Umbau eines 1x12"-Cabinets von PCL - aus Quer mach' Hoch

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Ich denke man kann die Materialauswahl nicht zu sehr pauschalisieren, Birkensperrholz hat sich halt für rockig mittige Töne als prädestiniert herauskristallisiert und der dadurch erzeugte Ton ist halt auch das was die Allgemeinheit sich wünscht. Dirk von TT hat ja bei den Boxen auch mit Material experimentiert und deswegen gibt es dort Boxen aus Birken- als auch Pappelsperrholz und sogar Kiefer (ein solides Kiefer Cabinet ist IMHO für einen 5E3 Clone ein Muss!). Mein favorisiertes Cabinet (Dumble Style 2x12) ist zB aus Pappel und das kommt schon ziemlich mittig daher, der Eigenklang der Speaker scheint aber trotzdem durch, und es eignet sich besser für meine Musik als die ebenfalls vorhandene BluesBreaker Style Box, da ist trotz der selben LS und in etwa identischem Volumen schon ein deutlicher Unterschied bemerkbar gewesen, trotz Flexback. Dafür harmoniert die BB mit den G12-M65 und dem Eddie wiederum besser...leider sieht sie hochkant aufgestellt etwas shice aus während die Dumble für die SmallStack Variante prädestiniert ist. Aber in einem muss ich Dir Recht geben, um den Lautsprecher-Eigenklang allein am besten beurteilen zu können brauchts eine akustisch "tote" Box aus MDF oder Spanplatte. Meine KUSTOM 4x12 ist Spanplatte (mit Sperrholz Baffle) und dort drin klingen die Greenbacks zB famos, bestückt mit Reapern war sie ein ziemlich mittig plärrendes Stück das kaum auszuhalten war...
 
Ich denke man kann die Materialauswahl nicht zu sehr pauschalisieren ... Aber in einem muss ich Dir Recht geben, um den Lautsprecher-Eigenklang allein am besten beurteilen zu können brauchts eine akustisch "tote" Box aus MDF oder Spanplatte...

Ja, genau darauf will ich hinaus. Es ist nicht richtig oder zu pauschalisierend, zu behaupten, dass baltische Birke das Allheilmittel ist, so dass es komischerweise meistens in Boutiqueware vorkommt. Offenbar benötigen verschiedene Anwendungsfälle auch verschiedenartige Materialien. Genau - und bzgl. des Eigenklanges des Lautsprechers ist alles geschrieben.
 
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Irgendwo im weltweiten Netz sah ich einst ein Cabinet im Retro-Style, welches mir gefallen hat. Hier ist es

retro.jpg


(Quelle: www)

Der Zusammenbau eines solchen Cabinets als Erprobungsträger soll so kostengünstig wie möglich erfolgen, dennoch soll das Material robust sein. Außerdem muss zuerst einmal zusätzlich zum geplanten Fünfzehnzöller auch ein Zwölfzöller flexibel anschaltbar sein. Warum auch nicht?!

Aaufgrund der Ergebnisse meiner Versuche wählte ich als Material die resonanzarme und vergleichsweise zum schwereren, dichteren und teureren MDF billige Spanplatte. Für die Wände kommt Spanplatte grob in 19mm Stärke zum Einsatz, die Front mit dem Retro-Ausschnitt wird 12mm dick. Die Seitenteile werden mit Boden und Deckel bündig verleimt. Um die Stabilität zu erhöhen, werden die Seitenteile verdübelt. Siehe Foto:

DSC02304.JPG


Die Lautsprecher werden mit einer separaten Schallwand von 16 mm Stärke von innen gegen die Frontplatte geschraubt. Ganz einfach:

DSC02295.JPG


"Separate Schallwand", das bedeutet, ich fertige eine Schallwand für einen Zwölfzöller - siehe Foto - und eine für einen Fünfzehnzöller an und kann wahlweise testen. Der letztendlich überzeugende Speaker bekommt die schöne Bespannung vom alten Cabinet auf die zugehörige Schallwand getackert. Jetzt, zum Testen, ist die Frontbespannung nicht erforderlich. Sie wird Höhen klauen, ja. Aber das ist unwesentlich.

Später ziehe ich seitlich rechts und links eine umlaufende Fräsung, in die dann das notwendige Kedering hinein kommt: So kann ich dann nämlich sauber getrennt tolexen: Boden, Front und Deckel umlaufend mit einem Stück. Und davon getrennt die Seiten. Ganz wie beim Retro-Cabinet (siehe oben). Anders geht das sonst nämlich nicht, will man die ansonsten 7endertypischen seitlichen Überlappungen vermeiden.

Wenn denn die Tests erfolgreich verlaufen. Und nur danach wird getolext. Vorher nicht.

Die Frontplatte wird mit dem Gehäuse des Cabinets fest verleimt und zur Erhöhung der Stabilität zusätzlich verschraubt. Somit sieht also von vorn unsere Kiste mit dem probeweise montierten Zwölfzöller so aus:

DSC02294.JPG


Rückwand gibt es erst einmal keine. Das hat Zeit.

Noch ist unsere Kiste sehr kantig und nicht verschliffen, noch sind die zusätzlichen Befestigungsschrauben zu sehen. Aber schon bald sind sie versenkt und verspachtelt, dann sind sie nicht mehr zu sehen. Hier nach dem ersten Schliff

DSC02315.JPG


sowie verspachtelt, fein verschliffen und mit der montierten Zwölfzöller-Schallwand ohne Lautsprecher:

DSC02318.JPG


Spanplatte lässt sich übrigens leichter schleifen als MDF.

Erster Testkandidat wird wieder der Jensen P12N sein - ich bin gespannt!

(wird fortgesetzt)
 
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Wie klingt's nun nach erneutem Test?

Jensen P12

Es klingt shice! Das Quäkige der Epiphone, bislang lediglich auf einigen Tönen auf der H- und e-Saite verhaftet, setzt sich nun auf der gesamten h-Saite fort. Nicht zu gebrauchen, egal, in welcher Einstellung ich den Darkhorse betreibe. Das ist wirklich seltsam.

Mit der Kloppmann-Strat ist alles bestens. Da ist dieser schöne, "holzige", knochentrockene Klang, der schöne Anschlagschmatz.

Zusammengefasst: Er ist schon relativ leise. Er will gefordert werden und über kurz oder lang passt der schwachbrüstige Darkhorse weder zu ihm, noch ins Cabinet. Inzwischen ist er nach Österreich verkauft.

Celestion Vintage 30

DSC02360.JPG


Einen solchen Speaker gebraucht zu erwerben, ist keine Schwierigkeit. Er wird zur Genüge angeboten. In meinem Fall war es ein mehr oder weniger neuwertiger V30 chinesischer Fertigung.

Die Wiedergabe ist erst einmal laut. Da ist Wucht und Wirkungsgrad dahinter. Das ist typisch für diesen Lautsprecher, das sind aber keine Bemerkungen, mit denen man jemanden hinter dem Ofen hervorlockt. Aber die Wiedergabe aller Töne auf der Epiphone ist gleichmäßig und ausgewogen! Kein Quäken, nichts! Die Qualität der Pickups wird sauber und ordentlich übertragen. Ich muss den Amp aufgrund des Volumes nun runterdrehen, betreibe ich ihn in seiner "Pure" - Stellung. Hier fehlt es an Höhen, aber die lassen sich nach Belieben in der britischen Stellung hervorheben. Und es kommt sogar unerwartet richtig gut: In der bei anderen Speakern bislang wegen der übermäßigen Quäkigkeit gemiedenen amerikanischen Einstellung des Darkhorses ist jetzt sogar die Wiedergabe sehr gut in den Höhen dosierbar. Nichts ist vom Quäken zu hören, der Klang der relativ dumpfen Epiphone-Pickups klart nun bei entsprechender Einstellung fast schon singlecoilähnlich auf, ohne, dass es zu spitz wird. Ich bin begeistert! Nimmt man nun nicht zuviel Bässe hinzu, so wird der Klang höchstens etwas scoopig, aber dennoch noch nicht badenwannenmäßig ausgedünnt. Und der schiere Wirkungsgrad des V30 betont das Cabinet, ohne dass es zu dröhnig wird; die Spanplatte macht sich bestens bemerkbar.

Die Kloppmann-Strat klingt perlig, ausgewogen, fett, nicht zu dünn. Das Einzige, was hier nun den Genuß vergleichsweise aber nur etwas trübt, ist die Tatsache, dass der V30 nun mal nicht diesen schönen Anschlagschmatz wiedergibt, der einem Jensen P12 so eigen ist. Das ist ein Kompromiß, den ich hier aber gern eingehe, denn zum einen gibt es den Höhenregler am Amp und zum anderen machen hier nun vergleichsweise etwas höhenlastigere Pickups wieder eine andere Figur: Da ist der Ticken mehr Anschlagschmatz.

