Welche Tonart und wie dazu solieren: "George Benson - Breezin"

  • Ersteller The Main Event
  • Erstellt am
The Main Event
The Main Event
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
29.04.24
Registriert
28.07.10
Beiträge
2.476
Kekse
6.303
Ort
Niederösterreich
Hallo,
will etwas mehr in die Musiktheorie eintauchen, aber bis jetzt tu ich mir noch bei einigen Sachen recht schwer. Ich möchte nur anhand der 4 Chords die Tonart des Liedes bestimmen und die dazugehörigen Modes finden.

Als Beispielsong nehme ich George Benson's Breezin (http://www.youtube.com/watch?v=14pitnJlcv4).

Die Akkorde die durch den Song durchlaufen sind Dmaj9, Bm7, Em7, A9sus
.
Jeweils einen Akkord pro Takt.

Wie bzw. mit welche Methode kann ich bestimmen, in welcher Tonart das Lied ist und welche Modes zum solieren dazupassen?

 
Eigenschaft
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi,
bin jetzt zwar nicht der Theoriecrack aber als "Anwender" kann ich dir sagen, dass es sich bei dieser Akkordfolge um einen sog. Turnaround handelt, der in ähnlicher Form in vielen Jazznummern vorkommt. In diesem Fall auf D. (D ist die I. Stufe, Bm die VI, Em die II und A die V)
Darauf kann man sehr gut mit Tönen der D-Dur Tonleiter solieren (das wäre dann wenn ich mich nicht irre D-Ionisch).
Was auch gut geht ist die Bluespentatonik (moll) auf B.
Hoffe ich habe theoretisch nicht zu viel Schmarrn erzählt und dir ein wenig geholfen.
Gruß
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke, das klingt schonmal einleuchtend, aber ist d-ionisch = b aeolisch?

EDIT: ionisch statt dorisch. :ugly:
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,

...
Wie bzw. mit welche Methode kann ich bestimmen, in welcher Tonart das Lied ist und welche Modes zum solieren dazupassen?


zur Methode:

Nicht immer, aber meistens, läßt sich die Tonart am Schlußakkord erkennen.
Probier's aus: Suche Dir von den 4 Akkorden denjenigen, der Dir am stabilsten, am entspanntesten vorkommt.
Dann suche Dir eine Liveaufnahme von Breezin' und schaue, ob dort derselbe Akkord am Schluß vorkommt.
(In der Studioaufnahme geht ja der Schlußakkord im Fade-out unter)

Das ist nicht immer ganz einfach, weil im Jazz gerne mal viele Extensions auf einen Akkord draufgeschnallt werden, aber der Grundton sollte hörbar sein.

Die Melodie bei Breezin' gibt Dir den gesamten Tonvorrat vor. Sie geht über eine Oktave, daher ein gutes Beispiel zum Üben.
Sie fängt nur nicht beim Grundton an.
Damit kannst Du Dir dann für jeden Akkord die passende Tonleiter bzw. Modes ableiten.

by the way: im Verlauf des Solos verringert sich die Anzahl der Akkorde phasenweise auf zwei. Das gibt auch Hinweise auf die Haupttonart.

Gruß, der Omnimusicus
 
Das werde ich mal probieren mit dem Schlussakkord. :)
Aber was ist jetzt tatsächlich die Tonart? D-dur? Und welche Modes passen dazu? Weiß nicht wie man sich das "ausrechnet". :)
 
Vorischt. Dass der Schlussakkord die Tonart bestimmt, gibts so eigentlich fast nurnoch in Volksliedern und klassischer Musik. Im Jazz/Rock/Pop-Bereich ist es üblich andere Akkorde am Schluss zu spielen.

Es ist bei deinem Turaround eigentlich einfach abzulesen wohin die Folge zielt. A9sus4 ist die einzige Dominante in der Folge. Sie löst sich im Quintfall auf. Das ist eine So starke Auflösung, dass Dmaj7 klar als Tonika zu hören ist. Nimmt man das Em7 noch dazu, dann hat man mit Em7 A7 Dmaj7 eine II V7 I Verbindung. Das ist quasi die Standard-Kadenz im Jazz, deshalb ist hier die Tonartbestimmung ziemlich deutlich. D-Dur ist die Tonart.

Du kannst quasi mit D-Dur-Tonleiter oder der Bm-(Blues)-Pentatonik drüberbügeln. Ich würde mich aber eher an den Akkorden orientieren und schauen dass ich die Akkordtöne zb chromatisch umspiele. Es kommen ja sonst nur Leitereigene Töne vor.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Dmaj7? Nicht Dmaj9?

Klaus, was meinst du mit "umspielen"? Spiele ich also keine speziellen Modes für jeden Akkord?
 
Hier ist die Grundtonart tatsächlich D-Dur.

Wie man die anderen Akkorde herleitet ?
Schreibe z.B. die Töne der existierenden Melodie von H (also englisch B) und von E aus aufsteigend auf.
Die Tonabstände dieser beiden Tonleitern werden sich an einer Stelle unterscheiden.

Jeder hat da so seine eigene Methode, um den Modus dazu zu ermitteln.
Ich selber merke mir die bestimmenden Intervalle: äolisch - kleine Terz, kleine Sexte ... etc.
Manch anderer merkt sich vielleicht lieber Tabellen mit Notennamen, wie auch immer.

Beim b-Moll kommt dann Äolisch als der passende Modus raus, bei e-Moll dann Dorisch.

In Beispiel von "breezin'" sind die Akkorde halbtaktig, also alle zwei Schläge wird gewechselt.
Das geht so schnell, daß man einfach immer in D-Dur spielen kann - wie nasi_goreng auch schon schrieb.
Für's grundsätzliche Verständnis ist aber schon gut, wenn man z.B. beim B-Moll-Akkord im Kopf auch tatsächlich B-Äolisch spielt.
Zum Üben kann man's ja ziemlich langsam spielen.

der Omnimusicus
 
Ob nun Dmaj7 oder Dmaj9 ist ja Rille. Dmaj9 ist ja nur kurz für Dmaj7(9). Ob ich die 9 als Optionston nun zum Dmaj7 dazupacke oder nicht ist eigentlich mir als Interpreten überlassen.

Die Funktion des Akkordes ist durch den Vierklang Dmaj7 ausreichend beschrieben. Deshalb schreibt man meißt nur die Vierklänge auf. Je nach Wissen und Können des Interpreten wird er verschiedene Optionstöne in den Akkord einbringen.
 
Hey! :)

Es handelt sich um eine klassische (diatonische) I-VI-II-V-Verbindung in D-Dur. Das Tonmaterial besteht aus den Tönen von D-Dur (D E F# G A B C#) - wie schon erwähnt wurde. ;) Es ist jedoch wichtig bei den Modi zu differenzieren. Es sind zwar immer die gleichen 7 Töne, jedoch ist D-Ionisch nicht das gleiche wie E-Dorisch nur von einem anderen Ton aus. Es ist wichtig die "richtigen" Töne (es sind im Prinzip alle richtig) über den jeweiligen Akkord zu spielen um den Akkord am besten auszudrücken. Dies geht darüber hinaus mit Arpeggios. Diese Töne wären:

Dmaj7 = D F# A C#
Bm7 = B D F# A
Em7 = E G B D
A9sus = A D E G (B)
(A7 = A C# E G)

Wenn du diese Töne nimmst, bleiben noch 3 Töne aus der Tonleiter die "passen". ;) (Die Quarte ist mit Vorsicht zu genießen, ich trage sie aber trotzdem dazu) Diese wären:

für Dmaj7 = E, G & B
für Bm7 = C#, E & G
für Em7 = F#, A & C#
für A7 = B, D & F# (wobei wir in diesem Fall einen A9sus4 haben, also ist die Quarte hier Pflicht und die Terz zu vermeiden)

Diese Töne kann man als Farbtöne bezeichnen. Das Gerüst jedes Akkords bilden die Terz (entscheidet über das Geschlecht) und die Septime. Die Quinte ist entbehrlich (außer bei halbverminderten Akkorden) - oder bei Dominantakkorden auch "alterierbar" (b5/#11 oder #5/b13).

Ich würde versuchen mit den Arpeggiotönen zu improvisieren und das auch ruhig in mehreren Lagen wenn du bewandert bist, ansonsten kannst du in der 4. Lage folgendes tun:

Dmaj7 Bm7 Em7 A9sus4
g--------------------6--------------------------------------------4----7--------------------------
D----------4----7---------------------4----7----------------5----------------------------5------
A------5----------------------------5--------------------7-----------------------5----7----------
E--------------------------------7--------------------------------------------5-------------------

Wenn du das ein paar Mal gemacht hast, kannst du probieren die diatonische None (9) hinzuzufügen - um ein bisschen mehr Farbe und Spannung zu bekommen.
Da wir hier keine III. oder VII. Stufe haben ist die None für diese Akkorde immer groß - also auf der Gitarre genau 2 Bünde weiter. ;)

Mit dem Tonmaterial kannst du schon eine Menge machen. Als nächstes kannst du die Arpeggios auf mehr als nur eine Oktave erweitern. Du kannst natürlich auch die dir geläufigen Modi über die jeweiligen Akkorde spielen - dies würde ich allerdings nur zu Übezwecken tun und dann den ersten Takt D-Ionisch spielen, im zweiten Takt B-Aeolisch, im dritten E-Dorisch und im vierten Takt A-Mixolydisch - immer vom jeweiligen Grundton angefangen, somit schulst du dein Gehör für die Modi. Allerdings sind so Läufe nicht für das ganze Solo einsetzbar und klingen recht unmusikalisch - aber sie helfen dir das Griffbrett zu erschließen und dich besser zurechtzufinden. Wichtig ist, dass du dir die Terzen und Septimen der Akkorde ausguckst und immer im nächsten Takt auf einem dieser Töne landest - somit bekommst du harmonische Stabilität - Grundton und Quinte gehen natürlich auch. Viel Spaß damit! :)

Und was die meisten Gitarristen vergessen: RHYTHMUS!

Es bringen die schönsten Töne nichts, wenn der Rhythmus eiert oder unklar ist. Rhythmische Motive sind genauso wichtig wie melodische, von daher kommt man (anfangs) auch gut mit den Arpeggios aus - durch den Rhythmus kann man sein Solo auch mit nur 3 oder 4 Tönen interessant machen. Hör dir mal Leute wie Larry Carlton, Mike Stern, Pat Metheny oder George Benson selbst an. ;)

Viel Spaß beim Improvisieren! :)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Wow, danke für diese Infos. Da gibt es ja noch einiges zu entdecken...

Hör dir mal Leute wie Larry Carlton, Mike Stern, Pat Metheny oder George Benson selbst an. ;)
Kenne ich alles schon. :) Teilweise schon live gesehen. Apropos Larry Carlton (bzw. Lee Ritenour): Fourplay wäre sicher auch cool zum drübersolieren. ;)
 
lauter gutes Zeug

Hallo,
eine Frage hätte ich an Dich.

Es sind zwar immer die gleichen 7 Töne, jedoch ist D-Ionisch nicht das gleiche wie E-Dorisch nur von einem anderen Ton aus.

Ich denke ich habe einigermaßen verstanden was Modi sind, aber mir erschließt sich nicht warum so viel darauf rumgeritten wird.
Nach welchem Konzept improvisierst Du? Denkst Du dir etwa für jeden Akkord eine passende Kirchentonleiter aus?

Gruß
 
Denkst Du dir etwa für jeden Akkord eine passende Kirchentonleiter aus?

So wird's gemacht. Beschränkt sich nicht nur auf Kirchentonleitern, sondern auch auf die Modi von Harmonisch- und Melodischmoll.
 
... aber mir erschließt sich nicht warum so viel darauf rumgeritten wird (auf den Modi nämlich ...).
Nach welchem Konzept improvisierst Du? Denkst Du dir etwa für jeden Akkord eine passende Kirchentonleiter aus?

Gruß

Mir persönlich erschließt sich das auch nicht ganz ... aber es ist halt EINE Möglichkeit, sich der Thematik zu nähern.
Und ... kleine Anmerkung ... : Man muß sich nicht für jeden Akkord eine passende Kirchentonleiter = Skala ausdenken ... weil jeder Akkord schon eine Skala repräsentiert. Akkord = Skala. Das eine gilt vertikal (gleichzeitig), das andere halt horizontal (nacheinander) ... aber im Prinzip ist es dieselbe Sache, von verschiedenen Seiten aus betrachtet.

LG - Thomas
 
Naja. Aber um zu verstehen, dass beides das gleiche ist muss man ja beides erstmal einzeln verstehen. ;)
 
Hallo,
eine Frage hätte ich an Dich.



Ich denke ich habe einigermaßen verstanden was Modi sind, aber mir erschließt sich nicht warum so viel darauf rumgeritten wird.
Nach welchem Konzept improvisierst Du? Denkst Du dir etwa für jeden Akkord eine passende Kirchentonleiter aus?

Gruß

Naja, man hört oft es seien immer die gleichen 7 Töne, egal ob man jetzt D-Ionisch, A-Mixolydisch oder so spielt - dabei wird da zu wenig differenziert.
Es sind zwar die gleichen 7 Töne aber ob man die Modi dadurch verstanden hat ist nicht immer klar. Man sollte wirklich den Sound jedes einzelnen Modus kennen und ihn auch auf den Grundton des Akkordes zurückführen und hören. Früher habe ich das auch durcheinander geworfen, da waren die Modi für mich ein Netz von 7 Skalen, die mir ermöglicht haben alle "richtigen" Töne auf dem Griffbrett sofort zu sehen und damit solieren zu können. Bei Rock oder Metal (teilweise, bis auf die Geschichten wo die HM-Modi oder symmetrische Skalen ins Spiel kommen) funktioniert das ja auch recht gut. Nimmt man z.B. das Riff von Toto's "Hold The Line" - da würde ich nicht unbedingt in verschiedenen Modi denken. Ein gutes Beispiel dafür ist Justin Derrico - man kann gut auf seinen Jamtrackcentral-Videos sehen wie er die Three-Notes-Per-String Fingersätze/Skalen benutzt und runtertackert. (was nicht bedeutet dass er nicht weiß was er tut, ich finde den Typen erste Sahne :) )
Bei Jazz ist hingegen anders. Da sieht man jeden Akkord für sich. Ist auch besser so - denn es werden oft die "Tonarten gewechselt" bzw. II-V-Verbindungen eingebaut die sich nicht nur auf den diatonischen Raum beschränken. Beispiel: Misty von Erroll Garner - I Ebmaj7 I Bbm7 Eb7 I Abmaj7 I Abm7 Db7 I ...
Das Stück steht eigentlich in Eb-Dur, jedoch würdest du mit der Annahme im zweiten Takt schon vor die Wand fahren denn es geht über eine II-V-I-Verbindung nach Ab(major7). Daher macht es da Sinn jedem Akkord eine Skala zu geben zu der man greifen kann. Ich würde über Ebmaj7 Eb-Lydisch spielen (eigentlich wäre es ja Ionisch, aber für den gemeinen Jäzzer hat Lydisch mehr Spannung als das "öde" Dur ;) ) - über Bbm7 Bb-Dorisch und Eb7 dann Eb-Mixolydisch.
Aber wichtiger als Skalen sind die sogenannten Guide Tones; also die Terzen und Septimen. Deshalb übe ich gerade meine Griffbrettkenntnisse auszubauen anhand von Intervallen. Ich nehme einen Grundton auf einer Saite und beziehe verschiedene Intervalle auf ihn - dadurch präge ich mir ein wie z.B. eine kleine Terz aussieht wenn ich das D im 5. Bund A-Saite spiele. Das kann man mit allen Intervallen machen, so findet man immer schnell die Töne die man gerade braucht und man ist immer "on track" in seinem Solo... das ist zumindest die Idealvorstellung. ;) Ich finde "Happy As Larry" von Alex Hutchings ein gutes Beispiel dafür, da hört man regelrecht, dass er immer den richtigen Ton zur richtigen Zeit spielt. Klar spielt er Skalen und Skalenläufe, aber letztendlich sind es immer Akkordtöne auf den richtigen Beat die diesen Eindruck machen. Ich hoffe das war verständlich. :)
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben