USV - sinnvolles Utensil auf der Bühne: Pros und Cons

dr_rollo
dr_rollo
Mod Keyboards und Musik-Praxis
Moderator
HFU
Zuletzt hier
01.05.24
Registriert
26.07.04
Beiträge
14.388
Kekse
82.694
Ort
Celle, Germany
Seit vielen Jahren hab ich eine USV auf der Bühne im Einsatz. Wir spielen hin und wieder auf Bühnen, wo es stromtechnisch auch mal Probleme geben kann. Stromausfälle sind nicht vermeidbar, und i.d.R. auch nicht Schuld der Band, aber es kann halt trotzdem nervig sein. Dass ein Stromausfall auch ernsthafte Schäden am Equipment verursachen kann, lass ich mal außen vor, dass soll nicht unbedingt Thema hier sein.
Das erste mal wo ein Stromausfall mich genervt hat, war als ich Macbook und Audiointerface auf der Bühne eingesetzt hab, um meine Keyboard-Sounds zusätzlich mit VSTi zu ergänzen. Das Macbook hat einen Akku, dem ist das im Grunde egal, aber es verliert die Connection zum Audio-Interface, die dann wieder hergestellt werden muss, wenn der Strom wieder da ist. Ein Keyboard muss nach dem Einschalten außerdem neu booten, was ne gewisse Zeit in Anspruch nimmt. Bei meinen Keyboards zum Glück deutlich weniger als ne Minute, doch wenn ich an einen Kronos denke, das ist schon extrem nervig. Genau hier kann das eine USV abpuffern.
Auch meinem Rack mit dem Digitalmixer tut es gut, wenn es bei einem Stromausfall weiterhin mit Strom versorgt ist, weniger wegen des Mixers, da ist die Bootzeit noch kürzer als bei meinen Keyboards, aber der WLAN Router, braucht länger, außerdem verlieren alle verbundenen Geräte wie iPads die Verbindung. In meinem Rack ist ein Cisco Router verbaut, der braucht gut 2min, bis er wieder da ist.
Abgesehen davon liefern die meisten USVs auch noch Überspannungsschutz, was gut für die Geräte ist. Alles kann man in der Praxis nicht mit einer USV abdecken, nicht weil es solche USVs nicht gibt, aber die wiegen aufgrund des Akkus halt nicht unerheblich, und eine USV, die alles abdeckt, will keiner in der Praxis transportieren.
Ich hab eine Eaton USV mit 700VA, die reicht, um das Rack mit Digitalmixer und Router, sowie mein Keyboardrack und meine Keyboards abzusichern, und im Falle eines Falles für ca. 10min mit Strom zu versorgen. Diese USV wiegt keine 5kg und passt in den Kabelkoffer. Kosten keine 100 EurO:
Neben den drei batteriegepufferten Steckdosen, besitzt sie auch noch 3 weitere Steckdosen, die zwar nicht batteriegepuffert sind, aber trotzdem Überspannungsschutz liefern.
Ein kleiner netter Nebeneffekt ist, dass wir mit einem kleinen LED-Fluter über diese USV auch autark sind, was eine Beleuchtung für den Abbau angeht, wenn der Strom weg ist, was schon hin und wieder der Fall war, weil der Veranstalter den Strom abgedreht oder seine Kabeltrommel eingerollt hat.

Mögliche Probleme:
Eigentlich gibt es keine Probleme mit einer USV, außer dass man theoretisch alle paar Jahre mal die Akkus prüfen und ggf. ersetzen muss. Bislang halten meine immer noch top durch.
Gestern hatten wir aber trotz USV plötzlich Stromausfall, gerade als wir so richtig im Gange waren. Und zwar komischerweise die Geräte, die über die USV liefen. Ein Blick zur USV zeigte, dass die abgeschaltet hatte. Kurz wieder eingeschaltet, und schon war der Strom wieder da. Klar, Wartezeit, bis wieder alle Geräte da waren. Nächster Song und zum ende genau das gleiche wieder. Da es auf dieser Bühne eigentlich kein Strom-technisches Problem geben sollte, wollte ich daraufhin die USV rausschmeißen, als ich feststellen musste, dass die Powerendstufe für FOH in einem der batteriegepufferten Anschlüsse steckte. Unser Drummer hat ne freie Steckdose gesucht und dummerweise diese gefunden und genutzt. Problem gefunden, Problem behoben. Also zukünftig besser ne vernünftige Beschriftung der Steckdosen vornehmen!
 
  • Interessant
  • Gefällt mir
  • Wow
Reaktionen: 5 Benutzer
Natürlich, der Drummer mal wieder 😉
 
Ich hab eine Eaton USV mit 700VA, …. Kosten keine 100 EurO
Ich vermute diese hier: Eaton 3S700D

Ist sicher nicht verkehrt … allerdings auch eine mögliche zusätzliche Fehlerquelle, wie man sieht -

Also zukünftig besser ne vernünftige Beschriftung der Steckdosen vornehmen!
Jau, es geht nix über Doku und Beschriftung.

Aber mal so in die Runde gefragt: wie oft wurden hier schon Stromausfälle erlebt? Und steht dann nicht auch das Publikum mit im dunkeln?

Oder sind damit eher „rausgeflogene“ Sicherungen gemeint?

Die Frage ist, wie lange die USV durchhält? Über die Kapazität wird keine Angabe gemacht … oder überlese ich was?
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Frage ist, wie lange die USV durchhält? Über die Kapazität wird keine Angabe gemacht … oder überlese ich was?
Auf dieser Seite [Amazon-Link] ist die Überbrückungszeit der 700-Watt-Version für einen Desktop-PC mit immerhin 16 Minuten angegeben. Liest sich gar nicht mal so übel. Wie lange die Überbrückungszeit bei den ganzen Geräten dauert, die der TE an der USV hängen hat, dazu kann nur er Auskunft geben.

Bei den meisten Geräten in dieser Liste [Reichelt-Link] ist neben der Kapazität (offensichtlich der erste Eintrag "Leistung") die Laufzeit bei Volllast und bei halber Last angegeben. Da kann dann jeder selber gut ausrechnen, wie lange seine Gerätschaften weiter laufen bei einem Stromausfall.
 
Zuletzt bearbeitet:
Trommler vergattern, die Finger von allem mit einem Kabel zu lassen.
 
Da ich als Keyboarder mit klassischem Equipment (Nord Stage + Masterkeyboard + Monitore 2x QSC K8.2) v.a. an Überspannungsschutz interessiert bin (z.B. Ausfiltern von Spannungsspitzen aus dem Küchenbereich oder fehlerhafte Spannung an mobiler Anlage), habe ich mich für einen Furman statt einer USV entschieden.

Da packe ich zusammen mit meinen 2x 2000 W Peak Monitoren sicher mehr als 1000 W dran. Und bei der Frage, wievielen Gästen (Gitarre, Bass) ich noch eine Steckdose anbieten kann, muss ich entsprechend per Daumen überschlagen - es geht bis 16 A, dann ist ja sowieso Feierabend. Fürs erste funktioniert das.

Eine USV, deren Ausgangsspannung aber unabhängig von der Eingangsspannung ist, sollte diese Funktion im wesentlichen auch erfüllen können - also entweder Klasse 1 VFI/Online/Double Conversion oder Klasse 2 VI/Line-interactive/Single Conversion. Nur eine Standby-USV (Klasse 3/offline/passiv) zu haben (die den Strom im Normalbetrieb einfach durchleitet und nur bei Ausfall einspringt), wäre mir zu wenig. Bekomme ich aber mit meinen Leistungsdaten nicht für 100 EUR. Die USVen sind halt eher für Computer-Technik gemacht.
 
Gestern hatten wir aber trotz USV plötzlich Stromausfall, gerade als wir so richtig im Gange waren. Und zwar komischerweise die Geräte, die über die USV liefen. Ein Blick zur USV zeigte, dass die abgeschaltet hatte. Kurz wieder eingeschaltet, und schon war der Strom wieder da. Klar, Wartezeit, bis wieder alle Geräte da waren. Nächster Song und zum ende genau das gleiche wieder.
Also schon zweimal Probleme in kurzer Zeit wegen der USV.

Das erste mal wo ein Stromausfall mich genervt hat, war als ich Macbook und Audiointerface auf der Bühne eingesetzt hab, um meine Keyboard-Sounds zusätzlich mit VSTi zu ergänzen.
Bisher nur einmal in all den Jahren ohne USV? Oder war da noch mehr?

Ist jetzt wirklich eine ernst gemeinte Frage. Weil wir oft versuchen Probleme mittels zusätzlicher Technik zu lösen, die wir mit weniger (oder ohne) Technik vielleicht garnicht hätten...

Gruß,
glombi
 
Da packe ich zusammen mit meinen 2x 2000 W Peak Monitoren sicher mehr als 1000 W dran.
Das kann natürlich sein, erscheint mir aber sehr unwahrscheinlich. Hast du mal gemessen?

Nur eine Standby-USV (Klasse 3/offline/passiv) zu haben (die den Strom im Normalbetrieb einfach durchleitet und nur bei Ausfall einspringt), wäre mir zu wenig. Bekomme ich aber mit meinen Leistungsdaten nicht für 100 EUR.
Wenn du eine USV benutzten würdest, wie @dr_rollo sie im ersten Beitrag beschreibt, dann hättest du sowohl Ausgänge, die von der USV gestützt werden, wie auch solche, die nur geschützt werden. Für die Monitore würde der Überspannungsschutz ausreichen.
 
Noch ein Nachteil von solchem Zeug: Es braucht Platz auf der Bühne. Angeblich brauche ich schon ohne Spannungsstabilisator-Rack mehr Platz mit meinen Keyboards als der Schlagzeuger. Das spielt bei unserer Bigband eine Rolle.
Das kann natürlich sein, erscheint mir aber sehr unwahrscheinlich. Hast du mal gemessen?
Nein, ist eine gute Idee. Dann wäre das Thema Daumenmaß erledigt. Bisher habe ich nur die Angabe von QSC zur Orientierung, dass bei 1/8 Leistung einer K8.2 1,1 A fließen.

Wenn du eine USV benutzten würdest, wie @dr_rollo sie im ersten Beitrag beschreibt, dann hättest du sowohl Ausgänge, die von der USV gestützt werden, wie auch solche, die nur geschützt werden. Für die Monitore würde der Überspannungsschutz ausreichen.
Ich würde sagen: Um mich geht es ja nicht so sehr - ich bin fürs erste versorgt. Aber sicherlich ist das ein interessanter Tipp für Interessierte - nur habe ich diese Aussage, dass die eine Schiene USV-gestützt ist, die andere nur Spannungsschutz hat, beim Durchschauen der aktuellen Eaton-Produkte noch nicht gefunden. Interessant jedenfalls, dass die 3S-Serie von Eaton zwar offline ist, aber trotzdem Überspannungsschutz bieten will - frage mich, wie das geht. Ich würde mich freuen, wenn @dr_rollo Näheres zu seinem Gerät schreiben könnte.
 
