wie testet man ein gebrauchtes Akkordeon

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sungw001
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Liebe Leute,
ich möchte ein gebrauchtes Akkordeon kaufen. Hohner Lucia IVP für ca 400 €. Das Ding ist ja schon ziemlich alt, soll aber mal generalüberholt worden sein. Gibt es Standard Tests, um zu sehen, ob alles funktioniert (Balg dicht, Verstimmt, ....)? Wie überprüft man die Stimmung (Stimmgerät?, Oktaven drücken?)
Vielen Dank für jede Hilfe!
Best,
Christian
 
Eigenschaft
 
Bei Pigini fand ich mal eine Checkliste fuer den Gebrauchtkauf, ist zwar für eher für hochpreisiges aber das wesentlich müsste enthalten sein.

Gebrauchte PIGINI Akkordeons


mfg Balgseele
 
was auf jeden fall wichtig ist, das du jede taste (knopf) mit balg auf und zu testen solltest, ... am besten noch mit jedem register ^^
 
danke für die schnellen Antworten! Kann mir vielleicht noch jemand etwas zur Hohner Lucia IV P sagen? Ist das ein vernünftiges Instrument, oder ein Schülerding, aus dem man schnell herausgewachsen ist!?
Best,
Christian
 
Hallo,

es kommt immer darauf an, was Du spielen möchtest. Das Instrument ist schon mal kein "Schülerding".

Die HOHNER LUCIA IV P hat 37 Diskanttasten und 96 Bassknöpfe. Sie ist im Diskant 4-chörig. Wir nennen sie immer "die kleine ATLANTIC", da diese Instrumente auch in Metallbauweise gefertigt sind.

Wenn Du sie für 400 € kaufst und das Instrument technisch einigermaßen in Ordnung ist, hast Du schon mal nichts falsch gemacht.

Laß das Instrument stimmen und fang an zu spielen.

.... und wenn Du dann an die Grenze stößt, schau Dich in Ruhe nach einem anderen Instrument um. Eine HOHNER LUCIA IV P läßt sich ganz gut verkaufen.

Gruß

TH
 
danke für die schnellen Antworten! Kann mir vielleicht noch jemand etwas zur Hohner Lucia IV P sagen? Ist das ein vernünftiges Instrument, oder ein Schülerding, aus dem man schnell herausgewachsen ist!?
Best,
Christian

Kennst Du den Film "Accordion Tribe"? Dort zeigt der Wiener Jazz-Akkordeonist Otto Lechner sein Akkordeon, und wenn mich nicht alles täuscht ist es eine Hohner Lucia IV!
Er spricht auch darüber und sagt unter anderem: Zitat "sie hat sehr weiche Zungen und muss alle 6 Monate nachgestimmt werden." Zitat Ende.
otto2.gif

Vermutlich spielt er aber auch viele Stunden pro Tag, und er praktiziert schon sehr "spezielle Spielweisen" :eek:

mfg Balgseele
 
Hallo,

noch ein paar Hinweise...

Geruch des Instruments
bei verpacktem Instrument: Koffer öffnen und eine Nase voll "Instrumentenduft" nehmen
bei ausgepacktem Instrument: Akkordeon bei gedrücktem Luftknopf durchpusten und eine Nase voll "Instrumentenduft" nehmen
muffiger Geruch nach Keller -> Achtung: vermutlich feucht gelagert
Geruch von kaltem Rauch -> Raucher-/Kneipeninstrument oft innen total verdreckt, der Rauch bildet einen Belag auf allen(!) Teilen
Geruch von altem Leder / Holz -> ok, aber Instrument vermutlich länger nicht gespielt (Standschäden)
-> neue oder frisch reparierte Instrumente haben manchmal einen etwas strengen Geruch nach Lösungsmitteln (Klebstoff)

Prüfung der Stimmung
16-8-4 Doppeloktav Register (3 Punkte übereinander aber ohne den 2. Punkt in der Mitte) einschalten
jeden Ton erst auf Zug dann auf Druck prüfen
-> es sollte keine Schwebung zu hören sein
-> die Tonhöhe sollte auf Zug und Druck identisch sein

für jeden einzeln schaltbaren Chor (16 / 8 / 4 ) des Instruments die folgenden Tests durchführen:
alle Töne bei gleichmäßigem Zug durchspielen
-> alle Töne sollten gleich ansprechen und gleich laut ertönen
alle Töne bei gleichmäßigem Druck durchspielen
-> alle Töne sollten gleich ansprechen und gleich laut ertönen

8-8 Tremolo Register (2 Punke nebeneinander) einschalten
jeden Ton erst auf Zug dann auf Druck prüfen
-> alle Töne sollten auf Zug und Druck die gleiche Schwebung haben (Anzahl Schwebungen pro Sekunde)

evtl. die Höhe des Tones Kammertons A prüfen (Stimmgabel oder Stimmgerät)
-> 440 wird in Orchestern bevorzugt (Standard)
-> manche Instrumente sind etwas höher gestimmt (441 / 442 / 443)

Der Zustand des (originalen) Koffers kann auch einen Hinweis auf den Pflegezustand des Instruments geben... Natürlich kann auch in einem neuwertigen (ausgetauschten) Koffer eine "Kummergurke" bzw. ein altes Schätzchen in einem verschlissen Koffer mit angerosteten Beschlägen versteckt sein.

Die Lucia IVP (70er Jahre) ist ein Akkordeon in Metallbauweise und sehr einfach ohne Werkzeuge zu zerlegen (siehe Bilder in Ebay #220078869507):
oben und unten je 1 Schraube des Diskantverdecks entfernen und Verdeck vorsichtig abheben
die beiden Knebel der Verriegelung an der Vorderseite umlegen (siehe 3. & 4. Bild)
Balgverriegelung öffnen
Diskantteil vorsichtig vom Balg abheben (Achtung: Dichtung sollte nicht beschädigt werden)
Innenleben des Instruments gem. Hinweisen der Gebrautkauf-Checkliste prüfen

Viel Glück!!!

Grüße... Peter :)
 
Hallo Christian!

sungw001 schrieb:
Kann mir vielleicht noch jemand etwas zur Hohner Lucia IV P sagen? Ist das ein vernünftiges Instrument, oder ein Schülerding, aus dem man schnell herausgewachsen ist!?

Meine Freundin spielt das gleiche Modell, somit durfte ich dem Instrument hin und wieder auch schon Töne entlocken und daran kleinere Reparaturen durchführen:
Es spielt sich sehr angenehm und besitzt einen warmen und weichen Klang (sicherlich nicht jedermanns Sache). Wegen der Metallbauweise und weil es "nur" 96 Bässen und kein Cassotto hat, ist es zudem auch relativ leicht (nicht so eine "Schrankwand" wie meine Morino VI N).

Was Du zusätzlich zu den bereits oben in den anderen Antworten genannten Punkten auf jeden Fall testen solltest, ist die Funktionsfähigkeit des Balgverschlußes.
Die Lucia besitzt nämlich einen "internen" Balgverschluß mit einem Drehknopf auf der Oberseite des Diskantgehäuses (also keine Riemen oben und unten mit Druckknopf!).

Sofern das Akkordeon in einem guten Zustand ist, wirst Du daran Deine Freude haben und auch wahrscheinlich nicht "herauswachsen", denn die Lucia schon ist ein sehr "erwachsenes" Intrument ;)

Balgseele schrieb:
Kennst Du den Film "Accordion Tribe"? Dort zeigt der Wiener Jazz-Akkordeonist Otto Lechner sein Akkordeon, und wenn mich nicht alles täuscht ist es eine Hohner Lucia IV!

Korrekt, das müßte eine ältere (?) Lucia sein, denn sie sieht am Diskantverdeck und den Registerdrückern anders aus als das Modell meiner Freundin bzw. die Lucia aus der oben genannten eBay-Auktion...

