Wahlweise Gis oder As

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Janthinidae
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Hallo Zusammen,

Habe "Der Entertainer" von Scott Joplin vor mir, aufgeschrieben in F-Dur. Im selben Stück wird wahlweise mal ein As, mal ein Gis verwendet, was bei einem Klavier mit gleichstufiger Stimmung ja identisch wäre. Was ist die Intention dahinter? Mir reicht gegebenenfalls ein Schlüsselwort.
 
Eigenschaft
 
Gis kann ein Leitton zum A sein, As kann ein Gleitton zum G sein.
Genauso kann As mal die Mollterz von f-moll sein. Es ist ewig her, dass ich das Stück gespielt habe, hast du die entsprechenden Ausschnitte parat?
Im Kontext sind sie eindeutiger zu bestimmen.
 
Hab das Original noch gesucht, das wäre eigentlich in C-Dur geschrieben. Der folgende Ausschnitt ist gleich vom Anfang und wurde deutlich vereinfacht. Trotzdem irgend ein Grund gibt es wahrscheinlich dass vom Gis plötzlich auf das As gewechselt wird.

gis-as.png

Deine zwei Aussagen: Gleittton zu X, oder Mollterz zu Y. Was ist der Hintergedanke dahinter? Wird etwas leicht anderst gespielt? Soll es das Lesen vereinfachen? Oder einfach nur Ist-So-Weil-War-Schon-Immer-So?
 
Hi,

also das Gis und das As sind typische chromatische Durchgangsnoten, soviel kann ich dir schonmal sagen.

Wieso die beiden Töne enharmonische verwechselt werden würde mich aber auch mal interesieren.
 
Im Original in C-Dur steht übrigens zweimal das gleiche, nämlich dis.

Grüße,
McCoy
 
Das Gis ist hier eindeutig als chromatischer Durchgangston erkennbar. Gis wird zu A weitergeführt. Was ist der nächste Ton nach dem As? Ein G, oder doch ein A? Dann wäre es vielleicht sogar ein Schreibfehler (wie die zwei Dis im Original, die schon erwähnt wurden).

Kreuze und Bs zeigen oft bei solchen Durchgangstönen, wo die Melodie hingeht. So kann das Kreuz die chromatische Nebennote zum nächsthöheren Ton sein, das B, die chromatische Nebennote zum nächsttieferen.
Das schreibt man so, weils logisch ist und man sich so besser in der Tonart, bzw. dem Tonsystem zurecht findet.
Du könntest auch jedes Es in c-moll durch ein Dis ersetzen, aber dann hättest du nirgendwo mehr einen c-moll Dreiklang.

Anderes schönes Beispiel ist ein Ausschnitt aus Ennio Morricones Soundtrack zu "Spiel mir das Lied vom Tod" (ich glaube es war dieser).
Da bewegt sich eine Stimme immer von C nach E in C-Dur (C, Dis, E, C, Dis, E, usw.). Das ist kein aufgelöstes Es, das zum E geführt wird, sondern ein chromatischer Zwischenton, der aufwärts zum E führt.

Nächstes Beispiel wäre der übermäßige Quintsextakkord (ü5/6).

In h-moll wäre er beispielsweise G, H, D, Eis.
Rein Klanglich, ohne Kontext nicht vom Dominantseptakkord G, H, D, F zu unterscheiden.
Aber das Eis hat im ü5/6 den Zweck eines Leittons zu Fis und eben nicht eines Gleittons zu E, oder Es.
So wird der ü5/6 in h-moll nach Fis Dur aufgelöst (die Dominante) und nicht nach C-Dur.
Der ü5/6 ist übrigens ein ganz guter Modulationsakkord, da er sich wie gesagt klanglich nicht von einer Dominante unterscheidet.
 

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