Was bringt uns Barock heute?

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jan9284
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Hallo Leute,
ich bräuchte mal eure Hilfe bei einer Frage.

Was bringt uns Barock heute, was bringt es uns Barocke Musikund deren Technik zu kennen?
Oder was brachte die Barockzeit mit sich, was heute immer noch von Nutzen sein kann?

Ich stelle diese Frage,
da diese wahrscheinlich so, oder so ähnlich in meiner nächste sein wird.
und ich einfach keine gescheite Antwort finde.

Gruß jan9284
 
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...und ich einfach keine gescheite Antwort finde.

Hallo Jan,

willkommen im Forum.

Deine Frage liest sich für mich, als hättest Du von Barock-Musik noch nichts außer dem Namen gehört.
Deshalb folgen einige wenige der zahllosen Beipiele, die dir zeigen sollen, wie präsent diese Musik in der Gegenwart ist.
Ich habe mit Ausnahme des ersten Beispiels mit Absicht "Übertragungen" in unsere Zeit gewählt.
http://www.youtube.com/watch?v=0KQW2YnCUrE
http://www.youtube.com/watch?v=uxT60EUWVlc
http://www.youtube.com/watch?v=YABw-ksikLA
http://www.youtube.com/watch?v=jshPPVOJDb8


Vieles von dem, was für dich bzw. deine Schularbeit(?) wichtig sein könnte, steht im entsprechenden Wikipedia-Beitrag und seinen Quellenangaben.
http://de.wikipedia.org/wiki/Barockmusik

Ich schlage daher vor, Du diskutierst hier im Forum die Gedanken und Schlussfolgerungen, die für dich wichtig sind.

Gruß Claus
 
Damals wurde das fundament gelegt, auf das noch heute noch alle stilrichtungen bauen: die temperierte stimmung, die besonderheit von Dur und moll, die eroberung und nutzung aller 24 tonarten. Die neu-konstruierten instrumente passten sich neuen bedürfnissen an, musik wurde einem größeren personenkreis zugänglich, es entstanden meisterwerke, die nicht nur folgende generationen befruchteten, sondern immer noch aufgeführt und gern gehört werden.
Das nur am rande, der details sind viele.
 
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Ok, danke für die Hilfe und ja es ist eine Klausur in der das abgefragt wird, habe ich wohl irgendwie verpeilt zu schreiben.

Also, wenn ich das jetzt richtig verstehe.
Barockmusik hat das Fundament für die heutige Musik gelegt, auch durch die Polyphonie.
Das Weiteren wurden auch zu dieser Zeit viele erfolgreiche Werke komponiert, wie z.B. Die
brandenburgische Konzerte (in den man die Polyphone übrigens sehr deutlich erkennen kann).
Richtig so?

Also damit habe ich wenigstens schon mal einen Ansatz, ich werde die Wiki Artikel auch nocheinmal drucharbeiten und mir etwas zusammen schreiben.

Ich hätte aber direkt noch eine Frage.
Und zwar hat mir mein Musik Lehrer verraten, dass er eins der
brandenburgischen Konzerte verwenden will. (er meinte entweder das 2. 3. oder das 5.)
Wir würden dann die Noten bekommen und er würde uns das Stück vorspielen, wir sollen dann
alle Merkmale von Barockmusik, welche wir erkennen aufschreiben und in dem Musikstück markieren( z.B. Kontrapunkte).

Nun wäre meine Bitte an euch, ob ihr mir nicht mal ein paar Merkmale nennen könnt, die in diesen Stücken besonders deutlich werden.
Also das eine
Polyphonie herrscht ist mir schon aufgefallen.
 
Verstehe ich das richtig, dass er eins der drei genannten Konzerte komplett vorspielen wird? :gruebel:
 
Ich denke er wird nur einen Ausschnitt vorspielen, wahrscheinlich so 5-10min lang.
 
...Barockmusik hat das Fundament für die heutige Musik gelegt, auch durch die Polyphonie.

Was ist bitte "die heutige Musik"?
Zunächst sprechen wir allenfalls von "europäischer" Musik, auch wenn sie längst auf allen Kontinenten konsumiert und praktiziert wird.
Unter "unsere heutige" Musik fallen sehr divergente und nebeneinander bestehende Strömungen mit vielen möglichen und oft auch sinnvollen "Unterteilungen".
Zur Anschauung mag eine beliebige Aneinanderreihung dienen, z.B. Neue Musik, Folk, Pop, Rock oder auch Strömungen verschiedenster historischer Musik aus vielen Epochen, Rap, Dubstep, Jazz und das jeweils in allen nur denkbaren Ausprägungen.
Diese Ausprägungen driften teilweise sehr stark auseinander, auf der anderen Seite gibt es auch etliche Berührungspunkte zwischen den Richtungen.

Bereits vor über hundert Jahren verließen große "klassische" Komponisten den Rahmen des harmonischen Verständnisses, der ganz wesentlich im Barock durch Komponisten und Musiktheoretiker wie z.B. Rameau geschaffen wurde.
http://de.wikipedia.org/wiki/Jean-Philippe_Rameau

Seit mehr als hundert Jahren leben wir "hier" deshalb in einer Koexistenz von Musik mit sehr verschiedenen Bezugssystemen, in denen auch viele Einflüsse anderer Kulturen ihre Spuren hinterlassen.

Günter hat es bereits angesprochen, auch m.E. wirkt dennoch besonders die Harmonik bis heute in "unseren" tonalen Musikstilen sehr stark nach.
Weil's zum Thema passt, noch ein Mega-Hit - frei nach J.S. Bach.
Ganz schön schräg gespielt und nicht sehr gut gefilmt, so war das eben in meiner Jugend :D
http://www.youtube.com/watch?v=iWJgJkVL0xM

Und wegen der "Aufgabe", die dir blüht, kommt hier noch mein Lieblings-Clip zum 2. Brandenburger, ein echter Hammer von Anforderung selbst für ganz große Trompeter und hier gleich noch einmal als Encore gespielt. :hail:
http://www.youtube.com/watch?v=vLsNzCx1ots
http://de.wikipedia.org/wiki/Brandenburgische_Konzerte
 
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Man sollte unbedingt noch erwähnen, dass die brandenburgischen Konzerte ihrer Anlage nach eigentlich "Concerti grossi" sind. Das kennen wir zum Beispiel von Vivaldi. Es ist nicht ganz das Instrumentalkonzert, wie wir es bei Mozart und späteren Komponisten kennen lernen. Aber gerade in den brandenburgischen Konzerten, wechselt die Besetzung zu jeder Nummer durch und es werden jeweils bestimmte Instrumente, oder Instrumentengruppen in den Vordergrund geholt.
Der Kontrapunkt war im wesentlich auch schon sehr stark in der Renaissancemusik ausgeprägt. Weitaus strenger als es bei Bach war, denn die Renaissancemusik (also etwa 1470-1600) hatte noch kaum so etwas wie einen harmonischen Rahmen, obwohl über die Jahrzehnte Tendenzen zu einer Harmonik, oder zumindest zu bestimmten Zusammenklingenden Akkorden feststellbar wird. Der Kontrapunkt im Barock war vor allem durch Bach geprägt worden, der sich zeitlebens damit beschäftigte und in fast jedem seiner Stücke regen Gebrauch davon machte.

Wichtig ist dabei aber folgendes: Der Kontrapunkt war zu Bachs Zeiten schon im Begriff auszusterben. Er galt als veraltet. Bereits im Frühbarock, geprägt durch die Entstehung der Oper rückte die Homophonie und Monodie in den Vordergrund. Da in der Renaissance auch das antike Drama wiederentdeckt wurde und wichtige Funde gemacht wurden, gab es Neuerung in dieser Richtung. Die Camerata Fiorentino nahm an, dass monologe im antiken Drama, wenn gesungen, dann einstimmig vorgetragen wurden. Es entstand also das Rezitativ. Einstimmige rezitierende Melodie, die akkordisch begleitet wurde.

Der französische Barock kommt mit noch weniger Kontrapunkt aus. Zwar ist er durch die Epochen hindurch, bis in die Spätromantik Kontrapunkt immer wieder gelehrt worden, doch nur einige wenige konnten gut damit umgehen und verstanden es, ihn auf substanzielle Weise mit ihrem Schaffen zu verbinden.
Beethovens "Große Fuge" blieb zu seiner Zeit unverstanden. Der Höhepunkt seiner polyphonen Entwicklung war die dritte Sinfonie, danach kamen in diesem Bereich kaum noch Neuerungen.

Trotz allem hat der Kontrapunkt im Barock, gerade zu Zeiten Bachs großen Einfluss auf spätere Komponisten ausgeübt. Obwohl er als veraltet galt, oder kompliziert oder einfach nicht im Trend war, beschäftigten sich gerade die großen Komponisten intensiv damit. Mozart war ganz begeistert, als er Bachs Werke in seinem späteren Leben für sich entdeckt hatte. Und das "B A C H" Motiv zieht sich bis zu Anton Weberns Streichquartett und darüber hinaus. Selbst in der tonal losgelösten Dodekaphonie spielt Kontrapunkt noch eine wichtige Rolle.

Die Harmonik, wie erwähnt, war auch grundlegend festgelegt worden. Webern spricht (das nur am Rande) sogar davon, dass mit Bach der Harmonik, die damals noch im zarten Jugendalter war, bereits der Todesstoß versetzt wurde, durch die Tendenz, immer weiter entfernte Tonarten aufzusuchen.
Natürlich wurde in späteren Epochen die Harmonik modifiziert. Klangliche Mittel, Stilmittel und Harmonik nutzte sich ab. Also suchte man in der Wiener Klassik weit entfernte Tonarten auf, die nicht mit einander verwandt waren, um so wieder größere Dramatik zu erzeugen und die abgenutzten Mittel wieder zu schleifen. Aber selbst von Stamitz bis Beethoven zeigen sich in der historischen Analyse ihrer Werke, wieviel alte Schule darin vorhanden war. Einerseits durch den Kontrapunkt, andererseits durch die Kadenzmittel und bestimmte Formen, oder Verwendung vieler barocker Modelle, wie die Oktavregel und die (Quintfall-)Sequenzen.

Abschließend kann man, wenn man denn so will sagen: Die Barockmusik war die große Kadenz in der musikalischen Entwicklung unserer westlichen Kultur. Ab da begann ein großer Umbruch, der auch unser Hörverständnis über die Jahrhunderte prägte (Das denken ging vom Bass aus, das vertikale Hören. Selbst der barocke Kontrapunkt ist von der Harmonik abhängig!).
 

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