Warum Ganzton, Halbton???

  • Ersteller Musictoon
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Fremde männer mochte er auch nicht, tenöre wurden allenfalls akzeptiert.

Jaja, die Tenorwitze ... :) Mein ehemaliger Chorleiter machte auch gerne seine Witzchen: "Jetzt mal die Frauenstimmen, ohne die Tenöre ..." Kann ich (ich singe Tenor) aber mit leben!

Und mit dem Mikrokosmos ... da gab's Stücke (für mich, damals) von "geht so" über "fasziniernd" bis "genial"! Jedenfalls hat die andere Klangwelt mir die Ohren geöffnet => Fazit: Mikroksomos, empfehlenswert ... wenn man sich drauf einlassen kann!
Ich spiele heute ab und an das eine oder andere ... die Bände V und VI muss ich mir noch zulegen.

Grüße
Roland
 
Jaja, warum bloß
Warum hat man nicht einfach alles chromatisch gelassen?? Ist das intsrumententbaumäßig nicht immer möglich oder was? Sonst wäre es ja viel logischer mit chromatischen Tonleitern zu arbeiten!! Keine (weniger) Probleme mit den Tongeschlechtern (Transpnieren), Akkorbildungen, ...

Genau das hab ich mich auch immer gefragt. Und das ist auch der Grund, warum ich selber lieber als Tab notiere als in Notenschrift.

Wenn man sonst Klavier gewöhnt ist macht das System vielleicht Sinn, ich bin nur chromatische (oder bundlose) Instrumente gewöhnt, also ist das System einfach nix für mich.

Wenn es nach mir ginge würde ich die Noten einfach durchnummerieren, und zwar in einem Duodezimalen System. Einfacher würde es nicht gehen.
 
Wenn man sonst Klavier gewöhnt ist macht das System vielleicht Sinn, ich bin nur chromatische (oder bundlose) Instrumente gewöhnt, also ist das System einfach nix für mich.

Wenn es nach mir ginge würde ich die Noten einfach durchnummerieren, und zwar in einem Duodezimalen System. Einfacher würde es nicht gehen.

Um ein Instrument zu spielen braucht man ja auch nicht unbedingt die Logik des Tonsystems verstehen.
Daher mag da für chromatische oder bundlose Instrumente eine chromatische Numerierung einfacher sein (erscheinen?).

Andererseits wäre eine chromatische Numerierung für instrumentenlose Musiker - sprich Sänger - unlogisch, da das tonale System nun mal nur sieben der zwölf Halbtöne benötigt. (Versuche einfach mal, einen Tab zu singen.)
Wenn man eine Dur-Tonleiter singt, denkt man nicht über die Lage der Halbton- und Ganztonschritte nach. Sie ergeben sich im Prinzip durch die harmonische Bedeutung der einzelnen Töne.
So scheint es dann doch sinnvoll, nur diese Töne zu "numerieren".

Wie du schon geschrieben hast, haben es Klavierspieler leichter, da das Notensystem (Tonhöhe) mit der Klaviatur übereinstimmt.

Gruß
 
Um ein Instrument zu spielen braucht man ja auch nicht unbedingt die Logik des Tonsystems verstehen.
Daher mag da für chromatische oder bundlose Instrumente eine chromatische Numerierung einfacher sein (erscheinen?).

Andererseits wäre eine chromatische Numerierung für instrumentenlose Musiker - sprich Sänger - unlogisch, da das tonale System nun mal nur sieben der zwölf Halbtöne benötigt. (Versuche einfach mal, einen Tab zu singen.)
Wenn man eine Dur-Tonleiter singt, denkt man nicht über die Lage der Halbton- und Ganztonschritte nach. Sie ergeben sich im Prinzip durch die harmonische Bedeutung der einzelnen Töne.
So scheint es dann doch sinnvoll, nur diese Töne zu "numerieren".

Wie du schon geschrieben hast, haben es Klavierspieler leichter, da das Notensystem (Tonhöhe) mit der Klaviatur übereinstimmt.

Gruß

Das gilt, wenn man in C-dur oder A-moll singt bzw. spielt. Warum konzipiert man man ein Notationssystem so, dass ein Ges-moll schwerer zu lesen ist als ein A-moll? Jeder Vollidiot könnte in einem chromatischen System transponieren. Einfach auf jede Note etwas draufzählen bzw. auf der Gitarre alles ein paar Bünde verschieben. In unserem herkömmlichen System braucht man dafür Übung und Wissen.

Und nur weil Pianisten ihr Instrument aus historischen Gründen (vor der temperierten Stimmung) so aufgebaut haben, muss ich mich doch nicht damit rumärgern, oder?


Aber meine Abneigung hängt auch damit zusammen, dass ich mir Töne chromatisch vorstelle. Eine kleine Terz ist für mich ein Abstand von drei Bünden, keine zwei aufeinandergeschichteten Noten.
Ich kann durchaus ohne Instrument aus dem Kopf heraus komponieren, aber ich schreibe dann direkt Tabs, keine Noten. Andere haben da sicher andere Heransgehensweisen. Wenn ich Noten schreiben müsste, müsste ich erstmal dahin "übersetzen". Das würde ich tun, wenn ich mal für Bläser oder so schreiben müsste, was bis jetzt aber noch nicht vorgekommen ist.
 
Das gilt, wenn man in C-dur oder A-moll singt bzw. spielt. Warum konzipiert man man ein Notationssystem so, dass ein Ges-moll schwerer zu lesen ist als ein A-moll?
Das ist nicht ganz korrekt. Im Notensystem wird die Tonart durch Vorzeichen angegeben. Dadurch ist jede Tonart leicht lesbar. Das heißt, durch die Vorzeichen sieht das Notenbild einer Melodie in jeder Tonart (fast) gleich aus.

Das bedeutet aber nicht, daß jede Tonart auch auf jedem Instrument gleich leicht spielbar. Beim Klavier liegt die Schwierigkeit darin, daß jede Tonart ein anderes "Griffbild" hat und damit fast immer einen anderen Fingersatz erfordert.

Notenlesen hat zugegebenermaßen zwei Bedeutungen: Noten sehen und umsetzen, oder Noten sehen und hören.


Abgesehen davon... Eine Tonart Ges-Moll gibt es nicht. Ges-Moll hätte theoretisch 9 b's. Bei 9 b's und 7 Tönen wären 2 Töne mit Doppel-b's vorgezeichnet.


Und nur weil Pianisten ihr Instrument aus historischen Gründen (vor der temperierten Stimmung) so aufgebaut haben, muss ich mich doch nicht damit rumärgern, oder?
Das tut mir leid für dich, wenn dich das ärgert. ;)
Spätestens wenn du einem Keyboarder, Trompeter, Saxophonisten... eine musikalische Idee aufschreiben willst, wirst du nicht um Noten drum herumkommen.

Gruß
 
Das tut mir leid für dich, wenn dich das ärgert. ;)
Spätestens wenn du einem Keyboarder, Trompeter, Saxophonisten... eine musikalische Idee aufschreiben willst, wirst du nicht um Noten drum herumkommen.

Mhh, so richtig auf einen Nenner werden wir wohl nicht kommen, weil wir einfach verschiedenen Sachen gewöhnt sind. Aber egal.
Also, ich kann durchaus ein Tab nachsingen. Da stehen ja alle Töne drinne, warum soll das nicht gehen.:confused:

Klar, wenn ich für jemanden schreibe, der nach Noten spielt muss ich für ihn übersetzen, ist aber auch kein Problem. Noten sind ja an sich nicht unschaffbar schwer. (ich halte sie nur für weniger sinnig und für moderne Musik unfunktional, es wird einem immer unterstellt, dass man zu doof ist Noten zu lesen). Aber für die Leute, für die ich normalerweise schreibe ist das nicht die richtige Methode. Das sind hauptsächlich Saiteninstrumentalisten, also komm ich da mit Tabs sehr viel weiter.

Was ich aber eigentlich ausdrücken wollte ist, dass moderne Musik nicht zwingend auf der normalen Dur oder Moll Skala basiert. Und nur für diese macht das Notensystem so richtig Sinn, alles andere wird durch tausend Vorzeichen schwerer lesbar.
Oder um es noch mal anders zu sagen: Es gibt hier tausend Threads, in den es darum geht, dass jemand Noten lesen lernen will. Dann wird mit Tutorials geantwortet, die sich über Tage/Wochen hinziehen. Dann gibt es User, die geben damit an, wie viele Schlüssel sie lesen können und dass sie nur ein paar Wochen (!) dafür gebraucht haben bis das flüssig ging. Eine Notation, die so anspruchsvoll ist zu lernen hat für mich einfach versagt.
Die Alternative Tab kann man jetzt nciht allgemein anbringen, da sie nur für Saiteninstrumentalisten nützlich ist, aber es ist eine Notation, die selber jeder Nichtmusiker nach zehn Minuten lesen kann.
Ich selber mag einfache, funktionale Lösungen.

Klar, wenn man seit Jahren Noten ließt, ist das kein Problem, aber denkt mal an die Zeit zurück als ihr Noten gelernt habt.
 
Und nur weil Pianisten ihr Instrument aus historischen Gründen (vor der temperierten Stimmung) so aufgebaut haben, muss ich mich doch nicht damit rumärgern, oder?

Pianisten müssen sich wesentlich mehr rumärgern als du auf der Gitarre wenn es z.B. heist, alles einen Ganzton tiefer spielen, weil jede Tonart wie schon erwähnt ein anderes Griffbild hat.

Aber meine Abneigung hängt auch damit zusammen, dass ich mir Töne chromatisch vorstelle. Eine kleine Terz ist für mich ein Abstand von drei Bünden, keine zwei aufeinandergeschichteten Noten.

Du kannst die Obertonreihe, also die Grundlage von der sich die einzelnen Töne definieren nicht einfach ignorieren. Daraus ergeben sich für mein Verständnis auch verschiedene Wertigkeiten der Intervalle. Warum sind wohl die Prime, die Quart und die Quint REINE Intervalle? Warum gibt es eine kleine und eine große Terz? In einem chromatischen System wäre jeder Ton "gleichberechtigt".

Was nützt es dir zu wissen wie viele Bundstäbchen eine kleine Terz ist, wenn du nicht weist wie eine kleine Terz klingt? Und was nützen einem Pianisten, Saxophonisten oder sogar Gitarristen dessen Gitarre eine andere Stimmung hat, deine Tabs?

Ich finde, dass ein Notensystem dem Leser eine klangliche Vorstellung geben soll und das ist bei unserem System relativ gut möglich. Vor allem weil es für jeden Musiker gilt, egal welches Instrument.

Mein Eindruck ist, dass die Umsetzung ohne klanglicher Vorstellung auf das jeweilige Instrument das ist, was viele an dem System kritisieren, obwohl es eigentlich nichts damit zu tun hat.

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... Punkt durch die zweite Linie ...
... ein G ... aha ...
... also 3 Saite von unten leer anschlagen ...
... hoppla, da ist ja noch ein b vorne ...
... kein Problem, einfach einen Bund davor ...
... so ein Mist ...
 
Da sich die Heptatonik durch die ganze (westliche) Musik zieht und das allerallermeiste, mit dem so konfrontiert wird, heptatonisch ist - wenn's nicht grad' Blues ist - ist es sozusagen "natürlich", diesen Sachverhalt in die Noataion einfliessen zu lassen.

OK, für Schönberg, Free Jazz, Stockhausen mag's nicht so passen. Aber für die allermeiste westliche Musik bis zum Ende des 19. Jh., inklusive der Popularkultur in seinen verschiedenen Ausprägungen. Die chromatischen Töne als alle gleichberechtigt zu betrachten ist ja eine - im Vergleich zur Geschichte der Notation - neue Idee.

Es hat schon stapelweise Alternativkonzepte gegeben, z.B. eine Notation für Leute, die war Klavierspielen wollen, aber keine Noten lesen können/lernen wollen. Hat sich aber nicht durchgesetzt - das Trägheitsmoment existierender Literatur ist um Grössenordnungen grösser als der marginale Gewinn an Lesbarkeit - so überhaupt vorhanden.

Unser Notensystem ist halt die lingua franca unserer schriftlich notierten Musik. Wenn ich ein Stück in Ges-Dur habe, dann sehe ich einen leiterfremden Ton (im heptatonischen Sinne) sofort am Auflösungs- oder Versetzungszeichen. Wenn ich alle Töne gleich behandle, muss ich mir das Tonraster einprägen, um die aus der Skala herausfallenden Töne leichter zu erkennen ... würde es mir - ehrlich gesagt - auch nicht einfacher machen, eher schwerer. (Ich weiss, wovon ich rede ... ich hab' schon mal ein Stück mit 6b quasi vom Blatt gesungen)

Grüße
Roland
 
Leute, regt euch doch nicht drüber auf, dass die Notenschrift euch nicht passt. Denkt euch och einfach was neutes aus, wenns euch nicht passt. Ich bin zufrieden mit unserem Notensystem. Wenn man die Zeit, die ihr mit motzen verbringt damit verbringt sich mit dem konventionellen notensystem zu beschäftigen, könnte man es auch in einem maß lernen, dass man sich nicht mehr zu beschweren bräuchte. Also motzt doch nicht immer rum, sondern denkt euch, für euch was neues aus. Da motz ich dann auch nicht drüber, aber das motzen bringt eh nichts, da ihr ja wohl selber nicht glaubt, das die internationale notenschrift heute noch radikal reformiert wird.
 
Jaja, warum bloß
Warum hat man nicht einfach alles chromatisch gelassen?? Ist das intsrumententbaumäßig nicht immer möglich oder was? Sonst wäre es ja viel logischer mit chromatischen Tonleitern zu arbeiten!! Keine (weniger) Probleme mit den Tongeschlechtern (Transpnieren), Akkorbildungen, ...

Was versteh ich da nicht???
:confused: :confused:

Danke,
Miles

Wirf mal einen Blick hier drauf: http://de.wikipedia.org/wiki/Diatonik (gerade auch die grafischen Darstellungen, sehr anschaulich!)

Halbtoneinteilung ist nur der mathematische Basis. Alles, was die Funktion von Tönen in der Musik angeht, ist dagegen in der Diatonik geregelt. Ohne Diatonik keine europäische Musik.
 
Und mit dem Mikrokosmos ... da gab's Stücke (für mich, damals) von "geht so" über "fasziniernd" bis "genial"! Jedenfalls hat die andere Klangwelt mir die Ohren geöffnet => Fazit: Mikroksomos, empfehlenswert ... wenn man sich drauf einlassen kann!
Ich spiele heute ab und an das eine oder andere ... die Bände V und VI muss ich mir noch zulegen.

Hallo,
das hatte mich schon irgendwie aufhorchen lassen, und gerade gestern Abend kam auf HR2 ein Klavierabend von den Schwetzinger Festspielen mit u.a. ein paar Stücken aus dem Mikrokosmos, sechs Tänze im bulgarischen Rhythmus (welcher Band?) Daher MUSS ich trotz der Off-Topizität darauf einfach nochmal zurückkommen, weil's einfach toll war. :great:
Ich war wirklich sehr fasziniert von der Musik, was andererseits auch nicht sooo verwunderlich ist, da ich mich sowieso für Neue Musik interessiere (trenne allerdings durchaus zwischen Musik und Geräusch). Jedenfalls, Bach, den ich sonst durchaus schätze, fiel mit seiner Englischen Suite gegen Bartok stark ab. :D

Grüße,
Rolf
 
Naja, nochmal zurück zum Eingangsposting. Die Töne einer Skala ergeben sich halt aus einer Rehie von Obertönen. Diese Obertöne kommen nicht da raus, wo sie heute auf dem Klavier sind. Früher musste man ein Instrument auf eine bestimmte Tonart stimmen. Innerhalb dieser Grundtonart klangen dann alle "abhängigen" Akkorde.

Das heißt, mal in C-Dur gesprochen, dass bei einem G7 die Töne allesamt woanders sind, als wenn das Instrument in G-Dur gestimmt ist, und man einen Dur-Skala mit "kleiner 7" spielt. Beim "Dominantseptakkord" G7 ist die G-Dur nämlich auf den Tönen der C-Dur gestimmt. Vor diesem Hintergrund machen auch die ganzen Kirchentonarten wieder Sinn, denn ein G mixo klingt halt einfach anders als ein G ionisch mit b7, reine Stimmung vorausgesetzt.

Irgendwann hat man aus rein praktischen Gründen eine Stimmung gefunden, in der man einen Mittelweg zwischen den Unterschieden aus dem oben beschriebenen Dilemma gefunden hat: Man hat die Tonleiter in 12 gleiche Abstände eingeteilt (nach einigen anderen Versuchen). Das war ein langsamer Prozess, denn die Ohren mussten sich daran gewöhnen. Das klang ursprünglich einfach mal nur falsch, genauso falsch wie's heut klingt, wenn man "rein" stimmt. Die Schwebungen sind eben anders als man gewöhnt ist, und die "chromatische Intonation", die wir heute (hoffentlich) sicher treffen, die gab's halt nicht.
Also die Chromatik ist eine recht "neue" Erfindung, die sich aus einem faulen Kompromiss ergeben hat.

Übrigens haben wir es dem daraus entstandenen Verschiebe-Effekt zu verdanken, dass es heute einen Unterschied macht, in welcher Tonart ein Stück geschrieben wird: Jede Tonart klingt ein bisschen anders, weil ihre Töne mehr oder weniger von der "reinen" Stimmung abweichen. Ist bei einer Tonart die große Terz ein wenig enger, klingt sie "molliger", sind Terz, 4 und 7 relativ weit, klingt die Tonart eher hell. Vor der Umstellung auf temperierte Stimmung gab es diesen Unterschied in dieser Form allerhöchstens durch sich aus der Tonhöhe ergebende Klangfarbeneffekte.

Also hat uns die Chromatik, obwohl sie ursprünglich einen faulen Kompromiss darstellte, zwar der Bedeutung der Kirchentonarten beraubt, uns aber mit den neuen, verschiedenen Klangfarben der Dur und Moll-Skalen bereichert. Manchmal fällt's beim Transponieren auf, dass ein Stück wegen einiger typischer Stellen in einer anderen Tonart einfach nicht richtig "klingt".

Liebe Grüße

Dana
 
OT und @Ramarro:
Die sechs bulgarischen Tänze sind aus Mikrokosmos Bd. 6!
Ich hab's leider verpasst, aber das eine oder andere wird sich sicher bei classiccat.org oder youtube.com finden lassen ... :)

Grüße
Roland
 
Naja, nochmal zurück zum Eingangsposting. Die Töne einer Skala ergeben sich halt aus einer Rehie von Obertönen. Diese Obertöne kommen nicht da raus, wo sie heute auf dem Klavier sind. Früher musste man ein Instrument auf eine bestimmte Tonart stimmen. Innerhalb dieser Grundtonart klangen dann alle "abhängigen" Akkorde.