Jau. Das ist es. Punkt. Da brauche ich nicht weiter zu suchen. :)

Der Speaker bleibt. Er passt in dieses rückseitig offene Cabinet und speziell zu diesem Amp wie angegossen. Angeblich ist er erst 60 Stunden eingespielt, aber ich denke, da kann man klanglich noch etwas herausholen. Mit seinem hohen Wirkungsgrad und seiner ansonsten oftmals wenig geschätzten "Mittenhupigkeit" kompensiert er hier die Schwachbrüstigkeit des Darkhorses, ohne im Bass dröhnend zu wirken, denn das wiederum geht aufgrund der Bauweise und eher klangneutralen Materialien dieses Cabinets nicht.

Eine vollkommen geschlossene Rückwand habe ich diesem Cabinet nicht verpasst, ich habe sie aus 12 mm starkem Material (Spanplatte roh) in gehabter Manier wieder halboffen angefertigt:

DSC02362.JPG


Was mich freut und erleichtert, ist die Tatsache, dass es funktioniert. Sowohl beim Bau des Cabinets als auch beim Testen der Lautsprecher kamen schon ab und an Zweifel, ob das alles überhaupt gutgehen wird. Durch geschickte Wahl eines Lautsprechers zusammen mit den Materialien des Cabinets kann man tonale Schwächen des Verstärkers kompensieren.

DSC02385.JPG


Nun kann ich mir in aller Ruhe Gedanken über die optische Gestaltung des Cabinets machen. :)
 
Grund: Absätze korrigiert
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Mit diesen Beitrag komme ich zum Ende dieser langen Geschichte. Für die Geduld und für das Interesse möchte ich mich bei allen Lesern bedanken, ebenso natürlich für den Space, meine Fotos hier veröffentlichen zu dürfen. Danke also in aller Form an die Betreiber des Forums. :)

Die optische Gestaltung des Cabinets war schnell gefunden: zurückhaltendes, einfach gemustertes, schwarzes Tolex im Marshall-Style von Tube-Town. Die Bespannung für die Schallwand ist da - das ist die vom alten Cabinet, die wieder zum Einsatz kommt. Zierde sollen rechts und links jeweils ein Streifen silberfarbenes Keder sein (Tube-Town), hinzu kommt wieder der schon im alten Cabinet verwendete "X'treme -Schriftzug.

Irgendwann zwischendurch war schon mal das Wetter schön - Mattschwarz trat in Aktion, um das Gehäuse innen zu besprühen, ebenso wie die Schallwand. Zwischenzeitlich hatte ich auch schon mittels Sprühkleber die Bespannung auf die Schallwand geklebt, die Ränder festgetackert und sauber beschnitten. "Schallwand fertig" konnte ich für mich vermelden.

Mittels Tauchsäge und Anschlagschiene zum Klemmen (geniales Teil, wie ich finde; gab's mal bei Lidl) habe ich die erforderlichen Nuten rechts und links gefräst; das ging prima. Zur Erinnerung siehe mein Posting #34; das neue Cabinet braucht die Zierstreifen wegen des Tolexens!

Das Wetter meinte es gut, fix wurde getolext. Hier das Cabinet im "RAW-Zustand":

DSC02660.JPG


Nach Beschnitt, sauberem Nachkleben und -ziehen der Ecken, nach Anbringen der beiden Streifen Keder, nach Montage der Schallwand, des Speakers, nach...

Kurzum: hier das nun fertige Cabinet.

DSC02666.JPG


und dessen Rückseite:

DSC02668.JPG


Einsatzbereit! :)

DSC02684.JPG


Eine Impression:

DSC02691.JPG


Fertig.

Es war ein langer Weg: Das alte Cabinet letztendlich nicht wirklich für gut befunden, dann umgebaut, dann getestet, zum Schluß aufgrund seiner Resonanzeigenschaften verworfen. Ein neues gebaut. Neu getestet, gezweifelt und der Celestion V30 machts ohne Probleme.

Von (inzwischen nun schon) dazumals:

DSC02695.JPG


Zum Jetzt:

DSC02698.JPG


In diesem Sinne. Stay Tuned.
 
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Sieht wirklich sehr stimmig aus. Zusammen mit dem Taylor ein gelungenes Art-deco Ensemble...chic.
 
wow, die Box sieht fantastisch aus!
 
Danke! :)

Aber letztendlich habe ich doch auch nur abgekupfert - siehe #43. Und wenn man sich die "Cubes" von Laney anschaut... Es ist alles schon da gewesen.

