Warum performen manche gut ausgebildeten Sängerinnen und Sänger trotzdem nicht verlässlich?

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StefVoc
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Hi in die Runde,

kurze offene Frage:
Was erlebt ihr bei Sängerinnen und Sängern, die gesangstechnisch gut ausgebildet sind und viel Erfahrung haben, aber trotzdem inkonsequent performen?
Besonders, wenn es „darauf ankommt“ (Studioaufnahme, wichtiger Gig, Auditions etc.).

Woran liegt das eurer Erfahrung nach am häufigsten?

Mich interessiert einfach eure Beobachtung aus der Praxis.
 
Woran liegt das eurer Erfahrung nach am häufigsten?
Eine eher rhetorische Frage, die einfach zu beantworten ist: Weil es Menschen sind. Alle Menschen haben mal einen schlechten Tag, sind "indisponiert". Blöd, wenn der gerade am Aufnahmetag oder beim Casting oder Promo-Gig ist...

Aus meiner Erfahrung der häufigste Grund: Gerade im Studio tritt immer wieder mal "Rotlichtallergie" (sobald die Aufnahme läuft) dazu. Man möchte es besonders gut machen - und es klappt nicht, man vergeigt es. Das passiert mir ab und zu mal, auch bei "wichtigen" Live-Auftritten, obwohl ich eigentlich recht lampenfieberbefreit bin.

Auch Ursachen wie schlecht vorbereitet, verkatert, übernächtigt etc. habe ich schon erlebt. Gut ausgebildet heißt nicht immer "professionell handelnd". Kommt nicht so häufig vor, aber eben doch.
 
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Denke auch daran, dass nicht nur die Stimmbildung für den Erfolg eines Auftritts ist. Das Repertoire kommt hinzu! Wenn dir das Stück neu ist, weiß deine perfekte Stimme vielleicht nicht genau, wo sie hin soll. Oder wegen mangelnder Proben sitzt es nicht in deimen Rückenmark, wo du laut und wo leise werden sollst, wo du eine kleine rhythmische Variante reinbringen wolltest, etc.
Ich habe man einen netten Spruch gehört:
"Der gute Amateur probt, bis er es richtig singen kann. Der Profi probt, bis er es nicht falsch singen kann!"
Cheers,
Jed
 
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Lass die KI singen, denn die ist kein Mensch...
 
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Gute Sänger klingen selbst an schlechten Tagen noch „akzeptabel“ (bzw. gut), weil ihre Basis stabil ist. Das übersieht man leicht, weil man bei ihnen einen anderen Maßstab anlegt und oft mit der Top Performance vergleicht.

Wenn ich dagegen einen schlechten Tag habe, klinge ich einfach sche…e ;)
 
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Was erlebt ihr bei Sängerinnen und Sängern, die gesangstechnisch gut ausgebildet sind und viel Erfahrung haben, aber trotzdem inkonsequent performen?

Ich habe das ehrlich gesagt noch nicht erlebt. Vielleicht perfomen sie nicht immer haargenau gleich, aber doch zuverlässig.

Neben dem bereits erwähnten muss sich eine Performance auch auf die jeweilige Situation einspielen, denn die ist ja ebenfalls "inkonsequent". Am Dienstag in Club A ist die akustische Situation anders als am Mittwoch in Club B. Der Sänger versucht in gewissen Maßen, das zu kompensieren, indem er etwas anders singt.

Vielleicht sind die Ohren der Konsumenten durch zuviel pitch correction auch einfach nicht mehr an situative Abweichungen gewöhnt.
 
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Gerade wieder erlebt: Von den 4 Gesangssolisten sind 2 krank bzw. angeschlagen. Die sind bei diesem Auftritt stimmlich unter ihren Möglichkeiten geblieben. Je nach Niveau ist es aber so, dass die dann trotzdem souverän liefern.
 
Aus meiner Erfahrung der häufigste Grund: Gerade im Studio tritt immer wieder mal "Rotlichtallergie" (sobald die Aufnahme läuft) dazu. Man möchte es besonders gut machen - und es klappt nicht, man vergeigt es.
Das sehe ich als eine der wesentlichen Ursachen. Dem lässt sich mit viel Übung und Erfahrung, sowie dem Schaffen einer ruhigen und "entspannten" Atmosphäre, entgegen wirken. Aber es bleibt in der Regel immer etwas davon übrig. Das ist dann der Bereich, an dem sich u.a. auch die Profis von den Amateuren abgrenzen.
 
Nicht steuerbar:
Krankheit - z.B. Mandelentzündung oder was auch immer

Schicksal - dass einfach irgendwas so sehr belastet, dass man sich nicht fokussieren kann

Steuerbar:
- alkohol und drogen…
- zu wenig übung, eine noch so gute Ausbildung/Basis hilft nix wenn man sich nicht vorbereitet

Ist aber alles nicht gesangsexklusiv 😉
 
Ausgebildet heißt ja auch nicht unbedingt, dass man gut ist. Es gab hier letztens einen Thread, wo eine Band Gründe für ausbleibenden Erfolg beim Publikum gesucht. Man war stolz auf die ausgebildete Sängerin. Die war für mich (und andere) aber das schwächste Glied im Konstrukt.

Beim Singen ist ja auch fast der ganze Körper Instrument. Wenn es da irgendwo zwickt, kann sich das schon bemerkbar machen. Da reagiert sicher auch jeder verschieden stark drauf.

Ich glaube, Singen ist auch sehr anstrengend? Wenn unsere Sänger in der Probe mal nicht 100% geben können, dann wahrscheinlich weil sie nicht fit oder müde sind, oder sich einfach schonen wollen? Bisher können wir uns aber darauf verlassen, dass sie beim Auftritt alles geben, und sogar nochmal etwas über sich hinaus wachsen.

Das man heute immer alles in perfekt konstanter, im Studio, durch Pitch Correction oder gleich durch KI erzeugter hoher Qualität hören kann, hat die Messlatte auch höher gelegt.

Manchmal ist mir technisch nicht perfekt aber musikalisch lieber, als umgekehrt, wenn nicht beides haben kann…

Gruß,
glombi
 
Es gibt so viele Faktoren - Biorhythmus, Wetter, soziale Situation, fehlender Schlaf, Arbeitssituation, Zufriedenheit oder Unzufriedenheit in der Band, bei Frauen der Zyklus, bei Männern die letzte Werkstattrechnung. Eigentlich kann man froh sein, wenn singende Menschen mit den ganzen möglicherweise unschönen Faktoren klarkommen und trotzdem gut singen, denn die allermeisten bewältigen das ja. Viele erholen sich beim Singen sogar vom Tagesstress, zumindest gibt es regelmäßig Chorsänger, die das nach der Probe erzählen.

Was erlebt ihr bei Sängerinnen und Sängern, die gesangstechnisch gut ausgebildet sind und viel Erfahrung haben, aber trotzdem inkonsequent performen?
Naja, was ist "inkonsequent"? Das wäre für mich ganz naheliegend "Unverlässlichkeit", also sich z.B. nicht an Absprachen zu halten. Es gibt durchaus solche Typen unter Menschen und Sänger/innen, aber die werden nicht lange mit ihren Mitmusikern zusammen bleiben. Wer gut ausgebildet ist, hat durch die Ausbildung ja Techniken und Fähigkeiten erlernt, Absprachen einzuhalten und idealerweise konsequent eine künstlerische Linie durchzuziehen. Aber wahrscheinlich geht es dir bei der Formulierung um wechselhafte sängerische Leistungen.

Der Performance-Druck, der auf Sängern lastet, führt natürlich dazu, dass labile Persönlichkeiten mehr Stabilität und Widerstandskräfte entwickeln müssen als Instrumentalisten, die nicht so sehr in der ersten Reihe stehen. Die Hörpräferenzen des Publikums sind da ziemlich, naja, ich will jetzt nicht "mörderisch" sagen, aber in die Richtung geht es: das Publikum will authentische, beseelte, zarte und kraftvolle Stimmen hören, denen man die Emotionalität anmerkt. Gleichzeitig bewirkt das kapitalistische Musik-Konsumverhalten, dass genau solche Sängertypen es schwer haben, zu bestehen.

Nur die Sänger/innen haben Erfolg in Ausbildung und Job, die mit diesen Kräften umgehen können, eine Resilienz entwickeln und in einem gesunden sozialen Umfeld leben. Ich erlebe das z.B. bei professionellen Musicaldarstellern, viele haben interessantere und gesündere Biographien als Pop-Superstars.
 
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Unter Instrumentalisten gibt es ja auch den Spruch: meine Fähigkeiten schwinden grundsätzlich dann, wenn der Rec-Button gedrückt wird. Es gibt nunmal immer eine Tagesform.

Ausgebildet heißt ja auch nicht unbedingt, dass man gut ist. Es gab hier letztens einen Thread, wo eine Band Gründe für ausbleibenden Erfolg beim Publikum gesucht. Man war stolz auf die ausgebildete Sängerin. Die war für mich (und andere) aber das schwächste Glied im Konstrukt.

Jap. Ich nehme seit zwei Jahren Gesangsunterricht und jeder kleine Fortschritt muss hart erkämpft werden. Streng genommen bin ich ausgebildeter Sänger, aber noch weit entfernt davon, irgendwie gut zu sein.
 
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Ich würde mal Krankheit oder momentarer Zustand bzw. Gemütszustand außen vor lassen. Gut ausgebildet heißt ja nicht, dass sie auch erfahren sind, vor allem wenn es um den Umgang mit Mikrofon geht. Gerade Live oder im Proberaum mit Handmikro wo es auch unbedingt um die richtige Handhabung des Mikros in Bezug auf richtiger Winkel, Abstand etc. geht, aber auch was das Monitoring angeht, im Studio über Kopfhörer oder live über Monitor oder in-ear, wo sie sich selber anders wahrnehmen als beim Gesangsunterricht. Das sind Situationen, die man nur über ausreichend Erfahrung bewältigen kann.
Ich begleite meine Gesangslehrerin seit einiger Zeit schon bei Live-Auftritten, wo sie sich von einer Gitarre oder einem E-Piano begleiten lässt, kleine Clubgigs, die aber mit kleiner PA, abgenommenes Piano oder Gitarre und wo sie über ein Mikrofon singt, gerne hinmöchte, indem ich ihr das nötige Equipment zur offene Verfügung stelle und ihr Tipps bezgl. Abstand zum Mikrofon gebe. Wie sie selbst sagt, ist das für sie Neuland, da sie bislang entweder auf einer Bühne ohne Mikrofon oder in einem Chor bzw. als Chorleiterin unterwegs war. In diesen neuen Situationen ist sie unsicher, was ganz klar auf die Performance geht, und es stellt sich so langsam nach und nach eine Verbesserung ein.
 
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