Das heißt, mal in C-Dur gesprochen, dass bei einem G7 die Töne allesamt woanders sind, als wenn das Instrument in G-Dur gestimmt ist, und man einen Dur-Skala mit "kleiner 7" spielt. Beim "Dominantseptakkord" G7 ist die G-Dur nämlich auf den Tönen der C-Dur gestimmt. Vor diesem Hintergrund machen auch die ganzen Kirchentonarten wieder Sinn, denn ein G mixo klingt halt einfach anders als ein G ionisch mit b7, reine Stimmung vorausgesetzt.

Irgendwann hat man aus rein praktischen Gründen eine Stimmung gefunden, in der man einen Mittelweg zwischen den Unterschieden aus dem oben beschriebenen Dilemma gefunden hat: Man hat die Tonleiter in 12 gleiche Abstände eingeteilt (nach einigen anderen Versuchen). Das war ein langsamer Prozess, denn die Ohren mussten sich daran gewöhnen. Das klang ursprünglich einfach mal nur falsch, genauso falsch wie's heut klingt, wenn man "rein" stimmt. Die Schwebungen sind eben anders als man gewöhnt ist, und die "chromatische Intonation", die wir heute (hoffentlich) sicher treffen, die gab's halt nicht.
Also die Chromatik ist eine recht "neue" Erfindung, die sich aus einem faulen Kompromiss ergeben hat.

Übrigens haben wir es dem daraus entstandenen Verschiebe-Effekt zu verdanken, dass es heute einen Unterschied macht, in welcher Tonart ein Stück geschrieben wird: Jede Tonart klingt ein bisschen anders, weil ihre Töne mehr oder weniger von der "reinen" Stimmung abweichen. Ist bei einer Tonart die große Terz ein wenig enger, klingt sie "molliger", sind Terz, 4 und 7 relativ weit, klingt die Tonart eher hell. Vor der Umstellung auf temperierte Stimmung gab es diesen Unterschied in dieser Form allerhöchstens durch sich aus der Tonhöhe ergebende Klangfarbeneffekte.

Also hat uns die Chromatik, obwohl sie ursprünglich einen faulen Kompromiss darstellte, zwar der Bedeutung der Kirchentonarten beraubt, uns aber mit den neuen, verschiedenen Klangfarben der Dur und Moll-Skalen bereichert. Manchmal fällt's beim Transponieren auf, dass ein Stück wegen einiger typischer Stellen in einer anderen Tonart einfach nicht richtig "klingt".

Liebe Grüße

Dana

Liebe Dana (un herzlichs Grüßle na/no Unnergro'bach, wo mir Freunde henn')
Aber alle Intervallabstände sind doch f*12te Wurzel aus 2, das IST doch gerade der Vorteil der temperierten Stimmung, somit ist freie Transponierbarkeit gegeben, mal abgesehen von Spitzfindigkeiten wie gespreizter Stimmung ... es kann da rechnerisch keine Unterscbhiede geben. Erwarte sofortigen Widerspruch, sollte ich da falsch liegen! :))

Grüße,
Rolf
 
Ich bin auch geneigt, das eher so zu sehen wie Ramarro... Der Witz ist m.M.n. eher der, dass die heute typischen Stimmungen ein Kompromiss sind zwischen der exakt temperierten (Gleichschwebenden) Stimmung und den tonartspezifischen "reinen" Stimmungen - also nach dem Motto: keine Tonart klingt so RICHTIG falsch, aber die Charaktere der einzelnen Tonarten ("mollig" - "durig") bleiben noch ein Stück weit erhalten...
 
es kann da rechnerisch keine Unterscbhiede geben. Erwarte sofortigen Widerspruch, sollte ich da falsch liegen! :))

Das siehst du vollkommen richtig. Rechnerisch gibt es den nicht. Und dennoch hat jede Tonart ihren ureigensten Klangcharakter.

Ich denke, das liegt daran, dass unser Ohr eben nicht nach sqrt(2) geeicht ist, es allenfalls einmal nach der reinen Stimmung war. Wo das Ohr denkt, dass ein Ton hingehört, ist reine Gewohnheitssache und antrainierbar.

