Wortschatz von Musikern- Eine Studie

  • Ersteller MamaMuuht
  • Erstellt am
Ich habe in meiner Schulzeit, so in der 9ten Klasse, als Klassenarbeit, ein Gedicht schreiben müssen. Als Thema/Plot habe ich mir die Gedanken/Gefühle eines rechtschreibschwachen Schüler (…mich…) vor der Rückgabe eines Diktats genommen.
In der Korrektur dieser Arbeit, bekam ich Notenabzug wegen Rechtschreib- und Satzzeichenfehlern…
Das fand ich ziemlich schwach von einem Germanisten………..
 
Um mal etwas näher auf das eigentliche Thema "Songtexte" einzugehen:

Mich nervt es unbeschreiblich, wenn in Songtexten neuerdings (in den letzten Jahren verstärkt) zweisilbige Wörter, z. B. "einen" oder "kommen", nur einem Ton zugeordnet werden, sodaß dann im Endeffekt so etwas wie "einnnnn" oder "kommnn" herauskommt.
Das ist für mich einfach nur schlechtes Songwriting, und für den Songschreiber müßte es heißen "Erster Versuch fehlgeschlagen. Zurück an den Start.".

LG
Thomas
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
  • Interessant
Reaktionen: 3 Benutzer
Ich habe mich im Beruf schon an alle möglichen Phrasen gewöhnt *)

Ehrlich gesagt stören mich diese Füllphrasen nicht besonders, da sie meistens den Zweck erfüllen, eine Ausnahme vom Ganzen hervorzuheben: "Prinzipiell/im Grunde genommen kann ich all ihre Anforderungen erfüllen, aber bei Punkt 4 habe ich keine Handhabe". Das ist einfach kürzer als jeden Punkt einzeln zu beantworten.

Mich stört viel mehr, dass Phrasendrescherei auch in die öffentlichen Kommunikation Einzug gehalten hat und euphemistische Codes praktisch an der Tagesordnung sind, an denen sich niemed zu stören scheint. Man findet sie in der Politik, in der Kultur, in der Industrie ... überall und immer wieder. Man braucht nur irgendeine Zeitung aufzuschlagen:

"X und Y haben bei uns keinen Millimeter Platz"

Übersetzung: Es hat uns nicht gekümmert, solange sich noch niemand beschwert hat (oder erwischen lassen).

"Wir werden das Thema intern aufarbeiten..."

Übersetzung: Wir warten erst mal, ob nicht bald Gras über die Sache wächst.

"... und gegebenenfalls Konsequenzen daraus ziehen"

Übersetzung: Wenn sie keine Ruhe geben, wird vielleicht jemand in Rente geschickt. Danach machen wir weiter wie gehabt und passen künftig besser auf.

"Im Vergleich stehen wir doch sehr gut da"

Übersetzung: Wir haben zwar überhaupt keinen Plan, aber zum Glück gibt es immer noch größere Versager als uns.

----
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Interessant
  • Gefällt mir
Reaktionen: 5 Benutzer
Ehrlich gesagt stören mich diese Füllphrasen nicht besonders, da sie meistens den Zweck erfüllen, eine Ausnahme vom Ganzen hervorzuheben
Das stimmt schon. Leider neigen einige Leute dazu, ihre Lieblingsfüllphrasen so oft es geht einzubauen, also auch mal mehrfach in einem Satz.
 
Leider neigen einige Leute dazu, ihre Lieblingsfüllphrasen so oft es geht einzubauen, also auch mal mehrfach in einem Satz.

Ja, es muss natürlich passen, in seinem eigentliche Sinne verwendet werden. Wie das schon diskutierte "genau" eben nicht einfach nur als Platzhalter

---.
 
Um mal etwas näher auf das eigentliche Thema "Songtexte" einzugehen:

Mich nervt es unbeschreiblich, wenn in Songtexten neuerdings (in den letzten Jahren verstärkt) zweisilbige Wörter, z. B. "einen" oder "kommen", nur einem Ton zugeordnet werden, sodaß dann im Endeffekt so etwas wie "einnnnn" oder "kommnn" herauskommt.
Das ist für mich einfach schlechtes Songwriting, und für den Songschreiber müßte es heißen "Erster Versuch fehlgeschlagen. Zurück an den Start.".

LG
Thomas
Der Versuch von Heinz Rudolf Kunze, "Heute hier, morgen dort" von Hannes Wader zu "verbessern", ist aber auch gruselig.
 
Ja, es muss natürlich passen, in seinem eigentliche Sinne verwendet werden. Wie das schon diskutierte "genau" eben nicht einfach nur als Platzhalter
"genau" geht immer.

genau, am Anfang,
das geht, genau, in der Mitte.
und am Ende auch, ja, genau.
vielleicht auch als "genauuuuu", langsam ausklingen lassen.
 
  • Interessant
Reaktionen: 1 Benutzer
Um mal etwas näher auf das eigentliche Thema "Songtexte" einzugehen:

Mich nervt es unbeschreiblich, wenn in Songtexten neuerdings (in den letzten Jahren verstärkt) zweisilbige Wörter, z. B. "einen" oder "kommen", nur einem Ton zugeordnet werden, sodaß dann im Endeffekt so etwas wie "einnnnn" oder "kommnn" herauskommt.
Das ist für mich einfach schlechtes Songwriting, und für den Songschreiber müßte es heißen "Erster Versuch fehlgeschlagen. Zurück an den Start.".

LG
Thomas
Geht mir ganz genau so. Connor, Foster, Oerding, Giesinger...
 
Hm… der Opener des Fadens beruft sich auf „Wortschatz“. In der Diskussion geht es aber eher um Grammatik. Diese Diskussion interessiert mich in Zusammenhang mit Wortschatz überhaupt nicht!

Es macht durchaus Sinn, dass in Songtexten spezielle Worte benutzt werden. Musik wendet sich an die Gefühle. Es gibt eine Menge Worte, die sofort Gefühle triggern. Und das betrifft besonders einige Nomen und Verben. In dem Maße, wo man solche Worte durch Synonyme ersetzt, wird quasi eine emotionale Zeile automatisch mehr oder weniger „verkopft“

Damit gerät man als Texter in einen verdammten Zwiespalt. Benutzt man ungeläufigere Worte, benutzt man einerseits automatisch Worte, die sich (noch) nicht als Trigger bewährt haben. Andererseits wecken ungebräuchliche Worte (intellektuell gesehen) neue Aufmerksamkeit.

Einfallsreiche Texter versuchen Kombinationen: Sie verbinden Reizworte und Synonyme. Oder sie betreiben Storytelling, in dessen Kontext sich seltenere Synonyme von selbst automatisch erklären.

Auf diese Zusammenhänge verweist weder der einleitende Text noch die nachfolgende Diskussion! Dabei streichen Komponisten regelmäßig und frech Worte, die ihnen zu verkopft erscheinen. Man stelle sich vor, der Texter striche einen Tritonus oder eine Septime mit Hinweis auf deren unangenehme Dissonanz….:cool:

Das sind mE die eigentlichen Ursachen für den armseligen Umfang des Wortschatzes im Pop. Mit Hip-Hop ändert sich der Text-Wortschatz etwas. Eine Rapzeile allein enthält bereits bis zu 20 Silben. davon ragen vielleicht 8-10 Silben als Bestandteile von Reim- Kette besonders hervor Den Rest kann ein Texter mit unerwarteten Worten füllen… und tut das auch oft.

FAZIT: Die interessanteste Frage lautet mE: Wer streicht welche Worte warum aus Songtexten?!? Das betrifft Texter, Komponisten, Sänger und Produzenten gleichermaßen!!!
 
Zuletzt bearbeitet:
Der grundlegende Fehler der Studie besteht darin, mittels einer quantitativen Sprachanalyse auf die Qualität der Texte schließen zu wollen.

Die weiteren Fehler bestehen darin, Kontexte und Genres unbeachtet zu lassen. Bei country und western, Punk, Rap und Hip Hop sowie Blues, speziell talking blues ist die Alltagssprache überwiegend bewusstes Stilmittel.
Darunter gibt es dann gute und weniger gute, wobei man dann noch festlegen und begründen müsste, was im Rahmen der Studie unter "gut" bzw. "nicht so gut" verstanden wird. Die gesprochene Sprache mit ihren Füllwörtern und grammatikalischen Wendungen ist ebenfalls ein Merkmal für Alltagssituationen.

