Zuverlässigkeit und Wertschätzung im Studio

Fabili
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Hallo liebes Board,
mich beschäftigt seit einiger Zeit ein eher zwischenmenschliches Problem rund ums Studio.
Es geht um Absprachen, Zuverlässigkeit und Wertschätzung.

Seit etwa einem Jahr habe ich ein kleines Studio an den Start gebracht. Im Bekanntenkreis entsteht jetzt langsam eine gewisses Interesse an meiner Zeit und dem Studio.

Das stellt mich vor die Aufgabe, das Wochenende im Studio durchzuplanen und die Slots unter den Anfragen auf zu teilen. (Alles aber noch Hobby bzw. Projekte mit Freunden)
Im Prinzip freue ich mich über die lebhafte Entwicklung, ABER...

Oft werde ich auch versetzt. Leute sagen spontan ab, kommen betrunken oder total übermüdet oder wollen im Studio doch nur rumklimpern.
Auf der anderen Seite kommt ein Rapper, mit dem ich eine EP fertig gestellt habe jetzt immer mit Instrumentals von anderen Produzenten und möchte mich nur für das reine Aufnehmen gewinnen.
Ich habe angesprochen, dass diese „trockene Arbeit“ mich selbst vom Produzieren abhält und angeregt, dass die anderen Produzenten sich ja auch ein MIC aufstellen könnten.
Dafür bekam ich aber kein Verständnis, sondern eher noch Kritik an meiner Arbeitsmoral.

Lange Rede.
Kennt ihr solche oder ähnliche Situationen?
Wie geht ihr damit um?

LG, Fabian
 
Eigenschaft
 
moin,
es ist dein studio, es ist deine frei-zeit, und der ganz große vorteil, du machst das nicht, weil du damit geld verdienen mußt.
absagen sind doof, da bin relativ gelassen. kommt auch drauf an, wie oft so etwas bei einer person vorkommt.
betrunken ginge gar nicht, fliegt raus.
und möchte mich nur für das reine Aufnehmen gewinnen.
wenn du das nur machst um selber freude an dem ganzen prozess zu haben, dann nein. du kannst soetwas aber natürlich auch als zu bezahlende dienstleistung anbieten (mit allen steuer- und versicherungsrechtlichen problemen). wahrscheinlich erübrigt sich dann die anfrage.
Instrumentals von anderen Produzenten
bei einem freund mit professionellem studio ist das sogar relativ häufig. auch hier: es wird nach zeitaufwand bezahlt.
gruß, horst
 
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Ich habe zwar kein Studio, das ich anderen "anbiete", aber das Problem, das du beschreibst, trifft man auf vielen Ebenen an. Es fängt ja schon innerhalb einer Band an: es ist doch eher die Regel denn die Ausnahme, dass eine Band von einem oder zwei Mitgliedern "geführt" wird. Sie haben die meiste Arbeit, investieren die meiste Zeit, Herzblut und ärgern sich dann oftmals mit anderen Mitgliedern herum, die unzuverlässig sind, die ganze Arbeit und das Engagement nicht wertschätzen. Sie kommen zu spät, gar nicht, oder eben auch mal betrunken oder nur zum Spaß haben / Party machen. Mit solchen Leuten wird man nicht glücklich. Da muss man sich ganz klar machen, was einem die eigene Zeit und Arbeit Wert ist. Also musst du zuerst einmal die Wertschätzung für deine Arbeit und Bereitschaft selbst finden. Wenn du das erst einmal richtig siehst, dann wird es für dich auch kein Problem sein, anderen zu vermitteln, dass du eine bestimmte Ernsthaftigkeit und Zuverlässigkeit von ihnen erwartest. Wenn sie das nicht so sehen und nicht akzeptieren können, dann wird eben nichts aus einer Zusammenarbeit.
Ich kenne das Problem auch aus dem Hobby-Fotobereich: Hey, du hast doch eine professionelle Kamera. Kannst du nicht unsere Hochzeit fotografieren? (Natürlich gratis...) Der ganze Aufwand, der in der Vor- und Nachbereitung steckt, wird nicht gesehen und nicht immer anerkannt. Bilder bearbeiten? Nein, gib uns einfach die Bilder so wie sie sind...
Auch da muss man erklären, was das für einen bedeutet, dass man es zwar gerne macht, man aber seine persönliche Zeit investiert hat, um die ganzen Kniffe zu lernen, dass man auch Arbeit mit so einem "Auftrag" haben wird. Nicht jeder wird das einsehen wollen, aber da sind wir wieder bei dem ersten Punkt: du musst dir darüber klar werden, wie wertvoll dir deine Zeit und deine Nerven sind. Anders wird das schwer werden...
 
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Einfach ein Gewerbe anmelden, und die ortsüblichen Preise für Studio aufrufen. Dann werden die Leute automatisch ernsthafter, wenns ernsthaftes Geld kostet.
Ansonsten zur Bewahrung der eigenen seelischen Gesundheit ganz rigoros nur das machen, was dir Spaß macht.
Als ich noch was nebenbei gemacht hab, gabs auch Kunden, die am Stundenlohn feilschen wollten. Hab dann einfach gesagt, daß ich ihnen gerne ein Angebot von meinen Chefs organisiere, und bin gegangen...:D
 
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Dann werden die Leute automatisch ernsthafter, wenns ernsthaftes Geld kostet.

Nee, im ersten Schritt werden es dann erstmal (deutlich) weniger.

Ansonsten ist das im Startpost beschriebene Szenario ganz normal im Hobbybereich und auch im Amateur-Sektor nicht selten. Sei froh, dass Du kein Geld damit verdienen musst und mach was dir Spaß macht.
 
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Seh ich ähnlich. Man kann auch den aufgerufenen Preis, was immer das jetzt ist, aber nicht immer nur Geld, ja so staffeln dass man umso mehr verlangt, je weniger man selbst an der Arbeit interesse hat. Der Rapper im obigen Posting will wohl eine günstige Möglichkeit nutzen um die Stimmen aufzunehmen, denn die neuen Lieblingsproduzenten wollen sicherlich was dafür. Wenn er nun in irgend einer Form etwas von sich abgeben muss, dann wird man schnell sehen worum es wirklich geht.
Umgekehrt kann man ja an interessanten Projekten mit Freunden sicher ganzanders heran gehen. Und dann macht es wieder mehr Spaß, was ja auch ein Gewinn ist.
 
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Hallo Fabian
Auf der anderen Seite kommt ein Rapper, mit dem ich eine EP fertig gestellt habe jetzt immer mit Instrumentals von anderen Produzenten und möchte mich nur für das reine Aufnehmen gewinnen.
Ich habe angesprochen, dass diese „trockene Arbeit“ mich selbst vom Produzieren abhält und angeregt, dass die anderen Produzenten sich ja auch ein MIC aufstellen könnten.
Dafür bekam ich aber kein Verständnis, sondern eher noch Kritik an meiner Arbeitsmoral.

wenn du das (unbezahlt) in deiner Freizeit machst, solltest du vorallem das machen was dir Spass macht.
Hast du den Ambitionen das ganze Rad noch weiterzudrehen und immer mehr und mehr daraus zu machen (eigenes Gewerbe?), ein Kunde, der immer zu dir kommen möchte (aus welchem Grund auch immer) ist eigentlich ein gern gesehener Kunde.
Angenohmen, der Rapper wäre mit seinen Tracks auf einmal erfolgreich und in den Credits stehst du als Vokalproduzent, und dann wollen auf einmal viele Leute mit dir arbeiten weil du die Vocals wohl ganz gut hinbekommen hast?
 
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Der Rapper im obigen Posting will wohl eine günstige Möglichkeit nutzen um die Stimmen aufzunehmen, denn die neuen Lieblingsproduzenten wollen sicherlich was dafür.

Ich würde zu 98% davon ausgehen, dass der Rapper die "Produzenten" gar nicht persönlich kennt. Er wird sich irgendwelche Free-Beats geschnappt haben, die seinen Vorstellungen entsprechen. Vorstellungen, die der TE vielleicht gar nicht erfüllen will oder kann.
 
Naja, also ich weiß nicht. Du hast es mit Kunstschaffenden vielleicht sogar KünsterInnen zu tun. Da ist es doch vollkommen normal: Chaos, Verpeiltheit, Defokussierung, Desorganisation, desolates Abspracheverhalten, Gedankengänge ausserhalb von Raum und Zeit, schwaches Ich ...
Ich mache das erfolgreich seit Jahren, Absprachen nur als grobe Orientierung betrachten.
Du kannst Dir doch umgekehrt genau die selbe Freiheit nehmen: Termine "vergessen", mit 2,5 Promille die Recording-Session starten ( "Drunken-Hands-Challenge" :great: ), einfach kurzfristig absagen weil kein "Bock auf den Shice" usw. usf.
It's Rock'n Roll :m_git1:
Merke: Das eigene Maß an Selbstorganisation sollte niemals höher sein, als das des Gegenübers - sonst weint bald eineR.
Und wenn es jemand ernst meint, ist sie/er auch punktnüchtern, vorbereitet und -im Rahmen der gesellschaftlichen Konventionen- zur rechten Zeit am rechten Ort.
 
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Meine Erfahrung ist, dass wenn man Musiker für etwas bezahlen lässt, automatisch die Motivation und Arbeitsmoral steigt. Ich sehe das einfach als Versicherung gegen no-shows. Das triggert bei den Musikern automatisch ein "oh, da habe ich jetzt Geld dafür gezahlt, insofern ist das mehr wert und nicht nur ein Spass-Projekt". Das müssen gar nicht mal "ortsübliche" Beträge sein - wobei, wenn du gut bist, kannst du das natürlich trotzdem verlangen und damit das nächste Mic finanzieren. :D Bei mir haben im Freundeskreis Beträge im niedrigen zweistelligen Euro-Bereich sehr gut funktioniert. Wem seine Musik das nicht wert ist, mit dem arbeitet man auch erfahrungsgemäß besser nicht. Für größere Projekte darf es dann auch etwas mehr sein, aber arm ist bei mir noch keine Musiker geworden.
Für Leute, mit denen ich schon öfters zusammengearbeitet habe, und bei denen ich weis, dass sie zuverlässig sind, fange ich da auch einfach gar nicht an.

Projekte, auf die du keinen Bock hast, solltest du in deiner Freizeit prinzipiell nicht anfassen. Ich würde mich an deiner Stelle mit dem besagten Künstler einfach mal zusammen setzen und die Rahmenbedingungen abstecken. Erzähle ihm, warum du gerne mit ihm zusammenarbeiten willst, was bis her gut funktioniert und wo du euch in Zukunft siehst. Lass ihn aber auch erklären, was ihn an der Zusammenarbeit begeistert. Ich bin mir sicher, dass man da einen guten Mittelweg finden kann. Eventuell sieht er dich mehr in der Rolle eines Tontechnikers/Recodring Engineers, (vermutlich, weil du da gute Leistungen erbracht hast) und weniger in der Rolle eines Produzenten. Vielleicht gefallen ihm die Instrumentals von anderen Produzenten auch einfach besser (ist ja alles subjektiv). Dann gilt es, herauszufinden, was genau er daran gut findet und auch was er daran nicht so mag und entsprechend gemeinsam ein Instrumental zu erschaffen, das euch beiden taugt.

So Far...
Laguna
 
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Vielen Dank für die vielen Antworten
Musiker-Board ist immer noch super.
Ich denke den eigenen Anspruch auszuformulieren ist erstmal ein wichtiger Schritt.
Und dann: Positives Denken!
Es soll ja eine inspirierende Arbeit sein und Spaß machen.
 
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Naja, also ich weiß nicht. Du hast es mit Kunstschaffenden vielleicht sogar KünsterInnen zu tun. Da ist es doch vollkommen normal: Chaos, Verpeiltheit, Defokussierung, Desorganisation, desolates Abspracheverhalten, Gedankengänge ausserhalb von Raum und Zeit, schwaches Ich ...
Ich mache das erfolgreich seit Jahren, Absprachen nur als grobe Orientierung betrachten.
Du kannst Dir doch umgekehrt genau die selbe Freiheit nehmen: Termine "vergessen", mit 2,5 Promille die Recording-Session starten ( "Drunken-Hands-Challenge" :great: ), einfach kurzfristig absagen weil kein "Bock auf den Shice" usw. usf.
It's Rock'n Roll :m_git1:h
Merke: Das eigene Maß an Selbstorganisation sollte niemals höher sein, als das des Gegenübers - sonst weint bald eineR.
Und wenn es jemand ernst meint, ist sie/er auch punktnüchtern, vorbereitet und -im Rahmen der gesellschaftlichen Konventionen- zur rechten Zeit am rechten Ort.

Da stimme ich zu 100% zu. (auch wenn ich nicht weiß wieviel Ironie dort verpackt ist)
Ich bin im Laufe der Zeit auch dazu übergangen, dass ich Sessions mal absage wenn ich kein Lust habe, 2-3 Stunden später komme wenn es zu stressig wird, Leute auf Songs auch mal paar Tage länger warten zu lassen, wenn es keine Deadlines gibt und ich kein Bock hab mich dranzusetzen etc...

Ich hab mich früher immer um absolute Zuverlässigkeit bemüht... immer... damit steht man dann halt aber meistens allein da, ist genervt und darf auf alle und alles warten. Meine ganzen Mitmusizierenden haben mir die "deutschen Tugenden" bestens abtrainiert.
Hauptsache man kann sich dann noch fokussieren, wenn es zeitlich wirklich wichtig ist und keinen Spielraum gibt.
 
Zuletzt bearbeitet:
dass ich Sessions mal absage wenn ich kein Lust habe, 2-3 Stunden später komme wenn es zu stressig wird,
ich kann Dich verstehen. aber sowas ist für mich selber ein "no-go". Ich bin da zwar genauso "geplagt" wie andere hier, aber wenn man nicht selber mit gutem Beispiel voran geht, darf man ja auch nicht motzen.
Musiker-Board ist immer noch super.
im Prinzip die Konstante, die mein langes Musiker und Techniker Dasein begleitet.
 
ich kann Dich verstehen. aber sowas ist für mich selber ein "no-go". Ich bin da zwar genauso "geplagt" wie andere hier, aber wenn man nicht selber mit gutem Beispiel voran geht, darf man ja auch nicht motzen.

Nicht dass da jetzt ein völlig falscher Eindruck entsteht: das kommt selten vor und wenn ich Absage oder mich deutlich verspäte, dann sag ich auch bescheid.... ich würde nie irgendjemanden uninformiert stundenlang warten lassen oder einfach gar nicht auftauchen.

Ich bin unterm Strich immernoch der Zuverlässigste in meinem musikalischen Umfeld... nur eben nicht mehr so verbissen und ohne schlechtes gewissen wenn ich grad ma kein Bock hab.

edit: ich motze aber auch bei anderen nicht. Man gewöhnt sich dran.
 
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ich motze aber auch bei anderen nicht.
ich schon :great:
das ist ja das beste daran, wenn es dann heißt: "Ja der hat ja recht!" -auch von dem "Angemotzten" :D
mer send abr au Schwoba - da isch des so.:evil:
am beschda d´hoggsch uffm dregger un motsch von do ra:opa:
 
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