In verschiedenen Tonhöhen (unterschiedliche Grundschwingung) ergeben sich aber unterschiedliche Abweichungen von n*sqrt(2) dahin, wo unser Gehör denkt, dass der Ton eigentlich liegen müsste, und daraus bastelt unser Gehirn wohl "hell" und "dunkel". (Es mag sein, dass das Gehirn nicht 100% relativ, sondern zu einem gewissen Anteil absolut "hört" und die Klangfarbenänderungen aus der Abweichung zu diesen Referenzen ergibt). Existieren tun sie jedenfalls, auch auf einem n*sqrt(2) E-Piano ;-)

Nur an der schieren Tonhöhe kann's nicht liegen, ansonsten müsste ein Stück in Eb wohl "heller" klingen als eins in D. Tut's aber nicht.

@Jens: Das müsste sich doch aber mit einem 100% reinrassige Synthesizer und Sinustönen herausfinden lassen.

Liebe Grüße

Dana
 
Zum Leiteraufbau schmeiß ich jetzt noch die Quinten in den Raum. Es gibt ja so eine Theorie (oder Mythos), nachdem die Quinte als so eine "Urintervall" gilt.

Und interessanter Weise bestehen ja die Töne unserer abendländischen Leiter ausschließlich aus Quinten, z.B. F C G D A E H, die - aufsteigend in die kleinstmöglichen Intervallschritte sortiert - dann die bekannte Konstruktion C D E... mit ihren typischen Ganz-/Halbtonschritten von ganz allein ergeben.

UNd auch bei der Pentatonik besteht aus einer umsortierten sortierten Quintenstaffelung:

C G D A E ---> C D E G A

HAt jemand dazu Infos oder Quellen? Ich bin heute ausnahmsweise mal zu faul zum selber googeln. :)
 
Das siehst du vollkommen richtig. Rechnerisch gibt es den nicht. Und dennoch hat jede Tonart ihren ureigensten Klangcharakter.

Ich kenne das nur vom echten akustischen Klavier.

Das liegt aber meiner Meinung nach nur daran, wie der Klavierstimmer das Klavier gestimmt hat. Wenn der Klavierstimmer keine technischen Hilfsmittel verwendet, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, daß die Halbtonschritte nicht exakt gleichweit auseinanderliegen. Und dann klingen dann auch die Dreiklänge in verschiedenen Tonarten unterschiedlich.

Bei meinem Digitalpiano sind dagegen die Töne sehr genau gestimmt. Da klingen auch die Dreiklänge in allen Tonarten gleichgut.

Gruß
 
Also dann liegt's vielleicht an meinen Ohren. Aber ich hör bei den Intervallen und Akkorden auf Digitalpianos in unterschiedlichen Tonarten unterschiedliche Schwebungen.

Und auch auf Digi-Pianos kann ich ein Stück für eine Sängerin nicht in beliebige Tonarten transponieren, weil's in einigen einfach nicht klingt, weil der Charakter der Tonart nicht zum Stück passt. Und das hör nicht nur ich, das hören sogar die Sängerinnen.

Und irgendwo muss dieser Effekt ja herkommen. Den dürft's laut der Argumentation hier ansonsten gar nicht geben.

Liebe Grüße

Dana

Edit: Mal ganz anders gesagt: Wenn das stimmen würde, dann könnt ich ja locker und getrost auf einem E-Piano alles in C-Dur spielen, weil klingt ja ohnehin alles gleich :screwy:

Vielleicht sind wir aber auch alle nur C-Dur-Junkies. Unser Ohr merkt sich, dass Eb-Dur eben mit der b3 von C-Dur anfängt, und meint "moll", und dass 1 und 5 von Ab-Dur b3 und b13 von C-Dur sind, und denkt "auhauerha, noch viel molliger". Und "D-Dur", da ist die 3 ja die #4 von C-Dur, und Major#4, das klingt aber hell ...
 

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