Also, a. wollte ich auf keinen Fall über Drummer im allgemeinen herziehen ;)
b. was das Platzproblem angeht, ist das auf jeden Fall zweitrangig, denn so viel mehr als zwei Mehrfachsteckdosen nebeneinander nimmt die Eaton nicht ein, und passt - wie gesagt - in meinen Koffer:
1696869476166.png

Habe übrigens gerade gesehen, dass es nur eine 550VA ist und nicht 700VA wie ich angenommen hatte.
Und ja, gewissermaßen haben einige Recht, wenn sie behaupten, dass ohne das Teil am Wochenende bei uns keine Probleme gegeben hätte. Grundsätzlich sollte man natürlich immer Technik auch richtig einsetzen.
Zur Dauer bei einem Ausfall kann ich mich tatsächlich auch nur einen einzigen Stromausfall in den letzten Jahren erinnern, und der hat nicht länger als 10min gedauert, den die USV auch locker überbrückt hat. Dafür hat sie mal locker ne halbe Stunde meinen LED Fluter mit Strom versorgt, als wir mal zum Abbauen keinen Strom und kein Licht hatten.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Ich war anscheinend beim Lesen zu ungeduldig: Auf der Eaton-Seite wird bei den 3S-Geräten (auch 2. Generation) sehr wohl unterschieden zwischen 3 bzw. 4 Steckplätzen mit USV und Überspannungsschutz sowie 3 bzw. 4 Steckplätzen mit Überspannungsschutz allein ("(3) Schuko, (3) Schuko, nur Überspannung"). Das ist also noch immer so. Klingt interessant.
 
... Unser Drummer hat ne freie Steckdose gesucht und dummerweise diese gefunden und genutzt. Problem gefunden, Problem behoben. Also zukünftig besser ne vernünftige Beschriftung der Steckdosen vornehmen!

Ohne USV, aber eine Überlastung mit Konsequenzen: Ich habe zu analogen Zeiten mal eine Band mit PA und Halogenlicht auf einer Berghütte gemischt. Strom war da, aber die Stromkreise waren mit lediglich 10A abgesichert, also brauchten wir deren zwei. Mit spitzem Bleistift gerechnet, und dann war ein Stromkreis NUR für den Ton (und damit recht gut ausgelastet) und einer NUR für das Licht - das ging so grade eben aus, wenn wir uns auf drei Stück 500W-Halogenlichter und ein paar kleine Lichteffekte (das waren schon LEDs) beschränkten. Ich habe das auch mehrfach der Band erklärt, dass bitte niemand irgendwelche Geräte anschliesst, ohne es vorher mit mir abzusprechen, weil der Strom knapp ist und die Stromkreise zum größten Teil ausgelastet sind.

Alles lief gut, der Soundcheck ging seinem Ende zu, ich schraubte grade ein wenig am Pult, als es plötzlich - wumm! - einen kurzen Lichtblitz gab und dann plötzlich alles still wurde. Das Licht war noch da, also hatte es die Sicherung im Tonkreis geschmissen. Aha. Aber wir waren direkt vor dem Ausfall recht leise gewesen, so dass die Sicherung nicht einfach hätte fliegen dürfen - wir hatten ein paar Minuten vorher noch deutlich lauter gespielt und dementsprechend mehr Leistung gezogen. Und da war nix passiert.

Fragender Blick zur Bühne: "Hat irgendwer ein Gerät angesteckt?" Keine Antwort, aber diverse Blicke gingen zum Keyboarder, also sprach ich diesen direkt an. "Max? Irgendwas?" Die Antwort war ein für mich schwer verständliches Gebrummel auf Bayrisch, dem ich ein "... nur so a Lamperl..." entnahm. Für die des Bayuwarischen nicht Mächtigen, das heisst "Nur so ein Lämpchen". Das besagte "Lamperl" entpuppte sich als 1000W Halogenstrahler, der mit einem kurzen Blitz die Sicherung hatte fliegen lassen. Unser Keyboarder hatte eine freie Steckdose gesucht und dummerweise diese gefunden und genutzt... Unter Schmerzen lernt man, und der positive Nebeneffekt war: Ab dieser Zeit hörte die Band etwas besser auf mich.
 
  • Gefällt mir
  • Interessant
Reaktionen: 2 Benutzer

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben