Tonfindung bei acapella

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Hallo zusammen,
was ich mich letztens mal gefragt habe: Wie findet Ihr Sänger den ersten Ton ohne Instrumentalbegleitung (wenn Ihr wie ich kein absolutes Gehör habt)?
Ich habe schon gesehen, das bei kleineren Gesangsgruppen mit Stimmpfeifen gearbeitet wird, aber bei vielen Acapella Gruppen scheinen die Quasi aus dem "Nichts" zu beginnen.
Gruß
 
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Nanu, eine Gesangsfrage im Blasinstrumentenbereich?
Normalerweise benutzt der Chor- bzw. Ensembleleiter eine Stimmgabel zur Tonfindung. Bei Live-Geschichten natürlich so unauffällig wie möglich, meist dann mit leichtem Ansummen.
Je unauffälliger, je besser. :D
 
Hi
Wenn ich ein Lied ganz ohne Hilfsmittel anstimmen muss, überlege ich, welches der höchste und tiefste Ton der Melidiestimme ist. Diese Spanne singe ich für mich ganz leise an und erspüre dabei mit Hilfe der im Hals (Stimmbandmuskulatur) zu fühlenden An- und Entspannung, wo in etwa die richtige vom Stück verlangte Tonhöhe ist. Dann bestimme ich den Anstimmton bzw den Akkord, mit dem der Chor startet, gebe ihn weiter und dann kann es losgehen. Diese Vorgehensweise basiert keineswegs auf einem absoluten Gehör sondern auf Erfahrung.

Gruß
Lisa
 
Hallo,
erstmal vielen Dank für Eure Antworten.
Man sollte wirklich so spät nachts keine Threads mehr öffnen, ich wollte das eigentlich in der Plauderecke des Vokalforums posten.
Wenn ein Mod mitliest, wäre es nett, wenn er es verschieben könnte.
Grüße
 
Man sollte wirklich so spät nachts keine Threads mehr öffnen, ich wollte das eigentlich in der Plauderecke des Vokalforums posten.
Wenn ein Mod mitliest, wäre es nett, wenn er es verschieben könnte.
Grüße

Kein Problem :D


Einen schönen Sonntag noch
Musicanne
 
Stimmgabel ist natürlich die althergebrachte Art, die auch ohne Strom und ohne Klavier funktioniert.
Es gibt für Smartphones und Tablets auch Piano-Apps, damit kann man die Töne auch anspielen.

Und ich denke, geübte A-Capella-Sänger können sich ihren Ton auch ein kleines Weilchen behalten.
 
... trotzdem gibt man bei einem neuen Stück die Töne frisch an.

Ganz geübten stellt der Chorleiter die Stimmgabel aufs Pult und lässt die Töne selber finden. Im Hobbybereich funktioniert das allerdings nicht.
 
Meine Frage kam auf, als ich bei einem Konzert einer Acapella Gruppe (auf einer großen Bühne) sah. Ich konnte nicht bemerken, dass sie mit Stimmgabel oder -pfeife arbeiteten. Gibt's die Möglichkeit die Referenztöne über inEar einzuspielen und ist das Usus?
Ich hatte leider nicht die Gelegenheit die Künstler selber zu befragen.
 
Na, bei einer kleineren Gruppe von Sängern und einer großen Bühne reicht es doch, wenn sie sich kurz untereinander verständigen, falls sie gleichzeitig anfangen.
Und wenn sie auf einer großen Bühne kurz etwas ansummen, wirst du das im Publikum kaum hören, sofern sie nicht direkt in ein Mikro summen.
 
Ich hatte mal einen Workshop bei jemandem von "The Real Group", im Anschluss an ein großes Open-Air-Konzert. Da ging es auch um die Tonangabe: Offenbar kriegen sie das a/den Akkord/ihren Ton/was auch immer sie brauchen über den "Knopf im Ohr", über den sie auch den Gesamtklang aus den Mikros eingespielt kriegen (das ist dann wohl "InEar", oder?). Haben sie glaube ich im Vorhinéin aufgenommen und der Techniker muss nur noch den richtigen Knopf drücken. Natürlich könnten sie es auch mit der Stimmgabel (sind ja alles studierte Sänger), aber es wirkt fürs Publikum so schöner und sie können sich komplett aufs eigentliche Singen konzentrieren. Fand ich überzeugend.
In einem Konzertsaal ohne Mikros wird das auch bei denen aber klassisch mit der Stimmgabel laufen, wie oben schon beschrieben geht das schon recht unauffällig.
 
Klar geht das über In Ear. Aber geübten Sängern genügt es auch, wenn einer kurz den Grundton vorgibt. Ich denke auch, man lernt sowas auswendig. Es klappt zwar nicht bei allen, aber etliche Stücke fange ich automatisch auf dem richtigen Ton an, das dürfte wohl unter den Begriff "Körpergedächtnis" fallen.
 
Das mit dem Körpergedächtnis würde ich bestätigen. Songs, die ich oft geübt habe, kann ich in der richtigen Tonart ansingen (ohne Referenzton), obwohl ich kein absolutes Gehör habe. Aber für einen Auftritt vor Publikum wäre mir das zu heiß, vorallem wenn mehrere Sänger dabei sind.
 
Aber für einen Auftritt vor Publikum wäre mir das zu heiß, vorallem wenn mehrere Sänger dabei sind.
Jupp, 6 Leute, die alle eigentlich fast ganz genau ihren Anfangston erwischen, sind sicher ein Erlebnis - Der A-Cappella-Supergau ;-) So grob kann selbst ich das auch, aber beim Konzert muss ja alles 110% sein, da geht glaube ich keiner, und erst recht kein Profi, ein zusätzliches Risiko ein.
 
Also wir sind dieses "zusätzliche Risiko" schon eingegangen, weil es keines ist. Wenn man weiß, daß man trifft, dann paßt das. Ein Profi-Gitarrist linst ja auch nicht am Anfang eines jeden Stücks auf ein Foto einer korrekt platzierten Greifhand. Selbst ich kann eine Gitarre in die Hand nehmen und ohne hinzukucken direkt einige Akkorde spielen. Das Körpergedächtnis ist eine feine - und sehr verläßliche - Sache, wie wir ständig bei quasi allem merken, Tastaturschreiben, Treppensteigen, Schuhe binden, Worte formen, uns in einer uns bekannten Wohnung blind zentimetergenau bewegen etc. All das würde ich auch live ohne "Sicherheitsnetz" machen, wieso soll das beim Töne treffen nicht gehen?
 
@reisbrei
Singt ihr denn dann mehrstimmig?
 
Singt ihr denn dann mehrstimmig?

Das ist eigentlich egal. Es stimmt tatsächlich: wenn man einen Song oft genug gesungen hat und in der Routine ist, dann hat man den Ton im Gedächtnis. Aber das ist natürlich kein Garant und auch keine Empfehlung. Dennoch gibt es das und es ist nicht Ungewöhnliches..
 
Also ohne absolutem Gehör wird wohl kaum jemand acapella exakt den richtigen Ton aus dem nichts treffen. Und schon gar nicht 5-6 Leute gleichzeitig :)

Wenn wir im kleinen Ensemble bei der Probe manchmal bekannte Stücke ohne Tonangabe ansingen, klingt das meistens überraschend gut. Wenn ich das aufnehme und mit dann in Ruhe anhöre, merke ich aber, dass sich die Stimmen am Anfang (blitzartig) aneinander anpassen. Also keineswegs ein schöner exakter Anfangston da war.
Und wenn wir dann am Piano den Ton kontrollieren merkt man, das so ein Piano scheinbar kein sonderlich gutes "Körpergedächnis" hat, das liegt ja oft meilenweit daneben :)

Als zusammengesungene Gruppe kann man durchaus mal spontan ein Stück zum Besten geben. Aber auf der Bühne ist das wohl ein No-go. Die meisten machen das vermutlich über In-Ear, oder, wenn nicht vorhanden, halt klassisch angesummt.

lg Thomas
 
Interessanter Thread. Vor allem, dass Profis da auch ein Thema mit haben und zum Teil mit In-Ear arbeiten, finde ich spannend. Das Problem stellt sich meines Erachtens nach ja nicht nur bei reinen acapella Stücken, sondern noch mehr bei Stücken, bei denen die Instrumente erst später einsetzen. Eine falsche Tonhöhe zu Beginn kann von den anderen Sängern ja noch ausgeglichen werden, wenn die Instrumente dann aber einsetzen, zeigt sich auch für jemanden ohne absolutes Gehör, ob man richtig lag. Ich merke beim singen, dass ich extrem von meiner Gitarre abhängig bin. Ohne Referenztöne hänge ich da ziemlich in der Luft. Nicht nur was die absolute Tonhöhe angeht, ohne Instrument wird auch die relative Tonhöhe und die Melodiefindung schwieriger.
 
Ich merke beim singen, dass ich extrem von meiner Gitarre abhängig bin. Ohne Referenztöne hänge ich da ziemlich in der Luft.

Ja, wenn du ein Stück a capella anfängst und die Instrumente nach einem Takt dazukommen, ist es peinlich, wenn der Ton daneben liegt. Als Folkie habe ich eine Abhilfe, die den klassischen Sängern verwehrt bleibt:
Jedes Lied sage ich an, und da ich meistens englisch singe, gebe ich dem Publikum ein paar Anhaltspunkte zu Inhalt und Gefühlslage des Stückes. Dabei tue ich so, als ob ich die Stimmung meines Instruments (meist das Banjo) überprüfen wollte und klimpere ganz dezent und leise nebenher. Ist die Ansage zu Ende, mache ich eine kurze Pause - ohne Sprache, ohne Geklimper, einfach Stille - und singe dann los. Aus dem Stand - aber nur scheinbar! Denn der Anfangston war einer der Töne aus meinem Geklimper von vorhin. Der Instrumenteneinsatz passt immer!

Im Grunde tue ich nur, was jeder Zauberer tut: ich suggeriere einen Zustand, der nicht gegeben ist, und tue so, als ob ich diesen Zustand ändern würde. Die kurze Pause mit dem in mich gekehrten Blick sagt dem Publikum "Jetzt versuche ich aus der Stille heraus mit meinem phänomenalen, absoluten Gehör den genauen Ton zu erwischen." Dann bringen die Zuhörer die gelungene Tonfindung gar nicht mit dem Geklimper von vorhin in Verbindung.;)

Als Sänger muss man ein bißchen Schauspieler - und auch ein bißchen Magier sein!

Cheers,
Jed
 
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