehr. Bleibt man darunter ( also farblich bei den gelb bis gelbbraunen Anlassfarben) dann verändert sich normal im Stahlgefüge nur sehr wenig bis praktisch ohne Auswirkung.

Und bleibt man temperaturmäßig im Bereich wo es noch keine Verfärbungen erzeugt, dann tut sich festigkeitsmäßig praktisch gar nichts im Stahl.

... und letzteren Bereich sollte man tunlichst nicht überschreiten. Denn wenn sich der Stahl festigkeitsmäßig "entspannt" dann lösen sich damit immer auch "Verspannungen" .. z.B. die Druckspannungen im Randschichtbereich. Und wenn sich Verspannungen lösen , dann ändert sich auch das Kräftegleichgewicht... und das heißt: die Stimmzunge kann ihre Form und Lage ändern! Konkret bedeutet das, dass sich normal die Aufbiegung ändert - also der "Lösabstand" hinterher ein anderer ist und gegebenenfalls neu eingestellt werden muss.

  • Wenn man mit manuellen Werkzeugen stimmt wird man keine Chance haben den Zungenstahl auch bloß irgendwie warm zu schleifen.
  • Mit einem Dremel( oder ähnlichem ) und feinem Frässtift schätze ich , dass man den Bereich wo Verfärbungen auftreten auch nur schwer erreichen wird.
  • Aber es gibt auch pfiffige Leute die mit einem Polierstift schleifen (das ergibt eine feine Rauhigkeit mit wenig Abtrag.. lässt sich also gut kontrollieren) da kanns schon sein dass die Temperatur auch mal deutlich höher wird und man dann zwar eine relativ saubere Oberfläche hat, aber die Aufbiegung ebenfalls schon etwas gewandert ist.
 
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in den 80er Jahren besuchte ich -von meinem Akkordoenorchester aus- die Reparaturkurse bei Hohner, die damals von dem legendären Wolf Linde geleitet wurden.
Die Kurse gingen jeweils eine Woche, waren von Hohner aus kostenlos, nur Übernchtung und Verpflegung mussten selbst bezahlt werden.

Wir habe seinerzeit - vom Prinzip her - alles gelernt, was bei einem Akkordoen anfallen kann. Sehr geholfen hat der Kurs in allen Bereichen, was so im täglcihen Geschäft so anfällt. Auch wenn mal an einem geringwertigen Akkordoen mal eine PLatte auszutauschen ist, mache ich das auch und stimme die auch nach.
UNd zwar so, wie es sich gehört. Das dauert aber, aufgrund meiner geringen Erfahrung und Übung.

Diese Methode, zu 'drehmeln' habe ich nie auch nur annähernd ins Kalkül gezogen, habe aber mittlerweile ein paar dieser misshandelten Instrumente in der Hand gehabt. Leider leider ist es so, dass der 'gemeine' Akkordeonspieler gar nicht die chance hat, zu erkennen, was seinem INstrument da angetan wird. Bei mir im Raum wurde da mitunter so gearbeitet und zu billigsten Preisen diese Leistung angeboten.

Zuerst ist 'Geiz ist geil' und dann wird es sehr teuer. Aktuell haben wir eine Morino im Orchester die diesbezüglcih einfach nur kaputt ist.

Kaputt heisst nicht, dass das nicht reparabel wäre. Mit diesem Instrument war ich vor ein paar Jahren bei unserem User 'Balg', der mir gezeigt hat, wie man das wieder richten kann.
Der Aufwand dafür ist nun so hoch, dass es auf einen wirtschaftlichen Totalschaden hinausläuft.

An meine Instrumente habe ich bis vor ein paar Jahren niemanden herangelassen, bis ich nun auf meinen Reparateur in Reutlingen gestoßen bin, der halt einfach nur weiss, wie es geht und es mit seinen Händen auch umsetzen kann.

