Was macht ein C-Dur Akkord in einem D-Dur Stück?

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Hallo zusammen,

Crazy little thing called love von Queen ist zweifelsohne in D-Dur (tonales Zentrum). Aber was soll das C-Dur in dem Stück? Und woher ist es entliehen? Und warum Funktioniert das? Vielen Dank
HL_DDS_0000000000094603.png

Quelle: https://www.sheetmusicdirect.com/se/ID_No/27679/Product.aspx

Gruß, der Doc
 
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C-Dur ist hier die Doppelsubdominante. Die Subdominante von D-Dur ist G-Dur, und die Subdominante von G-Dur wiederum ist C-Dur. Wenn man von den Vorzeichen absieht, die hier hinter dem Notenschlüssel stehen, könnte man als Tonika auch G-Dur sehen. Dann wäre D-Dur die Dominante und C-Dur die Subdominante (und somit alle vorhandenen Töne leitereigen). Ein Lied muss nämlich nicht immer mit der Tonika beginnen, sondern kann auch mit der Dominanten oder einer anderen Stufe anfangen.

Anschaulicher wird es beim Blick in den Quintenzirkel: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/43/Quintenzirkeldeluxe.png

Grüße :)
 
... Aber was soll das C-Dur in dem Stück? Und woher ist es entliehen? Und warum Funktioniert das? ...

Du mußt es ja auch nicht unbedingt so betrachten, daß der Akkord von irgendwoher entliehen ist.
Man kann es auch so betrachten (wenn man will), daß die Subdominante der Subdominante einfach ein Akkord ist, der die Subdominante schön VORBEREITET. Daß darin ein Ton vorkommt, der in der ursprünglichen Tonart nicht zu Hause ist, sollte dabei eigentlich nicht allzu sehr stören, zumal das sowieso nur dann zutreffend ist, wenn man die Ausgangstonleiter als Dur (Ionisch) betrachten will, und die vorkommenden Bluenotes außer Acht läßt.

Thomas
 
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Ich fände ja die etwas spätere Akkordfolge " Bb C D " bei "Crazy little thing called love." viel interessanter .... ;)
 
ich hätte den Teil des Songs, der oben sichtbar ist, als D mixolydisch bezeichnet. Tonales Zentrum ist D, aber nicht die ionische D-Tonleiter.
Mixolydische Stücke gibt's im Rock ständig.
Dadurch ist C hier leitereigen und alles passt.

Mixolydisch nimmt praktisch das, was man früher klassisch als V.Stufe berechnet hätte, als neue I - die Tonika ist der "Dominant"septakkord, der seinen Namen Dominante ab hier zu Unrecht trägt. Klingt bluesig, rock'n'rollig: das wird klar bestätigt von der Gesangsmelodie und natürlich der Rhythmik.

---

Die von Primut angesprochene spätere Stelle Bb C D ist dann eine Ecke weiter gedacht. Diese Rückung von Durakkorden wechselt natürlich beim Bb kurz die Tonart, es gaukelt in dem Moment die Dm-Tonart vor (Bb C Dm passt), löst sich dann aber doch nach Dur auf. Sogenannte "modal interchange", da Akkorde aus einer anderen Tonart Dm entliehen und in D Dur eingefügt wurden.

Eine andere Erklärung wäre die Folge umgedeutet als Gm C D:
Gm ist ja Mollparallele von Bb. Zum D bildet Gm die Mollsubdominante, das ist auch eine sehr schlüssige (und übliche) Wendung.
Allerdings ist es eben ein Bb und kein Gm, ganz dasselbe ist es nicht; das sind aber die Gründe, warum es so vertraut klingt und gut funktioniert.
 
Der Akkord C ist ein aus der gleichnamigen Molltonart entliehener Akkord.

Also. Du bist in D Dur. Stell dir jetzt die Tonart D moll vor und du findest dort auf der 7. Stufe (VII) den Akkord C Dur.

Es gibt unendlich viele Songs die genau das machen. In der klassischen Musik heißt das "Variantik" und wurde schon von Beethoven und Konsorten reichlich verwendet und ist seitdem aus der Musik nicht mehr weg zu denken.

Schöne Beispiele sind.

Let me entertain you von Robbie Williams: |F |Ab |Bb |C | Analyse: ionische I äolische III und IV ionische I

ionisch ist das einfache Dur (hier also F Dur Tonleiter)
äolisch ist das einfach Moll (hier also Fmoll Tonleiter)


Sweet About Me von Gabriella Cilmi: |C |Eb |Bb |C | Analyse: ion I äölische III und VII ionische I


Der Begriff der Doppelsubdominante ist ziemlich umstritten, da die Subdominante keine besonders starke Auflösungsrichtung hat.
Im Gegensatz zur Dominante. Hier machen Mehrfachdominanten und Dominantketten sehr viel Sinn.
 
Hallo zusammen,

Ich würde gern hier an das Thema anschließen. Denn als Anfänger stelle ich mir dauernd solche Fragen. Hab mich nun schon ein wenig mit Musiktheorie und Akkordtonleitern beschäftigt. Aber Grundsätzlich bleibt die Frage, wie findet man denn sowas (also das oben erklärte) raus?

Hier einfach mal zwei weitere Songs als Beispiel:

Fire and Rain von James Taylor (Akkorde die im Song vorkommen: A - Em - D - E - G - Bm)
Not For Me von Slash/Myles Kennedy (Akkorde die im Song vorkommen: C# - C#m - B - B#m - A - A#m - E - F# - D)


Bei dem ersten "Fire and Rain" komme ich mit dem E nicht zurecht ... Nach dem was oben bzgl. der "Doppel-Supdominante" beschrieben wurde, könnte ich hier jetzt sagen, OK, das ist die Quinte der Quinte (ausgehend von D-Dur als Tonika). Aber ist das jetzt wirklich so? Wie nennt man sowas? Gibt es da ein Theoriegebiet welches das erklärt?

Bei dem zweiten komme ich gar nicht so richtig klar welche Tonika das sein soll, weil da passt irgendwie nichts - also von dem was ich bisher gelernt habe nicht. Haupt akkorde scheinen C# - E - B - D - A zu sein. Die andern kommen nur im Intro und in der Bridge vor.

Wäre nett wenn das jemand erklären könnte oder mir zumindest sagen könnte welche Theoriethemen ich mir mal anschauen sollte. Ich weiß nämlich nicht wonach ich googlen soll.


Danke schon mal.
 
Fire and Rain von James Taylor (Akkorde die im Song vorkommen: A - Em - D - E - G - Bm)

1. So einfach alle Akkorde aufzuschreiben, die in einem Song vorkommen, hat überhaupt keinen Sinn.
Denn es kommt auf den schon oft erwähnten, aber immer wieder ignorierten Harmonischen Rhythmus an.
(= welcher Akkord klingt WO und WIE LANGE ...).

2. Der Song ist in A-Dur (nicht klingend, da mit Capo gespielt).
Demzufolge, wenn Du schon so an die Sache herangehst, sollten Dich eher die Akkkorde Em und G verwundern, denn das sind die Akkorde, die in A-Dur erklärungsbedürftig sind.

Mein persönlicher Zugang ist ja: Man muß nicht immer alles erklären! Nimm die Akkordfolge einfach als eine funktionierende hin, und speichere sie in Deiner Klangbibiothek ab. Das reicht.

Aber WENN man schon nach Erklärungen sucht, dann ist das Stichwort: MI = Modal Interchange.
Dazu gibt es tonnenweise Threads in diesem Forum.

LG
Thomas
 
Mein persönlicher Zugang ist ja: Man muß nicht immer alles erklären! Nimm die Akkordfolge einfach als eine funktionierende hin, und speichere sie in Deiner Klangbibiothek ab. Das reicht.

Vielen Dank für deine Ausführliche Antwort. Recht hast du auch mit deiner Aussage dass man nicht immer alles erklären muss.

Ich werde mich mal mit dem Modal Interchange auseinandersetzen.
 
Not For Me von Slash/Myles Kennedy (Akkorde die im Song vorkommen: C# - C#m - B - B#m - A - A#m - E - F# - D)
Das steht zwar auf ultimate-guitar so, stimmt aber leider überhaupt nicht.

B#m ist falsch, ebenso A#m. Lieber nochmal eine zuverlässigere Quelle suchen, oder - noch besser - selbst raushören.

Viele Grüße,
McCoy
 

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