Ton(klang)-holz beim Akkordeon

Ich für mein Teil werde auch in Zukunft mein Akkordeon danach beurteilen, wie es für meine Ohren Klingt und wie es sich spielen lässt.

Hier stimme ich zu, das war der Grund warum ich mir eine Poeta gekauft haben und zwar der ALLEINIGE und AUSSCHLIESSLICHE Grund.

Wenn das beides gut ist, darf auch gerne aus Apfelsinenkisten zusammengenagelt sein.

Und hier würde mich dann interessieren warum es gut ist. Liegt es an den Apfelsinen die vorher in der Kiste lagen oder am Holz der Kiste oder an mir, weil ich auf Apfelsinen stehe. Solche Fragen stellen sich mir, weil ich eine neugieriger Mensch bin und den Dingen gerne auf den Grund gehen mag.

Das war oder sollte eigentlich auch der Inhalt meiner bisherigen Posts in dieser Sache sein, nicht mehr aber auch nicht weniger.

Und nun zum Fachlichen, lieber reini2, das gefällt mir gut:

Möglichkeit 1: Die schwingenden Stimmzungen übertragen ihre Bewegung über Stimmstock, Füllung auf das Gehäuse, das dann mehr oder weniger gedämpft mitschwingt. Dieser Zustand ist unerwünscht, da er den Stimmzungen Energie und damit Lautstärke entzieht.

Möglichkeit 2: Das Gehäuse oder Teile davon geraten in Resonanz. Die Anregung dazu kann sowohl auf dem oben beschriebenen Weg erfolgen, aber auch über die schwingende Umgebungsluft. Eine Resonanz des Gehäuses halte ich ebenso für unerwünscht, weil auf diese Weise einige wenige Frequenzen stark hervorgehoben werden.

Bei jedem Instrument haben wir ja zwei Elemente die den Klang ausmachen. Eine Tonerzeugendes und ein Tonbeinflussendes. Das Paket macht den spezifischen Klang des Instrumentes aus.

Die einzelnen Elemente wären hier

- die Stimmen (Vergleich mit Geige, die Saiten) und zum anderen

- der Rest, wie Kanzellen, Casotto, Verdeck, auf Eigenfrequenzen vibrierende Griffbretter ;-)
(Vergleich mit Geige, der Korpus und seit ein paar Jahren wohl erkannt doch auch das Griffbrett).

Das erzeugende Element gibt ein großes und definiertes Spektrum an Tönen ab, die dann von von den beinflussenden Elementen abgedämpft oder durch gezielte gewünschte Resonanzen (ja, hier vibriert was mit und zwar gewollt) verstärkt werden. Wenn das alles gut gelingt sind die Menschen begeistert und wir haben ein Meisterinstrument.

Ich bin immer noch Neugierig was da alles mitspielt, beim Akkordeon, in Punkto Tonbeinflussendes, was wir noch nicht kennen wissen und bedacht haben. Sind Eigenresonanzen beim Gehäuse wirklich unerwünscht oder könnte man damit nicht doch was anstellen? Ich trau mich weiterhin nicht hier einfach nein zu sagen.

Viele Grüße
AkkordeonTom
 
Hallo, Tom,

Resonanzen des Akkordeongehäuses schließe ich nach meiner Erfahrung aus. Das Gehäuse hat weder eine Form, die für eine Resonanz geeignet wäre, noch würde der Materialmix Resonanz zulassen. Die Stimmstöcke dürfen keine Resonanz aufweisen, sie entzögen den Stimmzungen Energie und würden bei Schwingung undicht auf der Planfüllung. Eine nennenswerte Resonanz im Bereich der Tastatur hätte hohen Verschleiß der Mechanik und unpräzise Abdichtung an den Klappen zur Folge. Bleibt das Verdeck. Ob das eine Resonanz aufweist, kannst Du sehr leicht selbst feststellen, lade Dir einen Tongenerator auf den Rechner und laß den mal von 20 Hz bis 20 kHz alle Frequenzen durchlaufen, dann merkst Du ja bei welchen Frequenzen welche Teile Deines Akkordeons mitschwingen.
Ich möchte vermuten, daß da ebenso wenig schwingt, wie bei einem Ziegelstein im gleichen Raum. Aber einen Versuch ist es wert.

Gruß
Reini2
 
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Wie sieht's denn bei der Gola aus? Steckt evtl. Klangholz unterm Zelluloid? Das würde uns ein ganzes Stück weiterbringen.

da muss ich denke ich enttäuschende Nachrichten bringen.

