Themen rund ums Gitarrenspiel wirtschaftswissenschaftlich reinterpretiert

  • Ersteller DieWiedergeburt
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Das werte ich als Verschwörungstheorie x-Riff! :D Das muss ich als OT in einem wirtschaftswissenschatlichen Thread bewerten! ;) Außerdem würde ich gerne die wissenschafltiche Beweisführung solch einer Verschwörung wider "alle" einfordern!

Markenpolitik, Positionierung und Wachstumsstrategie am Beispiel der Causa Satriani/Coldplay

Ein ergänzender Essay zum wissenschaftlichen Diskurs von Univ.PPPProf. DieWiedergeburt:

Markenpolitisch betrachtet ist die Klage Satrianis gegen Coldplay sein Eingeständnis, dass er der kommerziell weniger talentierte Künstler und seine Musik am Markt wirtschaftlich unterlegen ist.

Der Träger einer starken und bekannten Marke würde nicht den fatalen Fehler machen, durch einen in der Presse lautstark promoteten Streit, einem schwächeren und unbekannteren Wettbewerber durch die Zugkraft der eigenen Marke zu mehr Aufmerksamkeit zu verhelfen.

Niemand hebt im Wettbewerb den Konkurrenten ins eigene Scheinwerferlicht! Aber es gibt eine Menge Tricks, wie man sich ins Scheinwerferlicht von anderen stellen kann.

Nachdem Satriani seiner Strategie zufolge als cleverer Geschäftsmann einzustufen ist, ist seine Strategie ein Zugeständnis, dass er Coldplay als kommerziell erfolgreicher einstuft als sich selbst. Darauf basiert seine Strategie „Anpinkeln kommerziell überlegener Musiker“, durch die er hofft, seine eigene Bekanntheit zu steigern, eine neue Zielgruppe anzusprechen und den Absatz seiner Produkte zu steigern. Er fischt in einem neuen Markt.

Nachdem Satriani als Nischenplayer zu betrachten ist, der eine überschaubare Zielgruppe an Gitarrenvirtuosen-begeisterten Zuhörern bedient, wage ich zu prognostizieren, dass die von Satriani angepeilte aggressive Wachstumsstrategie in der neuadressierten Zielgruppe der melodieorientierten Zuhörerschaft von Coldplay nur bedingt aufgehen wird, da diese Zielgruppe wenig auf Satrianis gitarrentechnisch beeindruckende Musik reflektieren wird.

Der eigentliche Clou der Strategie steckt in diesen beiden Punkten:

Urheberrechtlich betrachtet wird er – im Falle eines Sieges vor Gericht – am Erfolg kommerziell erfolgreicherer Mainstream-Musiker mitverdienen – ohne diesen Pfad selbst betreten zu müssen, was einem fatalen Imageverlust in der eigenen Zielgruppe seiner Marktnische gleichkommen würde.

Es ist aber nicht zu erwarten, dass dieser kommerzielle Schachzug von Satriani von seiner Nischenfangemeinde – die sich unter anderem auch dadurch charakterisiert, sich vom kommerziellen Mainstream abzuheben – durchschaut wird. Im Gegenteil: Die Identifikation mit der gitarrentechnisch qualitativ hochwertigen Randgruppe, die Positionierung in der Nische wird durch den Streit mit dem Kommerz gestärkt. Marketingtechnisch handelt es sich also um ein Kundenbindungsprogramm.

Auch mir kommen die Tränen … :D … allerdings vor amüsierten Grinsen und Lachen!
 
Tja in meinen numehr 15 (ja ich weiss ich war zwischenzeitlich faul) Semestern BWL Studium bin ich zu folgender Beurteilung eines BWL Studiums gekommen:

"Das Studium der BWL beinhaltet zu mindestens 70% die Verwissenschaftlichung trivialer Sachverhalte, dem Rest sei ein gewisser Mehrwert für die Gesellschaft nicht abgesprochen"
Quelle: Weilando (2008)
 
Ich gebe Dir vollkommen recht, relict, dass Wirtschaftswissenschaftler sich vehement gegen Verschwörungstheorien wehren.

Die generelle Schwäche von Verschwörungstheorien ist dabei das allgemeine Rundum- und Totschlag-Argument der fehlenden wissenschaftlichen Nachweisbarkeit, das seinerseits schwer auszuräumen ist und daher den Vorzug hat, das wundersame Wirken der Wirtschaftsweisen in den Elfenbeitürmen absurder Annahmen über wirtschaftliche Mechanismen in der Realwelt unsichtbar zu machen, indem sie diese vehement gegen eine angeblich unwissenschaftliche Vorgehensweisen wehren und sie genauso weit von sich weisen wie sie das mit der Realität selbst machen.

Der wirkliche Grund ist aber freilich eher, dass einzig die Naivität der Wirtschaftswissenschaftler am Wirken ist und nur noch übertroffen wird von ihrer Neigung, sinnlose Zukunftsprognosen zu tätigen und sich daraufhin damit den Tag zu vertreiben, indem man begründet, dass sie eingetroffen wären, wenn nicht alles anders gekommen wäre, was aber eher gegen die Wirklichkeit als gegen die Prognose spricht.

Ja - wer käme denn überhaupt auch nur annähernd auf den Gedanken, dass eine Handvoll von Globalkonzernen in den Bereichen Energie, Verlage und Medien, Automobile, Flugzeugherstellung, Chemie, Pharmazeutik, Telekommunikation, Gammelfleisch, Müll- und Schlachtviehtourismus und ähnlichen unwesentlichen Wirtschaftsbereichen auch nur darüber sinnieren würden, gemeinsam mehr zu verdienen, indem man sich den Markt aufteilt, Preisabsprachen tätigt und ansonsten ein paar investigative Investitionen im Korruptionsbereich vom Stapel läßt?

Und dort wo der akribische Nachweis gelingt - meist obwohl die Kartellaufsicht oder Aufsichtsbehörden tätig werden - ist es immer eine Ausnahme - und sofort fühlen sich im Gefolge die Wirtschaftsethiker aufgerufen, die Saubermänner der Nation zu spielen.

Doch genug von der Realität - wir sind ja im Bereich der Wirtschaftswissenschaften.
Und dort fehlt eigentlich der zunehmend wichtige Bereich der Intensivierung von Einnahmen durch Ausdehnung von Wertschöpfungsketten und die Ausbeute einmal getätigter Ausgaben durch Mehrfachnutzung (multilaterate expanding output) - der Klingelton zum Buch vom Film nach der Musik von dem online-game ...

Unter diesem Aspekt kann man den Fall Satriani-Coldplay auch beleuchten und käme zu dem Ergebnis, dass eine nachmalige Ausbeute aus dem Musikrepertoire von Satriani darin besteht, anderen Musikern nachzuweisen oder ihnen zumindest vorzuwerfen, sich aus seinem eigenen Fundus bedient zu haben, um dann von deren Verkaufszahlen und Erlösen zu partizipieren ohne weitere Anstrengungen oder kreatives Potenzial zu bemühen.

Dabei kommt Satriani natürlich die amerikanische Praxis zu Gute, dass gute Anwälte über eine Erfolgsbeteiligung geordert und bezahlt werden können, weshalb die Investitionsschwelle und das Investitionsrisiko = null sind und auch ein noch so dürftiger Vergleich sich schon lohnen dürfte. Der Grenznutzen bei Nullinvestitionen ist per definitionem immer positiv, sobald auch nur ein geringer Nutzen dabei rauskommt.

x-Riff
 
Tja in meinen numehr 15 (ja ich weiss ich war zwischenzeitlich faul) Semestern BWL Studium bin ich zu folgender Beurteilung eines BWL Studiums gekommen:

"Das Studium der BWL beinhaltet zu mindestens 70% die Verwissenschaftlichung trivialer Sachverhalte, dem Rest sei ein gewisser Mehrwert für die Gesellschaft nicht abgesprochen"
Quelle: Weilando (2008)

Moin :great:,

mein lieber Scholli :eek:, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen benötigst Du 15 Semester :confused:? Das hatte ich schon nach dem ersten Semester intus :cool::rolleyes:.

Gruß, Max Planck :redface:;):D
 
Verwissenschaftlichung trivialer Sachverhalte

Etwas keck und provokant formuliert würde ich sagen: Wissenschaft erklärt lediglich triviale Sachverhalte. Sobald man sich nicht mehr in störungsfreien Laborsituationen bewegt, sondern alle beteiligten Parameter mit berücksichtigen will, schlägt die Unvorhersagbarkeit von komplexen Ereignissen – neuerdings wissenschaftlich erklärt durch die Chaostheorie – zu.

Darum gibt es auch so viele Theorien: weil solange man es nicht nachmessen kann, ist die Prognosekraft der Wissenschaft für komplexe Ereignisse lediglich eine Lotterie.

*Provokationsmodus Ende*

dass Wirtschaftswissenschaftler sich vehement gegen Verschwörungstheorien wehren.

Ich bin ein großer Fan von Verschwörungstheorien.

Mich hätte in diesem Zusammenhang der Coldplay-Satriani-Affäre die nähere Beleuchtung der Beteiligung der amerikanischen Regierung – ich vermute als Beitrag zur Ankurbelung der Weltwirtschaft – und des CIA – dem Vernehmen nach zur Unterstützung der Rüstungsindustrie und als Präventivmaßnahme zur Verhinderung eines befürchteten Staatsstreich seitens militanter britischer Coldplay-Fans gegen US-Gitarristen Joe Satriani – der als künftiger Musikminister im Kabinett Obama gehandelt wird – interessiert.

Ich denke, wir sind es Univ. PPPPPProf. DieWiedergeburt schuldig, Deine Verschwörungstheorie auf wissenschaftliches Fundament zu bauen, und sei es noch so holprig! :D
 
Tja in meinen numehr 15 (ja ich weiss ich war zwischenzeitlich faul) Semestern BWL Studium bin ich zu folgender Beurteilung eines BWL Studiums gekommen:

"Das Studium der BWL beinhaltet zu mindestens 70% die Verwissenschaftlichung trivialer Sachverhalte, dem Rest sei ein gewisser Mehrwert für die Gesellschaft nicht abgesprochen"
Quelle: Weilando (2008)
Haha, sorry, dafür habe ich auch nur 1 Semester VWL gebraucht. BWL ist quasi einfach nur "Wörter und Definitionen erfinden". Trotzdem schreibe ich am Montag Finanzwirtschaft, das ist wirklich nicht leicht ;)

Egal: Ich habe das Thema erst heute gesehen. Großartig. Generell ist die VWL (in dem Fall noch mehr als die BWL) einfach unglaublich, was den Praxisbezug zu verschiedensten Themengebieten angeht. Vorgestern erst habe ich eine empirische Analyse des Fußballspieles nach statistischen und nach spieltheoretischen Methoden gelesen, kurze Zeit später etwas mit ähnlichen Methoden über Bildungschancen. Höchst interessant.

Was vielleicht auch noch interessant wäre, sich mal Gedanken über die Preissetzung bei Konzerten zu machen. Bei dem Led Zeppelin Gig hätten die vermutlich viel höhere Gewinne erzielen können indem sie die Preissetzung bzw. den Mechanismus für die Preisetzung verändert hätten. Gewissermaßen sind Marktergebnisse ja nicht Pareto-Effizient, wenn die Kartenpreise bei Ebay für ausverkaufte Konzerte ÜBER dem eigentlichen Kartenpreis liegen
---> ineffizientes Ergebnis seitens des Verkäufers... Wenn meine Klausuren rum sind (gestern Mikro B geschafft, jeah) kann ich mir da vielleicht mal Gedanken zu machen. Oder du schreibst dazu schonmal etwas und ich kann es dann in den Ferien ausarbeiten ;)
 
Was mich ja mal interessieren würde ist, wieviel Prozent der VWL/BWL Absolventen, die in der freien Wirtschaft (und nicht in der Forschung) arbeiten, tatsächlich auf die elaborierteren Theorien und Methoden des (Haupt-)Studiums zurückgreifen um Praxis-Probleme zu lösen und wieviele eher auf der Basis von ökonomischen Grundbegriffen Plausibilitätsüberlegungen (wie in diesem Thread) anstellen und danach entscheiden.

@hofgabes: Du kannst das gerne mal näher ausführen, warum das Allokationsergebnis bei Led-Zep-Karten ineffizient ist. Was mir spontan als Anhaltspunkt für ne nähere Erläuterung einfällt, wäre folgendes: Aufgrund mikroökonomischer Überlegungen ist eigentlich ganz klar, dass die genannte Lösung nicht pareto-effizient, dh. wohlfahrtsmaximierend sein kann, da es sich nicht um einen Knappheitspreis handelt. Es gilt hier das, was in den Lehrbüchern zu den Wohlfahrtswirkungen von Höchstpreisen unterhalb des Gleichgewichtspreis steht. Sie verursachen einen Nachfrageüberhang, der dann durch andere Verteilungsmechanismen als dem Preis reguliert werden muss (WArteschlangen, Schwarzmarkt,etc.). Dies hat unter anderem zur Folge, das Personen mit höherer Zahlungsbereitschaft (denen das Konzert also wichtiger ist) als andere nicht zum Zuge kommen, was unmittelbar die pareto-Regel verletzt (der Super-Fan könnten den Mini-Fan z. B. für die Karte kompensieren, so dass sich beide im ERgebnis besser stellen würden). So in diese Richtung könnte man da argumentieren.
 
Was mich ja mal interessieren würde ist, wieviel Prozent der VWL/BWL Absolventen, die in der freien Wirtschaft (und nicht in der Forschung) arbeiten, tatsächlich auf die elaborierteren Theorien und Methoden des (Haupt-)Studiums zurückgreifen um Praxis-Probleme zu lösen und wieviele eher auf der Basis von ökonomischen Grundbegriffen Plausibilitätsüberlegungen (wie in diesem Thread) anstellen und danach entscheiden.

Werd ich dir in spätestens 2 Jahren sagen können hoff ich zumindest :D

Ich stelle aber die Vermutung an, dass es viel darauf ankommt, was man denn tatsächlich macht. In der Kostenrechnung Bilanzierung werden sicherlcih viele der Methoden angewandt. Im Supply Chain Management, oder anderen logistischen Bereichen sicher auch. Wies im Marketing zB oder im strategischen Management aussieht dagegen... ka vermutlich eher weniger.

Aber na ja Sinn und Zweck des Studiums ist ja aber auch nicht vornehmlich genau das gelernte zu übernehmen, sondern in die Lage versetzt zu werden, Probleme möglichst selbstständig und objektiv bearbeiten zu können und zusätzlich ein gewisses Grundverständniss über die im Hintergrund ablaufenden wirtschaftliuchen Prozesse zu bekommen

Und genau das hab ich zumindest gelernt mittlerweile
 
Ein BWL-Student mit Zusatzausrichtung Marketing, der seit längerem angestellt ist und den ich mal gefragt hatte, meinte, dass er etwa 15-20% verwenden kann, wobei sich das im wesentlichen auf bestimmte Instrumente und Herangehenseweise bzw. das Verwenden von Fachwörtern und das Lesen fachlicher Lektüre und Studien bezieht.

Allerdings hätte er ohne den Abschluss die Stelle nicht bekommen.

Im Wesentlichen - und besonders in Deutschland, wo formalen Abschlüssen ein hoher Stellenwert beigemessen wird - ist das erfolgreiche Studium eher das Erklimmen einer Hürde, ohne die der job nicht ausgeführt werden kann. In der Praxis spielen dann andere und weitere Fähigkeiten (gesunder Menschenverstand, Praxistauglichkeit, Intuition, Kommunikation, soziale Kompetenzen, Branchenwissen, Erfahrung) eine große Rolle.

Unternehmen gehen eh davon aus, dass sie Absolventen von der Uni oder der FH einige Zeit mit der Nase auf die Praxis stupsen und die mehr oder weniger erfolgreich und behutsam aber bestimmt davon abbringen müssen, die Praxis mit ihren theoretischen Vorgaben und Ideen umkrempeln zu wollen. Deswegen haben auch grundsätzlich die Studenten einen Vorteil, die entweder vorher eine Lehre gemacht oder gute Praktika absolviert oder eine praxisnahe Abschlussarbeit (am besten mit einem Unternehmen aus der Wirtschaft) hingelegt haben.

Dazu kommt eh ein mehr oder weniger großer Anteil von Studenten, die sich so ein Studium reinziehen, um den elterlichen Betrieb übernehmen zu können.
 
@hofgabes: Du kannst das gerne mal näher ausführen, warum das Allokationsergebnis bei Led-Zep-Karten ineffizient ist. Was mir spontan als Anhaltspunkt für ne nähere Erläuterung einfällt, wäre folgendes: Aufgrund mikroökonomischer Überlegungen ist eigentlich ganz klar, dass die genannte Lösung nicht pareto-effizient, dh. wohlfahrtsmaximierend sein kann, da es sich nicht um einen Knappheitspreis handelt. Es gilt hier das, was in den Lehrbüchern zu den Wohlfahrtswirkungen von Höchstpreisen unterhalb des Gleichgewichtspreis steht. Sie verursachen einen Nachfrageüberhang, der dann durch andere Verteilungsmechanismen als dem Preis reguliert werden muss (WArteschlangen, Schwarzmarkt,etc.). Dies hat unter anderem zur Folge, das Personen mit höherer Zahlungsbereitschaft (denen das Konzert also wichtiger ist) als andere nicht zum Zuge kommen, was unmittelbar die pareto-Regel verletzt (der Super-Fan könnten den Mini-Fan z. B. für die Karte kompensieren, so dass sich beide im ERgebnis besser stellen würden). So in diese Richtung könnte man da argumentieren.

Ich meinte aus Sicht des Anbieters, bzw man könnte ja wie gesagt auch wohlfahrtsökonomisch argumentieren: Bei Ebay gibts Leute, die mehr für diese Karte zahlen würden, dh, der Anbieter (hier ja ein Monopolist, klaro, jede Band ist einzigartig, aber gleichzeitig einfach substituierbar- ein einziger -in dem Moment glaubhaft- letzter Led Zeppelin-Gig jedoch nicht) hat nicht wirklich geschickt maximiert, da er ja viel mehr von der Konsumentrente haben könnte, nämlich das, was die Fans bei Ebay mehr ausgeben, mindestens. Aber im Prinzip haben alle, Eventkarten verkaufen genau das Problem: WM-Karten für Fußballspiele sollten ähnlich sein. Versteigerungen könnten hier das Ding sein. Aber wie gesagt, wenn ich Lust habe, denke ich mal über die Ferien darüber nach. Ich sollte jetzt Wirtschaftsgeschichte lernen, das schreibe ich morgen.
 
Immer billiger einkaufen - aber selbst gut bezahlt werden:(wie lange) kann das gehen?

Hans_3s Argumentation in dem verlinkten Thread ist zwar nicht so ganz klar offengelegt, aber wenn ich ihn richtig verstehe, läufts hinaus auf folgende

These: Der Konsumenten-Wunsch alles immer billiger haben zu wollen führt letztlich in eine Wirtschaftskrise und zu Arbeitsplatzverlust führt, da es ja nicht angehen könne, dass man selber gut bezahlt wird, wenn zugleich die Produkte die man herstellt für immer weniger Geld verkauft würden. Daraus schlussfolgert er dann, dass man seine Kohlen doch besser überlegt in Qualitätsprodukte investieren solle, auch wenn die mal was mehr kosten.

Übersetzt in die Fachterminologie geht es hier also um den Zusammenhang zwischen Produktivitätswachstum (=immer billigere Produkte) und Lohnsatz (gezahltem Lohn). Hans_3s These ist also: Aus positivem Produktivitätwachstum folgt ein niedrigerer Lohnsatz.

Vorweg sag ich mal, dass mit dem Thema ein echtes Fass aufgemacht wird, das im Grunde eine sehr viel differenzierte Darstellung erfordern würde, als ich im Folgenden geben werde. Daher mache ich an dieser Stelle nur einige stark komplexitätsreduzierte Anmerkungen, die vielleicht deutlich machen, dass die von Hans_3 angenommenen Zusammenhänge (in der Form, wie ich sie oben rekonstruiert habe) aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht schwer zu untermauern sind.

Grundsätzlich gilt einem Arbeitnehmer kann MAXIMAL (i. d. R. weniger) die Summe als Lohn gezahlt werden, die er durch seine Tätigkeit auch erwirtschaftet. Anderenfalls würde er ja mehr kosten, als er einbringt und könnte in dem Fall nicht dauerhaft beschäftigt werden. Eine steigende Produktivität wirkt sich nun -ceteris paribus - folgendermaßen aus:

a) Fall ohne Außenhandel
Nehmen wir an, die Arbeitsproduktivität steigt, der Arbeiter kann also jetzt mehr pro Zeiteinheit herstellen als vorher. Dies ist doch gleichbedeutend damit, dass er der Firma mehr einbringt als vorher bzw. das die Firma nun günstiger herstellen kann. Diesen Kostenvorteil kann die Firma zum einen an den Kunden weitergeben in Form immer billigerer Produkte, zum anderen kann sie auch einen höheren Lohn zahlen, welcher der gestiegenen Produktivität entspricht. Wenn also durch steigende Produktivität Lohnveränderung anstehen, dann wohl eher nach oben.

b) Fall mit Außenhandel (ultra-vereinfacht und daher angreifbar)
Intuitiv ist klar und man kann es auch analytisch zeigen (Stichworte: komparativer Kostenvorteil, Freihandel): Ein Produkt sollte dort hergestellt werden, wo dies mit den geringsten Kosten geschehen kann. Insofern ist eine Billig-Produktion von China-Gitarren im Ausland unproblematisch. Solange im Ausland nicht produktiver hergestellt wird als in Deutschland besteht auch für den deutschen Arbeitsmarkt kein Nachteil. Im übrigen gilt das, was unter a) steht.


Ansonsten kann man zu Hans Thesen z. B. folgendes sagen
:

1. Billigprodukte sind von den Konsumenten gewollt, sonst würden sie von den Firmen nicht angeboten. Wer ein solches kauft, dem stiftet das Produkt offenbar mehr Nutzen, als jede andere Verwendungsart des Geldes (denn der Konsument ist ja Nutzemaximierer!). Ihre Produktion ist auch aus wohlfahrtstheoretischer Sicht sinnvoll, solange die erzielten Erlöse (=Nutzengewinne der Käufer) größer sind als die Herstellungskosten (=Nutzenverzichte der Gesellschaft durch den Verbrauch der Rohstoffe). Sobald dies nicht mehr der Fall ist verschwindet das Produkt ohnehin vom Markt. Aus Konsumentensicht spricht daher nichts gegen Billigprodukte. Wenn es sie gibt, dann sind sie auch gewünscht.

2. Technischer Fortschritt und Konkurrenz sorgen dafür, dass im Zeitverlauf regelmäßig die Preise für Produkte fallen. Wer den Preisverfall verhindern will, der friert das erreichte Konsumniveau ein, da nur durch Konkurrenz und Preisdruck ein Anreiz besteht Verfahren zu optimieren und mit immer neuen Innovationen neue Märkte zu erschließen. Konkurrenz und Preisverfall haben den unschätzbaren Vorteil, dass wir heute nicht mehr mit Kutschen durch die Gegend brettern und die Wäsche am Fluss waschen müssen, sondern jeder ne Waschmaschine und ein Auto hat bzw. sich leisten kann. .

3. Für den Produzenten schließt es sich nicht aus, dass die Produkte zu Spottpreisen weggehen und gleichzeitig die Arbeiter gut verdienen. Maßgeblich ist die - um in Hans_3s Beispiel zu bleiben - die Arbeitsproduktivität, dh. das Verhältnis von Arbeitseinsatz zu hergestellter Menge. Solange die Produktivität (z. B. gemessen in Gitarren pro Stunde) schneller wächst, als die Preise sinken, ergibt sich kein Problem. Deutschland kann im Ländervergleich nur so hohe Löhne zahlen, WEIL in Deutschland extrem produktiv gearbeitet wird.
 
Moin,

ähm :confused:, ja ne is klar :redface:

Gruß, Sherlock Humbuck
 
Warum man nicht traurig sein braucht, wenn man bei Ebay überboten wird

Wie bereits an anderer Stelle gezeigt (DieWiedergeburt 2008: S.1), kann man den subjektiven Nutzen eines Produktes in Geldeinheiten bewerten(=monetarisieren). Der monetarisierte Nutzen eines Gutes drückt sich dann in der Zahlungsbereitschaft aus, also der Summe die man bereit ist für das Produkt auszugeben.

Wenn man bei Ebay überboten wird, gilt nun folgendes: Man selbst leistet einen Verzicht auf den Nutzen den einem das Produkt gebracht hätte, genau in der Höhe des eigenen Gebots. ABER: Der Auktionsgewinner leistet einen noch größeren Nutzenverzicht, denn der durch seine Zahlungsbereitschaft (=von ihm zu zahlendes Höchstgebot) ausgedrückte Nutzenverzicht liegt höher, als der aller anderen Bieter, sonst hätte er ja nicht gewonnen. Es ist also nicht so, dass einer gewinnt und die anderen verlieren, sondern der Gewinner muss den größten Verzicht leisten. Paradox, nicht wahr?
 
Nanu, wo sind denn die ganzen Seminar-Teilnehmer hin? Auf einmal ist es so leer hier? Ob's am unfreiwilligen Raum-Wechsel liegt?
 
Warum sich die Musikpiraterie nicht eindämmen lässt - eine Modellrechnung

Ich gebe hier eine rein ökonomische Begründung, warum für die Musik-Raubloader die Kosten-Nutzen-Rechnung praktisch immer aufgeht! Die Argumentation ist direkt (mit etwas anderen Zahlen) übertragbar auf den Bereich Filmdownloads und Softwaredownloads.

Die Nutzenberechnung läuft mit geschätzten, aber nicht gänzlich unplausiblen Zahlen so:

Bruttonutzen einer gesaugten CD = ca. 15 EUR (das Geld wird eingespart!)
Chance des Erwischtwerdens = ca. 1:10000
Schadensersatz falls erwischt = ca. 10.000 EUR
Erwarteter Schaden = Schadensersatz x Schadenswahrscheinlichkeit= 1/10000 x 10000EUR= 1EUR
Nettonutzen = Bruttonutzen - erwarteter Schaden = 15EUR - 1EUR = 14 EUR

Ggf. ist noch für Personen, die risikoadvers sind (also Angst vorm erwischt werden haben) ein zusätzlicher Risikoabschlag vom Nettonutzen abzuziehen. In diesem Fall müsste er mindestens 14 EUR betragen, um die Person vom downloaden abzuhalten.

Am Ende gilt: Solange der Nettonutzen positiv ist, gibt es für die individuelle Person rein ökonisch einen Anreiz illegal downzuloaden. Der amoralische homo oeconomicus lädt also immer down.

Damit dies nicht mehr der Fall ist müsste folgendes eintreten:
- Chance des Erwischtwerdens muss rapide ansteigen und /oder
- Die Schadensersatzzahlungen müssen rapide ansteigen und/oder
- Die CDs müssten so billig werden, bis sich der Nettonutzen des Ladens auf 0 verringert.

Da die Musikindustrie diese Zusammenhänge genau kennt und bemerkt hat, das sich das ökonomische Anreizgefüge für sie ungünstig darstellt hat sie

Gegenstrategien auf anderen Felde eingeleitet:

- Die Moralschiene: Menschen sind keine homo oeconomicüsse, sondern handeln auch aufgrund moralischer Wertmaßstäbe. Kampagnen wie "Raubkopierer sind Verbrecher" zielen genau auf Einstellungsänderungen und Sensibilisierungen in diesem Bereich ab.
- Vom Produkt (CD) zur Dienstleistung (Live): Da die Musikverteilung per Internet schlecht zu kontrollieren ist (Vollzugsdefizit), muss jetzt vermehrt das Produkt Live-Musik als Einnahmequelle herhalten.
- Zusatznutzen zur CD: CDs enthalten nun immer mehr Zusatzleistungen, wie DVDs, Codes für spezielle Internetseiten, o. ä. da klar ist, dass die Musik alleine immer weniger Leute zum Kauf veranlasst.



PS: Liest hier eigentlich noch jemand mit?
 
Jop, habe jetzt Ferien, vielleicht schreibe ich auch mal einen Beitrag, wenn mir was gutes einfällt.

Die Musikindustrie hat ja die Summen auf die geklagt wird, schon drastisch erhöht. Aber im Allgemeinen hängt dies wohl einfach mit der Chance zusammen, nicht erwischt zu werden.
 
Dann möchte ich im Gegenzug aber auch mal wissen, wie eine Kalkulation zu stande kommt, in der die Herstellungskosten einer CD unter einem Euro betragen, der Verkaufswert von neuen CDs jedoch bei 17 € aufwärts liegt.

Ganz abgesehen davon, dass meines Erachtens ein Konzept, das auf Erstverkauf basiert, in Zeiten qualitätsverlustfreien Kopierens eh überholt sein dürfte und die Künstler davon am wenigsten haben.

Meiner Einschätzung nach ist das einfach ein Versuch der marktbeherrschenden Konzerne, ihre Macht in klingende Münze umzusetzen, während ihnen gleichzeitig auf materiell-technologischer Basis die Felle wegschwimmen.
 
Ich kenne zwar die Kalkulation hinter dem CD-Preis nicht, aber aus Sicht der Theorien der Preispolitik kann sich der Preis "wahlweise" orientieren an:

- den Herstellungskosten (das wäre die Preisuntergrenze, da sonst nicht einmal die Herstellungskosten gedeckt wären)
- den Zahlungsbereitschaften der Kunden (nachfrageorientierte Preissetzung)
- den Preisen der Konkurrenz (wettbewerbsorientierte Preissetzung)

Um jetzt sagen zu können, was für die Plattenlabels gilt, müssten man zunächst wissen um was für eine Marktform es sich dort tendenziell handelt. Sind das z.B. Monopolanbieter (sog. Angebotsmonopol), da die Verwertungsrechte für einen Künstler ja immer nur bei einem Label liegen, dann ergäbe sich tendenziell ein (zu) hoher Preis, mit dem versucht wird die maximalen Zahlungsbereitschaften abzuschöpfen. Das ginge in Richtung deiner Argumentation, X-Riff.
Betrachtet man den Markt als harten Wettbewerbsmarkt, dann müsste sich (laut Theorie) der Preis tendenziell an den Herstellungskosten orientieren, da die lauernde Konkurrenz den Gewinn(aufschlag) drückt. Im theoretisch recht kompliziertem Anbieter-Oligopolfall würde sich der Preis tendenziell ander Konkurrenz orientieren.

Was jetzt im konkreten Musik-Markt gilt, weiß ich leider nicht, da kenn ich mich nicht so aus. Was sich jedoch klar abzuzeichnen scheint, ist, dass der klassische Tonträgermarkt in seiner bisherigen Form nicht mehr lange existieren wird, bzw. zum Teil schon nicht mehr existiert. Vgl. auch meine oben erwähnten "Gegenstrategien auf anderem Felde".
 
Nanu, wo sind denn die ganzen Seminar-Teilnehmer hin? Auf einmal ist es so leer hier? Ob's am unfreiwilligen Raum-Wechsel liegt?

Das glaub ich nicht, eher liegt es schon an Deinem hübschen Avatar! :D *zerkeks-und-zerkugel*
 
OK, das Problem des zu hübschen Avatars habe ich korrigiert. Ich denke der neue passt von der Bildsprache her auch sehr gut, in diesen Wissenschafts- und Diskussionsthread. Hoffentlich lockt das wieder ein paar aktive Teilnehmer hier herein, so dass ich nicht zuviel monologisieren muss.

Alle Mitleser möchte ich noch einmal ermuntern sich hier miteinzubringen, sei es in Form von Fragen, Kritik oder eigenen Beiträgen. Das muss auch nicht immer hochwissenschaftlich formuliert sein. Einfach schreiben, wie die Schnauze gewachsen ist...
 

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