Der wirklich "blöde" Punkt ist, dass ich nun plötzlich über einen zum Cabinet passenden Eigenbau-Amp nachdenke. Lieblings-Endstufe mit 2x 6L6, maximal 30 Watt, Einkanaler, etwas Reverb... Das gefällt mir gar nicht. :confused: :D
 
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Danke! :)

Aber letztendlich habe ich doch auch nur abgekupfert - siehe #43. Und wenn man sich die "Cubes" von Laney anschaut... Es ist alles schon da gewesen.

Der wirklich "blöde" Punkt ist, dass ich nun plötzlich über einen zum Cabinet passenden Eigenbau-Amp nachdenke. Lieblings-Endstufe mit 2x 6L6, maximal 30 Watt, Einkanaler, etwas Reverb... Das gefällt mir gar nicht. :confused: :D
Uns schon...:D
Ich würde mich sehr über einen detaillierten Bericht freuen....denn solch einen Amp würde ich auch gerne....mal bauen können.
 
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Astrein....ich stecke bei der Röhren Technik noch in den Kinderschuhen...lese und lerne aber stetig.
Vielleicht bin ich beim Start ja schon so fit, dass ich deinen Projekt folgen kann.
 
Der wirklich "blöde" Punkt ist, dass ich nun plötzlich über einen zum Cabinet passenden Eigenbau-Amp nachdenke. Lieblings-Endstufe mit 2x 6L6, maximal 30 Watt, Einkanaler, etwas Reverb... Das gefällt mir gar nicht

Ach komm, wenn dann schon 2x KT66 in Cathode Bias (à la Marshall Astoria), dann wirds doch erst so richtig schön kompliziert ;)
 
Marshall Astoria? Da habe ich keinen Schematic zur Hand; ich weiß echt nicht, wie die Kiste innen ausschaut...

Mit dem "das gefällt mir gar nicht" meine ich übrigens, dass es mir nicht gefällt, diese Gedanken zu haben... Gedanklichen Schematic bzgl. eines DIY-Amps hätte ich bereits parat: Ein wohlabgestimmtes Menue aus einem AB763 Vibroverb mit nur einem Kanal, Federhall und einem Netzteil mit Graetzbrücke. Bauteile, also das Eisen und der Reverb? Meinetwegen sogar aus einem 30-Watt Mwave Bruzzler. :D
 
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Und hier mal ein Entwurf als mehr oder weniger grobe Skizze. Die Werte diverser Bauelemente würden von den hier Gezeigten abweichen.

Schematic_DIY_Amp.jpg


Das alles würde u.U gut in das - dann selbstverständlich optisch umzugestaltende - Gehäuse nebst Chassis des bereits genannten Amps passen.
 
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Ob ich das Projekt eines Neubau-Verstärkers passend zum Cabinet umsetze, weiß ich jetzt und heute noch nicht, das deutete ich ja bereits trotz des obigen Entwurfes an.

Auf jeden Fall kann es aber nicht schaden, den Darkhorse hinsichtlich seiner klanglichen Eigenschaften zu optimieren - das erfordert weitaus weniger Aufwand und lohnt sich. Denn bei dem Darkhorse als kleines Verstärkerle mit relativ wenig Eisenmasse spielen die diensttuenden Röhren um so mehr eine klangentscheidende Rolle. Warum also auch hier nicht noch ein wenig feintunen?

Der Amp kam mit mehr oder weniger nagelneuen 6V6 als der Apotheke - hier musste ich also nichts austauschen. Aber die Vorröhren V1 und V2 waren ziemlich ausgelutschte Sovtek-12AX7.

Nach einigem Experimentieren fiel die Wahl auf folgende Röhren: Als V1 arbeitet eine JJ ECC83S V1 und als V2 eine kräftige JJ ECC83S. Bei beiden Röhren ist es hier einfach wichtig, genügend Bumms zu liefern. Als V2 könnte sogar eine hundsordinäre chinesische 12AX7 arbeiten.

Durch den Röhrentausch verlor der Darkhorse augenblicklich seinen mir schon etwas zu cleanen, aber bereits ausgedünnten Ton. Der Amp klingt nun für seine "Maße" ungewohnt, aber gut kräftig; lauter, und er neigt nun deutlich besser dazu, dem Ton bei entsprechenden Einstellungen "diese Schippe Schmutz" hinzuzufügen.
 
Und passend, weil Sommerloch, hier ein Foto des kleinen Bestecks:

DSC03190_web.jpg


Die Dot arbeitet inzwischen mit zwei Gibson 57 Classic-Pickups in 50s Wiring.

Das paßt. :)
 
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