Richtig schlimmm wird es dann wenn so etwas an einer alten Gola mit den originalen Stimmplatten gemacht wurde - das habe ich gerade im Freundeskreis - . Das ist dann schon so etwas wie ein Verbrechen.

Das sind jetzt meine 'Zusammenkünfte' mit solchen Arbeiten. Was da an den Stimmzungen passiert, hat maxito schon ausführlich dargelegt.
 
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Der Dremel ist ein handliches und vielseitiges Werkzeug kann aber nicht kontrollierbar gleichmäßig Material von der Fläche abtragen.
Die elektrischen Feilen mit dem Motor als Griff können flächig abtragen scheinen mir aber zu unhandlich um genau genug damit an Stimmzungen handtieren zu können.
Angetrieben über Druckluft oder vielleicht über eine biegsame Welle könnte ein solches Werkzeug handlicher ausfallen und ließe sich vielleicht mit Übung vorsichtig einsetzen.
 
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Angetrieben über Druckluft oder vielleicht über eine biegsame Welle könnte ein solches Werkzeug handlicher ausfallen und ließe sich vielleicht mit Übung vorsichtig einsetzen.

Und schon bist du beim Zahnarztwerkzeug. Das ist ja bekanntermaßen bei Aldi oder im Baumarkt preiswert zu erwerben.

Nein, glaubt es doch: ein simpler Stichel, ordentlich geschärft, und eine Feile genügen. Das handwerkliche Geschick lässt sich nun mal auch im Internet-Smartphone-Zeitalter nicht durch elektrische Helferlein ersetzen.

Meint
morino47
 
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Ich frage mich, warum professionelle Stimmer (sowohl selbständige als auch bei den Instrumentenherstellern) nach wie vor manuell stimmen, wenn es so tolle Helferlein gibt, mit denen alles viel schneller, besser, sonstwas geht ...
 
Ich frage mich, warum professionelle Stimmer (sowohl selbständige als auch bei den Instrumentenherstellern) nach wie vor manuell stimmen,
weil bei denen Zeit = Geld gilt!

Es ist heute nur eben der übliche Glaube dass man immer eine elektrische Maschine braucht um effizient und schnell zu sein und Handarbeit mit langsam gleichgesetzt wird. das gilt aber nicht immer gilt. Nur wo es um Volumen geht sind Maschinen schneller. Bei kleinen filigranen Sachen wo jedes Teil wieder anders angegangen werden muss ist man manuell trotz aller technischen Neuerungen meist schneller.... Erst wenn s um Stückzalen geht die gleich werden sollen dann tritt die Maschine wieder in den Vordergrund.

Aber was soll ich sagen: richtige Männer brauchen richtige Maschinen!:rock:


...Da frage ich mich, ob ich alles richtig mache, nachdem ich aber unlängst mir noch einen neuen Handhobel zugelegt habe :gruebel:
 
Bitte ein Bild dieses Werkzeuges;
Der Handhobel hat jetzt nichts mit Akkordeon zu tun..

... und somit ist dieses Bild "Offtopic":

Tisch in Aktion 3.jpg


... und mein hauptsächliches Stimmwerkzeug hab ich schon weiter oben gepostet:

Stimmstichel.jpg

Das ist ein Stimmstichel mit einem etwa bleistiftlangen "Griff" aus ca. Ø5 mm Edelstahlstab und vorne eingesteckt eine 1 mm Hartmetallnadel. Die hat den Vorteil dass die wesentlich länger scharf bleibt m Gegensatz zu den üblichen Stiften aus (HSS) Werkzeugstahl... braucht allerdings zum Schärfen zwingend einen Diamantschleifstein. Die gibts aber mittlerweile auch als relativ preisgünstige, kleine Schleifplatten zum mitnehmen.

Mit dem Stichel kommt man an jede Stimmzunge ziemlich bequem ran. Und wenn man den Stift vorher sauber abgezogen hat kann man auch sehr feinfühlig und mit wenig Kraft damit arbeiten... und mit etwas Übung schnell und präzise!
 
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Das Hobeln geht eher in den Bereich umgriffener Werkzeuge.
Der Stimmstichel läßt sich zwischen zwei oder maximal drei Fingerspitzen halten.
Die menschlichen Finger können minimalste Unebenheiten ertasten die im Mü-bereich liegen dürften.
Das gilt wahrscheinlich auch für die Verlängerung durch spitze Bleistifte Nadeln oder Stichel.
Vielleicht können diese sogar die Unebenheit verstärkt wiedergeben ähnlich der Nadel eines Grammophons.
Vorausgesetzt das Werkzeug kann entsprechend fingerspitzengeführt gehalten werden.
Das geht mit Dremeln oder auch Zahnartzbohrern besser als mit dem Vorschlaghammer aber eben auch nicht wirklich feinfühlig genug.
Hobeln ist schon eine ungeübt schwierige Arbeit, da man aus der Körpergesamtbewegung heraus ein gutes Ergebniß erzielen muß, was auch geht auf größerer Fläche.
Da braucht es auch ein Feingefühl daß aber Fingerspitzen unabhängig bzw unabhängiger ist.
"Vielleicht" kann ein kollektives Gesamtfingergefühl auch größere Flächen mit umgriffenen Werkzeugen ertasten.
Maschinen (aber welche?) können vielleicht in der gröberen Vorfertigung von Stimmzungen zum Einsat kommen.
Stimmen würde ich, nachdem das damit mehrfach so schön geklappt hat, mit schlanken griffigen Schleifsteinen wo es möglich ist.
Damit komme ich aber anders als der Stichel nur an ausgebaute Zungen dran.
Bei eingebauten Stimmstöcken (Feinstimmung) wird es gar nicht anders gehen als nur mit dem Stichel.
 
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Die Tonzunge.
Ich frage mich, warum professionelle Stimmer (sowohl selbständige als auch bei den Instrumentenherstellern) nach wie vor manuell stimmen, wenn es so tolle Helferlein gibt, mit denen alles viel schneller, besser, sonstwas geht ...

Das frage ich mich auch??? Weshalb ist hier nur ein Desinteresse anzutreffen ?
Ich habe mit meinen entwickelten Gerätschaften in namhaften Akkordeon-Fabriken schon Vorträge und Verbesserungsmöglichkeiten zum Stimmen aufgezeigt. Das wurde von einem Stimmer, der sich bei der Geschäftsleitung danach gemeldet hat mit den Worten: Mit diesem Teufelszeug möchten wir nichts zu tun haben. Das war es dann auch und so wird es auch bleiben.

Ist es möglich, eine Tonzunge von 446 auf 440 herunter zu stimmen? Diese Frage wurde an mich herangetragen. Meine Antwort hierauf ist ja.

Ich habe die Stimmplatten einer alten Gola mit Abweichungen bis 35 Cent nachgearbeitet mit dem Ergebnis, die Ansprache und die Tonstabilität in keiner Weise beeinflusst zu haben. Im Gegenteil, es ist noch möglich, diese zu verbessern.

Die Erkenntnis hieraus ist Folgende: Die Tonzunge erlaubt sehr große Eingriffe wenn sie gut behandelt (bearbeitet) wird.

Noch eine Antwort zu Dremelschäden wobei die Tonstabilität hierdurch geschädigt wurde. Diese Schäden sind bei hochwertigen Stimmplatten in den meisten Fällen durch eine richtige Bearbeitung wieder zu beheben.

Gruß , Manfred
 
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Manfred hat mir auch schon sehr eindrucksvoll gezeigt, wie ein PERFEKTES Schleifen und Stimmen vor sich geht.

Das Problem: Seine Methode dauert wesentlich länger als konventionell und ist daher für einen Profi nicht wirtschaftlich, bzw kaum ein Kunde wird das bezahlen wollen/können.

