Tagebuch: Wenn der Komplett-Anfänger einen HB Bausatz zusammentackert :-)

therealkickers
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Ich wollte mal "kurz" und bündig (kichervon meiner allerallerallerersten Bastelei mit E-Gitarren berichten.
Vor kurzem half man mir hier bei der Identifikation passender Ersatzteile für den mir zum runden Geburtstag zugekommenen Harley Benton DC Bausatz. Im Verlauf dieses threads kam die Idee auf, das fertige Konstrukt "dann irgendwann mal" hier mal zu zeigen, was ich hiermit gerne mache.
Anfangs dachte ich noch, ich schraube den 90 Euro Bausatz einfach 1:1 nach Anleitung zusammen und dübel ihn als Dekoobjekt in den Gitarrenkeller, weil das eh nix wird. Ich bin ne handwerkliche Unternull, kann nicht mal tapezieren oder Laminat verlegen. Mein Werkzeugkeller beschränkt sich auf Gefundenes, Schießbuden Schraubendreher, ein Bitsatz mit Griff für 18 Euro und ne Rohrzange, die so groß ist, dass ich nichtmal weiß, was man damit überhaupt greifen soll.
Ich hatte vorher noch nie (!) einen Lötkolben in der Hand, habe noch nie PUs aus- oder eingebaut, geschweige denn zerlegt, wusste nicht, welche Tuner passen, wusste nichts von Maßen und Standards, kenne "Masse und Erdung" nur vom Hörensagen und konnte bis auf Saiten stimmen und ansatzweise die Bundreinheit / Oktavreinheit (kann mir nie merken, was was ist) einstellen, eigentlich gar nix. Halt! Doch!. Ein Pickgaurd meiner Fender Strat habe ich mal ersetzt. Handvoll Minischräubchen raus, tauschen, wieder rein, fertig. Das war's...

Daher dachte ich, ich nehme die Gelegenheit und haue einfach mal alles rein, was ich an möglichen Basteleien nur lernen kann. Was draus wird? Mindestens das besagte Dekoobjet und die Erkenntnis, dass ich mglw. Gitarren doch lieber spielen als zusammenfriemeln sollte (obwohl ich auch im Spielen Anfänger bin, aber egal) . Oder aber Spaß an der Freude und ein einigermaßen hübsches Gitarrchen. Alles war möglich ;-)
Ich kaufte mir nach endloser Recherche im Internet also einen Lötkolben, Lötzinn, ne Lötpumpe. Trennscheiben für meinen seit 5 Jahren noch in Folie verpackten Dremel. Eine Halsstütze, dass man die Klampfe auf den Tisch legen kann, Kupferfolie für die Technikfächer und all den Kram, den ich glaubte oder von dem ich gelesen hatte, ihn zu brauchen.
Googelte mich durch alles, was ich finden konnte, was man so machen kann. Nicht, weil ich aus dem 90 Euro Gerät glaubte, ein Kunstwerk zu erschaffen, das alle meine teils doch etwas höherwertigen Klampfen übersteigt. Sondern einfach weil ich dachte, im Urlaub mach ich jetzt mal tabularasa und lerne alles by doing. Alles was geht. (Außer natürlich den Body sägen oder sowas).
Dann kam der vermessene Gedanke hinzu, "warum nicht gleich versuchen, ein wirklich nutzbares Instrument fabrizieren, das obendrein auch optisch noch meinem Wunsch entsprach, mal eine rein schwarz-weiße Gitarre zu haben?"
Also ging ich auf Shopping Tour. Ich kaufte also schwarze Grover Tuner, neue Epiphone Alnico Pro Calssic PUs, neue schwarze PU Cover, schwarze Polepieces bei Aliexpress (90 Cent plus 10 Euro Porto, stöhn), schwarze Bridge und Stop Tailpiece sowie schwarze Kabelbuchse, deren Abdeckung ich übernehmen wollte. (Fast) alles immer schön abgemessen und mit den originalen Teilen vom Bausatz verglichen. Gar nicht so einfach, sogar die Länge der Polepieces war relevant :)

Den Body und den Hals brachte ich nach dem schnell verworfenen Gedanken an Eigenleistung mit Laufnasen und Pinselspuren im Lack zu unserer langjährigen Kfz-Lackiererei. Der nette Chef-Oldie zog mir gleich den Zahn, dass der von Thomann als "geschliffene und porengefüllte Body direkt zu lackieren" sei. Also schleifen, grundieren, lackieren. Preisgrenze meinerseits 250 Euro. Beim Preis für den Bausatz 90 Euro. Ich fing, scherzhaft an der Sinnhaftigkeit zu zweifeln, zumal ich mit allem anderen Zukauf schon bei über 200 Euro lag. Aber es ging ja um den Weg und den Spaß, diesen zu gehen, und erstmal nicht so um das Ziel :)
Während Body und Hals mit der Vorgabe "hoch glänzend weiß" darauf warteten, zwecks Kostensenkung bei einem anderen Kunden mit Holzlackierung in dieser Farbe "mitgemacht" zu werden", trudelten tagein, tagaus die Teilchen ein. Immer schön in der Hand prüfend gewogen, ohne auch nur den leisesten Schimmer, wie ich z.B. die PU Cover austauschen könne oder woher ich wissen soll, welche Ader der PU wie und wo an die Verkabelung müssen... Es sah alles toll aus, aber ich glaubte nicht so recht an einem Erfolg.
Abgeschlossen von schwarzen Holzschräubchen in allen möglichen Längen ( wie sich später rausstellte, fehlte genau eine Länge), einen Gummihammer für die Einschlagbolzen, die passende, natürlich in meinem Kasten exakt fehlende Sechskant-Nuss... Alles, was der Handwerker von Welt so haben muss :-D

Leider habe ich über die Tage beim Werkeln immer wieder mal vergessen, Fotos der Schritte zu machen. Und auch vom Rohling, also dem DC Bausatz von Harley Benton, der immer als erstes Suchergebnis kommt, wenn man beim großen T nach Double Cut sucht ( kicher ), habe ich leider kein Foto gemacht. Kennt aber vermutlich eh jeder. Generell können die allermeisten hier vermutlich eh nur müde über mein Gebastel schmunzeln, in Erinnerung an ihre allerersten Gehversuche vor vielen Jahren...

Der erste Schritt war der Umbau der bestellten neuen, silbernen Humbucker von silbern in schwarz. Die waren einfach zuerst im Briefkasten... aber leider zu hoch. Bibber... also den Dremel ausprobiert und 5mm unten weggeflext und die Sägekante glatt geschliffen. Ja, lacht nicht, für mich war das ein Erfolgserlebnis...
Dann also gegoogelt, wie die Kappen abgehen, zum zweiten mal den Dremel geschwungen und die silbernen Cover entfernt, Wachs entfernt, gepopelt, innen den schwatzen Lack weggeschliffen damit Lötzinn hält, 0,5mm beidseitiges, flexibles Klebeband zwischen Cover und PU, alles wieder zusammen, Polepieces (Aliexpress) rein, fertig.
Und da kam er, der so wichtige, erste Moment: "Huch, ich hab's hinbekommen, sieht cool aus und müsste zudem auch noch funktionieren...". Ab dem Moment, als die beiden umgebauten PUs vor mir lagen packte es mich endgültig. Ich wollte basteln, basteln, basteln, gier, lechz, sabber. :)


Epiphone Alnico Pro Classic vorher (PP schon draußen)
PU1.jpg



Für mich die Erforschung eines Planeten: Sooo sieht ein PU also aus, wenn die Kappe weg ist...
PU3.jpg



Mist, neue Cover 5mm zu hoch. Ob's schlimm war? Ob's gepasst hätte? Keine Ahnung. Ich hab sie mit zitternden Händen auf Maß gedremelt :)
PU2.jpg



Ui, schau, ich hab was hinbekommen...
PU5.jpg



Vorher Harley Benton Noname Humbucker - nachher Epiphone Alnico Pro Classic in schwarz
PU6.jpg




Nun war ich also angefixt.
Nach knapp 4 Wochen der ersehnte Anruf: Jemand wollte eine Küchenfront in hochglanz weiß, und man hat meinen Body und Hals mitgemacht. Hals Unterseite bis zum Binding, Kopfplatte nur bis Kante, da der Schenker des Bausatzes ebenfalls schwer übte und mir am Ende meinen Namen in die Kopfplatte in makelloser Serifenschrift graviert hat...
Body und Hals also abgeholt, große Freude. Meine Geduld, meine Bereitschaft für eine gute Google Bewertung und der Fakt, dass man es "mitmachen konnte" brachte mir einen Preis von exakt: Gar nix. Geschenkt. Umsonst. Wow!
Was sollte jetzt noch schiefgehen??? Braunen Schein in die Kaffeekasse geworfen und daheim voller Tatendrang auf dem großen Tisch Deko und Geschirr gegen Werkzeug und Bauteteile ausgetauscht.
"Jaja, ich brauche nicht lang" - die irgendwie absurd klingende Ausrede an meine Frau.

Als nächstes hatte ich gelesen, man solle / könne die Elektronikfächer abschirmen. Und da ich "alles" probieren wollte, machte ich mich auch daran, ob notwendig oder nicht.
Also 6 zuvor bestellte A4 Bögen Kupferfolie mit leitender Klebefläche hergenommen, dachte mir "naja, über Rand, damit Kontakt zur Innenseite des ebenfalls beklebten Abdeckplastiks, einmal ringsrum und dann unten die Fläche - kann ja so schwer nicht sein.
Pustekuchen. 3 Bögen hab ich verballert, 3 Stunden habe ich gemessen, versucht, Schablonen zu zeichnen, geklebt, durchgerissen, geschimpft, rausgerissen und wieder von vorne. Wusste nicht, dass die von der Beschaffenheit und Reißfestigkeit wie Alufolie ist mit Sekundenkleber. Jetzt weiß ich's.

Rand fertig, komplett ausggeklebtes Fach leider Foto vergessen...
Fach3.jpg




nun ging es an die für mich als solche auserkorene Königsdisziplin - das Löten. Nach einem Crashkurs von meinem Sohn fing ich an, an allen möglichen Kabelresten erstmal zu üben. Oh Gott. Jede Kabelverbindung hatte einen 45-90 Grad Knick und nen erbsengroßen Knubbel in der Mitte... Lach!
Entweder das Lötzinn hing am Kolben und blieb nicht auf der Lötstelle, oder es war einfach weg. Wo? Keine Ahnung. Da muss im Kolben ein Lötfresser sitzen.
Irgendwann hatte ich dann die zwei mal zwei Kabel zwischen PU und Poti-Geknüddel so zusammen, dass ich dachte "das passt so". Bis mir dann auffiel, dass ich die zu übernehmenden Steckverbinder (HB) mit den Lötstellen außerhalb der Gitarre mit dem Potikram zusammengelötet hatte und Stecker und isolierte Lötstellen nicht durch die Löcher im Body passten und obendrein die Potis mit all dem Drahtgewurschtel ja erstmal in die Gitarre reinmussten :-D
Aaaargh. Ooooh mann! Alles wieder aufmachen, auflöten und da capo.
Die Anleitung von Harley Benton schwieg sich über die Positionierung der Potis in den 4 Bohrungen beharrlich aus (Zitat "normalerweise sind die "oberen" Potis für den und den Pickup zuständig". Unter einem schräg von hinten durch die Brust ins Auge geschossenen Foto. Herr hilf... Generell ist die Anleitung auch mehr eine grobe Richtlinie. Kabelfarben stimmten nicht überein, die Klinkenbuchse war fest verlötet und konnte nur mir Gewalt inkl. Lötplättchen eingeprügelt werden, Bohrungen zur Kabeldurchführung waren an anderen Positionen, Masse am Steg statt am Tailpiece usw. usf. - Hier halfen dann meistens die Produktfotos auf der Thomann-Webseite oder einfach genau hingucken.
Also Potis rein, nochmal alles löten und dann hoffen, dass bei später mal eingestecktem Kabel am Amp nicht alles nur kreischt und pfeift. Das war eigentlich meine größte Befürchtung, dass kein Ton rauskommt oder es nur rauscht und quietscht oder so, weil ich ne Masse oder ne Lötstelle verkackt hätte.
Naja, jetzt konnte ich wenigstens ansatzweise löten...

Quetsch, stopf, wurschtel...
Fach2.jpg


Body3.jpg


Und auch hier erstmal schön die silbernen Schräubchen rein und wieder raus, damit sich die Bohrungen im Holz auch schön auffriemeln können :-/

Body.jpg



Habe sogar noch eine PU Switch Platte "Ryhthm-Treble" mit weißer Schrit. Kam zu spät, schade. Ob ich nochmal aufmache und tausche? Hmmm.

Body3.jpg



Zur Entspannung dann noch die Grover Mechaniken verbaut. Hier kam dann der erste Qualitätsmangel des Bausatzes zum Tragen: Zwei der Schraublöcher waren um halbe Lochbreite versetzt, was bei zwei Tunern zu einer nicht ganz symmetrischen Positionierung führte.
Nach kurzem Überlegen hielt ich das dann aber für einen verschmerzbaren optischen Mangel und befestigte sie so. Leider kamn die schwarzen Schräubchen, einen Ticken länger und breiter, erst einen Tag später, hier auch noch mit den silbernen...
Abstand der Flügel zum Plattenrand war noch ok. Finde es opisch so auch schöner, als wenn die Flügel so weit vom Kopf wegstehen.
Hier nochmal danke an den netten Kleinanzeigen VK, der mir nach 3 Wochen Warterei auf den Versand dann neben den schwarzen Schrauben auch zwei Unterlegplatten vorenthielt, die ich mir dann bei Session für eine Kaffeekassenspende holen durfte. Grrrr.


Grover.jpg



Später... (Name mit Photoshop verwischt)
Grover2.jpg


Letztenendes (vor dem letzten Bild), noch den Hals am Body verschraubt. Da hatte ich etwas Bammel, dass die Schrauben durchdrehen könnten und das alles nicht bombenfest hält.
Tat es dann aber absolut. Leider habe ich nirgends eine schwarze Abdeckplatte für die Hals-Verbindung gefunden, die quadratisch ist und deren Bohrlöcher übereinstimmten. Nun ist die Platte das einzige silberne Teil an der Gitarre. Aber die ist hinten und man sieht sie weder beim Spielen, noch wenn die Gitarre im Ständer steht.
Naja.

Zweiter Mangel des Bausatzes: Auch die Positionierung des Tuners entweder für die A oder die D Saite war nicht milimetergenao richtig. Beim Aufziehen der D Saite auf der Mitte des Tuners, wo der Durchmesser der Welle am kleinsten ist, lag die Saite so nah an den Saitenwindungen der A Saite, dass sie sich dort hauchzart berührten. Als sie nach einer weiteren Wicklung aber auf den breiter werdenden Teil des Tuners und damit minimal nach außen wanderte, war der Abstand zwar klein, aber dann ausreichend. Siehe Bild...