Die Gola ist diesbezüglich aufgebaut, wie praktisch alle anderen Akkordeons auch:

Gehäuse aus Sperrholz , an entsprechenden Stellen mit Leisten, Verstärkungen und Aussparungen versehen um weitere Teile daran befestigen zu können gwie s halt grad gebraucht wurde. Und wenn man reinschaut, dann findet sich auch so gut wie kein Fleck, der von Form oder Größe ausreichend scheint, um brauchbar zu schwingen. - Kann man auf dem angehängten Bild vielleicht ungefähr erkennen.

So sieht in meinen Augen keine Gehäuse-Konstruktion aus, die gebaut wurde, um Schwingungen zu verstärken.

Wie sieht denn das bei der Poeta aus? Sind die Gehäuseteile denn überhaupt aus Massivholz? Mir schien es immer so, als ob man an den (dunkel gebeizten) Stoßkanten einen Mehrschichtaufbau (landläufig "Sperrholz") der Gehäusewände erkennen konnte?

Also jedenfalls bezüglich der Gola halte ich das für extremst unwahrscheinlich, dass es sich hierbei um Klangholz oder auch Klangsperrholz handeln könnte - In unlackiertem Zusrtand könnte ich mir vorstellen, dass da in den 50-ern und 60-er Jahren auch Schrankrückwände von Kleiderschränken draus gefertigt wurden.

Persönlich halte ich trotz aller Fachdebatten und Vergleichen mit Untersuchungen an schwingenden Saiteninstrumenten nichts von der Theorie des Klangholzes im Akkordeonbau. Viel eher bin ich geneigt zu glauben, dass all die Verbesserungen im Detail an den verschiedensten Stellen marketingmäßig als "Klangholz" verkauft werden, weil der Mensch geneigt ist zu glauben was er sieht. Und die ganzen Verbesserungen und Veränderungen im Detail sieht er nicht, aber den Holzkorpus! Und daran lässt sich gut glauben, wenn einem das vollmundig und felsenfest versichert wird.

Gruß, maxito

(der zwar generell nichts ganz ausschließen mag, aber schon des öfteren vom Glauben abgefallen ist und von daher die Sache etwas ernüchtert sieht:redface:)
 

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Holz & Klang: ein unerschöpfliches Thema im Instrumentenbau. Holz: ein natürlicher Werkstoff, mit vielen Eigenschaften, die sich analytisch nicht absolut erklären lassen; Klang: ein subjektives Empfinden, das sich auch ebenfalls naturwissenschaftlicher Analyse entzieht.

Viele Instrumente verwenden Holz und bei vielen ist es für die Klangformung entscheidend. Auch im Akkordeon wird viel Holz verwendet, der Klang wird aber nicht durch eine resonierende Holzfläche bestimmt. Die Oberfläche des verwendeten Holzes, die Versiegelung, die Porigkeit des Holzes kann den Klang beeinflussen, aber eine schwingende Holzfläche, wie der Resonanzboden, gibt es nicht im Akkordeon. Soweit scheint Einigkeit zu bestehen.

Klangholz im Akkordeonbau scheint schon lange verwendet worden zu sein, wenn man darunter gut gelagertes, spannungsfreies und gleichmässiges Holz versteht. Im Buch "Per una storia di Farfisa" wird auf S.62ff Fotos vom Holzlager in den 50/60er Jahren gezeigt, aus denen die Akkordeons gebaut wurden mit der Verweis: ... la stagionatura del legno, condizione indispensabile per ottenere adeguate sonorità. (Die Lagerung des Holzes, unerlässliche Bedingung für einen adäquaten Klang). Damit wurde aber vor allem die Stabilität und Gleichmässigkeit des Holzes verstanden.

Also nichts neues im Akkordeonbau. Holz ist ein wunderbarer Werkstoff, aber bei der Klangformung im Akkorden ev. nicht ganz so ausschlaggebend, wie andere Faktoren. Ich vermute, dass das Volumen unter der Diskantabdeckung, die Durchlässigkeit derselben etc. einen viel bedeutenderer Einfluss auf den Klang haben, als die Wahl eines bestimmten Holzes.

Victoria hat es gut verstanden, nicht nur sensationelle Endorser (Galliano, Marocco) zu finden, sondern auch neue Trends, wie der Wandel des Akkordeons vom Massen- zum Konzertinstrument, mit einem guten Konzept & Styling zu begleiten. Chapeau vor diesem Marketing! Beltuna und andere müssen sich warm anziehen.

Ich finde, die Poeta klingt extrem gut, v.a. wenn sie von jemanden gespielt wird, der extrem gut spielt. ;) Aber andere Instrumente klingen auch extrem gut, ich kann keine weltbewegenden Unterschiede im Klang ausmachen, egal, ob Holz oder Zelluoidinstrument, wohl aber im Styling und im Marketing.
 
