Wie stimmen Bläser sich untereinander ein?

Fastel
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Hi, sorry für eine sehr allgemeine und alltägliche Frage, aber ich bin leider ein Saitenmensch, daher habe ich keine Ahnung ;)


Stimmen: mit Stimmgerät - okay.

=> Aber wie Stimmen Bläser miteinander, untereinander, damit sie ihr Instrument mechanisch stimmen? Grade auch Anfänger.

Wenn ich mit Schülern NICHT mit Stimmgerät einstimmen möchte- etwa als Gehörübung- dann spiele ich auf meinem (gestimmten) Instrument die erste leer Saite und der Schüler muss nachspielen und so lange stimmen bis die Töne gleich klingen (oder er es glaubt). Ggf hinterher mit dem Stimmgerät kontrollieren. Dann die nächste Saite usw...

Wie ist das bei Bläsern? Würde ein Lehrer da bei einer Bb Trompete den tiefsten Ton spielen und der Schüler spielt nach und stimmt so lange bis es passt?
Oder gibt es einen bestimmten Grund auf einen anderen Ton zu stimmen?

Wie ist das bei anderen Blasinstrumenten? Immer tiefster Ton vom gestimmten Instrument = Referenzton? Z.B. auch bei der Flöte?
 
Eigenschaft
 
Also bei mir lief's so (Posaune):

Praktisch, musizierend:
Kapellmeister sagt der Reihe nach "Du ein eb', du ein c, du ein ....." oder aber auch einfach "Stück XY, Takt soundso, jeder den Ton mit der Fermate". Gestimmt wurde dann quasi dieser Akkordklang, je nach Können entweder in Eigenregie oder man bekam von vorne "höhe/tiefer" gedeutet.

Übend oder im Unterricht: Stimmgerät. Aber Posaune ist da vielleicht ein schlechtes Beispiel, weil da muss man sowieso von Anfang an lernen, nach Gehör zu spielen und zu merken, ob man zu hoch oder zu tief ist. "Stimmen lernen"- also im Sinne davon, einen Gleichklang zu hören bzw. ob man drüber oder drunter ist ist da recht schnell eine überflüssige Übung ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Im Blockflötenchor (mehrere Stimmlagen) sagt uns die Dirigentin an, welchen Ton die verschiedenen Stimmen (Sopran, Alt, Tenor, Bass) spielen sollen. Sie kontrolliert dann die Akkorde nach Gehör. Bei alter Musik ist das Ziel, einen rein klingenden Dreiklang zu erhalten. Wenn sie hört, dass ein Instrument zu dunkel klingt, zeigt sie der Spielerin durch Handzeichen an, dass sie den Ton etwas anheben muss. Mit Ansatz und Blasdruck lässt sich nur wenig korrigieren. Man muss auch kontrollieren, ob der Flötenkopf richtig aufgesteckt wurde. Wenn das der Fall ist, kann der Ton eventuell mit einem alternativen Griff korrigiert werden. Und wenn das alles nicht zielführend ist, muss man eine andere Flöte nehmen.
Klingt ein Instrument zu hell, kann der Flötenkopf ein wenig heraus gezogen werden, um den Ton nach unten zu korrigieren. Zieht man aber die Flöte zu weit auseindander, gibt es Probleme mit der Intonation anderer Töne. Alternativgriffe können teilweise auch hier helfen oder das Schattieren von offenen Grifflöchern.
Das ist also ein komplexer Vorgang, der aber in einer Gruppe geübter Blockflötenspielerinnen recht schnell bewältigt wird.
In einer Anfängergruppe muss erst einmal gelernt werden, Schwebungen zu hören. Bei den Hörübungen wechseln sich diejenigen, die den Ton vorgeben und nachspielen ab. So entsteht langsam die Fähigkeit, ein klar klingendes Unisono zu spielen. Um das Finden eines sauberen Unisonoklangs zu erleichtern, wird für den Gruppenunterricht das Flötenmodell oft vorgegeben.
Einen Ton so zu blasen, dass die Nadel des Stimmgerätes am optimalen Punkt still steht, ist bei fein reagierenden Stimmgeräten schwierig und bedarf geduldigen Übens. Dabei kommt es darauf an, die Atemstütze so zu trainieren, dass mit einem konstanten Luftstrom gespielt werden kann. Ansonsten kann es zu einem unbemerkten Zwerchfellvibrato kommen, das unkontrolliert schwankende Tonhöhen verursacht.

Gruß
Lisa
 
Wie ist das bei anderen Blasinstrumenten? Immer tiefster Ton vom gestimmten Instrument = Referenzton? Z.B. auch bei der Flöte?
Ich kannte es im Ensemble so, dass zunächst jeder sich und sein Instrument warmspielt, damit das eigentliche Stimmen stabiler ist.

Anschließend wird nach Referenzton gestimmt, meistens ein klingendes eingestrichenes a oder b (engl. Bb). Der Ton kam mal vom Altsax und mal vom Stimmgerät.
Mit den gestimmten Instrumenten wurden (manchmal) im Ensemble noch einige Akkorde mit verteilten Akkordtönen gespielt, um sich auch aufeinander einzustellen.
Wer das in der virtuosen Ausführung hören will wird bei den Space Chords im Warmup der amerikanischen Drums & Bugle Corps fündig.
Hier ein Beispiel der Blue Devils, das Beste kommt gegen Ende des Videos.

Im Unterricht wurde nach angeschlagener Klaviertaste, damit ggf. eine Begleitung oder ein zur Kontrolle gespielter Akkord passt.
Der Referenzton war dann wieder wie im Ensemble manchmal ein a und manchmal ein b.

Gruß Claus
 
Zuletzt bearbeitet:
=> Aber wie Stimmen Bläser miteinander, untereinander, damit sie ihr Instrument mechanisch stimmen? Grade auch Anfänger.

Schon die Pauschalisierung "Bläser" ist für Bläser ;) etwas praxisfremd, denn zwischen den diversen Blasinstrumenten liegen Welten, was Lage, Spieltechnik, günstige Stimmtöne etc. angeht. Zwischen Tuba und Piccoloflöte gibt es nun mal kaum Gemeinsamkeiten, weder in der Klangerzeugung, noch in der Lage.

Außerdem spielen Bläser oft mit anderen Instrumenten zusammen, MIT denen sie übereinstimmen müssen - im Blasorchester z.B. die Mallet-Instrumente, die sind nämlich nicht stimmbar. In so einem Fall gibt das Vibraphon ohne Vibrato den Stimmton an. Da Vibraphone aber standardmäßig auf 442Hz gestimmt sind, kann man das dann auch gleich mit einem Stimmgerät machen. Im Sinfonieorchester ist der Oboist dafür zuständig, sich vorher mit den Mallets abzustimmen.

Grundsätzlich gibt ein Spieler den Referenzton (oder die Referenztöne) an, auf die die anderen sich einstimmen. Dieser Spieler muss einer der erfahreneren sein, der in der Lage ist, einen ruhigen ausgeglichenen Ton dauerhaft beizubehalten. Das können Anfänger i.d.R. nicht, da das viel Atemkontrolle braucht.

Dann braucht es jemanden, der den Referenzton und den zu stimmenden vergleicht. Das kann jeder der beiden oder alle beiden sein. Im Unterricht ist das Ziel, dass in solchen Situationen das Intonationshören verbessert wird, sodass der lernende Spieler auch feine Unterschiede erkennt.

Ein Problem ist, welcher Ton denn überhaupt gut geeignet als Referenzton ist. Bei Blechbläser-Anfängern nimmt man auf jeden Fall einen Naturton, um erst mal nur die grundlegende Rohrlänge des Instruments zu stimmen, ohne Ventile oder Zug. Man nimmt meist den Grundton des Instruments, anfangs in der tieferen Oktave, später eine Oktave höher.

Bei Holzbläsern nimmt man einen Ton der tiefen Mittellage, den jeder Spieler gut erreicht. Die jeweils tiefsten Töne sind auf Holzblasinstrumenten ungünstig, manchmal schwer spielbar und zum Stimmen jedenfalls ungeeignet. Bei Flöten, Oboen und Klarinetten nimmt man meist a', beim Fagott a. Beim Altsaxophon geht auch a', beim Tenor und Bariton a. Aber: wenn mehrere unterschiedliche Bläser zusammenspielen, einigt man sich auf einen gemeinsamen Stimmton. Z.B. in einer Big-Band b oder b'.
 
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Schon die Pauschalisierung "Bläser" ist für Bläser ;) etwas praxisfremd, denn zwischen den diversen Blasinstrumenten liegen Welten, was Lage, Spieltechnik, günstige Stimmtöne etc. angeht.
Deswegen die Frage wie das die unterschiedlichen Instrumente machen ;)

Also ich lese raus: Blechbläser = Naturton. Also einem Schüler mit einer
Bb Trompete würde ein Lehrer auch ein Bb (tiefste Oktave) geben.
Waldhorn dann ein F auch tiefste?
=> kann das für alle Blechbläser gelten?

Und für die Holzbläser in der Praxis ein a / a' bzw b / b'

Lg alle
 
Also einem Schüler mit einer
Bb Trompete würde ein Lehrer auch ein Bb (tiefste Oktave) geben.

Nein.
Eine Trompete wird man üblicherweise im mittleren Register einstimmen, d. h. ein notiertes c'' (klingendes b') spielen lassen.
Das mittlere Register ist gut zu kontrollieren (auch piano), strahlt klar und kräftig.


Waldhorn dann ein F auch tiefste?

Beim F-Horn wird man in der Regel auch auf ein b einstimmen, allerdings eine Oktave tiefer.
Das heißt: Das Horn spielt ein notiertes f' und es erklingt das b eine Quinte darunter.


Bei Saxophonen wird man sich auch am mittleren Register orientieren, denn (abgesehen vom Baritonsaxophon) sind die extrem tiefen Töne eher diffus/schwer zu intonieren und oft stimmen die Instrumente "in sich" nicht ganz, so dass man im tiefen und hohen Register oft jeweils per Ansatz korrigieren muss (in entgegengesetzte Richtung)



Zwischen Tuba und Piccoloflöte gibt es nun mal kaum Gemeinsamkeiten, weder in der Klangerzeugung, noch in der Lage.
Egal: Piccoloflöten stimmen sowieso grundsätzlich nie. :D
Gemäß dem alten Witz: "Wie bringt man zwei Flöten dazu, sauberes Unisono zu spielen?" - "Man erschießt eine!"

Viele Grüße
Torsten
 
@Be-3 kann ich da beipflichten.
Bb Trompete würde ein Lehrer auch ein Bb (tiefste Oktave) geben.
Nach gut 35 Jahren seit dem ersten Unterricht kann ich es nicht schwören, aber in der Erinnerung habe ich von meinen verschiedenen Trompetenlehrer/innen nie ein kleines b als Stimmton bekommen.

Eigentlich ist eine Trompete auch nicht besonders stimmkritisch, deutliche Abweichungen finden sich besonders im Freien bei sommerlicher Hitze oder auf dem Weihnachtsmarkt im Winter.

Wichtig wäre mir, vor dem Zusammenspiel das Atem-/Ansatzsystem der Spieler in Schwung zu bringen, das wäre ein wesentlicher Beitrag zum Klang und einer stabilen Stimmung.
Bei Trompetenanfängern sollte man den heutigen Stand der Atemtechnik und Ansatzbildung (Buzzing) vermitteln können, sonst dürfte das Lernen für viele Schüler unnötig schwer werden.

Gruß Claus
 
Beim F-Horn wird man in der Regel auch auf ein b einstimmen, allerdings eine Oktave tiefer.
Das heißt: Das Horn spielt ein notiertes f' und es erklingt das b eine Quinte darunter.




Viele Grüße
Torsten
Da F- Hörner doch ziemlich selten geworden sind (von Österreich mal abgesehen - und da weiß ich ich auch nicht, wie es im Bereich Blasorchester aussieht) ist das ja nicht so relevant. Das wäre dann halt kein Naturton, aber jedenfalls besser als ein klingendes a, womit man auf die Naturterz des Instrumentes einstimmen würde.
Bei den verbreiteten B- Hörnern ist b ja ein prima Stimmton!
 

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