Hallo Olympias
Im Grunde sprichst du das zentrale Problem der Bühnenpräsenz an. Der Sänger oder die Sängerin sind im Allgemeinen das Gesicht der Band. Wirken sie langweilig , so wird die Band als langweilig empfunden. Sind die Vocals gut in ihrer Darstellung, so wird die Band als gut empfunden. Die Bandmusiker können diesbezüglich nur wenig rausreißen. Sie sollten das performing face mit allen Kräften unterstützen und zwar ausdrücklich in ihrem eigenen Interesse.
Der international seit Beginn der Pop/Rockmusik erfolgreiche Weg ist die Aufgliederung des Auftrittes (der Performance) in kleinere hierarchische Einheiten.
Die Hierarchie könnte vielleicht so aussehen:
1. Konzert oder Club - Job (bezieht sich auf den gesamten Auftritt in der vollen Länge)
2. Staffelung
Mit Knaller anfangen, langsam runtercoolen und zur zweiten Hälfte wieder bis zum Schluß steigern oder umgekehrt oder ganz anders. (Bezieht sich auf Gruppen von Stücken)
3. Jetzt wird es für dich interessant: Die einzelnen Stücke als einzelne Dramaturgien.
Jedes Stück sollte von der Sängerin so gestaltet sein, daß man des Text die Musik und die Bewegung auf der Bühne als Einheit erkennen kann. Jedes Stück ist eine eigene Geschichte und sie wird von dir erzählt. Und zwar so, daß es dem Stück hilft. In diesem Zusammenhang: Bitte keine schauspielerischen Höchstleistungen! Der sterbende Schwan wirkt immer lächerlich.
Die Stücke als Einzelaufführungen müssen geprobt werden. Das ist übrigens das Geheimnis der erfolgreichen Musiker, die die musikalische Arbeit elektronisch per E-Mail erledigen und beim Probetermin fast nur noch die Choreografie üben. Das verbessert auch paradoxerweise die musikalische Leistung, einfach, weil das Stück mit Sinn erfüllt ist und nicht nur eine Abfolge von beliebigen Tönen.
4. Die einzelnen Abschnitte der Stücke.
In diese Kategorie fällt deine Anfangsfrage, was soll ich z.B. beim Gitarrensolo machen. Antwort: Gaaanz wenig. Alles was du machst, wird vom Publikum zu stark aufgefaßt. Eine kleine Handbewegung und das Publikum nimmt das Gitarrensolo nicht mehr wahr. Noch schlimmer ist es bei einem Keyboard-Solo. Keyboarder haben oft wegen der sitzenden Position ganz schlechte Karten. Eine falsche Bewegung deinerseits und du mordest das Solo regelrecht hin. Bei einem Solo solltest du knappe musikalische Bewegungen machen mit den Hüften wippen, den Takt andeuten und unauffällig und insgesamt freundlich wirken. Frauen können das viel besser als Männer.
Erst dann, wenn ihr als Band schon viel gelernt habt in Bezug auf Performance, dann kannst du anfangen beim Solo (egal was) mitzugehen. Das muß aber sitzen. Die Bewegungen (also deine und die des Solisten) sollten aufeinander abgestimmt sein.
Fazit: Alles was du machst, sollte auf den Gesamtzusammenhang abgestimmt sein, sonst lieber garnichts machen!