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"...Abschließend kann man sagen: Tonholz ist der Begriff, der aus Unwissen eine große Wurst- und aus Baustoff ein teures und begehrtes Material macht.
Der Begriff Tonholz ist Unsinn.
Holz ist ein extrem vielfältiger Konstruktionsstoff..."


Das ist ein Zitat von dieser Website http://www.kraushaar-gitarren.de/cms/tonholz.html
Ich fand es mehr zufällig, gibt aber in etwa meine Meinung zu dem Thema wieder. Ich finde es auch deshalb interessant, weil ich aus den Diskussionen meiner Kinder entnehme, daß unter Elektrogitarristen und -Bassisten offenbar eine ähnliche Diskussion geführt wird, wie hier. Auch dort ist die Konstruktion der Instrumente weit davon entfernt resonatorische Effekte zu nutzen.

Gruß
Reini2
 
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Hallo,

als einer der auch ein Holzakkordeon spielt würde mich natürlich auch interessieren, ob das Holz noch etwas mehr als den Schmaus für das Auge zu bieten hat.
Ich möchte zwei Aspekte in die Diskussion einbringen:

- Vielleicht sollte man die Wirkung auf den Reinstimmer auch nicht unterschätzen. Auch er hat dann ein optisch ansprechendes Instrument auf dem Tisch - quasi das Flaggschiff der Firma und nicht irgendeine "Schwarze Kiste". - Da hört er vielleicht nochmal genauer hin, wenn etwas schnarrt oder steckt das Instrument noch einmal mehr auf um zu korrigieren.

Zur Streuung: Ich hatte kurzzeitig mal die Möglichkeit, in der Musikschule ein neues, schwarzes Instrument von Victoria (41/120) mit Konverter und Cassotto anzuspielen, was mir überhaupt nicht gefallen hat. Der Klang war auch schön, gefühlt ging aber einfach nur alles schwer und zäh - woran das liegt ist für mich leider nicht zu quantifizieren: Jeder Ton für sich funktionierte. Baut man ein Instrument mit Konverter auch rechts irgendwie anders? Sonst kenne eigentlich nur gute "schwarze" Schülerinstrumente von Victoria ohne Converter und Cassotto (und ohne A-Mano-Stimmplatten), auf denen ich mich immer sofort wohlgefühlt habe.

- Zurück zur Poeta: Ich glaube das Holzgehäuse gibt mehr Körperschall für den Spieler: Ich habe kein entsprechendes Vergleichsinstrument von Victoria - im Vergleich mit meinen anderen Standard-Zelluloid-Instrumenten fällt mir auf, dass ich bei der Poeta besser mit dem Bauch hören kann. Es gibt da eine Übertragung vom Gehäuse auf den Spieler, sozusagen ein monitoring unplugged. Vielleicht erklärt das auch, dass sich der Spieler mit dem Holzinstument wohler fühlt und trotzdem von der Zuhörerposition kein großer Unterschied gegenüber Zelluloid zu erkennen ist.

Vor zwei Jahren habe ich mal einen kurzen Halt bei Brandoni gemacht. Dort gab es auch ein Wood-Serie von Holzakkordeons. Die Diskussion war in Englisch. Der Mitarbeiter von Brandoni sagte meiner Meinung nach auch soetwas wie, dass man sich mit dem Holzgehäuse selbst besser hören kann und dadurch nuancierter spielt.


Beste Grüße
Sebastian
 
Resonanzen des Akkordeongehäuses schließe ich nach meiner Erfahrung aus. Das Gehäuse hat weder eine Form, die für eine Resonanz geeignet wäre, noch würde der Materialmix Resonanz zulassen
....
Ich möchte vermuten, daß da ebenso wenig schwingt, wie bei einem Ziegelstein im gleichen Raum. Aber einen Versuch ist es wert.

Ok, ich hatte gestern Abend notgedrungen mein Bassverdeck öffnen müssen, da sich ein Stäbchen der Mechanik verhakt hatte und damit eine Klappe dauerhaft offen war (Bin wohl zu unsanft Auto gefahren).

Wie auch immer, nach Behebung des Problems habe ich mir die paar Minuten genommen und den offenen "Kasten" genauer angesehen. Also, das Verdeck ist aus Alu mit Holz funiert, das wusste ich schon vorher, kann mit Klopfen herausfinden. Die Bassknopfplatte ist wohl aus Kunsstoff, ebenfalls echtholzfuniert. Alle weiteren Seitenteile des Kastens sind aber aus "Tonholz" (Ob der Name Unfug ist oder nicht ist mir egal, nicht böse sein. Für Instrumentbau geeignetes Holz mit klangbeinflussenden Eigenschaften, heißt halt mal so. Das Wort Handy ist auch komisch, aber mei ;-).

Ich konnte die Dicke des Tonholz nicht genau bestimmen aber es ist relativ materialarm ausgeführt und wenn man es beklopft erzeugt es an verschiedenen Stellen einen anderes Geräusch, durchaus als Ton zu identifiziern, ähnlich wie bei einem Cajon. Mal wieder ein Vergleich, bei den Cajoons werben die Hersteller mit besserem Holz gleich besserer Klang gleich mehr Geld, wie immer. Aber die Materialstärken muten ähnlich an.

Ob das Basskaster'l mit den Seitenwänden aus Tonholz klanglich das abgegebene Tonspektrum der Bassstimmzungen nachhaltig manipuliert, wäre interessant und vielleicht sogar möglich herauszufinden. Man könnte es nämlich vieleicht sehr einfach dämpfen und verkleiden (dünn Schaumstoff zum Entkoppeln und Kunsstoffplatte um die existierenden Reflektionen nicht zu verhindern. Ich denke darüber nach wie ich das zerstörungsfrei hinbekomme. Und dann kann man ja mal eine Spektralanalyse vorher/nachher fahren.

Auch Danke für diesen Beitrag:

Ich finde es auch deshalb interessant, weil ich aus den Diskussionen meiner Kinder entnehme, daß unter Elektrogitarristen und -Bassisten offenbar eine ähnliche Diskussion geführt wird, wie hier. Auch dort ist die Konstruktion der Instrumente weit davon entfernt resonatorische Effekte zu nutzen.

Weil ich musikalisch bedingt zurzeit mit sehr guten E-Gitarristen zu tun habe, kann ich das bestätigen. Die diskutieren das wirklich sehr ernsthaft. Das ist tatächlich nur ein dicker Holzriegel, aber es gibt wohl erfolgreiche Hersteller, die damit feststellbar klanglich unterschiedliche Gitarren erzeugen können, so wurde mir zumindest von Profimusikern berichtet.

Viele Grüße
AkkordeonTom
 
Hallo Leute,

ich habe eben mal ein interessantes Experiment gemacht. Ich habe mein kleines Hohner geöffnet, mein Handy reingelegt und wieder verschlossen. Ich habe alle Balgnägel wieder reingedrückt. Dann habe ich das Akkordeon mit geschlossenem Balg auf den Tisch gestellt und mein Handy angerufen. Im ersten Moment war nichts zu hören, erst nachdem ich mit dem Ohr dicht an das Instrument ran bin, habe ich ganz leise den Rufton gehört. Jetzt habe ich bei klingelndem Handy den Balg auseinandergezogen und siehe da, es wurde lauter weil der geöffnete Balg schwingen kann und den Schall nach draußen überträgt. Die Idee dahinter war, dass eine Schallquelle im Inneren des Akkordeons bei geschlossenen Ventilklappen zu hören sein muss wenn das Gehäuse schwingt. Bei meinem kleinen Hohner war das nicht der Fall. Mit der Methode kann ja jeder mal sein Instrument prüfen ob es schwingt. Als Schallquelle geht auch ein kleines Kofferradio oder ähnliches. Ich hoffe, ich habe ein bisschen zur allgemeinen Verwirrung zu dem Thema beigetragen:D.
Gruß, Didilu
 
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Hihi, wird ja alles immer bunter.

Holz abklopfen... ich habe meine Akkordeons (alle Zelluloid, Sperrholz und Massivbacken) abgeklopft und das Holz klingt.
Ich habe mir Gedanken über die Aussage gemacht, daß ein Holzinstrument den Schall besser auf den Körper übertragen soll... Werden die Poetas nicht mit Balgschoner ausgeliefert und trägt man nicht meist Pullover etc.?

Meine Cantora hat Baßcassotto und Umlenkstock. Die Bässe spüre ich ganz deutlich und kräftig und wenn ich mich an die Poeta erinnere, die ich mal eine Zeit lang hatte, dann um einiges kräftiger als diese. Liegt aber nicht am Holz sondern an anderen Faktoren.

Damit ein Tonholz wirken kann, muß es aus bestimmten Hölzern sein und in die Klangerzeugung bzw. Beeinflussung wirkungsvoll eingebunden sein. Das Akkordeongehäuse muß stabil sein. Die Größe der einzelnen verbundenen Flächen ist zu klein, um eine klangverstärkende oder -verändernde Wirkung ausüben zu können. Der Hauptanteil des Signales geht durch die Kanzellen über die Klappen und das Verdeck zum Hörer. Nur ein kleiner Teil dringt über den Balg nach außen. Ist der Balg geschlossen, bildet er eine Wand. Der Klang wird dann unterdrückt. Wird der Balg geöffnet, kann der Klang austreten. Der einzige Hörer von diesem Nebensignal ist der Spieler selbst.

Wie sieht es nun nach den Klappen aus? Die Räume an sich (unterm Diskant- und Baßverdeck) formen den Klang und zwar um so mehr, je undurchlässiger das Verdeck ist. Ein Akkordeon mit offenem Baßverdeck klingt völlig anders als eines mit geschlossenem. In diesen Räumen können die Wände mehr Einfluß auf den Klang als die des Druckraumes nehmen. Und selbst da spielen sie in der Klangveränderung eine untergeordnete Rolle, weil es um die Größe des Raumes geht. Ob da Sperrholz oder Massivholz ist, ist egal, weil es so dick ist, daß auch hier keine resonatorischen Kräfte entfaltet werden können.

Der Klang wird aus einer Vielzahl von Faktoren bestimmt. Aber von "Gehäuse-Tonholz" beim Akkordeon sollte man sich nicht irreführen lassen. Die Poeta wie auch viele andere hochpreisige Akkordeons sind in ihrer Gesamtheit eine Augen- und Ohrenweite, die in der Konstruierung hohen Anforderungen genügen müssen und daher auch ihren Preis haben.
 
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zu didilu.

soso, die pappe des balgs dämpft also die Geräusche -ähhh den klang-nach außen. Ich kenne noch die tonabnahme, als INNEN im akko ein mikrophon äh jetzt mikrofon eingebaut war. der klang war scheußlich. ich habe es auf das microfon zurückgeführt, mittlerweile sehe ich, dass der klang nur außerhalb des instruments erlebbar wird und nochmals völlig unterschiedlich vom spieler zum zuhörer.

Num ja, da ICH MEINE akkis ja hauptsächlich vom spielen kenne und die zuhörer ja - ich verwende jetzt mal eine metapher- einen tilsiter kaum von einem cammenbert unterscheiden können :D,
ist doch in erster Linie entscheidend, was für MICH gut ist und MIR gefällt.

Ich finde, das muss jeder für sich und -leider auch- nach seinem geldbeutel entscheiden.

lg
morigol
 
Jetzt wo ihr von Vibrationen sprecht, fällt mir wieder mein altes Jupiter ein. Als ich das zum ersten mal in der Hand hatte, war das tiefe E im Bass wie ein Erdbeben!!! Mit wenig Luft und Kraft sprang der ganze Körper an und es vibrierte wie ein Rasierapparat.
Das lag bestimmt nicht am besonderen Holz - es war nämlich auch nur Sperrholz - sondern an durchgehenden Stimmstöcken und an stabiler steifer "Verschraubung" des ganzen Materials.

Bei vielen Italienerinnen habe ich dagegen das Gefühl, der Ton bleibt drinnen. Da piepst irgendwo tief im Inneren didilu's Handy, das versucht nach aussen zu telefonieren, aber nur minimalen schaumgebremsten Kontakt bekommt. Es bleibt zwar schön, aber gedeckelt - auch wenn man sich noch so abmüht. (sorry, klingt wie ein Vorurteil, hat sich aber bis auf wenige Ausnahmen hundertfach bestätigt)

Im Dezember soll es übrigens eine Premiere mit einem Holzakkordeon von Jupiter geben.
Dem sehe ich einigermaßen mit Interesse entgegen.
 
Schade, dass es die Jupiter-Akkordeons mit ihren Gehäusen aus Ton-Sperrholz nicht als Standardbass-Tastenakkordeon gibt. Oder haben die etwa schnödes normales Sperrholz verbaut? Wie auch immer, ein Vergleich wäre auch für mich interessant, nicht nur für Bajan-Spieler.

morino47
 
Nachdem ich doch ein neugieriger Mensch bin, habe ich die Sache mit den tönenden Gehäuse weiter untersucht.

Mit dem überraschenden Ergebniss:

Bei meinen Akkordeons klingt das Gehäuse der Atlantik mit am besten, wenn ich es abklopfe.
Aber so richtig "tönen" will keines. Ganz im Gegensatz zu meinem Blechmülleimer (Klangblech?) und meiner Abfalltonne ( Klangplastik?) sind die Klänge meiner Akkordeongehäuse, wenn ich draufklopfe eher dünn und trocken und ohne nennenswerten Nachklang.

Ebenso habe ich die Passage im "Richter" nachgelesen - stimmt alles und trotzdem bleiben genügend Spielwiesen offen. Wobei die Kunst hier eher im Lesen zwischen den Zeilen liegt. Die Frage ist ja immer, was will ich untersuchen und worauf lege ich meinen Fokus und betrachte ich das Ganze, oder einen kleinen Bereich. So sind im Buch von G.Richter auch Vergleichskurven beigefügt, um diesen Zusammenhang zu belegen.

Legt man diese Kurven genau übereinander, so stellt man fest, dass die Kurven nicht exakt überinanderliegen, sondern nur im generellen. Was ja auch die Aussage im Buch war, dass sich der Klang nicht generell unterscheidet. Im Detail betrachtet, zeigt sich dann doch, dass die eine oder andere Spitze unterschiedlich ausfällt. Daraus kann man auf die schnelle zumindest folgern, dass sich das Klangverhalten der Gehäuse an sich im gleichen Rahmen bewegt - aber im Detail sehr wohl unterscheiden können.

... Und da sind wir dann wieder bei unserer Diskussion angelangt.

Um die Schwingungseinflüsse durch Resonanz zu untersuchen, müsste man entsprechende Schwingungsanalysen der Akkordeons beitreiben. ... Aber ganz ehrlich, ich glaube kaum, dass irgendeine Akkordenfirma der Welt ein paar zehntausend Euro dafür ausgeben mag. Mit dem Geld bauen die lieber weitere Akkordeons oder renovieren ihre Gebäude, oder zahlen ihren Mitarbeitern ein Weihnachtsgeld.

.. Bleiben "unabhängige Forschungsinstitute" ...landläufig meist als Universität bezeichnet. Auch die sind heutzutage meist auf "Drittmittel" (Fördergelder aus der Industrie) angewiesen, um größere Forschungsvorhaben durchführen zu können - und da beißt sich die Katze wieder in den Schwanz.

Drum wird uns wohl nichts anderes übrigbleiben, als zu glauben was wir wollen (was wir ja eh tun!:D)

-> Wer mag, darf dran glauben, dass das schöne Holz durch mitschwingen in irgendeiner Form den Klang verschönert. Die psychischen Wohlfühleffekte durch den Anblick des schönen Holzgehäuses solllten hier auch nicht vernachlässigt werden.

-> Wer nüchterner ist, so wie ich , glaubt eher, dass hier gute Arbeit im Detail geleistet wurde und mit Aufwand und Engagement die Schallführung und deren Komponenten (dazu zähle ich auch die geeignete Oberflächenstruktur) sorgfältig aufeinander abgestimmt wurden, um den Effekt zu erreichen. .. Auch das verbreitet ein angenehmens Gefühl beim Hörer oder Spieler und ist dem Ganzen auch eher zuträglich - schadet jedenfalls nicht!

So, oder so - es kann somit jeder auf seinen Kosten kommen. Dem Verkauf der Poetas ist weder das eine , noch da andere abträglich und die Firma Victoria freut sich. Was auch gut ist, denn ohne florierende Akkordeonfirmen sähe es sehr bald ziemlich düster aus mit unserem Lieblingsinstrument!

In diese Sinne - schöne Klänge, woher auch immer mit euren Akkordeons,:)

wünscht euch maxito

- - - Aktualisiert - - -

Kleinigkeit am Rande zu einem andere Thema:

Falls jemand die Nebenfrage hier vermisst, ob es Jupiter Akkordeons auch in Tastenausführung gibt - Die habe ich der besseren Übersicht halber in ein separates Thema ausgelaget:


https://www.musiker-board.de/chroma...juiter-akkordoens-auch-tastenausfuehrung.html

Gruß, maxito
 
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Holz abklopfen... ich habe meine Akkordeons (alle Zelluloid, Sperrholz und Massivbacken) abgeklopft und das Holz klingt.

Gott sei Dank. Tun meine Zelluloid Instrumente auch. Das mit dem Klopfen hatte nur den einfachen Sinn, herauszufinden ob das Gehäuse überhaupt in der Lage ist einen Ton zu verstärken. Stellt mal eine Massivholz E-Gitarre mit Ihrer massiven Unterkante auf einen Holztisch, und zupft dann die Saiten: Ganz erstaunlich. Hat mir letztens ein Gitarrist vorgeführt. Wie ihr seht bin ich im Moment intensiv auf der Informationssuche.

