Wie komme ich beim Singen an meine Gefühle?

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Vicy
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Ich hoffe sehr... ich bekomme hier hilfreiche Tips
Ich singe seit einigen Jahren, aber dieser Knoten löst sich einfach nicht.

Da ich sehr introvertiert bin, ist die Musik für mich ein wahnsinnig wichtiger Kanal, aber ich bin total gehemmt und schaffe es nicht richtig aus mir raus zu gehen.
Wenn ich für mich das Gefühl habe, "so, jetzt habe ich aber Emotionen gezeigt", ist das für Außenstehende kaum wahrnehmbar.

Ich singe leidenschaftlich gerne, in Bands allerdings meistens zu zweit, weil ich mir die alleinige Frontfrau einfach nicht zutraue.
Mein Gesangslehrer sagt alles ist gut, die Töne sind richtig, die Stimme ist sehr schön, aber solange ich keine Emotionen zeigen kann ist das kein Singen... das setzt mich noch mehr unter Druck.
Bald ist unser Semesterabschlußkonzert, ich würde so gerne zeigen können, wie und wer ich bin.
Eure Vicy
 
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DAs lässt sich nicht erzwingen, vor allem nicht, wenn man es unbedingt will.

Stöber mal hier im Forum rum und benutz die Suchfunktion. Zum Thema Singen und Gefühl gibt es bereits etliche Threads. Scheinbar hat jeder Mensch, der seit einem Jahr Unterricht hat, dasselbe Problem: Technik lässt sich lernen und erklären, Gefühl leider nicht. Vielleicht bist du an dem Punkt angelangt, wu Du die Technik erst einmal vergessen solltest und lernen musst, einfach zu singen und nicht nur zu üben.
 
Ich würd mit nem Gläschen Alk & nem Karaoke-Abend anfangen *flöt* ..... *duck*
 
Beim Singen auf Abruf Emotionen entwickeln ist wahrscheinlich etwas, dass vielen, zumindest auf der Alpennordseite ;), nicht ganz einfach fällt. Ich bin von Natur aus eher extravertiert, kenne das Problem aber durchaus auch.

Am besten ist es natürlich, wenn dir der Text den du singst so nahe geht, dass die Gefühle von selber kommen. Das ist aber leider nicht immer der Fall.

Hier ein paar Stichworte dazu, was mir sonst noch hilft, auf Knopfdruck Emotionen zu entwickeln:

  • Raum mit guter Akustik: ganz perfekt für mich selber sind da akustisch gute Kirchen
  • Raum mit schöner Aussicht
  • angenehme Umgebung in freier Natur: versuche mal an einem Ort zu singen, wo dir total wohl ist, z.B. im Wald, in einem Boot mitten auf dem See, auf einem Berg oder wo auch immer du gerne bist
  • Zuhörer
  • noch mehr Zuhörer :D (ich gebe es ja zu, ich bin eine ziemliche Rampensau und geniesse trotz vorgängiger grosser Nervosität (meist) jede Sekunde des Auftrittes)
  • meine GL: sie ist so 100%ig jede Sekunde des Unterrichts auf ihre Schüler konzentriert, dass sie mich schon allein durch ihre Haltung und den Gesichtsausdruck zu emotionalen Höchstleistungen treibt
  • gut gelungene Phrasen beim gerade gesungenen Stück (wobei es hier eigentlich umgekehrt sein sollte, die positive Emotion sollte nicht erst kommen, wenn was gut gesungen wurde, sondern schon vorher)
Du kannst dann natürlich nicht immer im Wald singen, die Akustik am Auftrittsort ist vielleicht knochentrocken, anstatt eines Fensters mit toller Aussicht schaust du an eine kahle Wand, Zuhörer sind nur wenige da (will mich denn niemand hören :mad: ) und die GL ist auch nicht immer bei einem Auftritt anwesend. Was also tun?
Man muss versuchen, sich ins Gedächtnis zu rufen wie es war, als die Akustik fantastisch war, der Zuschauerraum bis auf den letzten Platz gefüllt, bei der letzten Probe jeder Ton perfekt sass…

Du kannst dir auch vorstellen, du erzählst eine Geschichte um dein Leben (wie Scheherazade) und nur, wenn du deine Zuhörer damit restlos überzeugen kannst, überlebst du das Ganze ;)

Und wenn alles nichts hilft: ein paar Stunden Schauspielunterricht nehmen…
 
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Tonja hat Dir gute Tipps gegeben, vielleicht kannst Du das eine oder andere umsetzen.
Was Du getrost in die Tonne treten darfst, sind Aufforderungen wie: "Gib dich ganz dem Gefühl hin!". Das ist ähnlich effektiv wie einem verspannten Menschen zu sagen, er solle sich doch mal locker machen.
Mit zunehmender Sicherheit (zu der auch eine solide Technik gehört) und Erfahrung wird es übrigens einfacher, Emotionen sozusagen auf Knopfdruck abzurufen bzw. stimmlich umzusetzen. Singen ist tatsächlich mit dem Schauspielen verwandt. Schauspieler verkörpern eine Rolle und erzählen Geschichten, Sänger tun das gleiche.
Außerdem solltest Du nicht vergessen, daß dieser ganze Emotionskram sehr subjektiv ist. Was der eine als gefühlvollen Gesang empfindet, kann für den anderen süßlich/kitschig und für den nächsten unerträglich pathetisch sein - aber ich nehme an, davon bist Du noch weit entfernt.
AOS´ Ratschlag mit dem Gläschen ist übrigens auch nicht schlecht, falls Du es verträgst. Alkohol hat eine enthemmende Wirkung in kann vorsichtig dosiert wahre Wunder wirken. Aber, wie gesagt, vorausgesetzt Du verträgst ihn !
 
Da hatte ich neulich mit meinem Dozenten ein ganz interessantes Gespräch drüber.

Er meinte, es sei wichtig, die Musik (und insbesondere den Gesang) nicht nur isoliert zu betrachten und den Text nicht nur wörtlich zu nehmen. Stattdessen solle man emotionale Eindrücke aus Umfeld und Alltag sammeln und sich eine Art emotionales Fotoalbum zulegen, aus dem man schöpfen kann.
Das Problem mit der Emotionalität ist ja, dass sie in hohem Maße individuell ist. Keine zwei Menschen werden beim hören eines Songs oder beim Betrachten eines Bildes exakt das selbe empfinden.
Und so gilt es eben darum, ganz genau den EIGENEN Eindruck vom Werk zu betrachten und dann Stück für Stück nach außen zu transportieren.

Am besten mal versuchen, in dem Stück eine selbsterlebte Situation zu finden und diese darin zu verpacken.

Lg,
Paul
 
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Beweg dich:rolleyes: Das gilt für alle Musiker (außer Schlagzeuger, da ist wohl nicht so viel Raum für zusätzliches Tanzen) Es ist ungefähr so, wie wenn man deprimiert ist und sich zum Lachen zwingt - die Situation ist so absurd, dass man wirklich anfängt zu lachen.
Wenn du dir jemanden anschaust wie Cedric Bixler-Zavala (ex-ATDI, The Mars Volta), der auf der Bühne rumspringt wie ein Maniker auf Speed, sich gerne mal im Ton verhaut oder den Schädel anschlägt, dann merkst du, wie viel Power in seiner Stimme steckt. Sicher, er trifft nicht immer den Ton, zumal er Falsett singt, aber er strahlt eine ungeheure Energie aus. Ich weiß nicht, ob seine Turnerei ein Kanal ist für diese Energie, oder ob er damit Energie in seine Stimme lenkt.
Mein früherer Theaterregisseur pflegte immer zu sagen, wir haben ein Gefühlszentrum in unserem Becken, das müssen wir aktivieren, daraus fließt unsere Präsenz. Es gibt Übungen dafür, man könnte für sowas auch mal einen Thread eröffnen (ist für alle Musikanten zu empfehlen). Du kannst sowas machen wie vor der Probe/Show enthemmt zu tribaler Musik zu tanzen (machen wir vor unseren Shows z.B.) und dieses Gefühl dann während der Probe/Show beizubehalten, immer in Bewegung bleiben, auch mal unkontrollierte Bewegungen zulassen. Du kannst ganz langsam anfangen, dich rhythmisch zu wiegen, mit den Beinen vor und zurück zu gehen etc...

Zum Abschluss noch zwei Sänger, deren "Tanzstil" berühmt ist und der ziemlich zu ihrem Ausdruck verhilft.
Einmal der bereits erwähnte Cedruic Bixler-Zavala, und einmal Ian Curtis (Joy Division)
http://www.youtube.com/watch?v=wAtMq8fB0ms&feature=related (Ian Curtis - ist aber ziemlich creepy und die Soundquali ist recht schlecht)

http://www.youtube.com/watch?v=iJM__B_Qyy0&feature=related (Cedric bei At The Drive-In)

Ich hoffe, weitergeholfen zu haben ;)
 
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Ich würde noch etwas weiteres anfügen: übertreibe!

Nimm dir ein Stück vor, lies dir den Text durch und überlege dir, welche Emotion, welcher Ausdruck hier am wichtigsten ist. Und dann überziehe mal so richtig genussvoll bis ins absolut Lächerliche, so dass jeder gute Schauspieler den Kopf schütteln und "overacting!" murmeln würde.

Spiele das ruhig mal mit verschiedenen Emotionen durch. Und mach es intuitiv. Sing "Like The Way I Do" voller Wut und Frust, bis zum Exzess. Sing "I Wanna Be Loved By You" mit dem kindlichsten Klein-Mädchen-Charme. Sing "Fields Of Gold" in sehnsuchtsvoller Erinnerung an alte Zeiten, ruhig schmalzig säuselnd. Übertreibe diese Dinge bis zur Lächerlichkeit, und du wirst ganz automatisch die richtigen Wege finden - die es dann später zu "glätten" gilt, so dass aus der Übertreibung eine Natürlichkeit werden kann. Aber das kommt dann auch von alleine. :) Ich denke aber, wenn man ein wenig "befangen" ist, kann es helfen, erstmal extrem zu sein, um auszubrechen und überhaupt mal zu entdecken: so und so und so kann ich klingen.
 
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Du siehst, die Tipps gehen doch etwas auseinander.

Ich fasse mal zusammen:

  • Es hat keinen Sinn, als etwas stoischer Nordmensch zu versuchen, wie ein temperamentvoller Südländer zu singen. Aber testweise übertrieben Persiflieren kann durchaus nützlich sein
  • Tanzen würde ich nur, wenn ich es kann. Sonst wird es schnell zu einer ungewollten Persiflage

Das Fazit:

Da stimme ich halbwegs mit kenshi überein.

Du musst nicht das Gefühl des Liedes rüber bringen, sondern deines dazu finden. Jeder Mensch hat einige charakteristische Grundzüge, in denen er sehr glaubhaft wirkt und die ihm leicht fallen, auch gesanglich umzusetzen. Gefühl ist nicht unbedingt Pathos und Temprament, schluchzen und weinen, tanzen, lachen und singen. Ein besseres Wort als Gefühl finde ich Authentizität, auch wenn das momentan etwas inflationär benutzt wird. Authentisch und ausdruckstark Singen kann man auch mit Charme, Melancholie und Ironie, wenn einem diese Eigenschaften leichter fallen.

Von den Tipps wie "stell dir vor, Du seist, es wäre, erinnere dich an Momente ... usw" halte ich persönlich nicht viel. Wenn ich auf der Bühne stehe und in lauter erwartungsvolle Gesichter blicke, habe meist nicht die Ruhe, mir irgendwas vorzustellen. Ich bin ja schon froh, wenn ich die Texte auswendig kann.
 
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Du musst nicht das Gefühl des Liedes rüber bringen, sondern deines dazu finden. Jeder Mensch hat einige charakteristische Grundzüge, in denen er sehr glaubhaft wirkt und die ihm leicht fallen, auch gesanglich umzusetzen. Gefühl ist nicht unbedingt Pathos und Temprament, schluchzen und weinen, tanzen, lachen und singen. Ein besseres Wort als Gefühl finde ich Authentizität, auch wenn das momentan etwas inflationär benutzt wird. Authentisch und ausdruckstark Singen kann man auch mit Charme, Melancholie und Ironie, wenn einem diese Eigenschaften leichter fallen.

Schade, daß ich Dich gerade nicht bewerten kann. Du hast es genau getroffen. Auch wenn ich beim Wörtchen "authentisch" langsam auch Pickel kriege - es ist so, wie Du sagst.
Ich kann zum Beispiel kein Pathos und keinen teutonischen Gefühlsüberschwang. Ich sehe das Leben relativ ironisch, nehme es eher leicht und mich selbst nicht so ernst - und genau darin liegen meine Stärken beim Interpretieren von Songs.
Natürlich kann ich auch etwas Trauriges singen, aber es wird wohl immer eine gewisse Leichtigkeit haben, die "Gefühlsschwere" fehlt mir eben, und das hört man. Wollte ich das herstellen, dann müßte ich schauspielern, es wäre dann eine technische Sache, sicher aber keine "authentische".
Man sollte Gesangsschüler nicht damit quälen.
Für mich waren z.B. sakrale Gesänge, Oratorien, Kirchenlieder etc. immer eine Qual. Ich kann mit religiösen Gefühlen rein gar nichts anfangen. Daher habe ich mich im Unterricht sehr schnell geweigert, so etwas zu singen.
 
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Natürlich kann ich auch etwas Trauriges singen, aber es wird wohl immer eine gewisse Leichtigkeit haben, die "Gefühlsschwere" fehlt mir eben, und das hört man. Wollte ich das herstellen, dann müßte ich schauspielern, es wäre dann eine technische Sache, sicher aber keine "authentische".
Man sollte Gesangsschüler nicht damit quälen.

Sicher: schauspielern gehört auch dazu und ein trauriges Lied sollte nicht plötzlich nur noch ironisch wirken. ZUmal das Lied selbst ja auch noch einen Teil dazu beiträgt. Nennen wir es den Meg-Ryan-Effekt: sie kann auch alkoholkranke Mütter super spielen. Aber glaubwürdiger ist sie als verwirrte und süß grinsende Stadtneurotikerin.

Jeder Mensch kann traurig oder melancholisch sein und diese Traurigkeit auch umsetzen. Aber es gibt eben tausende von Möglichkeiten, traurig zu sein. Die einen heulen und schreien, die anderen sitzen da und trauern eher "trocken". Das geht auch musikalisch. Da gibt es etliche Nuancen und Ausdruckformen für ein Gefühl.
 
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Von den Tipps wie "stell dir vor, Du seist, es wäre, erinnere dich an Momente ... usw" halte ich persönlich nicht viel. Wenn ich auf der Bühne stehe und in lauter erwartungsvolle Gesichter blicke, habe meist nicht die Ruhe, mir irgendwas vorzustellen. Ich bin ja schon froh, wenn ich die Texte auswendig kann.

Im günstigsten Fall hat man sich das vorher schon überlegt und entsprechend "eingeübt". Also, mit dem Gefühl,das man bei diesem Lied hat, auch geübt (sofern man man sich nicht auf ein bestimmtes Technikmerkmal konzentriert hat, aber selbst dann fließt bei mir immer ein Quentchen Gefühl mit ein. Das nach außen zu transportieren ist nochmal eine andere Baustelle).

Vicy, intovertiert sein ist meistens mit etwas Angst oder Unbehagen verbunden, sich nach außen zu öffnen, seine Gefühle auch zu zeigen. Das macht es natürlich grad ned leichter. :) Daran kann man aber arbeiten. Kleinweise üben, ruhig so, wie Foxx gesagt hat.

Irgend einen relativ neutralen Text (wir hatten einen fiktiven Werbetext) nehmen und den vorlesen, als würdest Du eine Trauerrede halten, einen Liebesbrief laut lesen, einen Lottogewinn verkünden etc. Dramatisch werden. Dabei ist auch Kenshis Ansatz eines "Fotoalbums" recht hilfreich - an Gelegenheiten erinnern, die dem Gefühl entsprechen, die Du für dieses Lied brauchst. Es muss nicht eins zu eins den Gegebenheiten im Lied entsprechen. Bei Diamonds klingeln bei mir z.B. keine Diamanten, sondern da tanzen kleine Tiramisus in der Luft rum, so rein vorstellungsmäßig. Das Gefühl ist wohl das gleiche wie das, was die Monroe bei Diamanten empfunden haben mag - welche mir wieder gar nichts geben :)

Ruhig auch aufnehmen dabei (Video, Akustisch), wenn es Dich nicht schreckt, Dich selber anzuhören bzw anzusehen. Oder halt eine wirklich vertrauenswürdige Person fragen, für den Anfang. Irgendwann musst raus, was für einen Sinn hätte es denn sonst, wenn Du singst? ;)

Natürlich muss man dazu wenigstens ansatzweise wissen, wer und wie man selber im innersten wirklich ist, sonst wirkt man nicht authentisch :) Beim Singen setzt Du Deine Gefühle um und zeigst sie, wo eben wieder dieses Thema Angst/Unbehagen ins's Spiel kommt - die muss dazu überwunden werden. Ich habe übrigens den leisen Eindruck, so introvertiert, wie Du meinst, bist vielleicht gar ned. Die Ausdrucksweise im Post passt da nicht recht dazu :)
 
Hey,

ja, zum Singen gehört viel mehr, als nur die richtigen Töne zu treffen, wobei du dich doch echt freuen kannst, wenn du schon so positives Feedback zu deiner Stimme hast. Eine schöne Stimme an sich ist schon ein Geschenk. Und Emotionen hast du auch. Ich weiß selbst, dass es nicht immer einfach ist, sie auch raus zu lassen. Das is von sehr vielen Faktoren abhängig. Ich an deiner Stelle würde mir echt Songs raussuchen, die dich berühren und die eine Geschichte erzählen, oder ein Gefühl vermitteln, mit dem du dich identifizieren kannst. Ich weiß von mir selbst zum Beispiel, dass ich melancholische Songs mit Herzschmerz viel besser interpretieren kann als Latin oder Rocksongs. Den Tipp mit den Übertreib ungen finde ich auch nicht schlecht. Mir hat es geholfen, auch wenn ich mich dabei manchmal echt bescheert gefühlt habe, aber erst dann, wenn du selbst meinst, dass es viel zu übertrieben ist, merken die anderen meistens erst den Unterschied. Und wenn du das ein bisschen ausprobiert hast, kannst du danach ja immernoch wieder ein bisschen zurück schrauben. Auf jeden Fall nicht aufgeben, sondern üben üben üben und nichts erzwingen.

Viel Erfolg:great:
 
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Von den Tipps wie "stell dir vor, Du seist, es wäre, erinnere dich an Momente ... usw" halte ich persönlich nicht viel. Wenn ich auf der Bühne stehe und in lauter erwartungsvolle Gesichter blicke, habe meist nicht die Ruhe, mir irgendwas vorzustellen. Ich bin ja schon froh, wenn ich die Texte auswendig kann.

Ich fand das zuerst auch nicht einfach. Es lässt sich aber so trainieren, dass man es auf den Punkt abrufen kann. Die Empfehlung (gewisser GL`s), man solle dazu noch die ganze Zeit irgendwo ins Nirgendwo schauen, geht mir dann aber auch zu weit. Ich brauche zwischendurch immer wieder den Blickkontakt mit dem Publikum.

---------- Post hinzugefügt um 22:18:58 ---------- Letzter Beitrag war um 21:03:28 ----------

Für mich waren z.B. sakrale Gesänge, Oratorien, Kirchenlieder etc. immer eine Qual. Ich kann mit religiösen Gefühlen rein gar nichts anfangen. Daher habe ich mich im Unterricht sehr schnell geweigert, so etwas zu singen.

Diese Haltung finde ich eigentlich bewundernswert, weil du da äusserst konsequent bist :great: Leider kann man sich in der klassischen Musik diese Konsequenz aber nicht immer leisten. Wenn man eine Stimme hat, die sich für Musik aus Barock und Klassik eignet, bietet das geistliche Repertoire in diesem Bereich halt schon ein sehr grosses Betätigungsfeld. Ich glaube eigentlich nicht, dass alle Solisten in Messen, Oratorien etc. speziell religiös sind. Trotzdem schaffen es viele, sehr "passend" und berührend zu singen.
Das gleiche gilt aber oft auch für die Oper: die totale Identifikation mit einer tuberkulösen Prostituierten oder einer Gift und Galle spuckenden nächtlichen Königin ist auch nicht unbedingt so ganz einfach ;) (v.a. nicht, wenn es dann zusätzlich noch einen "originellen" Regisseur gibt, der seine ganz ureigenen innovativen Ideen miteinbringen will :rolleyes:)

Eigentlich sind die Nicht-Klassiker schon in einer komfortablen Lage. Sie dürfen sich, glaube ich zumindest, sowohl stimmlich wie auch emotional einiges mehr an persönlichen Freiheiten rausnehmen als klassische Sänger. Das macht schon ein bisschen neidisch und nachdenklich :gruebel:

Ich selber, als (rein klassischer) Amateur, könnte mir zwar theoretisch erlauben, nur zu singen, womit ich mich ganz identifizieren kann. Praktisch ist es aber leider so, dass, wenn ich überhaupt zum solistischen Singen kommen will, ich nehmen muss, was mir angeboten wird (sofern ich es technisch bewältigen kann). So gut bin ich leider nicht, dass ich nur immer gerade das singen kann, was mir 100%ig passen würde ;)
 
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Oh, das hatte ich ja gar nicht gesehen.

Für mich waren z.B. sakrale Gesänge, Oratorien, Kirchenlieder etc. immer eine Qual. Ich kann mit religiösen Gefühlen rein gar nichts anfangen. Daher habe ich mich im Unterricht sehr schnell geweigert, so etwas zu singen.

Die Musik dort gibt i.d.R. genug her, dass man auf den Text (der eh meist lateinisch ist und den ich mir übersetzen müsste) gar ned so arg achten muss, zwingend. Zum Rest hat Tonja ja schon geschrieben.

Tonja, wer hindert Dich, beides zu machen? ;)
 
Die Musik dort gibt i.d.R. genug her, dass man auf den Text (der eh meist lateinisch ist und den ich mir übersetzen müsste) gar ned so arg achten muss, zwingend.

Ich kann Lateinisch leider ziemlich gut lesen und als text-orientierter Mensch ist der Gefühlsofen bei mir dann eben aus ;) . Einzige Ausnahme: die diversen Ave Marias. Dabei konnte ich gut an meine Mutter denken, die ich sehr gern habe und die mir eine schöne Wärme im Herzen bereitet. Außerdem habe ich mir vor Augen geführt, daß hinter der Marienfigur die lokalen heidnischen Göttinnen stehen, die von den Christen verdrängt bzw. durch Maria ersetzt wurden. Das machte mir die Sache sympathischer, letztendlich aber nicht sympathisch genug, um das weiter verfolgen zu wollen, geschweige denn überzeugend singen zu können.

---------- Post hinzugefügt um 08:50:42 ---------- Letzter Beitrag war um 08:43:43 ----------

Diese Haltung finde ich eigentlich bewundernswert, weil du da äusserst konsequent bist :great: Leider kann man sich in der klassischen Musik diese Konsequenz aber nicht immer leisten. Wenn man eine Stimme hat, die sich für Musik aus Barock und Klassik eignet, bietet das geistliche Repertoire in diesem Bereich halt schon ein sehr grosses Betätigungsfeld. Ich glaube eigentlich nicht, dass alle Solisten in Messen, Oratorien etc. speziell religiös sind. Trotzdem schaffen es viele, sehr "passend" und berührend zu singen.
Das gleiche gilt aber oft auch für die Oper: die totale Identifikation mit einer tuberkulösen Prostituierten oder einer Gift und Galle spuckenden nächtlichen Königin ist auch nicht unbedingt so ganz einfach ;) (v.a. nicht, wenn es dann zusätzlich noch einen "originellen" Regisseur gibt, der seine ganz ureigenen innovativen Ideen miteinbringen will :rolleyes:)

Eigentlich sind die Nicht-Klassiker schon in einer komfortablen Lage. Sie dürfen sich, glaube ich zumindest, sowohl stimmlich wie auch emotional einiges mehr an persönlichen Freiheiten rausnehmen als klassische Sänger. Das macht schon ein bisschen neidisch und nachdenklich :gruebel:

Ach, zu bewundern gibt´s da nix. Ich kam von der Rockmusik, hätte laut GL zwar die Stimme dafür gehabt, aber ich habe mir nie Literatur aufdrücken lassen, die ich nicht singen wollte.
Ansonsten hast Du natürlich völlig recht. Die klassischen Sänger stecken schon in einem Stil- und Klangkorsett, das es im Contemporary so nicht gibt. So göttlich manche Klassiker auch singen und so gern ich hin und wieder ein klassisches Stück höre, ich möchte auch nicht in ihrer Haut stecken. Zumal der kleinste Kratzer oder Hauch auf der Stimme schon ein k.o.-Kriterium ist....
 
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Tonja, wer hindert Dich, beides zu machen? ;)

Mal ein bisschen im Nicht-Klassischen-Bereich wildern gehen? Ja warum auch nicht, z.B unter der Dusche, wenn die Brause ganz fest aufgedreht ist und ich
niemandem arg weh tun kann ;).
Nein, ich glaube das überlasse ich besser den Leuten, die das auch können :D Nach gut 6.5 Jahren klassischen Unterricht und nachdem ich noch nie in einem andern Stil als klassisch gesungen habe (weder Chor noch solistisch), wird das wohl nicht mehr wirklich was!

Wobei: einen Versuch gabs doch einmal. Vor ein paar Jahren hat mich eine Chorleiterin, die neben klassischen Chören auch einen Gospelchor betreut, "notfallmässig" angefragt, ob ich bei einem Auftritt in diesem Chor aushelfen könnte. Meine klassische Stimme schien ihr noch zu gefallen (jedenfalls hatte sie mich für klassisches auch schon mal solistisch "gebucht"), also dachte sie wohl, ich könne auch mal anders...
Bei der Gospel-Probe, bat sich mich dann mehrmals, ob ich etwas brustiger singen könnte. Ich gab mir auch wirklich alle Mühe, aber so toll wars glaub nicht :redface: (mittlerweile habe ich meine Brustresonanz zwar mehr oder weniger gefunden, wird aber vermutlich nur was fürs stille Kämmerlein bleiben :)) Nach der Aufführung war dann ihr Kommentar: es sei noch gut gewesen, dass ich mitgemacht hätte, der Chor habe so etwas Unterstützung für die Höhen bekommen... Über den Rest wurde gnädigerweise geschwiegen :)

Also, ich glaube, was nicht-klassische Stile betrifft: da bleibe ich definitiv lieber auf der Seite der Zuhörer ;)
Aber ich finde es spannend via dieses Forum mal Einblicke in andere Musikstile zu erhalten!
 
Ich kann Lateinisch leider ziemlich gut lesen und als text-orientierter Mensch ist der Gefühlsofen bei mir dann eben aus ;) .

Ok, das könnte natürlich grad in diesem Fall hinderlich sein :) Von Latein bin ich Gott sei's gedankt verschont geblieben und da ich bei Messen eh nur eine ungefähre Ahnung vom Text brauche, mache ich mir da auch nicht die Mühe, das eins zu eins zu übersetzen. Das könnte durchaus in diesem speziellen Fall hilfreich sein. Das absolut praktische daran ist aber, und u.a. darum liebe ich diese barocken/klassischen Messen - kannste eine Messe auswendig, haste den Text für alle drauf :D Sehr praktisch ;)

Tonja, Du musst ja ned. Meine Mutter hätt jetzt zu mir gesagt, "dann jammer aber auch ned!" :)
Mich würd ja mal interessieren, ob es für die Chorleiterin tatsächlich gnädiges Schweigen war oder ob das von Dir interpretiert ist :) Ich habe nämlich die Erfahrung und auch die Beobachtung gemacht, dass andere Leute durchaus nicht immer das denken, was von ihnen gemeint wird, dass sie denken. Ich habe auch schon oft herzhaft über Sachen gelacht, die ich angeblich gedacht hatte ;)

Schadet übrigens ned, so von wegen "So gut bin ich leider nicht, dass ich nur immer gerade das singen kann, was mir 100%ig passen würde", sich auch mal mit anderen Sachen auseinanderzusetzen, hab ich festgestellt ;)
 
Tonja, Du musst ja ned. Meine Mutter hätt jetzt zu mir gesagt, "dann jammer aber auch ned!" :)

Ja, ja, hast ja recht :D
Will im Prinzip auch gar nicht jammern, mir hatte da nur eben mal so ein fieses Neidteufelchen was zugeflüstert ;)

Und: ich glaube schon, dass die Chorleiterin meinen Beitrag nicht so prickelnd fand! Denn, abgesehen von der nicht passenden Stimmtechnik liegt mir leider auch der Gospelrhythmus nicht wirklich im Blut.
Die Chorleiterin war aber auch ein bisschen selber schuld, ich hatte sie nämlich vorgewarnt, dass ich ihnen wahrscheinlich nicht so toll helfen kann...
 
Tonja, ich finde es gut, daß Du dich so realistisch einschätzen kannst. Nutze Deine Stärken und singe klassisch, wenn Dir das gegeben ist. Es gibt nix Schlimmeres als Gospelsängerinnen, die keinen Gospel singen können ;) (Ich kann das übrigens auch nicht, wg. der religiösen Inbrunst).
 

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