Es ist nun aber nicht so, dass die Profis nicht wissen wie das geht, bzw das nicht beherrschen.
Aber: Meine alte Gola wurde irgendwann in den 80ern überholt und konventionell gestimmt mit dem entsprechenden optischen Ergebnis. Akutsitsch ist das dem Instrument aber nicht anzumerken, weil das immer durch Könner erfolgte.

Ein absoluter optischer Traum ist meine Gola aus den 90ern. Bei der wurden die Stimmzungen immer sorgfältigst 'gestreichelt'. Das ist aber optischer Schnickschnack und hat mit der Funktionalität nichts zu tun. Ich muss mir mal bei der die innenliegenden Stimmzungen anschauen ;-)
 
Manfred hat mir auch schon sehr eindrucksvoll gezeigt, wie ein PERFEKTES Schleifen und Stimmen vor sich geht.

Das Problem: Seine Methode dauert wesentlich länger als konventionell und ist daher für einen Profi nicht wirtschaftlich, bzw kaum ein Kunde wird das bezahlen wollen/können.

Ich würd s mal andersrum formulieren:

Das was Balg nachträglich am Profil korrigiert, davon könnte man bei optimierter Herstellung im Werk schon vieles beim Schleifen der Zungen mit einbringen. Nachträglich korigieren ist ganz klar ein Riesenaufwand... Iss aber über all so!

Und hier ist trotzdem ein Punkt an dem ich gerne einhaken möchte, weil s in einem Nachbarfaden auch am Rande darum ging:

Es gibt Fachwerkstätten, dort arbeiten Puristen die aus ihrer Methode fast schon ein Glaubensdogma draus machen und demzu folge alles ander verteufeln als sei es der Antichrist persönlich... Dabei aber völlig außer acht lassen, was denn vorher mit der Stimmzunge passiert ist. Wenn man also nur Stimmen mit Handwerkzeug als akzeptiert, weil alles ander zu viel Wärme und Störung in die Zunge reinbringt, dann darf man aber nicht vergessen, dass jede Stimmzunge zuerstmal maschinell ihr Profil eingeschliffen bekommt!

Und so sehe ich das auch wie Balg - es ist nicht die Frage mit welchem Gerät arbeite ich , sondern wann arbeite ich mit welchem Gerät und wie arbeite ich damit!

Es gibt Arbeitsschitte, da bietet es sich an flächig zuarbeiten ( und gegebene falls die Zunge dazu auszubauen) ud es gibt Arbeitsschritte, da ist man viel schneller und meist auch genauer, wenn man von Hand mit dem Stichel nur gezielt eine lokale Bearbeitung macht. Und hier setze ich an: Wenn ich flächig arbeiten will Weil z.B. die Profilkurve korrigiert werden muss, da kann man mit einem passenden Schleifgerät sehr wohl schnell und effektiv arbeiten. Wenn ich nur den letzten Tick der Feinstimmung koirrigieren will, da muss ich dann auch entsprechend fein und präzise arbeiten können... da geh ich nicht mit der Axt ins Holz, sondern mit dem Feinschaber, sprich eher mit dem Stichel.

Die Frage ist also nicht welches Gerät verteufelt und welches gepriesen werden muss, sondern wann ist welches Gerät das optimale... und für Feinstimmungen bietet sich nach wie vor der Stimmstichel an. Bei größeren flächigen Arbeiten ist s dann die Stimmfeile oder der Schleifer.
 
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Und so sehe ich das auch wie Balg - es ist nicht die Frage mit welchem Gerät arbeite ich , sondern wann arbeite ich mit welchem Gerät und wie arbeite ich damit!
Das ist genau des Pudels Kern. Wenn der Stimmer weiß und kann was er tut, dann kann er es mit jedem irgendwie geeigneten Werkzeug seiner Wahl. Oder?
 