Kurze Texte können treffend sein auch ohne großen Wortschatz oder originelle Worte. Genau so gut kann das Gegenteil der Fall sein.

Satire, Persiflage und Parodie bekommt man mit so einer Untersuchung überhaupt nicht zu fassen, weil sie sich oft den Sprachschatz des zu Karikierenden einverleiben.

Auch die schon von @antipasti herangeführte neue deutsche Welle finde ich ein treffendes Beispiel. Bei vielen Texten ist die Banalität bewusstes Stilmittel - genauso wie beispielsweise Texte von Kraftwerk (Autobahn, Sie ist ein Modell und sie sieht gut aus). Generell grenzen sich Genres gegen andere ab und ein Merkmal der Abgrenzung können Sprachschatz und Wortvorrat sein.

"Tausend mal berührt", "Deine blauen Augen" oder "blowing in the wind" halte ich für sehr gute songtexte, die alle eine einfache Sprache benutzen und ohne großen Sprachvorrat oder Worte mit Alleinstellungsmerkmal verfügen. Viele Texte von Grönemeyer halte ich für sehr gut - diese wiederum benutzen oft originelle Worte oder Wortzusammenstellungen. Selten benutzte Worte können Merkmal eines originellen Textes sein, aber auch Merkmal von Pathos, Pomp und Kitsch.

Für mich reiht sich die Studie ein in die Reihe der "ich wollte mal irgendwas gesagt haben"-Texte und wäre an sich belanglos, würde sie nicht die Meinung bzw. das Vorurteil bedienen, dass die Wissenschaft ja doch nur irgendwelches abgedrehtes oder banales Zeugs absondern würde und selbst banal und beliebig wäre. Eher ärgerlich also.

x-Riff
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 6 Benutzer
"Tausend mal berührt", "Deine blauen Augen" oder "blowing in the wind" halte ich für sehr gute songtexte, die alle eine einfache Sprache benutzen und ohne großen Sprachvorrat

Als aktuelleres Beispiel möchte ich gern die sehr gute Band Erdmöbel anbringen, für die der Begriff "Textmusikalität" geschaffen wurde.

Im Prinzip besteht der Song aus nur drei leicht variierten, schlichten Zeilen und trotzdem hat das ganze am Ende unglaublich viel Kraft - und trotz des gesellschaftspolitischen Themas auch Witz. Genial.

 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Ich muss noch einmal auf meine PERSÖNLICHEN Erfahrungen mit Musikern, (Komponisten, Interpreten, Produzenten) zurück kommen. Die tragen mE mehr Verantwortung an der Verarmung des Wortschatzes in der Pop-Musik, als sie selber ahnen!

Ich spiele Gitarre und ggfs. Keyboard und beherrsche als Texter Noten und Harmonilehre. Die meisten Musiker haben allerdings keinerlei Ahnung von Verslehre, Reim-Schemata oder lyrischen Formen der Meister wie Dylan oder wenigstens Grönemeyer! Im Gegensatz zu ihrem Unwissen betrachten sie sich aber dennoch als Experten für Lyrics. und deshalb lieben sie es, Texter vor der Gefahr „verkopfter „ Texte zu warnen. So nehmen sie sich oft das Recht, ohne Begründung Texte zusammenzustreichen, empören sich aber bei jedem musikalischen Gegenvorschlag, die scheinbar alle sofort ihr musikalisches Konzept vernichten,,,,:bang:

Und da viele Musiker vermutlich längere Beiträge zum Thema Lyrics scheinbar gar nicht lesen, ende ich an dieser Stelle mal ganz abrupt! .,,:cool:
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
stuckl
  • Gelöscht von Vali
  • Grund: Inhalt von User gelöscht
Zuletzt bearbeitet:
an der Verarmung des Wortschatzes in der Pop-Musik,

Ich sehe die These, dass das so ist, bislang noch nicht bestätigt.

Im Gegensatz zu ihrem Unwissen betrachten sie sich aber dennoch als Experten

Es ist immer doof, wenn einem die Kundschaft reinredet, ich kenne das aus meinen Beruf durchaus auch. Gehört leider zum Alltag eines (im weitesten Sinne) Dienstleisters.

