Wortschatz von Musikern- Eine Studie

  • Ersteller MamaMuuht
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Zum inflationär gebrauchtem "genau" in allen Lebenslagen. Habe ja bereits angedeutet, dass es mich stört, ja, sogar geeignet ist, mich gelegentlich fast in den Wahnsinn zu treiben....

Die meisten Menschen nehmen vermutlich an, dass dieses "genau" einer Übersetzung eines der in den letzten Jahren so häufig vorkommenden Anglizismen geschuldet ist, die sich ja bekanntlich immer mehr ausdehnen. Also quasi dem "exactly". Stimmt aber nicht. D. h. in der Häufigkeit des Gebrauchs vielleicht, dem Ursprung nach aber offenbar nicht. Es gibt nämlich eine deutsche Filmscene aus dem Jahr 1969. In dem Film "Klein Erna auf dem Jungfernstieg" u. a. mit Heidi Kabel, gibt es eine Scene, in der Klein Erna in einem Boot sitzt und mit einer Dame (Heidi Kabel?) spricht. Am Ende der Unterhaltung, worum es da ging weiß ich leider nicht mehr, sagt Klein Erna zur Bestätigung des Gesagtem ein fröhliches "Genau!". Ich habe das "genau" in dieser Verwendung danach viele viele Jahre lang nicht mehr vernommen, mich aber, warum auch immer, irgendwann wieder an diesen Film erinnert, nachdem das "genau" seit vielleicht 10 Jahren derart übertrapaziert wird. Es scheint also bereits vor mehr als 50 Jahren in Deutschland gebräuchlich gewesen zu sein.

Sachen gibt`s ...
 
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Alles, was mit übertriebenem Gebrauch einhergeht, ist geeignet, einem auf den Senkel zu gehen, weil der an sich harmlose Begriff zur Floskel wird.
Tausch einfach das "genau" gegen ein fröhliches "sicher doch" oder "aber ultimativ!" ein und sage es eben so oft und der Effekt wird sicher doch genau so sein - aber ultimativ!
 
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auf jeden Fall!
 
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Sehr richtig, ebent. :facepalm1:
 
Da bin ich ganz auf Eurer Seite!
 
Da fahr ich ein Stück weit mit!
 
...puh, sich bei Lyrik oder Songtexten, über mangelnden Wortschatzumfang, Grammatik oder was auch immer zu "beklagen", ist für mich einfach nur "dumm".
Klar wird auch bei naiver oder abstrakter Malerei immer wieder mangelndes "Handwerk/Können", bekrittelt.
Kann man ja gerne machen und es muss einem auch nicht alles gefallen, aber in der Kunst sind "Regeln" (zum Glück....) scheißegal! (...das komplexe Thema "Kunst und Ethik" mal ausgeklammert...).

Was die Sprachpedanten so angeht, frage ich mich häufig, ob die auch genauso regelkonform im Straßenverkehr sind.

Wichtig ist für mich bei Sprache immer die Botschaft, die vermittelt werden soll. Die kann (und ist) häufig zu kritisieren. Aber wenn jemand wortreich und geschliffen Scheiße redet, ist das immer noch Scheiße und wenn jemand gebrochen und umständlich etwas Kluges sagt, ist das immer noch klug,
 
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Aber wenn Regeln scheißegal sind, kann ein Künstler schlecht mit Regelbruch auffallen.

Wir sollten den Beziehungsaspekt nicht vergessen: Verlieb dich in wen, der in jedem 3. Satz "genau" sagt und du wirst es lieben. Gilt auch für Dialekte, Akzente, Soziolekte, Regiolekte.

Adenauer sagte: Wir müssen die Menschen nehmen, wie se sind, wir haben keine anderen.

Das gilt dann wohl auch für deren Sprachmarotten.

Was wäre die Alternative: Sprachregelungen wie in Frankreich?

Ok, wenn ich manchmal zu viele Fachwörter oder lateinische Ausdrücke lese, weiß ich, ich bin wohl nicht die Zielgruppe. Trotzdem sauge ich diese Angebervokabeln auf und bringe sie als Würze in mein Reden ein.

Ist doch wachrüttelnd, in einen Vortrag zB einzubauen:

"Tja, was machen - griech. poein - wir da?"

(So gelesen in dem Buch: "Was wir uns überlegt haben zu verschiedenen Themen." von Supertopcheckerbunny und Hilfscheckerbunny)

Oder zu einem Thema, das man nicht kennt, theatralisch bemerken: "Das ist mir Terra incognita."

Wenn nicht ironisch verwendet, stören mich diese Angebervokabeln aber doch sehr.

Genauso Abkürzungen, die Insider sind: "Bei der TelKo" statt Telefonkonferenz. Letzteres kann man schließlich auch schnell sprechen.

Oder Frau Sahlesch: S t g b statt Strafgesetzbuch. (gleich viele "Silben")

Guter Beitrag:



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Aber wenn Regeln scheißegal sind, kann ein Künstler schlecht mit Regelbruch auffallen.
Das ist ein interessanter Gedanke, aber letztlich denke ich hier, dass Kunst auch ohne Limits durch Regeln oder Konventionen funktionieren kann und muss. Da würde ich auch eine klare Unterscheidung zwischen Ausbrechen aus "Gewohntem/Bekanntem" und "Akzeptiertem" ziehen.
Der Begriff "Bruch" impliziert ja, dass Kunst (in dem Fall...) erst durch "Rebellion" "anders"/interessant wird.
Kunst kann aber eben auch einfach so "alternativ" oder schlicht nur "neu" sein, ohne in "Position" zu irgendwas zu stehen.
...und selbst da ist sie IMO wieder nicht durch Regeln beschränkt.
Kreativität ist für mich der Keim von Kunst.
 
Joa, aber nicht jeder Künstler wird sagen, dass ihm Regeln scheißegal sind.
 
Kreativität ist für mich der Keim von Kunst.
Die Frage ist halt immer (nicht nur beim geschriebenen Wort), ob jemand Regeln mit Rafinesse bricht um damit etwas auszudrücken, das zuvor noch nie ausgedrückt worden ist, oder ob man Regeln einfach aus Ignoranz missachtet, und dabei eigentlich gar nichts neues, wertvolles schafft, außer halt einen Regelbruch.

Natürlich: Das läßt sich objektiv gar nicht messen oder beurteilen.

Thomas
 
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@InTune
Einerseits Zustimmung. Kunst ist frei und das ist gut so.
Andererseits: Sehr viele Songtexte sind eher Handwerk als Kunst weil sie eher Beiwerk zur Musik sind.
Und: Bei Texten mit Botschaften tritt nicht selten das Phänomen "mehr gut gemeint als gut gemacht" auf, was dann der beabsichtigten Wirkung abträglich ist.

x-Riff
 
Bei Songtexten ist es IMO in der Tat so, dass sie „nur“ ein Teil vom Ganzen sind und auch der Spruch: „was zum Gedicht nicht reicht, kann immer noch gesungen werden“ ist rein “technisch“ wohl schon so. Da funktioniert einfach viel, auch ohne besonders viel Aufwand.
So habe ich bei einer Jam Session im Probenraum auch schon mal aus der Bedienungsanleitung von einem Roland Jazz Chorus einen Songtext extrahiert. Fand ich das besonders „wertvoll“? Nein! Fand ich (und die Bandkollegen) das witzig? Ja, auf jeden Fall!

:m_serenade:
 
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Es gibt freie Kunst und es gibt gestaltende Kunst.

Nicht jeder Regelbruch ist automatisch Kunst, auch nicht jedes regelfreie Getue.

Phrasen wie "Kunst kommt von Können" kann ich allerdings auch nicht mehr hören. Bzw, das ist eher eine These, die auch falsifiziert werden kann.

Von Kishon, gelernter Bildhauer, gibt es das Buch: Picasso war kein Scharlatan - Randbemerkungen zur modernen Kunst.

Sehr entlarvend, in diesem Fall auch nicht satirisch gemeint.
 
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Bei Songtexten ist es IMO in der Tat so, dass sie „nur“ ein Teil vom Ganzen sind ...
...ich finde sogar, gute Musik braucht keinen wortreichen, elaborierten, ausgefeilten Text.
Und ausgerechnet der Wortschatz sagt da imho gar nichts aus.
 
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Phrasen wie "Kunst kommt von Können" kann ich allerdings auch nicht mehr hören. Bzw, das ist eher eine These, die auch falsifiziert werden kann.
Imho ist dem aber so, denn, wenn es von Wollen käme, dann hieße es ja Wulst. :whistle2:
 
Ja und Politik kommt von Tauschhandel, denn sonst hieße es ja Telefonmast.
 
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