Üben mit automatisierter Tempoerhöhung

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Normaler Weiser ist mir "Geschwindigkeit" beim Gitarrenspiel nicht wirklich wichtig, weshalb ich mich mit all diesen Methoden und Techniken (Skalen rauf- und runter, Spinnen Imitationen,....) nur am Rande beschäftigt habe.
Jetzt wurde es jedoch von der Rhythmus Seite akut, weil ich von den Beatles "All my Loving" auf der Agenda habe. Das dort notwendige Triolen Strumming habe ich aus dem Stand beim Original Tempo einfach nicht hinbekommen (wenn ich der Anzeige der unten beschriebenen App glauben darf, Triolen über irgendwas um die 150 bpm...).
Schon seit längerem verwende ich die Mac-App "Any Tune", um damit Playbacks abzuspielen, zu denen ich dann dazu spiele.
Erforderlich ist dass, weil ich Songs oftmals in anderen Tonhöhen brauche (Any Tune transponiert die ganze Sache beliebig viele Halbtöne rauf oder runter, ohne das Tempo zu verändern...) oder man auch einfach Schleifen über bestimmte Songteile legen kann, um z.B. immer wieder nur das Solo ober bestimmte Fills zu üben. Sehr zeitsparend und effizient!

Neben dem Transponieren, kann man jedoch auch das Tempo verändern und das so gar automatisiert, sprich nach einer Anzahl Wiederholungen einer Schleife wird das Tempo um eine gewünschten %-Satz erhöht.

Jetzt komme ich zu meiner Fragen: Ich habe hier schon häufiger davon gelesen, das man sich Geschwindigkeit erarbeiten kann, in dem man langsam das Tempo steigert. Bei meinem Strumming "Problem" sollte das ja eigentlich auch gar nicht so schwierig sein. Besonders kompliziert zu lernen ist da ja nix. Bei 80% der original Geschwindigkeit konnte ich ganz locker das Triolen Feeling mitspielen. Im Lauf von sage und schreibe 2 Sessions von ca. 1-2 Stunden habe bin ich jetzt soweit, dass ich mich von den 80% bis auf etwa 92% der Original Geschwindigkeit gearbeitet habe, aber die noch verbleiben den 8% erscheinen mir ein noch echt harter Weg.

Auch wenn die Tempo Erhöhungen mit 0.02% nach jedem 2. Loop (Strophe) sehr gering sind, war irgendwo bei 92% so eine Grenze, wo es immer wieder "unsauber" wurde und ich lieber wieder von Vorne (80%) angefangen habe.

Ist es wirklich so schwer, selbst unter diesen ziemlich optimalen Bedingungen, von 120 --> 150 bpm zu kommen? Wie sind eure Fortschritte da so? Wie lange braucht ihr, um euch solche Dinge zu erarbeiten?
 
Eigenschaft
 
wie lange es dauert, kommt ganz auf den Übungsfortschritt auf den jeweilig benötigten Gebieten an. Ein Anfänger wird für schwierigere / schnellere Sachen grundsätzlich deutlich länger brauchen als jemand, der schon 5 Jahre spielt und sich vor allem die Reihenfolge und Bewegungsmuster einprägen muss.

Ich könnte so ein automatisiertes Tempo mit Reaper machen, bevorzuge aber konstantes Tempo, das ich per Hand ändere, wenn mir danach ist. Manchmal will ich 45 Sekunden gleichbleibend spielen, manchmal 5 Minuten. So habe ich auch das Gefühl, dass meine innere Uhr besser wird, weil ich mich länger auf einen bestimmten Takt einspiele und mich nicht ständig umstellen muss.

2 Sessions sind normalerweise erst der Anfang einer Lernphase ;)
Der Körper braucht je nach Komplexität der Bewegungen mehr als 10.000 Wiederholungen, um sie zu verinnerlichen. In dieser Zeit wird die Muskelarbeit optimiert, der Kraftaufwand gesenkt und das maximale Tempo für saubere Reproduktion erhöht. Ich übe neue Parts oft über Monate, bevor sie wirklich sitzen
 
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Die letzten 20% von 80% zu 100% sind meistens die große Hürde. Wenn du nach 4 Stunden schon sauber bei 92 % bist, sollte es nicht lang gehen bis du bei 100% ankommst. Es ist natürlich schwer einzuschätzen wie lang es dauert, aber unter 1ner Woche würde ich keine 100% erwarten.

Du kannst auch mal versuchen über deine Geschwindigkeit raus zu gehen und wieder zurück auf 90% zu gehen, damit dir die nächsten Schritte nicht so schnell vorkommen. Dann wirst du auch sehen wie sicher du bei 100% zum Beispiel bist. Da kann man leider nur drann bleiben. Manchmal dauert es Monate bis man gewünschte Stücke auf hoher Geschwindigkeit spielen kann.

In diesem Thread: https://www.musiker-board.de/threads/wie-wird-man-schneller-hier-ist-die-antwort.44136/ könntest du mal nachfragen. Jedoch wirst du vermutlich Antworten von paar Tagen bis Monaten bekommen.
 
Ich verweise hier mal auf auf die 80:20-Regel, auch Pareto-Prinzip genannt:

https://de.wikipedia.org/wiki/Paretoprinzip

Das trifft nicht auf alles und jedes zu, aber auf vieles und zeigt die prinzipielle Tendenz: Jedes nächste Prozent der Optimierung braucht ein Mehr an Zeit/Aufwand/Energie als das Prozent zuvor. Es wäre ja superschön, wenn man für die Steigerung von z.B. 20 bpm immer die selbe Zeit bräuchte. Aber z.B. von 120 auf 140 dauerhaft sicher zu kommen, ist eine völlig andere Arbeit/Herausforderung, als von 50 auf 70.

Dazu kommt der Punkt: Bei manchen Hirnen/motorischen Möglichkeiten ist für bestimmte Abläufe früher Schluss, bei manchen später. Sonst könnte jeder Geschwindigkeitsweltmeister auf dem Instrument werden oder mit 12 Kugeln gleichzeitig jonglieren.

Ganz abgesehen davon ist das zeitaufwändige Konzentrieren auf Geschwindigkeit eh nur sinnvoll, wenn parallel und gleichzeitig eine musikalische Entwicklung stattfindet.
 
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Zunächst mal Danke für die Kommentare und Erfahrungen
Ganz abgesehen davon ist das zeitaufwändige Konzentrieren auf Geschwindigkeit eh nur sinnvoll, wenn parallel und gleichzeitig eine musikalische Entwicklung stattfindet.

... ein sehr guter Hinweis in diesem Zusammenhang, wobei ich hier wirklich keine Diskussion über das für und wider von Tempo/Technik beim Gitarrenspiel entfachen möchte. Die Ansprüchen und Einstellungen sind da halt sehr unterschiedliche. Den kleinsten gemeinsamen Nenner, den man da vielleicht finden kann ist, dass sich aus der Musik das Tempo und die notwendige Technik ergeben, bzw. Tempo und die Technik einen musikalischen Sinn haben sollte.
Musik ist eine Form von Kunst. Kunst, ganz ohne Können ist aber auch keine Kunst... aber wo Musik zu Sport wird (mit unsäglichen Geschwindigkeitsrekorden & Co), ist es (für mich) auch nur noch Sport und keine Musik mehr.
... aber jeder kann das ja halten wie er möchte.
 
Ein kurzer Nachtrag/Zwischenbilanz...
...nachdem ich etwas frustriert feststellen musste, dass sich hier der Fortschritt sich trotz fleißiger Beschäftigung mit dieser hochmodernen Übungsmethode nicht wirklich einstellen wollte, habe ich das ganze Thema - wie so oft - einfach ein paar Tage links liegen gelassen.
Nun habe ich mir das Stück wieder vorgenommen und siehe da, bei 95% funktionierte es nun plötzlich ganz gut und der Schritt zu 100% war auch nicht wirklich ein Problem mehr...
Wie soll man da nach Plan üben? :rolleyes:
 
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Halle, inTune. :)

Wichtig generell beim Thema lernen ist zu wissen, das man quasi von Plateau zu Plateau geht, nicht verzagen, wenn es eine zeitlang scheinbar nicht voran geht.

Das ist normal !

Sehr aufschlussreich zu der Thematik ist folgendes Video von Vera F. Birkenbihl.

Wenn du Zeit hast schau es Dir mal bitte an.

 
Hey, viel Gutes wurde bereits gesagt.

Wie soll man da nach Plan üben?

Indem genau das folgende Statement Bestandteil des Plans wird:

einfach ein paar Tage links liegen gelassen.

Das liest sich nämlich wie: Ich habe lange Zeit meinen Plan verfolgt und dann eine (nicht intendierte/nicht im Plan enthaltene) Pause gemacht. Und genau das macht einen guten Plan aus: Pause. Und dass der Ehrgeiz das Nichtstun einräumen und aushalten kann. Ich kann mich noch an eine Zeit erinnern, in der ich die BPMs in 1er-Schritten gesteigert habe, um die Skalen-Muster zu meistern. Und dann eines Tages: Das macht doch alles keinen Sinn...ich hör' auf. Aufgehört - und einige Zeit wieder aufgegriffen...und? Tata!

Wie heißt es trefflich im Tao Te King: Beim Nichtsmachen bleibt nichts ungemacht. Aber das ist jetzt auch keine exklusive geheime altchinesische Erkenntnis. Auch das moderne fundierte Lernen zielt darauf ab.

Prost auf die Pause!
 
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