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dann kann er es mit jedem irgendwie geeigneten Werkzeug seiner Wahl. Oder?

...jein...

man kann alles mit allem machen , aber nicht alles mit allem gemacht passt sinnvoll zusammen... Der Goldschmied kann auch mit dem 2 kg Fäustel arbeiten... aber feine Ziselierungen klappen mit anderem Werkzeug dann doch wesentlich zuverlässiger und "störungsfreier".

Man sollte sich davor hüten zu sagen, keine elektrisch angetriebeen Werkzeuge an meine Stimmzungen von wegen Wärmeeintrag und so... aber beim Profilschleifen bei der Herstellung wird genau damit gearbeitet.
Und andersrum einfach den Stimmstichel gegen einen Dremel zu ersetzen passt auch nicht so richtig, weil man damit einfach nicht so feinfühlig unterwegs ist.

... gilt wiederum solange, solange die Stimmplatte eingebaut ist ... Sobald man aber die Stimmplatte frei zugänglich hat - da kann man dann wiederum sehr wohl mit einem flächigen Schleifer die Stimmzunge bearbeiten - wenn die Werkzugkombi stimmt, dann arbeitet man breitflächig und auf größerer Länge.. ist dann wieder sehr schonend für die Stimmzunge, weil man nur minimalsten Abtrag erzeugt...

Deshalb: Es gibt nicht nur schwarz und weiß, sondern man muss immer die Umstände mit anschauen - Aber unter den Umständen des Eingangsposts - also Feinstimmung am fertig aufgebauten Gerät- da bin ich nach wie vor der Meinung , da ist man mit dem Stimmstichel feinfühliger und sicherer unterwegs als mit dem "Dremel"
 
da ist man mit dem Stimmstichel feinfühliger und sicherer unterwegs als mit dem "Dremel"
Ich benutze beides und variiere nach Größe der Stimmplatten und der Einbausituation. Da ich regelmäßig Instrumente mit kleineren und noch dazu liegend eingebauten Stimmplatten wie die Hohner Regina und Preciosa deren Stimmzungen kürzer und dünner sind als Standardstimmplatten. Lange Zeit habe ich wegen der weit verbreiteten Meinung, daß mit diesem besser/sicherer gearbeitet werden kann, den Stichel verwendet. Seit ich auf den Schleifer umgestellt habe kann ich auch weitgehend ohne Ausbau hochstimmen, was mit dem Stichel garnicht geht, und verbiege keine Zungen.
Schiefgehen kann naturgemäß beides, aber ich habe auch mit dem Schleifer noch keine Stimmplatte unbrauchbar gemacht (ungefähr 50 Stück komplett gestimmt, davon ca. die Hälfte von 435 auf 440 Hertz)
Leider habe ich keinen Lieferanten mehr für absolut hochwertige Diamantschleifer mit 1-1,2mm Durchmesser. Für Tips wäre ich dankbar.
 
Manfred hat mir auch schon sehr eindrucksvoll gezeigt, wie ein PERFEKTES Schleifen und Stimmen vor sich geht.

Das Problem: Seine Methode dauert wesentlich länger als konventionell und ist daher für einen Profi nicht wirtschaftlich, bzw kaum ein Kunde wird das bezahlen wollen/können.

Es ist nun aber nicht so, dass die Profis nicht wissen wie das geht, bzw das nicht beherrschen.


Daß meine Methode wesentlich länger dauerte , hatte mit der Wirtschaftlichkeit nichts zu tun .
Ich wolte Dir nur zeigen , wie ein perfektes Schleifen vor sich geht. Ich kann durchaus wirtschaftlich arbeiten.

[/QUOTE]
Es ist nun aber nicht so, dass die Profis nicht wissen wie das geht, bzw das nicht beherrschen.

Diese Profis sind mir bisher noch nicht begegnet ,obwohl ich dazu schon die beste Gelegenheit hatte.

Gruß
Manfred
 
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