vagierender Akkord

S
Sarah*
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
11.01.20
Registriert
09.06.10
Beiträge
108
Kekse
0
Hallo,

ich lese grad folgendes und verstehe es nicht, kann mir jemand helfen?:

"Ein weitere vagierender, mehrdeutiger Akord, der in der Literatur häufiger vorkommt, ist der Dominantseptakkord, der sich auch als übernäßiger Quint-Sext-Akkord, also als verkürzte Dominante mit Sept, kl. Non und einer tiefalterierten Quint enharmonisch umdeuten lässt."

Alos ich schreibe den vorhandenen Dominantseptakkord in seiner ersten Umkehrung, dann hätte ich einen 5-6-Akkord mit kl.6 und v.5, aber ohne septim-wo soll da eine septim sein? Und was ist eine "verkürzte " Dominante?

Und was bringt es mir, diesen Akkord enharmonisch umgedeutet zu haben??? Wenn er in der Literatur häufig vorkommt, gibts bestimmt eine musikalische Wendung, die sich diesen Akkord zunutze macht, oder??
 
Eigenschaft
 
Eine Beispiel-Umdeutung für D7 sieht so aus:

Dominantseptakkord: . . . d f# a c
plus kleine None: . . . . . .d f# a c eb
verminderte Quinte: . . . .d f# ab c eb
minus Grundton: . . . . . . . .f# ab c eb
Umkehrung: . . . . . . . . . . . . .ab c eb f#

= Ab-Dur-Akkord mit übermäßiger Sexte, klingt wie Ab7

Dieser Akkord ersetzt das ursprüngliche D7. Im Jazz würde man hierbei einfach von Tritonussubstitution einer Dominante sprechen.

Gruß
 
Wunderbares Beispiel: Schubertlied "der Zwerg"

http://www.youtube.com/watch?v=6TTnZD9KA20

2:07-2:10 "...vor Gram erblinden. Er spricht:"
Zwischen"erblinDEN" und "ER" folgt eine interessante Modulation mit dem ü5/6.

Wir befinden uns in h-moll. h-moll erklingt auch, danach erklingt der ü5/6 auf G. Aber: In den Noten steht er schon als G7 da, denn er führt nach c-moll. Rückwirkend auf h-moll ist er allerdings G H D Eis und würde zur Dominante von h-moll führen, nämlich Fis Dur.

EDIT: Der Zwerg ist an sich schon ein wirklich geniales Schubertlied, mit höchst spannenden Modulationen und Wendung.
Es lohnt sich, dass man sich mit dem Lied näher auseinandersetzt.

Und was bringt es mir, diesen Akkord enharmonisch umgedeutet zu haben???
Der ü5/6 ist ein toller Modulationsakkord. Da er rein klanglich nicht vom D7 zu unterscheiden ist, gibt es eben zwei Funktionen für diese Tonkonstellation. Wie wir am Schubert Beispiel gesehn haben, kommen wir damit ohne große Umwege in entfernte Tonarten. h-moll -> c-moll
 

Anhänge

  • Zwerg.jpg
    Zwerg.jpg
    146 KB · Aufrufe: 195
Zuletzt bearbeitet:
ja, der zwerg ist wirklich genial, danke für den link:)

ich verstehs aber noch immer nicht:
die besagte stelle ist zunächst in h-moll, dann wird das fis tiefalteriert, wodurch ein dominantseptakkord auf G entsteht, der dann nach c-moll führt. da wurde aber nicht enharmonisch verwechselt, sondern einer der töne tiefalteriert.......??

was ist eigentlich mit der stelle "zwar werd ich ewiglich mich selber hassen"? "zwar werd ich" ist ein Septakkord auf C und der wird dann nach Des-Dur aufgelöst? wie geht denn so etwas?

danke für eure hilfe :)
 
Die Stelle ist recht vieldeutig.

Einerseits könnte man mit einem entlehnten Trugschluss argumentieren. Bloß löst sich hier keine V zur VI auf, da Des direkt in den Sextakkord springt.
Des-Dur wird jedoch schlussendlich als Tonart gefestigt und daher ließe sich damit am ehesten argumentieren.

Aber: Rein klanglich nehmen wir auch sowas wie einen neapolitanischen Sextakkord wahr, rückwirkend auf das C-Dur. Denn die Septime ist nicht von anfang an dabei in diesem C-Dur Akkord und wird es im weiteren Verlauf angefügt.
C-Dur ist ja durch die vorherige Kadenz die gefestigte Tonart. Des-Dur als Sextakkord wäre hier der Neapolitaner zu C-Dur.

Was man in jedem Fall festhalten kann: Eine Lehrbuchmodulation ist das hier nicht und was wir immer festhalten sollten: Modulationen systematisch erklären zu wollen, kann auch, wie wir hier sehn, sehr heikel werden.


Zum ü5/6:

Das ist lediglich zur Übersicht so gehandhabt. Du kannst schließlich nicht beide Töne gleichzeitig an diese Stelle schreiben.
Ich habe extra das Klangbeispiel angefügt. Es kommt immer auch darauf an, was man hört und solang wir uns in h-moll bewegen, werden wir, selbst wenn da G H D F steht, einen ü5/6 wahrnehmen. Dadurch, das c-moll danach erklingt, was ja durch Umdeutung völlig legitim ist, werden wir überrascht, nicht durch den G-Dur Septakkord
 
danke für die hilfe:)
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben