Wechselschlag, wann Zeige- bzw. Mittelfinger?

Stoner
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Hallo Gemeinde,
seit kurzem spiele ich neben der Gitarre auch Bass und Frage mich, wie man/ihr entscheidet, wann welcher Finger zupfen soll. Typischerweise beginnt man ja mit den Zeigefinger (folgend 1 genannt) und wechselt dann ständig hin und her. Wann bricht man dies, also dass zwei mal hintereinander 1 und Mittelfinger (folgend 2 genannt) gespielt werden?
Die Entscheidung ist ja durchaus eine persönliche, aber als Anfänger habe ich Schwierigkeiten das einzuschätzen. Besonders da es darum geht am Anfang die richtigen Weichen zu setzen und nicht irgendwann an einem Punkt zu sein, wo bisher gelerntes zur Hürde wird.
Zur Veranschaulichung hier mal vier Szenarien, die Nummern entsprechen keinen Tönen, sondern wie erwähnt den Fingern:
Code:
---------------|o|--------------|o|--------------|o|--------------
---------------|d|--------------|d|--------------|d|--------------
--------2-1----|e|--------1-2---|e|--------2-1---|e|--------1-2---
-1-2--1-----1--|r|-1-2--1-----2-|r|-1-2--1-----2-|r|-1-2--1-----1-
Wenn man beim Wechsel auf die höhere Saite den Zeigefinger nochmals nutzt, fühlt es sich irgendwie off vom flow an, aber beim Wechsel zurück nutze ich gern den gleichen Finger wie beim Ton davor.
Der stupide 1-2-1-2-... Wechselschlag passt meinem Gefühl nach nicht immer, besonders wenn gewisse Töne betont werden sollen, breche ich aus dem Schema aus und nutze gern den Zeigefinger.
Ein weiterer Aspekt ist das Verhalten bei hammer-ons oder pull-offs, da ja dieser Ton nicht gezupft wird, wird das Schema unterbrochen - wie verhält es sich da am besten?

Ich hoffe, das ist verständlich und mich interessiert, wie ihr das macht.
Cheers!
 
Eigenschaft
 
Also ich ziehe den Wechselschlag eisern durch, ohne Ausnahme um einen konstanten Ton und Flow zu haben. Das fühlte sich eigentlich nur am Anfang komisch an. Allerdings bin ich auch nur nebenher Bassist, mein Hauptaugenmerk liegt auf der Gitarre.

Kannst es ja auch wie "The Hook" machen und immer nur mit einem Finger spielen:)
 
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Ich erinnere, dass ich mich am Anfang sehr disziplinieren musste, nicht nur den Zeigefinder zu benutzen, weil der ja i.d.R. irgendwie zur Nutzung "besser ausgebildet" ist (Den Mittelfinger braucht man ja sonst nur zum Zeigen ;)).

Wenn du theoretisch mit beiden Fingern einen technisch sauberen Wechselschlag kannst - und ich würde nicht schludern, das sehr bewusst zu üben - kannst du es irgendwann machen, wie du dich wohlfühlst, und wie es in deinen persönlichen Flow passt. Es wird dir ab dem Zeitpunkt, wo dein Mittelfinger genauso fit ist wie dein Zeigefinger, aber auch "egaler" werden, welchen Finger du nutzt. Im Moment bevorzugst du ja im Zweifel den Zeigefinger, weil der Anschlag damit intuitiver und somit gefühlt sicherer ist. Das verändert sich mit der Zeit.

Pull-Offs fallen erstmal in den normalen Anschlagsrhytmus, wenn es passt, mache ich die ganz gern auch mit allen Fingern gleichzeitig, oder auch mal klassisch "gepoppt". Bei Hammer-Ons würde ich dir raten, gar nicht anzuschlagen :tongue:. Wenn du nicht sicher bist, mit welchem Anschlagsfinger es weitergeht, könntest du dich auch am Takt orientieren und auf der (1) im Zweifel immer mit dem Zeigefinger beginnen.

Edit: Bei den von dir genannten Szenarien würde ich das letzte bevorzugen. Ich könnte aber alle gleich gut spielen, und so wird ein Schuh draus: Kannst du alle spielen, such dir das aus, das am besten für dich geht; kannst du nur eins, tu (vor dir selbst) nicht so, als würdest du dieses wählen, weil es das beste ist (Also nicht DU im speziellen, aber so verarschen wir uns ja alle aus Faulheit ganz gern mal selbst...).
 
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Ich breche bewusst nie aus dem Schema aus.
Wenn ich etwas betone im Anschlag, dann nutze ich halt etwas mehr Kraft.

Derzeit übe ich mit drei Fingern zu spielen und dort fällt es mir nun auch wieder schwer, das ordentlich durchzuziehen.

Es ist eine Übungssache das ganze so hinzubekommen, dass es sich alles natürlich und flüssig anfühlt und Akzente mit beiden Fingern gleichmäßig ist.

Edith: Tja, ich bin etwas langsamer beim Tippen, meine Vorredner haben es ja etwas ausführlicher erklärt.
 
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...wie man/ihr entscheidet, wann welcher Finger zupfen soll. Typischerweise beginnt man ja mit den Zeigefinger (folgend 1 genannt) und wechselt dann ständig hin und her. Wann bricht man dies, also dass zwei mal hintereinander 1 und Mittelfinger (folgend 2 genannt) gespielt werden? ...

Lass uns mal vorne anfangen. Wieso beginnt man denn typischerweise mit dem Zeigefinger? Das würde ich in Frage stellen. Ist mit "man" an der Stelle eigentlich "ich" gemeint ;-)?

Mit welchem Finger du anfängst ergibt sich oft aus dem was vorher kam. Kam vorher noch gar nichts "sollte" es eigentlich egal sein mit welchem Finger du anfängst. Klar entwickelt sich sicher eine leichte Präferenz zu einem Finger hin. Wenn du aber einen sauberen, gleichmäßigen Wechselschlag können möchtest, müsstest du quasi "auf Zuruf" fähig sein mit Mittel- oder Zeigefinger anzufangen und beides gleich gut zu spielen.

...Besonders da es darum geht am Anfang die richtigen Weichen zu setzen und nicht irgendwann an einem Punkt zu sein, wo bisher gelerntes zur Hürde wird....

Das ist natürlich der beste Ansatz. Deshalb will ich hier, so gründlich es in der Form geht, drauf eingehen.
Die erste Frage wäre für mich: Wofür ist der Wechselschlag eigentlich da? Meine Antwort: Um Geschwindigkeit zu erreichen. Gleichzeitig will ich möglichst gleichmäßige Töne spielen, deshalb ist mein Ziel den Wechselschlag so zu trainieren, dass ich meine Finger gleichwertig nutzen kann. So also, dass es keinen Klangunterschied zwischen 1 und 2 gibt.

Wenn es um Gleichmäßigkeit und Geschwindigkeit geht, beantwortet sich ein Teil deiner Frage fast von selbst. Welches deiner drei Beispiele wäre am bewegungsökonomischsten?

bei #2 und #4 musst du nachdem du mit dem Zeigefinger angeschlagen hast direkt auf die nächste Saite wechseln. Da kommt dir der Zweck des Wechselschlag vollständig abhanden. Ich meine wozu denn Wechselschlag, wenn man ihn an den wichtigen Stellen (Saitenwechsel hier) dann nicht einsetzt? Der Vorteil, also die Bewegungsökonomie fällt in den beiden Beispielen komplett weg.

#3 führt den konsequenten Wechselschlag an, Saiten hoch und runter. Viele Basslehrer würden dir zu der Variante raten. Sie ist auch nicht falsch, ABER:
Dadurch, dass du die letzte Note mit Wechselschlag spielst, stiehlst du dir wieder ein bewegungsökonomisches Hilfsmittel, das Raking nämlich. Wenn du wie in Beispiel #1 mit dem Zeigefinger von der A- auf die E-Saite durchziehst, bist du wesentlich schneller.

Das ist vielleicht nicht in jedem Stück notwendig. Wenn du aber konsequent Wechselschlag betreibst, wenn du die Saiten runter gehst, anstatt zu raken, limitierst du dich und kannst Vieles nicht spielen.

...
Ein weiterer Aspekt ist das Verhalten bei hammer-ons oder pull-offs, da ja dieser Ton nicht gezupft wird, wird das Schema unterbrochen - wie verhält es sich da am besten?...

Ob du einen Ton länger stehen lässt oder einen Hammer on/Pull off machst, ist für die rechte Hand ja irrelevant. Es ist nicht wie beim Akkorde schrammeln auf der Gitarre, dass man die Bewegung weiter ausführt, auch wenn man keinen Ton spielt. Der Wechselschlag muss also nicht "im Hinterkopf" weiterlaufen.

Wurde die letzte Note mit 1 angeschlagen, spielst du die nächste mit 2. Unabhängig davon wie viel Ho/pos du dazwischen spielst.

Generell gibt es natürlich immer wieder Ausnahmen der Regel. Aber das ist so im Groben wie ich es ausdrücken würde.

Hau rein,
Denis
 
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Vielen Dank für eure Antworten, besser hätten sie nicht ausfallen können.
.
Wenn du theoretisch mit beiden Fingern einen technisch sauberen Wechselschlag kannst - und ich würde nicht schludern, das sehr bewusst zu üben - ... Im Moment bevorzugst du ja im Zweifel den Zeigefinger, weil der Anschlag damit intuitiver und somit gefühlt sicherer ist. Das verändert sich mit der Zeit.
...
Stimmt, nun wird mir die Relevanz auch bewusster...

...
Die erste Frage wäre für mich: Wofür ist der Wechselschlag eigentlich da? Meine Antwort: Um Geschwindigkeit zu erreichen. Gleichzeitig will ich möglichst gleichmäßige Töne spielen, deshalb ist mein Ziel den Wechselschlag so zu trainieren, dass ich meine Finger gleichwertig nutzen kann. So also, dass es keinen Klangunterschied zwischen 1 und 2 gibt.

Wenn es um Gleichmäßigkeit und Geschwindigkeit geht, beantwortet sich ein Teil deiner Frage fast von selbst. Welches deiner drei Beispiele wäre am bewegungsökonomischsten?
...
... das trifft es jetzt für mich auf den Kopf.
Es wird einfach drauf hinaus laufen, ganz gezielt den Wechselschlag zu üben und wie zuvor schon erwähnt in jeglicher Situation drauf zu haben. Sollte dieser sich aber mal nicht richtig anfühlen, also wenn Raking (der Begriff eröffnet mir ganz gute Suchergebnisse zu dieser Diskussion) bewegungsökonomischer ist, dann wird halt mal der Wechselschlag ausgesetzt.

Nun habe ich wieder genug Ansatzpunkte, um mein Spiel zu verbessern. Zu diesem Thema kommen ja noch Baiscs ala Spinne auf den ersten vier Bünden (ohje, wie vor 15 Jahren an der Gitarre!) oder allgemein der Aufbau von Hornhaut an der Schlaghand (das erste Mal nach 5 Minuten 'ne Blase gehabt, jetzt gehen 20 Minuten problemlos - nach einem Monat!). Das Plekspiel geht natürlich recht gut und wird hauptsächlich dann genutzt, wenn es um das Zusammenspiel mit anderen Instrumenten geht, einfach um schnell Erfolge zu haben und nicht an diesem musikalischen Thema wegen der Technik zu scheitern. Läuft.

Grüße auch vom Kit-Preci! Der gefällt mir mit Fingern gespielt nämlich noch einen Tick besser.
bass.jpg
 
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Ich bin auch von der Gitarre her an den Bass gekommen. Lustigerweise hab ich dann den Bass an mich "gerissen", weil mir das wechseln zwischen Zeige- und Mittelfinger intuitiv gut lag. Schräg.

Dann hab ich das eine längere Zeit nicht gezielt geübt. Erst nach ein paar Jahren hab ich dann ein Gefühl dafür entwickelt, das "Üben" wirklich geplant anzugehen. Dann kam eine Zeit, in der ich quasi die Varianten probiert hab. Ich bin dann bei der Methode hängen geblieben, die du als erstes Beispiel hast. Strikter Wechsel, aber beim Saitenwechsel auf tiefere Saiten dann ein "rutschen mit dem selben Finger".

Das war dann eher eine bewusste Entscheidung. Die fiel mir dann zu dem Zeitpunkt aber leichter, da ich vorher quasi nur "Wechsel um jeden Preis" konsequent durchgezogen hab.

Kurz gefasst: Ich empfehle striktes Wechseln zu Beginn. Verfeinern ist 1.) später einfacher und dann auch 2.) eine bewusste Entscheidung angepasst an die eigene Spieltechnik.

Wie du wechselnd anschlägst hat dann später auch einiges an Einfluss an die Bewegungsökonomie deiner Zupfhand. Und das wiederum hängt mit deiner Dämpftechnik der Greifhand zusammen. Wie du das aber alles handhabst wirst du erst nach einiger Zeit und einiges an Praxis wissen. Die Grundbewegung sauber drauf zu haben macht das Verfeinern dann zu einem sauberen Akt.
 
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[...]Wenn man beim Wechsel auf die höhere Saite den Zeigefinger nochmals nutzt, fühlt es sich irgendwie off vom flow an, aber beim Wechsel zurück nutze ich gern den gleichen Finger wie beim Ton davor.[...]

Aja, da haben wir es doch eigentlich schon. String skipping ist - vor allem bei schnellen Tonfolgen - mit das Schwerste, vor allem wenn es sauber, in time ohne Nebengeräusche funktionieren soll. Basis ist ein zuverlässig in Dynamik und Timing funktionierender Wechselschlag auf einer Saite. Beim Wechsel nach Oben empfiehlt sich das "Treppensteigen" mit Wechselschlag*, nach Unten ist es gut möglich die zwei aufeinanderfolgenden Noten mit dem gleichen Fingen anzuschlagen. Es gibt aber keine allgemeingültige Regel, vieles ergibt sich aber allein aus ergonomischen Gründen. Wobei auch das bei jedem Indviduum unterschiedlich sein kann (alleine die Längendifferenz zwischen Zeige- und Mittelfinger ist bei jedem anders. Mein Zeigefinger ist z.B. deutlich kürzer als der Mittelfinger und auch kürzer als der Ringfinger)

*) der von mir häufig genannte Gary Willis nutzt aufwärts den Ringfinger um den ersten Ton auf der (tonal) höherliegenden Saite zu spielen. Das macht ihn ultra schnell, zumal er damit auch Wechsel über eine Saite hinweg flüssig spielen kann (16tel octaves bei hohem Tempo). Diese Technik ist aber nicht jedermanns Sache, ich spiele auch nicht so. Aber wenn man eh Anfänger ist ... why not?

http://garywillis.com/tag/3-finger-technique/page/2/
 

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