Tja, und dann kam leider, bzw. Gott sei Dank der Teil, von dem ich eigentlich am meisten Arbeit und Lernerei erwartete, aber wo ich auch die größten Risiken für mein Scheitern sah - Halskrümmung und Steg zueinander so einstellen, dass es nicht schnarrt, keine 5cm Luft hat und man im Idealfall halbwegs spielen kann.
Bislang lag der Steg auf den Einschlagbolzen bündig auf dem Body in tiefster Position und nichts war eingestellt. E, A und D Saite waren drauf, ich zupfte, schnarr schnarr. Naja, war klar, hatte ich so befürchtet / gehofft.
Also alle Saiten drauf, gelockert, Steg ohne jedes Ziel nen Tick nach oben gestellt - Bämm. Perfekte Höhe, perfekte Justage, perfekte Spielbarkeit.
Ich dachte das darf nicht wahr sein. Ich habe ne Duesenberg Starplayer Special, die wurde in Hannover mal justiert, Jahre bevor sie mir der Vorbesitzer vermachte. Die ist nicht nur aus dieser Hinsicht, aber eben in der Halsjustage und Saitenlage für mich das Maß der Dinge.
Und was macht die Harley Benton nach einem kleinen Hochstellen des Stegs? Wahnsinn. Ich habe selten so eine für mich perfekte Spielbarkeit in Bezug auf Abstand der Saiten von Kopf bis Steg gehabt, noch nie so einen angenehmen Hals, so einen schönen Druckpunt der Saiten.
Ich hätte erwartet, mir einen Wolf zu schrauben, mir immer wieder das eine mit dem andere zu dejustieren, mich im hundersten und tausendsten zu verlieren, irgendwann zu sagen "komm, so ist gut, so lass ich's jetzt halt". Ich hätte erwartet, dass HB bei diesem Bausatz vielleicht sogar nicht 100% gerade Teile liefert, der Hals nicht komplett gerade ist, oder was weiß ich Was ich aber nicht erwartet hätte, war diese Spielbarkeit. Das war vor 3 Tagen und ich nehme sie im Keller imm wieder in die Hand und glaube kaum das, was meine Hände mir da vermitteln :)

Aber dann stand ja noch der Overkill-Test bevor. In den Amp (in meinem Fall Multieffekt-Board an PA) reinstecken und beten, dass ein Ton rauskommt, der sich im Idealfall noch ansatzweise wie eine Gitarre anhört. Meine Lötstellen zogen mir vor dem geistigen Auge vorbei, der gefühlt fälschlicherweise irgendwie mit Metallteilen auf der Kupferfolie sitzende PU Switch, die PU Cover, die ich mit dünnen Streifen flexiblem Klebeband statt mit Wachs am Plastik der PU befestigt hatte...
Einmal tief Luft holen, einschalten. Geil. Nichts. Kein Rauschen, kein Pfeifen, fast absolute Stille. Und der Ton? Fast noch besser. Schön differenziert spielende Hals- und Brücke PU, sowohl einzeln als auch zusammen. Der eine mit nem tollen bluesigen vintage Sound, der andere passend zur SG knackig, rotzig und definiert. Nichts matscht, einzelne Saiten schön rauszuhören, bei hohem wie bei niedrigen Lautstärken. "Der eine wie der andere" schreibe ich, da ich vermute, die beiden Steckverbinder verwechselt zu haben, da der Ton in der "Rhtyhm" Position des Switches eher dem entspricht, den ich auf der anderen Position kenne und umgekehrt. Aber das ist mir wirklich ziemlich egal. Beim nächsten Öffnen der Abdeckung stecke ich um und gut ist. Das war einer der Gründe, warum die ich Steckverbinder der Harley-Benton Elektronik übernommen und die Stecker der PU abgeschnitten und an die Pro Classic drangelötet hatte. Nochmal löten? Nein danke...

Aber einen HB Bausatz für 90 Euro kritikfrei hochzuloben, geht ja nicht. Und wäre auch nicht ganz fair, da ich wie ausgeführt ja viele Teile von vornherein "upgegradet " habe. Auch den gecoateten d'addario Saiten habe ich mal eine Chance gegeben, denn die mitgelieferten von HB fühlten sich schon beim Auspacken an wie Stacheldraht.
Es se auch noch erwähnt, dass die Bundstäbchen wirklich recht rauh sind. Bendings kratzeln schon einigermaßen, aber erträglich daher.
Hier sagte mit die Recherche, ich solle erstmal ne Weile drauf spielen, manchmal gebe sich das mit der Zeit. Falls nicht, überlege ich, ob ich das Risiko eingehe, und mit dem Dremel und den Polierscheiben wie hier im Board mehrfach detailiert im Board bei abgeklebtem Griffbrett, poliere.
Aber erstmal lasse ich das und spiele mal ne Zeit lang. Gecoatete Saiten sind da vielleicht nicht die beste Lösung, aber das Problem ist für mich marginal.
Die Kanten der Bundstäbchen hingegen sind top. Sie sehen über dem Binding aus, als hätte sie einer mit dem Nagelkneifer geschnitten, aber man fühlt absolut nichts beim Sliden am Hals.

Ja, ne Zeit lang probieren. Denn das unverhoffte ist: Ich hab so Bock auf der Gitarre zu spielen. Das kennt ihr Profis sicher besser als ich Noob, aber das Gefühl, eine "selbstgebaute" Gitarre zu spielen, die auch noch so toll justiert ist, so top klingt und an der ich soooo viel probiert und gelernt habe, das ist wirklich ein ganz, ganz tolles Gefühl.
Ich habe Duesenberg, Gibson, Fender, Chapman Pro, Epiphone Custom im Fuhrpark stehen, aber jetzt steht da mittendrin eine Harley Benton, die was ganz besonderes ist. Zum runden Geburtstag bekommen, vom Schwiegersohn graviert, so gestaltet wie ich sie wollte, selbst zusammengebastelt und toll klingend.

Falls hier jemand liest, der das noch nie gemacht hat und Lust drauf hat: MACHT DAS. Das macht sooo ohne Ende Bock, und hey, wenn's schiefgeht, und nicht gerade das Geschenk vom Schwiegersohn zum runden Geburtstag war, dann verliert man im schlimmsten Fall 90 Euro, aber man gewinnt und lernt so viel dabei.
Meine Angst vor Justagen oder Bastelaktionen an Gitarren ist von 100 auf null gegangen. Eignetlich war das von Beginn an eins der Hauptziele.

Hätte ich noch Platz im Keller, ich würde das selbe direkt nochmal machen. Vielleicht mal nen besseren Hals nehmen, mal einen Body für aktive PUs... dann ein Muster in den Body beizen, Airbrush drauf, was weiß ich. Einfch irgendwas cooles. Immer den nächsten Schritt.

So, nun geht der Roman langsam zu Ende.
Freitag kommen noch Ernie Balls Straplocks, dann ist das gute Stück absolut fertig.
Investiert habe ich inkl. 50 Euro Trinkgeld für die Lackiererei zusätzlich ziemlich genau 230 Euro.
Ja, ich hätte für 350, 400 Euro ne fertige, ordentliche Klampfe bekommen, aber niemals diesen Spaß und diese Erfahrung.

Fertsch!
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Danke für's Lesen dieses doch eher etwas lyrischen und psychisch fundierten, denn praktisch hilfreichen Tagebucheintrags eines ehemaligen Angsthasen vor Gitarrentechnik :)
 

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Genau so soll es sein 🤟
 
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Gratulation. Ich habe sowas kürzlich zweimal auf niedrigstem Niveau gemacht und soviel über E-Gitarren gelernt wie in Jahrzehnten vorher nicht. Und das bei überschaubarem Risiko.
 
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Gut ge- und be-schrieben. (y)

Als Tipp für den zweiten Bausatz ... Bau erst mal die Holz- und Mechanikteile zusammen und mach da das Setup. Wenn das dann steht (das könnte ja aus Gründen der Passgenauigkeit, Bundabrichtung, Holzqualität usw. in die Hose gehen und Dir die 50€ für die Kaffeekasse sparen) kannst Du dich an die Kür mit Oberflächenbehandlung und Elektrik machen.

Zweiter Tipp ... kaufe die Kupferfolie nicht als A4-Bogen, sondern auf der Rolle. Gibt es beim großen Fluss als Kupfer-Schneckenband. Das ist preislich günstiger.
 
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