Ich behelfe mir dann innerlich mit dem Credo: Jeder kriegt, was er verdient.

---
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
oder auch: kommt mir auch gerade nicht besonders neu vor ... ;)
Da gibt es ein Wortspiel im Hörspiel: Hohnsteiner Kasper: Das seltsame Murmeltier:

"Ich wollte gerade gehen."

"Ich geh' auch nicht krumm."
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Als aktuelleres Beispiel möchte ich gern die sehr gute Band Erdmöbel anbringen, für die der Begriff "Textmusikalität" geschaffen wurde.
Danke für das Beispiel! Beeindruckend - allerdings erst in der Verbindung von Text und Bildern.
 
Auf diese Zusammenhänge verweist weder der einleitende Text noch die nachfolgende Diskussion! Dabei streichen Komponisten regelmäßig und frech Worte, die ihnen zu verkopft erscheinen. Man stelle sich vor, der Texter striche einen Tritonus oder eine Septime mit Hinweis auf deren unangenehme Dissonanz….:cool:

Das sind mE die eigentlichen Ursachen für den armseligen Umfang des Wortschatzes im Pop.
Hip Hop lass ich mal außen vor, der ist ja mindestens so sehr ein Literatur- wie ein Musikgenre. Im Pop im engeren Sinne ist die Entwicklung aber auch für mein Gefühl ziemlich unübersehbar, korrespondiert aber auch mit einer musikalischen Verengung. Stark repetitive Musik mit zigmal wiederholten Hooks lässt sich ja nur schwer mit einem auch innerhalb eines Songs variablen Wortschatz verbinden. Harmonien wie in "Ka-Ching" von Shania Twain findet man heute noch viel seltener in einer Pop-Single als damals.

Beides hat vielleicht auch mit der permanenten Verfügbarkeit von Musik zu tun, und mit der damit verbundenen sinkenden Bedeutung von Alben. Auf denen waren ja schon immer auch längere oder weniger zugängliche Songs zu finden, an denen den KünstlerInnen oft mehr gelegen war als an den Hits - und die sich nicht selten als die erweisen, die Jahrzehnte später noch immer Fanfavoriten sind. Ich schätze mal, dass heute nicht mehr viele auf der Couch sitzen, einfach nur Musik hören und dabei die Texte aus dem Einleger mitlesen (weshalb ich es immer gehasst habe, dass manche Bands grundsätzlich keine Texte abgedruckt haben). Heute muss innerhalb von 10 Sekunden die Hook kommen, oder es wird weitergeklickt. Und da man währenddessen womöglich noch in WhatsApp mitliest, spielt oder sich selber filmt, sollte der zugehörige Text die Aufmerksamkeit auch nicht überfordern ;).

Trotz der aktuellen Entwicklungen sehe ich deswegen aber nicht das Ende des Abendlands gekommen. Schon, weil es immer noch andere Musik gibt, die mir gefällt - und irgendwann wird jeder Trend dem Publikum auch mal langweilig - das ist ja quasi das Wesen von Popmusik. Aufwendigere Arrangements und Texte, bei denen sich der/die AutorIn wirklich was gedacht hat und es auch ausdrücken konnte, sind schon in der Vergangenheit nicht immer angesagt gewesen. Trotzdem kamen schon ein paar Jahre nach den Sex Pistols Iron Maiden wieder mit 12 Minuten-Songs und Texten, die Stoffe von Tennyson, Coleridge oder G.K.Chesterton weiterspinnen.

Nicht zuletzt existieren heute auch eher mehr als weniger Genres, Subgenres und Ansätze bei deren Umsetzung nebeneinander, man muss halt ein bisschen suchen. Das war aber schon früher so - auch in der Rockmusik, wenn ich mal die Texte von Thin Lizzy und The Sweet vergleiche. Mal ganz abgesehen davon, dass ein glaubwürdig präsentiertes, saftiges Klischee auch mal besser passen kann als ein Wort, über das man erst mal grübeln muss.

Finde ich heutige Poptexte also "schlechter"? Würde ich so nicht sagen. Es hat schon immer gute und schlechte gegeben, und wenn man die von heute einordnen will, muss man vielleicht erst 20, 30 Jahre warten. :thumb_twiddle:

Gruß, bagotrix
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben