>> (außer UJR, aber den traue ich mich nicht zu fragen):
Ja warum denn, beisst der? Im Ernst, das ist doch keine Schande, und ich persönlich fühle mich auch eher geehrt, wenn mich einer um Rat fragt.
>> Vom Floyd Rose weiß ich, dass das Ding zwar stimmstabil ist, aber wehe, es reißt eine Saite.
Das kann man so nicht generell sagen. Auch ein FR kann man zB so einstellen, dass es nur entspannt werden kann, dann macht eine gerissene Saite den anderen gar nichts aus. Ich mach das mit einem kleinen Holz, das ich vor dem Tremoloblock in die Fräsung klebe, dann kann der Block sich da in Ruheposition abstützen. Eddie van Halen hat sein FR seit jeher auf dem Korpus aufliegend eingestellt, das hat die gleiche Wirkung. Funktioniert aber meist nicht, wenn das Tremolo hinten unterfräst ist, weil man es dann zu tief legen müsste. Daher auch meine Methode, da kann man die Höhenverstellschrauben beliebig einstellen. Weiterer Vorteil des aufliegenden Tremolos: das Stimmen geht viel schneller, weil sich die Saiten nicht jedesaml gegenseitig beeinflussen. Dafür gibts beim schwebenden Trem auch Tricks, aber das ist halt schon ein bisschen umständlicher, ebenso wie das Saitenwechseln. Ungeschlagen ist dafür die Stimmstabilität und der Umfang der Dive-Bombs bis zu Saitenschlabbern.
>> Der Hebel der Stratocaster dient Hörensagen zufolge dazu, einmal gewaltig aufzuheulen und dann die Gitte ordentlich zu verstimmen.
Kann ich nicht bestätigen, es ist allerdings eine ziemliche Frickelei und mit viel Rumprobieren verbunden, bis man den Bogen raus hat. Der Grundsound ist halt speziell und mMn nur mit einem solchen Tremolo zu erreichen. Es sagt schon alles, wenn ich mal aufzähle, was bei mir dazu gehörte, um die Verstimmungen zu beseitigen: Locking Mechaniken, Sattel aus ungebleichtem Rindsknochen oder Tusq, nur 1 Saitenniederhalter, und der recht hoch und mit Rollen, schräg eingestelltes Federblech, Rillenschrauben von Rockinger - puuuh... es gehört also schon ein bisschen Leidensfähigkeit dazu und das Bedürfnis, genau sowas zu haben. Wenn erst mal alles eingespielt ist, flutschts dann aber ganz gut.
>> Das Bigsby soll eher so eine prinzipiell hässliche Fehlkonstruktion sein...
Auch das halte ich für ein Gerücht. Ganz bestimmte Sachen gehen mit dem Bigsby halt besonders gut, und das sind die leichten Schwebungen von Akkorden, so ein gewisses Schimmern. Gerade wegen des insgesamt eher geringen Verstimmungsumfangs ist der vorhandene Hebelweg sehr sensibel zu nutzen. Weniger brutaler Effekt, dafür sehr musikalisch in der Anmutung. Eine Pest ist halt, dass Gitarren mit Bigsby meistens eine 3+3-Kopfplatte mit gewinkelter Saitenführung haben, das machts nicht einfacher, die ungewollten Verstimmungen zu bekämpfen. Hier gilt ähnliches wie bei der Strat: Sattel und Mechaniken müssen geeignet sein, dazu kommt noch die Bridge, die viele durch ein Modell mit Rollen ersetzen, um die Reibung zu verringern. Andere bemängeln, dass diese Rollen wieder Ton kosten - einen Tod muss man sterben. Ach ja: das Bigsby beeinflusst wohl auch durch seine bloße Anwesenheit etwas den Klang, wegen des vielen Metalls und des anderen Winkels der Saitenführung. Den direkten Vergleich hatte ich aber noch nicht getestet, vielleicht, wenn ich irgendwann mal ne Gretsch... Na und hässlich ist natürlich Geschmackssache, irgendwie siehts schon cool aus. Gerade weil soviel Material und Mechanik für das bisschen Ergebnis verbaut wurde, atmet es doch den Geist der 50ies, wie ein Cadillac mit nutzlosen Heckflossen und einem riesigem V8, aber nur 150 PS und einem Fahrwerk, mit dem man eigentlich nur geradeaus fahren kann.
>>Was ist livetauglich, fürs Homestudio, kann man so einen Haken überhaupt gebrauchen?
Klar doch! Das praktikabelste dürfte für den eher unerfahrenen Tremolojünger ein 2-Point Tremolo sein, wie es zB auf dem Fender American Standard Stratocaster eingebaut ist. Die Messerkanten beseitigen schon mal eine Ursache von Verstimmungen und machen auch die Einstellung einfacher; andererseits gibts kein Gezuchtel mit Inbus-Klemmschrauben usw. wie beim FR. In diese Richtung bzw. noch weiter entwickelt ist das bekannte Wilkinson Tremolo (VS-100), bei dem die Saitenreiter auf der Grundsplatte fixiert werden, aber die Saiten ganz normal wie bei der Strat durch den Block gezogen werden. Auch bei den 2-Point Tremolos bleibt ein sauber gefeilter und möglichst gleitfähiger Sattel essentiell, Locking Mechaniken machens mMn auch leichter. Oft sind die auch gestaggert, dh mit unterschiedlich langen Schäften versehen, dann braucht man oft gar keinen Saitenniederhalter mehr, was auch wieder einen Reibungspunkt eliminiert. Diese modernisierten Vintage-Trems sind jedenfalls ein für die meisten praktikabler Kompromiss aus Wirksamkeit, Bedienbarkeit und Klang.
So, ich hoffe, das war ein Überblick, damit Du Dich über die grobe Richtung orientieren kannst.
Gruß, bagotrix