Warum sind Gitarren eigentlich so teuer?

  • Ersteller Corkonian
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Mal ein "privates" Wort zu Corkonian

Ich wundere mich ein bißchen, dass Du in diesem Thread - zumindest kommt es für mich so 'rüber - so vehement eine Firma wie Martin kritisierst. Ich erinnere mich sehr gut daran, wie Du in anderen Diskussionen hier Martin dafür gelobt hast, dass dieser Ton so einzigartig "dreidimensional", "raumfüllend" usw. usw.. sei und somit eigentlich fast alle Gitarren, die dem unbedarften Spieler als wohlklingend erscheinen, letztlich abkacken, wenn es wirklich um den Ton geht.

In vielen, vielen Deiner Posts weist Du lediglich darauf hin, dass Dir solche Gitarren lediglich zu schade sind, sie auf der Bühne zu benutzen. Dafür "reiche" auch eine Sigma z.B..

Deine Begeisterung für Meister Binh in allen Ehren, aber mich befremdet es jetzt ein wenig.....

Du bist übrigens auch nicht "fast der einzige", der immer wieder dazu rät, Gitarren persönlich anzutesten und nur die zu nehmen, die man auch wirklich in der Hand hatte. Ein Blick in die Beratungsthreads sollte Dir das zeigen!

Es gibt durchaus auch noch den einen oder anderen User des MB, der ein wenig "Gitarrenverstand" hat.

SO. Und jetzt BTT.
 
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@emptypockets Bitte lies doch nochmal genau nach. Ja, die Martins sind super. Da beisst die Maus keinen Faden ab. Nur - und das habe ich immer geschrieben und ich stehe dazu (und das steht auch bei meinem Test der Sigma DRC28E) ist der Unterschied im täglichen Einsatz außerhalb eines (sehr) guten Studios mit (sehr) guten Mikrofonen und einem guten Mischmenschen eher marginal und sobald Umgebungslärm dazu kommt ist die Magie der Martin nicht mehr hörbar und die günstige Sigma steht mit demselben Grundklang genauso gut (aber eheblich guenstiger und damit mit geringerem Risiko!) da. Diese Argumentation wirst Du bei mir immer finden - bis ich das Gegenteil berichten kann, also entweder Martin nicht mehr so dreidimensional und luftig klingt oder Sigma genauso gut klingt oder wenn Sigma so teuer wird, daß sich der Unterschied nicht mehr rechnet, weil Sigma auch nicht mehr risikoarm als "Arbeitsgitarre" verwendet werden kann. Leider sieht es zur Zeit aber so aus, daß das Gleichgewicht sich weiter zuungunsten Martins verschiebt.

Ja, die Klangeigenschaften der Martins sind besser. Subjektiv, zumindestens. Aber es kostet extra. Viel extra. Bis zum Faktor 10, wenn ich so eine DR41 nehme und die gegen die D-41 stelle. Wer das nicht braucht, weil er halt nicht im Studio, sondern im Pub oder sonstwie auf der Bühne spielt, der hat dann viel Geld ausgegeben für etwas, was er nicht besser nutzen kann. Ich rede hier von relativ teuer im Vergleich zu anderen Gitarren.

Um zum Topic zurückzukommen:Ja, Geld klingt. Wenigstens bei Martin ist die Korrelation zwischen Klang und Preis eindeutig hörbar. Teurere Martins klingen besser und ich bin mir sicher, daß die D-200 auch besser klingen wird als eine D-45. Nur wird das ein tragbarer Preis für die Verbesserung sein? Abgesehen von der gewöhnungsbedürftigen Optik...? Ich befürchte mal, eher nein. Ich sehe eine typische Sättigungskurve:
220px-Enzymkinetik2.jpg

Rein subjektiv würde ich den Bereich des steilen Anstieg so bis €1000 sehen, dann abgeflacht bis €3000 und darüber wird's dan ziemlich flach. Und das justiert nach heutigen Preisen. Vor 18 Monaten wäre das noch €500/€1000/€2000 gewesen.
 
Grund: Bissl klarer gemacht
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Das mit der Sättigungskurve trifft auf viele Instrumente zu. Neben der Klangqualität ist u.a. aber auch die Bespielbarkeit eine relevante Größe. Hier habe ich bei günstigen Instrumenten keine so tollen Erfahrungen gemacht.

Zur Kneipenmusik würde ich auch nicht meine teuersten Instrumente mitnehmen, die Gefahr dasss was passiert ist hoch, der Klang sekundär. Man muss aber auch bedenken, dass die meisten – hier im Forum und anderswo – i.d.R. im stillen Kämmerlein spielen. DA finde ich die Klangqualität dann wieder relevant.
 
Die Bespielbarkeit ist - neben der grundsätzlichen Geometrie der Gitarre sowie der Hals- und Griffbrettform - vor allem eine Frage des Setups. Ausgewiesener Schrott mit einer Achterbahn statt eines Griffbretts, mit schlechten, schlecht abgerichteten Bünden usw. läßt sich nicht mit sinnvollem Aufwand verbessern, aber oberhalb der €500-Schwelle sollte ein Gitarrenbauer oder ambitionierter Amateur jede Gitarre spielfreundlich einstellen können. Oder besser: müssen, den jeder Spieler mag sein eigenes Setup.

Edith meint, ich hätte noch zwei Dinge bei @emptypockets vergessen. Einmal, daß ich nur Ovations aus dem Lager kaufe, denn die sind wirklich sehr, sehr stabil in der Qualität und im Klang. Da schau' ich nur, ob die Geometrie stimmt und ob die Verarbeitung OK ist. Das andere ist, daß Binh's Gitarren echte Einzelstücke sind. Die gibt es so nur ein, zwei Mal, weil von manchen meiner Ideen hat Binh dann noch eine zweite "für sich" gebaut. Aber wenn da was dran ist, wenn die zerstört oder gestohlen werden, dann kann ich nicht in den nächsten Laden gehen und sagen:"Ich hätte gern eine Binh", da habe ich keine Chance, denn die Hölzer wurden entweder aus Binh's Reserve genommen oder speziell für diesen Bau eingekauft. Da gibt es kein anderes Stück kamodschanischen Palisanders mehr von, das kommt dan von einem ganz anderen Baum, aus einer ganz anderen Gegend.... das sind Einzelstücke mit allen Vor- und Nachteilen.

Und ... ja, wie ich schrub, viele Seriengitarren um die €1000 sind mittlerweile sowas von gut... Ich sag' nur die Yamaha LJ, da kommt man gut zum staunen.
 
Grund: Noch eine Antwort an @emptypockets angehängt
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Konsum ist eben kompliziert. Es ist nicht nur der Gegenstand den ich konsumiere, sondern alles drumherum.
Sprich, wenn ich mir eine Martin kaufe, ist nicht nur die Gitarre von Wert, sondern eben auch die Geschichte von Martin, der Geruch, das Gefühl wenn man sie aus dem Koffer nimmt etc.
Ich würde absolut mehr für eine Gitarre bezahlen, auf der Martin steht als für eine mit Yamaha Kopfplatte, auch wenn sich die Gitarren genau gleich anhören. Für mich heisst Gibson/Martin whatever eben auch ein Teil "Musikgeschichte" in den Händen zu halten, das hat für manche einen Wert, für manche nicht.

Was mich eher beunruhigt ist, das Gitarren immer teurer werden. Möchte garnicht wissen wieviel ne Standart Martin 2017 kostet wenn Parität, CITES Problem und die (hoffentlich) Inflation noch drauf kommt. Ich bin gespannt wie lange die das noch machen können.
 
Was mich eher beunruhigt ist, das Gitarren immer teurer werden.
Finde ich eher nicht. Viele "billige" Gitarren sind heutzutage eben nicht mehr "billig", sondern "günstig" und somit "preiswert". Viel besser als das, was es so gab, als ich jung war! Und dank Internet und der damit entstehenden Transparenz ist auch der Druck da, besser zu werden. Wenn Einsteiger-Marke Huadelwutz immer schlecht wegkommt und alle Forums-Experten Neuligen davon abraten, dann muss Huadelwutz was tun. Man hört auch immer weniger von "Fertigungsschwankungen" bei der Massenware, die Toleranzen sind mittlerweile doch recht klein. Mit kleinem Geld gibt's heutzutage recht viel Gitarre!

Aber ja, Hersteller wollen Geld verdienen und mit der richtigen Differenzierung ist das auch machbar.

Ich hab's aus Interesse mal mit meiner Profil-Gitarre (National Style O) durchgespielt, die hat im Jahre 1993 so rund $1800 gekostet. Jetzt sind sie so bei $3000. Der Inflationsrechner unter https://www.bls.gov/data/inflation_calculator.htm ergibt ganz Interessantes $1800 im Jahre 1993 entsprechen ziemlich exakt $3000 in 2016. National hat also - zumindest bei dieser Gitarre - lediglich im Rahmen der allgemeinen Preisentwicklung agiert (das fand ich auch überraschend). Allerdings - und das ist eben auch ein Thema - gibt es mittlerweile alle Arten von Sondermodellen mit anderem Finish, Neusilber anstatt Chrom, Inlays, usw etc pp, die NIX zum Ton beitragen sondern nur zur Optik. Und die kosten wahnsinnig viel mehr.

Fender hat's doch bei den E-Gitarren mittlerweile ganz gut sortiert, es gibt die diversen "Linien" mit ihrem Preisrahmen und zumindest eine wahrgenommene Skala von Squier-billig bis USA-CustomShop.
Gibson eiert rum.

Will sagen: Es ist und bleibt ein Business... eine Gitarre ist das "wert", was jemand dafür zahlt (und aus welchem Grund auch immer). Firmen wollen Geld verdienen, Musiker geben Geld für rationale und irrationale Dinge aus. Ein Instrument ist eben mehr als ein Werkzeug, es geht eben auch ums Gefühl (und da wird es mit Preisen schwer)...
 
Ich würde absolut mehr für eine Gitarre bezahlen, auf der Martin steht als für eine mit Yamaha Kopfplatte, auch wenn sich die Gitarren genau gleich anhören. Für mich heisst Gibson/Martin whatever eben auch ein Teil "Musikgeschichte" in den Händen zu halten, das hat für manche einen Wert, für manche nicht.

Auch mit Yamaha hältst Du ein Stück Musikgeschichte in der Hand, das Firmensymbol sind drei Stimmgabeln und die Produktion begann lange Zeit vor Außenbordmotoren, Motorrädern und Hifi-Anlagen mit - genau, mit Musikinstrumente. Im Herbst werden es 130 Jahre. Damit ist Yamaha 15 Jahre älter als Gibson. Man muss eben nur daran denken;-)
 
Ich würde absolut mehr für eine Gitarre bezahlen, auf der Martin steht als für eine mit Yamaha Kopfplatte, auch wenn sich die Gitarren genau gleich anhören. Für mich heisst Gibson/Martin whatever eben auch ein Teil "Musikgeschichte" in den Händen zu halten, das hat für manche einen Wert, für manche nicht.

Dass das so ist, wissen die von Martin ganz genau und können deshalb - was Dich ja andererseits "beunruhigt":)rolleyes:) - die Preise fast nach Belieben erhöhen..... .

Solltest Du 'mal drüber nachdenken.

Abgesehen davon: es gibt eine ganze Menge heute fast vergessene bzw. heute nur noch so genannte Firmen, die mindestens genauso "Musikgeschichte" sind wie Martin.
Ich denke z.B. an Oscar Schmidt, Washburn, später Epiphone (als sie noch eine eigenständige Firma waren).

Und mit Verlaub: wenn ich Musikgeschichte "nachleben" will, kaufe ich mir doch kein Instrument dazu, sondern lerne so zu spielen wie die Musiker, die Geschichte geschrieben haben. Denn die waren es und nicht irgendwelche - auch früher schon - fabrikgefertigten Instrumente.

Letztlich sollte es doch um Musik gehen, oder nicht? Was habe ich davon, mir eine Gitarre anzusehen, auf der Martin geschrieben steht?

Nichts.

Wenn ich eine Martin haben möchte, dann weil es eine hervorragende Gitarre ist, deren Sound und Spielbarkeit mir gefällt.

Einen anderen tragbaren Grund sehe ich nicht.
 
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Nachdem beim Großen T eine Standard Martin D45 bereits mit 9949€ zu Buche schlägt, frage ich mich wirklich, was an der Gitarre so teuer sein soll!
Da baut dir ein renomierter Gitarrenbauer fast zwei (Bessere Kopien) dafür!
 
Es gibt mittlerweile viele Leute, die ein Instrument nach seinem Wiederverkaufswert bewerten und kaufen, und da spielt der Name dann wieder eine Rolle. Selbstverständlich kann man darüber streiten, ob das sinnvoll ist (nein, finde ich nicht), aber heutzutage scheint das einigen wichtig zu sein. Aber das ist einen neuen Thread wert.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
eine Standard Martin D45 bereits mit 9949€ zu Buche schlägt
:eek:
 

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