Der Klang wird aus einer Vielzahl von Faktoren bestimmt. Aber von "Gehäuse-Tonholz" beim Akkordeon sollte man sich nicht irreführen lassen. Die Poeta wie auch viele andere hochpreisige Akkordeons sind in ihrer Gesamtheit eine Augen- und Ohrenweite, die in der Konstruierung hohen Anforderungen genügen müssen und daher auch ihren Preis haben.

Präzise formuliert, da kann ich nur zustimmen!

Die Frage ist ja nicht macht das Tonholz alleine die Poeta aus, sondern leistet es einen Beitrag?
Habe von meinen Gitarristen gelernt, dass es E-Gitarren gibt, die vollständig bunt und dick lackiert trotzdem einen Mahagoniholzkorpus haben, weil der besser klingt. Das ist auf den ersten Blick abstrus, da ja die Tonabnahme nicht übers Micro sondern über ein moduliertes Magnetfeld stattfindet (Pick-Up). Holz ist nicht gerade berühmt für seine magnetfeldbeinflussenden Eigenschaften, sonst hätte man im Amazonas vermutlich auch mit Kompass ein Problem. :D


Ernsthaft, es wird argumentiert, dass es hier Resonanzen gibt, die zurück auf die Saite übertragen werden. Ihr seht auch bei anderen Instrumenten ist hier einiges offen.


Bei meinen Akkordeons klingt das Gehäuse der Atlantik mit am besten, wenn ich es abklopfe.

An die Experten, ist es nicht die Atlantik die Dank resonierender Aluplatten eine besondere Lautstärke erreicht?

Ebenso habe ich die Passage im "Richter" nachgelesen - stimmt alles und trotzdem bleiben genüngend Spielwiesen offen. Wobei die Kunst hier eher im Lesen zwischen den Zeilen liegt. Die Frage ist ja immer, was will ich untersuchen und worauf lege ich meinen Fokus und betrachte ich das Ganze, oder einen kleinen Bereich. So sind im Buch von G.Richter auch Vergleichskurven beigefügt, um diesen Zusammenhang zu belegen.

Vielen Dank! Und wer das aktuelle Spektrum der Wissenschaft gelesen hat, fand einen seriösen Artikel mit der Unterüberschrift, "Früher sterben, Dank Vitamin C". All die schönen wissenschaftlichen Untersuchungen der Vergangenheit waren offensichtlich falsch. Wer massiv mit Vitaminen seine Nahrung ergänzt hat, erzeugt signifikant erhöhte Krankheitsrisiken (Diabetis, Krebs, Herzerkrankung). Nur echtes Obst und Gemüse hilft, warum auch immer. Die Mischung vieler Faktoren?

Was hat das mit der Poeta zu tun? Nun, knüpft an, an das was ich schon früher geschrieben habe. Offen und immer kritisch bleiben. Außerdem passt es sehr gut zu einigen Artikeln meiner Vor- und Mitredner und der folgenden Aussage, die ich gerne unterschreibe:

-> Wer nüchterner ist, so wie ich , glaubt eher, dass hier gute Arbeit im Detail geleistet wurde und mit Aufwand und Engagement die Schallführung und deren Komponenten (dazu zähle ich auch die geeignete Oberflächenstruktur) sorgfältig aufeinander abgestimmt wurden, um den Effekt zu erreichen. .. Auch das verbreitet ein angenehmens Gefühl beim Hörer oder Spieler und ist dem Ganzen auch eher zuträglich - schadet jedenfalls nicht!

Ich kann mir nach wie vor vorstellen, dass einer dieser Faktoren eben auch durch das Verwenden von "Tonholz" hervorgerufen wird. Die Frage ist nur: Wieviel? 1%, 2%, 10%, ...
Wir werden das wohl nicht trivial und abschließend klären können. ;)

Viele Grüße
AkkordeonTom
 
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es wird argumentiert, dass es hier Resonanzen gibt, die zurück auf die Saite übertragen werden

Das möchte ich nicht ausschließen - im Gegenteil, das halte ich sogar für möglich. Allerdings und das möchte ich ausdrücklich betonen, glaube ich nicht an ein mitschwingendes, also mit-"tönendes" Gehäuse im Sinne eines schwingenden Resonanzbodens oder Decke wie bei Geigen oder so, sondern wenn, dann eher im subtilen Bereich und sehr wahrscheinlich auch eher im lokalen, als ganzheitlichen. Eben im Detail!

An die Experten, ist es nicht die Atlantik die Dank resonierender Aluplatten eine besondere Lautstärke erreicht?

Nanu? Wer sagt denn sowas?

Gehört hier nur am Rande her - aber die Lautstärkefähigkeit der Atlantik kommt nicht von Resonierenden Stimmplatten (Platten! nicht die Zungen!), sondern genau vom Gegenteil! Abgesehen von ein paar Details, an den Artistestimmplatten, die in die Richtung auch unterstützend wirken, kommt der Effekt daher, dass die Platten auf den Stimmstöcken stabil sitzen und möglichst NICHT mitschwingen. Und dass auch der Stimmstock möglichst eine stabile und steife und somit nichtschwingende Konstruktiuon darstellt. Deshalb sind die Stimmstöcke geteilt und jede Hälfte separat festgeschraubt.

Hier ist der Hintergrund, dass jede schwingende Komponente an und um die Stimmplatte rum der Stimmzunge Energie entzieht um die eigene Schwingung aufrecht zu erhalten. Und das hat man bei der Atlantik effektiv behandelt - mit dem Resultat, das das Gerät richtig ordentlich Lautstärke abgeben kann.

Diese Effekte sind auch im restlichen Akkordeon am wirken. Und es gilt auch hier: Jede Schwingugn braucht irgendwoher Energie. Und wenn Komponenten Gehäuseteile etc. mitschwingen, die nicht direkt mit der Stimmzunge in Verbindung stehen und diese resonatorisch verstärken, dann entziehen diese Komponenten der Stimmzungenschwingung an irgendeinem Punkt Energie.

Und das ist dann mit zu berücksichtigen:

Wenn ich aus dem Klangsystem Energie verwende um andere Teile - wie Griffbrett, Gehäuse, Balg, Verdeck etc. in Schwingung zu setzen, die nicht als Resonanzkörper funktionieren und nur partiell Veränderungen verursachen, dann fehlt diese Energie immer dem Schall und geht auf die Lautstärke. Das ist jetzt nicht speziell auf "Klangholz " beschränkt, sondern die Physik gilt für alles. Wenn genug Lautstärke vorhanden ist, dann spricht aber auch nichts dagegen, dass man einen Teil davon zur "Klangformung" nutzt.

Gruß, maxito
 
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Nanu? Wer sagt denn sowas?

Gehört hier nur am Rande her - aber die Lautstärkefähigkeit der Atlantik kommt nicht von Resonierenden Stimmplatten (Platten! nicht die Zungen!), sondern genau vom Gegenteil! Abgesehen von ein paar Details, an den Artistestimmplatten, die in die Richtung auch unterstützend wirken, kommt der Effekt daher, dass die Platten auf den Stimmstöcken stabil sitzen und möglichst NICHT mitschwingen. Und dass auch der Stimmstock möglichst eine stabile und steife und somit nichtschwingende Konstruktiuon darstellt. Deshalb sind die Stimmstöcke geteilt und jede Hälfte separat festgeschraubt.
...

Wenn ich aus dem Klangsystem Energie verwende um andere Teile - wie Griffbrett, Gehäuse, Balg, Verdeck etc. in Schwingung zu setzen, die nicht als Resonanzkörper funktionieren und nur partiell Veränderungen verursachen, dann fehlt diese Energie immer dem Schall und geht auf die Lautstärke. Das ist jetzt nicht speziell auf "Klangholz " beschränkt, sondern die Physik gilt für alles. Wenn genug Lautstärke vorhanden ist, dann spricht aber auch nichts dagegen, dass man einen Teil davon zur "Klangformung" nutzt.

Mißverständnis!! Ich meinte hier mit Platten separat im Instrument verbaute Resonanzelemente aus Alu, umgangssprachlich: "A Aluplatt'n". Das scheint wohl aber nur ein Gerücht?

Das mit Deinen Ausführungen zur Energie ist mir schon klar, hier habe ich in Physik nicht geschlafen. Die Poeta ist ja auch nicht die Lauteste, daher gibt es hier sicher einige Energiesenken. Aber das ist ja auch das Spannende, die Energiesenken beeinflussen einen Klang in dem sie das recht heftige Obertonspektrum der Stimmen manipulieren. Und genau das ist die Kunst beim Instrumentenbau, Obertöne so zu verstärken oder abzusenken dass Du begeistert bist. Und wie Du schreibst subtil bei den Gitarren, dürfte sicher auch subtil bei den Akkordeons sein, was der Faden hier ja schön zeigt.

Den Grundsound eines Herstellers macht sicher seine Art den Kasten zu bauen und bestimmte Dimensionen und Konstuktionsdetails einzuhalten. Den spezifischen Klang eines Modells machen dann die Subtilitäten aus ;). Das ist ein guter Konsenz maxito: Nennen wir den Faden doch um in "Die subtilen Einflüsse auf den Klang beim Akkordeon" :D


Viele Grüße
Akkordeon Tom
 

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