Winkelbass schneller und b(ä)sser ?

  • Ersteller Scheufele
  • Erstellt am
Scheufele
Scheufele
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
26.05.14
Registriert
06.07.05
Beiträge
307
Kekse
454
Ort
Stuttgart
Hallo ,

in den guten Morinos kommt wohl der Winkelbaß zu Einsatz. Meine Italienerin hat normale "A-mano"-Baßzungen im Einsatz (also mit aufgelöteten Gewichten). Manchmal wünsche ich mir eine schnellere und bessere Ansprache der Basszungen, der unteren 2 Baßoktaven (Kontra und Große Oktave). Ist der Winkelbass da besser oder ist das Instrumentenbedingt und ich muss einfach spieltechnisch "vorgreifen"? Hat jemand vergleichsmöglichkeiten?

Gruß
 
Eigenschaft
 
Hallo Scheufele,

die Baßzungen des Winkelbasses dürften die selben Mensuren und Gewichte wie die normalen auch haben. Ich kann jetzt nur von meiner Supita sprechen, die ja eine vergleichbare Konstruktion wie den Winkelbaß hat und da sprechen die tiefen Töne im Baß auch erst verspätet an. Die Luft muß da ja einiges bewegen. Ich weiß es nicht mehr genau, dachte aber, daß die modernen Instrumente ein besseres Anspracheverhalten haben, aber das kann auch ein falscher Eindruck sein, da ich es nicht explizit geprüft hatte.
 
Womit wir wieder beim leidlichen aber wahren Thema sind:
Wer einen guten Bass haben will sollte auf keinen Fall ne Morino spielen- klingt wie Leiherkasten und braucht enorm viel Luft im Gegensatz zu den Italienern...!!! Erfahrung aus Praxistest!
Grundsätzlich sollte der Winkelbass schon etwas bringen in Bezug auf die Stärke aber nicht auf die Ansprache.
gruß t-tris
 
Für den Laien: Was ist denn überhaupt ein Winkelbass? Dasselbe wie ein Basscassotto? Schon mal vielen Dank für die freundliche Aufklärung...
 
Hallo holzkiste,

ich habe Dir mal einen Ausschnitt aus einem aktuellen Hohner-Prospekt gescannt, wo das erklärt wird.
Im Normalfall sitzen die Stimmstöcke parallel zueinander (wie im Diskant).

Als Winkelbass-Spieler (Morino VI N) kann ich bestätigen, daß der Klang schön kernig (fast in Richtung Helikon) ist. Auf die Ansprache wirkt sich das eigentlich nicht aus...
 

Anhänge

  • sc001c4534.jpg
    sc001c4534.jpg
    58,2 KB · Aufrufe: 894
Vielen Dank, Wil. Ich versteh es trotzdem nicht ganz. Wie ist da der Luftweg? Gibt es einen extra Luftschacht, der zum gewinkelt angeordneten Bassstimmstock führt? Dann wäre es ja praktisch die selbe Konstruktion wie ein Cassotto im Diskant (nur dass auf der Unterseite des Winkelbass-Stimmstocks wahrscheinlich keine Zungen liegen, während das beim Cassottostimmstock im Diskant normalerweise der Fall ist). Was ich auch nicht verstehe: Warum liegt der Winkelbass-Stimmstock so weit von der Füllung entfernt? Liegt da noch ein normaler Stimmstock drunter, den man auf dem Bild nicht sieht?

Ach, ich müsste halt mal so ne Morino d.L. zum Aufmachen haben...

(Ehrlich gesagt, habe ich meine eigene Kiste, eine Beltuna Leader, noch nie aufgemacht. Da hab ich einen Heidenrespekt vor. Ich weiss noch nicht mal, was für eine Anordnung von Bassstimmstöcken da drin ist. Vielleicht weiss ja jemand, wie das Beltuna bei der Leader-Serie macht. Jedenfalls kommt der Bass auch bei mir recht gut rüber, finden zumindest meine Zuhörer...)

Jedenfalls schon mal danke für die weitere Aufklärung von der unbedarften
holzkiste
 
https://www.musiker-board.de/vb/akk...er-supita-kennt-die-jemand-4.html#post3764097

Schau Dir hier mal das dritte Bild an. Unter den Stimmplatten verläuft für jede Kanzelle ein Schacht. Der Effekt ist, daß die Stimmzungen kerniger klingen. Beim Winkelbaß ist der obere Teil einfach nur um 90 Grad gedreht, um dem fehlenden Platz gerecht zu werden. Dadurch schwebt der Winkelbaß auch nur 1 oder 2 mm über den anderen Stimmstöcken des Basses.
 
Tja so einen Winkelbass würd ich auch gern mal aus der Nähe anschauen!

Das interessiert mich ja dann schon auch, wie der genau aufgebaut ist, denn kennen tu ich den bisher nur von Bildern! Leider hab ich mit meiner Morino VIM da das falsche Instrument gewählt- die VIN hätt einen! nu denn!

Dass die Ansprache besser ist, halte ich insgesamt eher für unwahrscheinlich, denn das Ansprechverhalten wird letzlich von der Zungengeometrie massgeblich bestimmt (Länge, Dicke, Aufbiegung, Luftspalt etc) und vom Spieldruck (mit Schmackes gehts einfach schneller). Die querliegende Anordnung macht da m.E. wenig aus, denn der Luft ist es egal, ob sie längs, horizontal oder quer fließt. Die Luft interessiert sich nur für Hindernisse die im Wege sind.
Und das ist der Punkt, der beim Winkelbass vermutlich besser zu lösen ist, denn wenn der Stimmstock hochkant steht, können nur relativ kleine Schalllöcher in die Füllug gebaut werden - liegt der Stimmstock quer und hat unter sich entsprechend Fläche frei kann man komfortabel große Schalllöcher einbauen und da geht die Luft dann gleich viel ungehemmter durch, was sich in kräftigem Klang bemerkbar macht. Zudem erzeugt der Schacht unter dem Winkebass auch einen Casottoähnlichen Effekt, je nachdem, wie die genaue Anordnung ist, was die Bässe vom Klang noch mal satter klingen lässt.

Aber letzlich hat sich der Winkelbass nicht so richtig etabliert, denn es sind vergleichsweise wenig Modelle mit so einer Ausführung auf dem Markt. Liegt vielleicht auch daran, dass man ähnliche Wirkung auf mit quasinormalem Aufbau erreichen kann. Die Gola hat z.B. "stinknormalen" Aufbau der Bassseite und trotzdem einen satten sehr kräftigen Bass. Die Supita schätze ich aufgrund der Bauweise von der Wirkung her ähnlich kräftig ein (muß ich auch dringenst mal live anhören). Auch die Beltuna Leader bringt auch einen satten Bass rüber. Wobei der hier (wenn man dem Verkäufer glauben darf!?) mit kürzeren aber breiteren Zungen erzeugt wird.

@holzkiste:
Achtung vor dem Instrument ist ok, aber heilig sind die Dinger nicht. Wenn du die Balgnägel mit einer Beiszange rausziehst (gehen meist stramm) und dann den Diskantteil vom Balg vorsichtig hochziehst, kann eigentlich nichts passieren, solange du nur mit den Augen reinguckst. Vielleicht kannst du dann bestätigen oder widerlegen, was der Verkäufer mir erzählte! Der Blick rein lohnt auf jeden Fall, denn die Konstruktion des Doppelcasottos ist allemal sehenswert.

gruß,
maxito
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo zusammen

Ich besitze zwei Akkordeons, einen mit und einen ohne Winkelbass. Die Italiener nennen den Winkelbass "Quasicassotto" i.e. "fast Cassotto".

Besonders im Jazz und Blues, wenn man nur oder fast nur Grund- und Terzbass spielt, ist der Winkelbass schon sehr kernig und doch weich. Auch hier werden die hohen Frequenzen abgeschwächt und die tiefen verstärkt.

Es hat weniger mit dem Luftstron zu tun, dass der Ton kräftiger ist, sondern mit der Anordnung, wobei der Winkelstock als Tiefpassfilter wirkt.

Warum es funktioniert ist eigentlich egal, hauptsache ist doch, dass der Ton schön weich und kräftig ist und man so schön Blues spielen kann.

Für Musette und Volksmusik bevorzuge ich das Akkordeon ohne Winkelstock.



Gruss

Akko
 
Beim Winkelbaß ist der Querschnitt der Schallöcher gleich der Version der Supita. Schau Dir dazu mal den Winkelbaß von der Seite an. ;)
 
Hallo zusammen
Ich besitze zwei Akkordeons, einen mit und einen ohne Winkelbass. Die Italiener nennen den Winkelbass "Quasicassotto" i.e. "fast Cassotto".

Besonders im Jazz und Blues, wenn man nur oder fast nur Grund- und Terzbass spielt, ist der Winkelbass schon sehr kernig und doch weich. Auch hier werden die hohen Frequenzen abgeschwächt und die tiefen verstärkt.

Hallo Akko,

verrat mir doch bitte:
was für ein Akkordeon ist denn deine "Winkelbasskiste"?

Bluesgruß Balgseele
 
Vielen Dank allen für die Erklärungen. Wenn ich das richtig verstehe, gibt es also einen separaten Luftschacht zu jeder Kanzelle des WB-Stimmstocks. Ich sehe also zwei Unterschiede zu einem Cassotto. Einer besteht darin, dass es nicht einen einzigen, gemeinsamen Cassottoschacht gibt, sondern separate parallele Schächte für jede Kanzelle. Der andere besteht darin, dass dadurch die Tonlöcher schon an der Füllung von den Clavishebeln verschlossen werden, so dass die Bassmechanik vom WB nicht beeinflusst wird, während die Mechanik für ein Cassotto anders ausgeführt sein muss. Ist das korrekt?

@holzkiste:
Achtung vor dem Instrument ist ok, aber heilig sind die Dinger nicht. Wenn du die Balgnägel mit einer Beiszange rausziehst (gehen meist stramm) und dann den Diskantteil vom Balg vorsichtig hochziehst, kann eigentlich nichts passieren, solange du nur mit den Augen reinguckst. Vielleicht kannst du dann bestätigen oder widerlegen, was der Verkäufer mir erzählte! Der Blick rein lohnt auf jeden Fall, denn die Konstruktion des Doppelcasottos ist allemal sehenswert.

gruß,
maxito

Vielleicht werde ichs mal ausprobieren, in einer ruhigen Stunde. Aber ohne Zange. Die Leader hat nämlich keine Balgnägel, sondern Balgschrauben :p!
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Holzkiste,

genau richtig erfaßt.
 
Hallo Balgseele

Es ist eine Fisitalia

Gruss Akko
 
Hallo nochmal,

ich habe gerade auf die Schnelle meinen AKG-Schwanenhals angeclippt und 2 Bass-Aufnahmen der Morino VI N gemacht - einmal mit Tutti-Register und einmal mit der tiefstmöglichen Kombination (hier hört man im übrigen recht deutlich den "Oktav-Knick" zwischen D und E). Mit ein wenig EQ-Einsatz läßt sich bei letzterem im Live-Betrieb schon ein recht Helikon-ähnlicher Klang herauskitzeln :cool:...
Hier habe ich die Klangeinstellungen aber mal bewußt "trocken" und "auf 12 Uhr" gelassen (keine Effekte, EQ neutral).
 

Anhänge

  • Morino_VI_N_Winkelbass.zip
    203,4 KB · Aufrufe: 540
Zuletzt bearbeitet:
Hallo alle,
ich habe hier noch ein paar Bilder von meiner Paolo Soprani mit Winkelbass angehängt. Sie zeigen nochmal ganz deutlich wie er aufgebaut ist. Mein Akkordeonbaumeister, der die Stimmstöcke vor kurzem überholt hat, hat mir den Rat gegeben das Akkordeon immer stehend zu lagern. Mit stehend ist hochkant gemeint, so wie auf dem ersten Bild. Wenn das Akkordeon seitwerts auf seinen Füßen lagert, würden sich die innenliegenden Ventile vom Winkelbass verziehen. Im stehen sind alle Ventile vom Bass und Diskant seitlich belastet, da sie aber flächig aufgeklebt sind, können sie sich nur seitlich verdrehen und das kommt selten vor. Deshalb ist es meiner Meinung nach auch wichtig zu wissen ob ein Winkelbass eingebaut ist oder nicht. Vom Klang her kann ich nur sagen TOP.
Gruß, Didilu
 

Anhänge

  • W1.jpg
    W1.jpg
    170 KB · Aufrufe: 691
  • W2.jpg
    W2.jpg
    192,9 KB · Aufrufe: 860
  • W3.jpg
    W3.jpg
    189,5 KB · Aufrufe: 759
  • W4.jpg
    W4.jpg
    193,2 KB · Aufrufe: 663
  • W5.jpg
    W5.jpg
    191,2 KB · Aufrufe: 1.220
Hallo Didilu,

Mein Akkordeonbaumeister, der die Stimmstöcke vor kurzem überholt hat, hat mir den Rat gegeben das Akkordeon immer stehend zu lagern. Mit stehend ist hochkant gemeint, so wie auf dem ersten Bild. Wenn das Akkordeon seitwerts auf seinen Füßen lagert, würden sich die innenliegenden Ventile vom Winkelbass verziehen.

ich denke nicht, daß das so ausschlaggebend ist. Meine Morino wird seit je her "regulär" im Koffer (also nicht stehend) gelagert und hatte noch nie verzogene Ventile o. ä..
 
Hallo nochmal,

..einmal mit der tiefstmöglichen Kombination (hier hört man im übrigen recht deutlich den "Oktav-Knick" zwischen D und E). ...

Hallo Wil
nur zur info, nach meinen Ohren spricht die tiefste E-Zunge nicht oder zu spät an. Entweder bedarf es Nachjustierung oder es ist eben schon an der Grenze von Tiefe und Ansprechgeschwindigkeit. Das tiefe E ist ja auch enorm "tiefergelegt".

mfg Balgseele
 
Hallo alle,
ich habe hier noch ein paar Bilder von meiner Paolo Soprani mit Winkelbass angehängt. Sie zeigen nochmal ganz deutlich wie er aufgebaut ist.
Gruß, Didilu

Vielen Dank Didilu, auf den Fotos sieht man den Aufbau tatsächlich superdeutlich. Hab's jetzt endlich verstanden, danke!

Gruss, holzkiste
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben