Ist das der Grund, weshalb die Bassklarinette im Geigenschlüssel notiert ist?
Das ist nicht durchgängig der Fall und findet sich vorwiegend bei Stimmen für Amateurorchester. Bassklarinetten-Noten für Profi-Sinfonieorchester sind meist im Bassschlüssel notiert, wobei bei sehr hohen Passagen auf den Violinschlüssel gewechselt wird um zu viele Hilfslinien zu vermeiden.
Im Bassschlüssel notiert klingt die Bassklarinette ein große Sekunde tiefer als notiert, bei den (Amateur-)Stimmen im Violinschlüssel klingt sie eine None tiefer.
Der Hintergrund ist, das bei dieser Notation im Violinschlüssel Musiker, die schon mit der ´normalen´ Bb-Klarinette gut vertraut sind, ganz leicht auf die Bassklarinette wechseln können, da sie diese dann genau so lesen und greifen können wie vorher schon bei der Bb-Klarinette. Viele Bassklarinetten-Stimmen für Amateurorchester gehen auch nicht tiefer als das (notierte) kleine e (das auch der tiefste Ton der ´normalen´ Klarinette ist). Für Amateurorchester gibt es daher auch (preiswertere) Bassklarinetten, die nur bis zu diesem e herunter gehen.
Die Profi-Bassklarinetten gehen immer bis zum C eine kleine Terz unter dem erwähnten kleinen e (üblicherweise "tief-C" genannt).
Ich habe ´normale´ Klarinette deshalb in Apostrophen geschrieben, weil es bei der Klarinettenfamilie etliche verschiedene Stimmungen gibt. Die gebräuchlichste, also quasi "normale" Klarinette ist in Bb gestimmt.
Daneben gibt es noch:
- Klarinette in A (klingt eine kleine Terz tiefer als notiert)
- Klarinette in C (transponiert nicht, wegen ihres recht derben Klangs kam sie schon in historischen Zeiten außer Gebrauch)
- Klarinette in D (klingt 1 große Sekunde höher als notiert)
- Klarinette in Eb (klingt eine kleine Terz höher als notiert)
- Klarinette in G (klingt eine Quinte höher als notiert - "Schrammel-Klarinette" / "Picksüßes Hölzerl")
- Klarinette in "tief-G" (klingt eine Quarte tiefer, wird z.B. in der griechischen Folklore benutzt)
- Bassetthorn in F (klingt eine Quinte tiefer - die Klarinette in Mozarts "Requiem")
- Altklarinette in Eb (klingt eine kleine Sexte tiefer, gebräuchlich in angelsächsische Blasorchestern)
- Bassklarinette in Bb (entweder eine große None oder große Sekunde tiefer als notiert - s.o.)
- Bassklarinette in A (es gibt Stimmen dafür, wird aber heute nicht mehr gebaut, diese Stimmen werden vom Orchester-Bassklarinettisten eine kleine Sekunde tiefer gespielt als notiert)
- Kontrabassklarinette in Bb (wenn im Basschlüssel notiert klingt sie eine große None tiefer als notiert)
Wie man schön sehen kann, geradezu ein Fest für Freunde der Transposition!
In historischen Zeiten waren bis ca. Verdi waren drei Stimmungen üblich: A/Bb/C
Der Grund dafür war, das bis dahin (1. Hälfte bis Mitte 19. Jhdt.) die Klarinetten noch nicht genug Klappen hatten um in allen Tonarten sauber klingen zu können. Daher wurden Stücke/Sätze in Tonarten um C auf der C-Klarinette gespielt, bei Tonarten auf der Bb-Seite des Quintenzirkels auf der Bb-Klarinette, und bei Tonarten auf der #-Seite des Quintenzirkels auf der A-Klarinette.
Wegen des weniger weichen Klangs der C-Klarinette kam diese aber außer Gebrauch als die Klarinetten genug Klappen hatten um chromatisch sauber spielbar zu sein (bis auf spezielle Fälle, wo eben dieser Klang gewünscht ist wie z.B. ab und zu bei Richard Strauss). Die A-Klarinette hielt sich dagegen, da sie noch ein klein wenig weicher klingt als die Bb-Klarinette, so dass sie besonders für Solo-Werke gerne von Komponisten bevorzugt wurden (Klarinettenquintette von Brahms, Reger, aber auch schon Mozart in seinem Klarinettenkonzert und Klarinettenquintett).
Orchester-C-Klarinettenstimmen werden (bis auf die erwähnten Spezialfälle) heute bzw. seit dem außer-Gebrauch-Kommen der C-Klarinette vom Klarinettisten auf der Bb-Klarinette gespielt. Er/sie muss dann im Kopf alle Noten um einen Ganzton höher ´rechnen´ (und dazu zur notierten Tonart 2# addieren).
Da diese Spielweise auch "Transponieren" genannt wird, führt das manchmal zu Missverständnissen, da auch die Eigenschaft der "transponierenden" Instrumente "Transponieren" genannt wird.
In diesem Fall ist es das Instrument selber, das sozusagen alle notierten Töne um sein ´eingebautes´ Transpositions-Intervall verschiebt. Im Fall des transponierenden Musikers ist des hingegen der Musiker, der im Kopf die Noten ´verschiebt´.