Puuh - ein Patentrezept gibts dafür wohl nicht. Letzten Endes hilft da nur Üben, Üben, Üben - Erfahrung eben.
Ich habs am Anfang immer so gemacht, dass ich mir die Songs mehrfach genau angehört habe. Dabei vor allem auf die Passagen mit den tiefsten Tönen achten. Dann einfach mal versuchen, mit dem Song mitzuspielen und dabei nur einzelne Töne spielen, bis man das Grundgerüst der Akkord-Grundtöne hat. Am Anfang nicht gleich komplette Riffs nachspielen wollen, sondern wirklich erstmal die Akkordfolge raushören. Wenn man weiß, wie ein Song grundsätzlich aufgebaut ist, schränkt das auch die Möglichkeiten beim Heraushören der exakten Parts deutlich ein. Da kann man sich dann vieles auch sozusagen logisch erschließen.
Wenn man selbst eine Gitarre hat, die nicht so weit runtergestimmt ist wie die in dem betreffenden Song, eben mal ne Oktave höher probieren. Also wenn man ne Gitarre im Standard-Tuning hat, bei ner "böse" tiefen Metal-Nummer halt mal so ab dem 6.,7. Bund der E-Saite aufwärts testen.
So sollte man rauskriegen, was die tiefsten Töne in einer Nummer sind. Damit hat man nen Anhaltspunkt, wie weit runtergestimmt ist. Ob ein Drop-Tuning gespielt wird oder ob die Gitarre komplett runtergestimmt ist, kriegt man raus, wenn man nun versucht, sich die Riffs "zusammenzubasteln". Da ist viel Probieren angesagt. Teilweise versuchen, mitzuspielen, teilweise auch ohne den Song im Hintegrund einfach aus dem Gedächntnis versuchen, sich die Sachen zusammenzubasteln. Da merkt man dann auch, ob man mit dem Greifen überhaupt einigermaßen hinkommt. Wenn man zum Beispiel feststellt, dass sich bestimmte Sachen mit den Standard-Tonabständen (egal ob man nun E-Standard oder komplett tiefer gestimmt spielt) nicht so recht greifen lassen, mal mit Drop-Tuning (tiefste Saite einen Ton tiefer) testen.
Leider ist da einfach sehr viel Erfahrung gefragt. Es hilft auch, möglichst viele Songs aus dem betreffenden Genre zu kennen. Gibt in jeder Stilrichtung so "Standard-Floskeln", die in verschiedenen Abwandlungen immer wieder gerne genutzt werden. Wenn man ein paar Sachen kennt, weiß man oft schon auf Anhieb, was da so ungefähr gemacht wird. Metalcore-Riffs beispielsweise basieren häufig auf einem Wechsel zwischen der (leer angeschlagenen) tiefsten Saite und der nächsthöheren.
Man bekommt auch - gerade bei Metalsongs - mit der Zeit ein gewisses Gespür dafür, wieviel tiefer jemand spielt. Durch den häufig geringeren Saitenzug und dadurch, dass die meisten Amps (und Pickups) am unteren Ende des Tonumfangs doch ein wenig zu "matschen" anfangen, hört man mit etwas Erfahrung sehr schnell, ob und wie extrem "tiefergelegt" wurde. Extreme Tiefer-Stimmer wie z.B. Slipknot klingen halt nicht so tight wie z.B. Metallica. - Slipknot-Fans mögen mir verzeihen... Wenn man dafür ein Gehör entwickelt hat, sagt man oft schon nach einmal hören: "Aha, die sind auf H" oder so...
Bei vielen Bands kann man über Fan-Seiten, Foren etc. auch leicht nachlesen, was für Tuning sie spielen. Gibt hier - gerade im Metal-Forum - auch diverse Threads mit solchen Infos.
Nebenbei: Richtig schwierig wirds, wenn Open Tunings oder sonstige spezielle Stimmungen benutzt werden. Ich erinnere mich noch, wie mir ein Gitarrist aus der 68er-Generation erzählte, wie er sich bei manchen Stones-Nummern, die man damals eben nur von Platte raushören konnte, einen abgebrochen habe, weil damals in Deutschland noch nicht so bekannt war, dass Keith Richards häufig Open Tunings spielt... Auch da hat man es heute dank Internet deutlich einfacher.
Sorry, wenn ich jetzt nicht die einfache Anleitung in 3 Schritten geben konnte. Am Anfang hilft da wirklich nur Geduld und Trial and Error. Das wird aber mit etwas mehr Erfahrung schnell besser.