Gruß,
Wil Riker
 
meine güte, so viel tips hätte ich nicht erwartet. liebe leute, großes lob an dieses forum und an dessen teilnehmer! sonntag gucke ich mir die Lucia an und hoffe, dass sie die vielen tests besteht.
alles beste,
christian
 
schade, die Lucia war wohl nichts mehr: Stockflecken am Balg, klapperige Tasten, indifferente Quietschgeräusche wenn man den Balg ohne Tastendruck zusammendrückte, dazu klarer Kellergeruch (habe "Nase genommen")...
Wenn jemand ein schönes 96 Bass Akkordeon für wenig Geld weiss...
Best,
Christian
 
Hallo Echse,

ich schreibe mal hier weiter. Ich wollte die Ansprache der Töne und der Chöre testen. Dazu hatte ich einmal in den 4er Chor geschalten, und die hohen Töne sowohl mit viel als auch mit wenig Druck angespielt.
Dann hatte ich 16+8+4 genommen und sowohl in den Tiefen, als auch Mitten wie Höhen jeweils einen Akkord gegegriffen und den Balg langsam kommen lassen, sodaß ich genau höre, wann welche Töne ansprechen. Im Baß dann mit den tiefen Zungen das gleiche Spiel.

Um dann auch zu sehen, wie sie sich zueinander verhalten, bin ich im einchörigen Spiel die Tonleiter rauf und runter und habe dabei sehr wenig Luft gegeben, halt gerade so, daß sie ansprechen. Durch das schnelle Spiel merkt man dann auch, welche Töne schlechter ansprechen.

Man muß dabei aber auch berücksichtigen, ob das Akkordeon generell auf "Frühzündung" oder "Spätzündung" eingestellt ist. Bei der Frühzündung sind die Zungen so tief gelegt, daß sie sehr schnell ansprechen. Allerdings erreichen sie dann nicht die gleiche Lautstärke als wie bei der Spätzündung. Die Supita ist auf Spätzündung getrimmt und erreicht im Diskant auf 1/2 Meter (oder 1 Meter?) 99 db, im Baß 98 db. Die soll vom Werk aus schon richtig laut sein... (nicht zu vergessen, daß sie auch etwas größere Stimmplatten drin hat ;) )

Bei den Mechaniken nimmt man sein eigenes Akkordeon als Vergleich. Ist das Spielgefühl angenehmer? Wie kann man die Bässe greifen? Ist alles leichtgängiger?

Viele Grüße

Ippenstein
 
Ist alles leichtgängiger?

Die Frage bzw. die Aussage die dahintersteht, halte ich für zu locker formuliert. Bei den Tasten und Knöpfen kann es durchaus vorkommen, dass ein "besseres" Akkordeon schwergängiger ist, z.B. weil beim eigenen die Federn ausgeleiert sein können. Wollt das also nicht so unkommentiert im Raum stehen lassen.

Gruß,
Brückentroll
 
Natürlich kann man ein Instrument objektiv beurteilen und das macht natürlich auch Sinn. Aber die letzte Feinheit wird allein durch das Spielgefühl bestimmt.

Ich spiele ein Morino 5N und konnte schon mehrfach auf anderen Instrumenten dieser Baureihe spielen. Dabei habe ich jedesmal festgestellt, dass meine irgendewie "besser" geht. Besser in dem Sinne, dass sich das Spielen besser anfühlt.

Der Schluss aus diesem Phänomen für mich ist, dass man sehr darauf Acht geben muss, nicht zu viel vom eigenen Geschmack/Gefühl beim "bewerten" eines anderen Instruments zuzulassen. Die Gefahr, dass man das ungewohnte instinktiv erstmal ablehnt ist ganz normal und lässt sich von einem Psychologen sicher auch schlüssig erklären.

Keine Regel ohne Ausnahme: man kann vom Neuen selbstverständlich auch total begeistert sein. Das geht mir z.B. jedesmal so, wenn ich Helikon-Bässe höre oder spielen kann.
 
Da habt ihr natürlich recht. Mir ging es sowieso in erster Linie um die Ansprache der Zungen. ;-)
 
Ich habe neu angefangen Akkordeon zu lernen.
Zu Anfang habe ich versucht Geld zu sparen und mir so eine Leiche bei Ebay Kleinanzeigen gekauft. Die ging aber nicht richtig.
Jetzt habe ich ne Überholte gebraucht für etwas über 1000€ gekauft und bin sehr glücklich damit.
Ich finde damit kann man nicht viel falsch machen.
 

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