Zusammenpassende Akkorde?

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Hallo, Ich beschäftige mich in letzter Zeit sehr mit Akkorden und deren Reihenfolgen.
Ich spiele Gitarre und bevorzuge den kompletten Rhythmuskram über dem Solokram.

Mein Problem ist, dass ich nie weiß, welche Akkorde hintereinander zusammenpassen!
So habe ich mir ein Buch gekauft, viel gegooglet, viel gelesen, etc. .
Aber ich verstehe diesen ganzen Aufbau nicht!
Ich glaube, dass ich in der Funktiontheorie das gefunden habe, was ich suche, bin mir aber nicht sicher ob ich das ganze nicht falsch interpretiere!

Zum eigentlichen: In der Funktionstheorie gibt es Hauptfunktionen: Tonika, Subdominante und Dominante!

Das bedeutet aber nicht, dass diese Akkorde zusammenpassen oder wie muss ich das verstehen?

&

Wenn ich mir als Beispiel mal "No Woman No Cry" nehme, was allerdings nicht in die Klassik, etc. passt (und ich somit nicht weiß, ob das übertragbar ist!), fällt mir bei der Akkordreihenfolge: C-Dur, G-Dur, A-Moll, F-Dur auf, dass

C-Dur die Tonika ist,
G-Dur die Dominante,
F-Dur die Subdominante
und A-Moll irgendetwas anderes, was anscheinend eine Ausnahme oder Ergänzung ist!

Kann mir jemand anhand meiner Aussage und meines Beispieles sagen,
ob ich soweit richtig liege oder ob ich irgendetwas total fehlverstanden habe?

Liebe Grüße ska1993
 
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Mein Problem ist, dass ich nie weiß, welche Akkorde hintereinander zusammenpassen!

Das ist von Stil zu Stil sehr unterschiedlich. Was in der Frühromantik passt, passt im Grungerock vielleicht doch nicht so ganz ;). Ein guter Anfangspunkt (aber auch wirklich nur ein Anfangspunkt) sind die leitereigenen Dreiklänge, denn die passen hintereinander in fast beliebiger Reihenfolge. Leitereigene Dreiklänge entstehen, indem man eine Tonleiter nimmt (z.B. C-Dur), und über jeden der 7 verschiedenen Töne jeweils zwei Terzen schichtet. Dann entstehen diese Akkorde:
stufen1.gif
(Bild von www.musicians-place.de)

Dann entstehen u.a. genau die Akkorde deines Beispiels: C-Dur, G-Dur, A-Moll und F-Dur. Das sind alles leitereigene Dreiklänge der Tonart C-Dur.

Eine Tonart ist ein Hierarchiesystem zwischen Akkorden: bestimmte Akkorde haben bestimmte Spannungen und formen in einem Ablauf quasi eine Dramaturgie der Harmonien. Wer komponiert, kann diese Spannungen ganz bewusst einsetzen: in der Tonart C-Dur ist der C-Dur-Akkord die Tonika und damit der entspannteste Akkord. Er ist schlussfähig. Der G-Dur-Akkord ist dagegen die Dominante und überhaupt nicht schlussfähig, sondern zieht wie ein Magnet die Tonika nach sich. Wo solche Kräfte wirken, spricht man von einer Tonart.

Zum eigentlichen: In der Funktionstheorie gibt es Hauptfunktionen: Tonika, Subdominante und Dominante! Das bedeutet aber nicht, dass diese Akkorde zusammenpassen oder wie muss ich das verstehen?

Doch, diese Akkorde passen zusammen. Du kannst sie beliebig kombinieren, aber es werden immer wieder andere Spannungsverläufe entstehen. Wenn du z.B. mit einer Subdominante endest, wird bei vielen Hörern (die durch unsere europäische Musikkultur geprägt sind) kein perfektes Schlussgefühl entstehen. Wenn man das so will, kann man das in eine Komposition einbauen - wenn man es nicht will, muss man halt was anders, z.B. eine Tonika schreiben.

und A-Moll irgendetwas anderes, was anscheinend eine Ausnahme oder Ergänzung ist!

A-Moll ist die Tonikaparallele und vertritt die Tonika. Parallele Mollakorde stehen immer eine kleine Terz tiefer als der jeweilige Durakkord.

Harald
 
Da blickt man doch schon durchaus mal mehr durch!
Vielen Dank!
Das bedeutet, dass mein dauerhafter Gedanke vom Falschspielen falsch ist!
Ich kann also beliebig die Leitereigenen Dreiklänge einsetzen und ich spiel theoretisch nie was falsches.
Wie sieht das dann mit Leiterfremden Dreiklängen aus?
Außerdem würde ich gerne wissen wie es dann mit Vierklängen aussieht?
Kann ich einfach eine weiter Terz auf einen Dreiklang "aufschichten" um dann andere Spannungen zu erhalten?

Liebe Grüße Oliver =)

Edit: Für was steht das ° Hinter dem H? -> H° ... Ist das eine Art Zeichen für Leitton/Leitakkord?
 
Das bedeutet, dass mein dauerhafter Gedanke vom Falschspielen falsch ist! Ich kann also beliebig die Leitereigenen Dreiklänge einsetzen und ich spiel theoretisch nie was falsches.

Einserseits: ja. Andererseits: was ist für dich falsch? Die leitereigenen Dreiklänge führen nicht zu ästhetisch ansprechenden Kompositionen, sondern nur zum Einhalten formaler Konventionen. Was als "falsch" und "richtig" angesehen wird, unterscheidet sich schon sehr zwischen verschiedenen Musikern und Zuhörern. Nicht zuletzt auch deswegen, weil es so enorm viele Ideale gibt, wie in unterschiedlichen Musikstilen eine gute Harmonisation auszusehen hat. Die Musikgeschichte ist sehr sehr reich an beschreibbaren Konventionen; z.B. folgt eine Beethoven-Sinfonie einem total anderen harmonischen Konzept als ein Beatles-Song, und wiederum anderen als ein Hip-Hop-Track. Die leitereigenen Dreiklänge sind da eher eine Art Alphabet oder eine Grammatik - sie führen aber nicht zwangsläufig dazu, daß ein Hörer deine Musik als "richtig" empfindet, denn da spielen zusätzlich noch ganz andere Parameter als nur die Harmonik mit hinein.

Wie sieht das dann mit Leiterfremden Dreiklängen aus?

Gibt's auch. Dazu solltest du aber die leitereigenen kennenlernen und Erfahrungen mit ihnen sammeln. Leiterfremde Dreiklänge sind z.B. Dreiklänge mit leiterfremden Tönen, wobei der fremde Ton ein Leitton ist. Oder ein leiterfremder Dreiklang kann z.B. eine Zwischendominante sein.

Außerdem würde ich gerne wissen wie es dann mit Vierklängen aussieht? Kann ich einfach eine weiter Terz auf einen Dreiklang "aufschichten" um dann andere Spannungen zu erhalten?

Kannst du. Probier's aus. Es gibt auch Systematiken dahinter, die aber - wie immer ... - je nach Stil unterschiedlich sind. Da macht es Sinn, erst mal innerhalb eines Stils zu analysieren, welche Konventionen und Regeln gelten. Da kann man sich dann aussuchen, ob man diesen Konventionen folgt, oder nicht.

Für was steht das ° Hinter dem H? -> H° ... Ist das eine Art Zeichen für Leitton/Leitakkord?

Das "°" ist die Abkürzung für "vermindert". Der H° ist weder Dur noch Moll, weil er nicht aus einer kleinene und einer großen Terz, sondern aus zwei kleinen Terzen vesteht. Solche Akkorde nennt man "vermindert".

Harald
 
Okay! Vielen Dank, du hast mir sehr geholfen =)!
Nun habe ich ein besseres Verständnis vom Ganzen.

Also wie überall: Üben, Erfahrung sammeln, Erfahrung nutzen

Liebe Grüße Oliver =)
 

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