Welche technischen Faktoren beeinflussen die Qualität von Effektpedalen?

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Hi,

wenn ich mir die ganzen Threads so anschaue wie oft über die Qualität von verschiedenen Effektpedalen diskutiert wird, frag ich mich immer wieder mal, was macht den Unterscheid wirklich aus (technische, nicht vom Kultstatus her)? Nehmen wir mal den TS9 und sein unzähligen Kopien her. Was unterscheidet einen Ibanez TS808 für 200€ von einem Behringer TO800 für 30€ von einem Selbstbau-Effekt?

- Plastik-Gehäuse und -Taster vs. Metall ist klar, das ist wirklich ein Unterschied.
- Die Schaltung selber ist wahrscheinlich kein Unterschied, die ist hinlänglich bekannt und die einzelnen Pedale unterscheiden sich wahrscheinlich höchstens ein ein paar Werten von Bauelementen.

Was aber macht dann den Unterschied in der Klangqualität wirklich aus? Ich denke genug Leute hier im Forum würden sagen, dass der Behringer grausig klingt und rauscht usw. und der Ibanez nicht. Also wieso? *g

Grüße
Wolfgang
 
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Hallo Wolfgang!

Das ist eine durchaus berechtigte Frage. Wenn wir uns auf den Ibanez TS808 beziehen, muss ich zunächst einmal sagen, dass man hier viel für den Namen und den Kultstatus des Pedals bezahlt. Die Firma Maxon, die ja bekanntlich jahrelang für Ibanez produziert hat, kann das Teil ja auch für knapp 120€ anbieten, obwohl praktisch das selbe Teil in dem Gehäuse steckt. Hier stecken also v.a. Marketing-Tricks dahinter, die den Preis so in die Höhe schießen lassen.

Im Prinzip unterscheiden sich die Schaltungen des Ibanez TS und seinen Clones nicht wirklich. Im Grunde genommen gibt es für jede Art von Effekt sowieso immer nur einige brauchbare Grundschaltungen, die von den Herstellern aufgegriffen und modifiziert werden. Hinzu kommt, dass die Preise auch durch die Herstellung beeinflusst werden. Ein Pedal aus den USA (zB. Fulltone) kostet nun einfach mehr, als ein Pedal aus China. Handmade ist in der Regel teurer, als per Maschine und und und...
 
Wie du selber schon geschrieben hast, ist es im Grundegenommen wirklich nur die Qualität der Hardware. Das kann man gar nicht hochgenug einschätzen. Schnell verschleißende Schalter, abbrechende Poti-Achsen und schlecht sitzende Klinkenbuchsen sind einfach nicht das Wahre. Und gerade diese Hardware macht den größten Kostenfaktor aus. Ob nun Behringer einen smd-Widerstand für 0,5Cent kauft und verbaut, oder Mr. Fulltone, das macht wirklich keinen Unterschied. Viel Psychologie und Unwissenheit über Toleranzen von Bauteilen meiner Meinung nach. Fängt man nämlich an, sich auf das Gebiet zu bewegen, ininwiefern jetzt bspw. Folienkondensator A sich von Kondensator B im Niedervoltbereich klanglich unterscheidet, begibt man sich eher schon auf esoterisches Gebiet, als auf wirklich empirisch Begründbarem.
 
Manchmal denk ich mir, ich kaufe aus Protest keinen Ibanez Tubescreamer, weil es nicht sein kann, dass ein Pedal für 200€ verkauft wird, dessen Materialkosten sich auf ein paar Euro belaufen. Und dabei ist warscheinlich noch das Gehäuse das teuerste. Ich meine ein Kondenstator oder ein Widerstand kostet vielleicht 2ct. Wenn ich mal in meine Effekte reinschau denke ich mir immer wieder: "Und was kostet daran jetzt 80€?!". Gut, Herstellungskosten, jemand muss das Pedal bauen, die Mitarbeiter müssen bezahlt werden,... aber irgendwie zahlt man doch den Namen. Das Pedal mit dem besten Preis/Leistungsverhältnis, welches ich besitze ist für mich mein Small Clone von Electro Harmonix. Wenn man sich die Bauteile anschaut, dann ist er zwar auch ziemlich teuer, aber es ist mit Abstand der beste Chorus, den ich je hatte. Da kacken die Kollegen von Boss,... voll dagegeb ab. Ich hab ihn mal zum Geburtstag bekommen. Anonsten hätte ich ihn mir aber auch gekauft, weil er einfach unglaublich viel an Sound bietet für seine 65€ die er damals gekostet hat.

Es kommt irgendwie stark auf die Marke an, wieviel sie sich für den Namen bezahlen lässt.
 
Ich glaube man kauft die Psychologie immer teuer mit, die Frage ist nur, ob das für einen ein Problem ist?
Ich hab ja den TS808HW (sogar 350€) und ich glaube fest daran, dass min. 50% meines Glaubens, dass der "besser" klingt, Hoffnung und Wunschdenken ist.
Das Ergebnis bleibt aber gleich, ich finde er klingt besser (als mein Bad Monkey).
Frage also: ist mir diese Zufriedenheit 300€ wert? Antwort: Ja, wenn sie bleibt und ich nie mehr einen anderen TS will;)

Davon abgesehen, sollen ja diese Mogami-Kabel sauteuer sein, ob die tatsächlich besser klingen...eigentlich auch egal.
 
Das ist ja jetzt nur ein Effekt von vielen und dann auch noch ein sehr einfacher. Ich denke wirklich merken tut man es erst bei komplizierteren oder digitalen Schaltungen.
Gerade die A/D und D/A Wandler machen viel aus, wie man sie z.b. bei digital Delays benötigt. Wenn ich mir dann von manchen China Herstellern das Platinen Routing ansehe.... wo alle Layer voll ausgenutzt werden und hunderttausende Duchkontaktierungen sind....tut dem Signalfluß sicher auch nicht gut.
 
Man bezahlt den Namen/die Legende (die eigentlich Musiker geschaffen haben, aber egal), die Werbung, Gehäusedesign, etwas vom Layout (kann, muss aber keine besondere Rolle spielen) und die Bauteilauswahl (allerdings glaube ich inzwischen nicht mehr, dass nicht jedes aufzutreiben wäre, ebay sei dank).
Alles was in dem Bereich teurer als 100€ ist, halte ich für Übertrieben, selbst wenn es in irgend einem Hinterzimmer (in Europa oder den USA, aber nicht als Einzelstück) handgelötet wurde.

Bleibt die Frage nach dem Klang..
Kopieren kannst du alles, ob ein anderer Hersteller SMDs nutzt, teure gegen billige Bauteile austauscht.. Meß- und vielleicht sogar hörbare Unterschiede aufgrund der Toleranzen wird es immer geben, selbst zwischen zwei Handgelöteten mit gleichen Bauteilen. Dass allerdings jemand teure von billigen Klinkenbuchsen, oder Alpha Potis gegen Mil.Spec Teile (Kostenpunkt jenseits der 30€ pro Stück) heraushören kann, wage ich dann doch zu bezweifeln.

Es wird in dem Bereich viel Geld mit wenig Hörbarem verdient, wer's hat und es ausgeben will: Nur zu, aber bitte nicht mit Physik, Vodoo und "nur teuer ist gut" ankommen ;)
 

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