Bassstreichler: sorry, ich wollte dir natürlich nicht persönlich den Nonsens unterstellen! (Das ist evtl. meine Betriebsblindheit ;-))))
Aber es ist halt so, daß diese "these" zu Zeiten von A. Schweitzer diskutiert worden ist. Mittlerweile gibt es genügend Forschung zu historischer Spielpraxis und praktisch jeder Geiger der heute alte Musik studiert, ist auf einem Stand, der weit von der damaligen Erkenntnis A. Schweitzers entfernt ist ;-) Da brauch ich dir hier keine "Belege" zu bringen ;-) Hör dir einfach an, wie "alte musik leute" heute diese Musik spielen. Mittlerweile sind Bögen und Instrumente sehr genau nachgebaut und man weiß sehr viel über Spielarten etc.
Natürlich gab es früher auch Fideln, Drehleiern und dergleichen Instrumente, wo man Bordunartig spielte und die Saiten zu Orgelhaften Sounds benutzte. Bach war aber ein Verehrer der damals angesagten italienischen Klanglichkeit, die Musiker damals wollten schon alle italienische Instrumente (und keine vom Dorfgeigenbauer um die Ecke), Bach ließ sich italienische Noten etc. von seinem Freund Pisendel mitbringen, usw. usw.....
Man muß heute nicht mehr darüber reden, ob Bach seine Partiten auf der Drehleier gespielt haben wollte ;-)))) (sorry, für diesen etwas spitzen Vergleich)
Das schöne heute, im Vergleich zu meiner Zeit an der Hochschule ist, daß man heute dazu keine 1000 Schriften mehr studieren muß, sondern einfach seine Ohren aufmachen, wie das die leute aus der Szene spielen.
Die schönste Einspielung die ich kenne, ist von V. Mullova: zwar keine Spezialistin der alten Musik, aber sie wurde liebevoll von einem Bekannten damit bekannt gemacht und hat dann innerhalb von 2 Tagen sämtliche 6 Sonaten und Partiten in Bozen in einer Kirche auf ihrer historischen Geige eingespielt und das klingt einfach fantastisch. (so ne gelbe doppel-CD).
falls du a. schweitzer sehr magst (der hat ja wirklich gro0e verdienste!!) löse dich auch unbedingt von seiner bachbiografie!!!!. es gibt mittlerweile sehr gute und gut recherchierte biographien über bach. a. schweitzer ist wirklich hoffnungslos veraltet. muß man so sagen, ohne das böse zu meinen , oder seine verdienste schmälern zu wollen.
vielleicht zum abschluß noch eine originalanekdote über a. schweizer aus erster hand mit erzählt: a. schweizer ließ seine orgel stimmen (vom mir bekannten, seit langem nun verstorbenen orgelbauer) und bemängelte einige pfeifen eines sehr hohen registers, was innerhalb der orgel sehr schwer zu erreichen war und sehr hoch oben in der orgel stand. der orgelbauer kletterte daraufhin in die orgel und schlug auf halbem wege einfach mit dem stimmhammer gegen ein paar pfeifen, worauf a. schweizer irgendwann sagte: ja, stimmt!........
was will ich sagen: er war auch nur ein ganz gewöhnlicher mensch mit stärken, schwächen, eigenheiten etc...
lg