Review TOOl in Oberhausen

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Slashjuenger
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Hallo,
ja, ich war da. Ich hab mir gestern 500 KM Fahrt insgesamt abgetan und bin unter besten LKW - Fahrer -Bedingungen um ca. halb 4 nachts heimgekommen. Allerdings kann ich euch sagen: ES HAT SICH MEHR ALS GELOHNT!!!
Angefangen hat der Abend mit einer Band namens MASTODON. Die fand ich persönlich eigentlich nicht schlecht, wengleich sie ungleich Lauter als der eigentliche Hauptact gespielt haben. Ich kannte bis Dato von denen noch nichts, die Musik erinnerte mich aber stark an eine Mischung aus älteren TOOl - Sachen und In Flames. Gerade wegen dem Gesang und den Schrammelorgien sowie den absolut Trashmetal - schwangeren Soloeinlagen assozierte ich letztere der beiden o.g. Bands. Ich bin zwar weder In Flames - noch Mastodonexperte und ich bitte darum, alle meine Aussagen zu korrigieren, wenn etwas ganz Abgehobenes dabei sein sollte, aber das war so meine Auffassung ;)
Wie gesagt, ich fand sie nicht schlecht. Sie hatten anscheinend einmal technische Probleme (einem der Gitarristen ist kurz der Amp ausgefallen, obs an der PA oder am Amp selbst lag, konnte ich bei der Lautstärke leider nicht sagen) und waren wie gesagt viel zu laut. Aber die Musik konnte mich (bis auf die Growlparts) schon berühren. Da empfand ich es schon als etwas unfair, als einige in der Audience laut applaudierten, als nach dem Mastodonprogramm deren Transparent im Hintergrund abgehangen wurde.
Nun aber zum Hauptact und noch vorweg gerade etwas zum Setup in der Halle: die Beschallung bestand aus einem 2reihigen, ca. 4 Meter hohen LineArray, welches vertikal im 60° Winkel angebracht war. Dadurch ergab sich eine erstklassige und gestochen scharfe Wiedergabe des Sounds...

So, jetzt aber wirklich...

Ein TOOl - Konzert ist im Prinzip wie ein riesiger Drogentrip: bunt, laut, zum Teil schrill und belustigend. Wenn man sich allein das Aufgebot der Videowände betrachtet, sollte man sich schon den ein oder anderen erfürchtigen Seufzer entweichen lassen; denn so eine Lichtshow stellt so zeimlich jede Band in den Schatten die ich bisher erleben durfte, selbst Rush, die ja live ebenfalls über ein geradezu geniales Lichspektakel verfügen.
Auf den Videowänden liefen während des Konzerts impulssensitive Visualizations, die höchstwahrscheinlich wieder aus der Feder von Adam Jones himself stammen. Darunter war sogar eine Neubearbeitung des Videos von "Aenema" (auf dass ich im späteren Verlauf noch kommen werde...)
Das Konzert begann mit einem langen Basston, der erstmal den Staub aus den Klamotten bließ. Nach etwa 3 langen Minuten dieses einzelnen Tons bildete "Stinkfist" den Anfang des Programms. Es wurde mit leicht abgeänderter Form im Mittelteil wiedergegeben, die dem Song einerseits zu mehr Länge, andererseits aber auch zu mehr Atmosphäre verhalf.
Im Anschluss folgte "Forty Six and 2", nach einem kurzen Kommentar von Maynard ("Let's get this party started...") setzten sie zu meinem heigeliebten "Jambi" und damit zu einer wahren Schrammelorgie an. Hierbei kam allerdings ein kleines Manko zum Vorschein: Sämtliche Songs wurden mit längeren Taktschlägen gespielt als auf den Alben. Dem Großteil des Programms diente das ganze natürlich als Spannungsaufbau, allerdings fehlt es da solchen Hammerstücken wie dem gerade angesprochenen "Jambi" etwas an Spannung und Tightness. Aber das war eher eine Ausnahmeerscheinung.
Gefolgt wurde "Jambi" von einem wahren Oldie, dem "Swamp Song", welcher mir um eine weiteres Mal die Wut eines Paul D'Amour (der ja 1995 aus dem Bandgefüge ausschied und dem wirklich genialen Justin Chancellor Platz machte) vor Augen führte und damit den sehr hohen Einfluss des/der Bassisten in dieser Band nochmal unterstrich. Ehrlich Leute, so bin ich bei diesem Song noch nie abgegangen :D
Dafür dann der umso psychedelischere Kontrast mit "Schism", einem Song, der soviel beruhigende Energie enthält und doch so düster und brachial ist... allein das Bassintro brachte einem schon Schauer über den Rücken.
Nach diesem Song eine laute Rückkopplung in der Gitarre... Rückkopplung? Nein, es handelte sich im "Lost Keys", welches wie auf dem Album den Auftakt zu einem der wohl besten TOOl - Songs ever machte, nämlich "Rosetta Stoned". Leider litt auch dieses Lied stark an den heruntergedrehten Taktschlägen. Dies war aber eigentlich nicht weiter schlimm, denn durch die Verkettung dieses Prologs mit dem eigentlichen Hauptsong hatte man dieses "Erst-Sturm-im-Wasserglas,-dann-Orkan" - Gefühl und das kam mehr als zufriedenstellend rüber.
Und dann sofort im Anschluss noch so ein Ding: "Lateralus", welches gerade in seinem Schlusspart ("Spiral out") die Energie der Massen innerlich zum Toben (nicht zum Pogen) brachte, das hat man ganz deutlich gespürt.
An dieser Stelle eine kleine Pause in Form von "Cesaro Summability": hierzu drehten sich drei runde Lichtgerüste, die mit Strahlern bewehrt waren, frontal zum Publikum, sodass sie 3 Augen darstellten. Sehr lustig: die Band rückte auf der Mitte der Bühne ohne Instrumente zusammen und Justin zündete sein Feuerzeug an, mit dem Resultat, dass es ihm viele andere in der Audience gleichtaten (teils auch mit Handylichtern :p). So lag ca. 4 Minuten lang eine Spannung in der Luft, die man hätte anfassen können.
Hiernach stellte sich Maynard ans Keyboard und begann ganz leise einen kurzen dumpfen Basston zu spielen. Nach ca. 3 dieser Schläge wusste jeder, worum es ging und das war mein absoluter Favourite dieses Abends. So setzten sie ganz klammheimlich an, "Wings for Marie 1&2" zu spielen. Ganz ehrlich, bei diesen beiden Songs blieb kein Auge trocken und die vorhin verursachte Spannung wurde nur noch gesteigert, bis sie mit einem lauten Knall in den verzerrten und rockigen Parts auf ein lineares und Anhaltendes Niveau kam und es bis zu den letzten Noten ("It's time for you to bring me home") niemand wagte, auch nur einen Mucks von sich zu geben.
Dazu kam eine Lasershow, wie sie passender hätte nicht sein können.
Diesem atmosphärischen Meisterwerk folgte "Vicarious", der die ganze aufgestaute Spannung und Gänsehaut in reine Energie umsetzte. UND DAS HAT GUTGETAN... :D
Der letzte Song: "Aenema" und vorher noch die Bemerkung von Maynard, dass man sich evtl. nächsten Sommer wiedersehen würde... DAS LÄSST HOFFEN!!!
"Aenema" war der brachiale, aber auch versöhnliche Abschied von der Band und dem Konzert an sich und passte wie die Faust aufs Auge. Ein gigantisches, wenn auch eher durchwachsen besuchtes Konzert (leider war die Halle nicht voll).

Mein Fazit: Wer TOOl nicht kennt, sollte sich möglichst schnell mit ihnen auseinandersetzen und dafür sorgen, in den Genuss einer Liveshow zu kommen. Also diese 40 Euro wars auf jeden Fall wert.

Noch ein paar Kuriositäten am Rande:
- Maynard hatte das ganze Konzert lang eine Gasmaske auf, in die er ein Mikrophon gestopft hatte (LOOOOOOOL :D)
- Hinter mir stand ein ca. 160kg schwerer Altmetaler, der einerseits total dicht war, andererseits bei jedem Song headbangen oder crowdsurfen wollte und ständig Leute gesucht hat, die mitmachen (Hat nur leider keinen gefunden)
- Auf keinem meiner bisherigen Konzerte wurde SO VIEL Gras geraucht, wie hier!!!
- Noch eine Reihe hinter mir standen 3 zugesoffene Krawallmacher, die bis zu "Wings for Marie" in jede atmosphärische Pause reingebrüllt, reinkommentiert und gepfiffen hatten. Bis ich dann mal ein lautes Platschen gehört habe, da muss sich wohl entweder einer von denen was eingefangen haben oder er war so dicht, dass er nicht mehr stehen konnte. Auf jeden Fall war es dann ziemlich ruhig hinter mir ;)
- Bis auf ein paar Ausnahmeerscheinungen wirklich KEIN Headbanging oder Moshpit. Ich hatte von einigen Kleingeistern, die ich vor der Halle gesehen hatte, schlimmeres erwartet.
- Maynard bat bei "Wings" die gesamte Audience, das Fotografieren mit Blitzlicht einzustellen. Ich vermute mal, dass es die Musiker in diesem Moment in ihrer Konzentration und die Atmosphäre gestört hat.

Ich hoffe mal, ich konnte euch allen, das Konzert etwas näher bringen.

PS: Wenn es was an der Playlist zu korrigieren gibt von Leuten, die ebenfalls da waren, bitte melden. Ich hatte bei keiner anderen Band solche Schwierigkeiten mir das Lineup zu merken...
 
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hallo,

ich sehe grad, dass es eine Sparte "Veranstaltungen" gibt. Wenn ihr Mods wollt, könnt ihr den Thread auch da rein verschieben. :great:
 
Das ganze hätte auch gut in den TOOL-Thread gepasst.

Hört sich wirklich klasse an, ich freu mich schon wahnsinnig auf nächste Woche Dienstag, da bin ich in Mannheim auf der ihrem Konzert :)
Nur noch eine Frage: Gegen wieviel Uhr war Schluss?
 
So gegen 11. Sie haben volle zwei Stunden gespielt. Länger hätte es aber auch nicht sein dürfen, auch wenn es absolut keinen schlechten Song dieser Band gibt. Ich habe nur etwas "The Grudge", "Reflection", "Triad" und ganz besonders "Pushit" vermisst. Gerade das letzte wäre garantiert voll eingeschlagen.

Was mich besonders fasziniert hat, war die nahezu originalgetreue Wiedergabe des Studiosounds. Das ist ein normalerweise großes Manko, unter dem viele Bands leiden. Aber hier war der Klang wirklich 1A. Außerdem war die Lautstärke sehr gut zu ertragen. Ich habe etwa 10 Meter von der Bühne weggestanden. Bei Mastodon war das viel schlimmer.

btw: endlich fängt mal einer ein Gespräch an. Und danke fürs Werten. Ich dachte, dass die Mods das ganze noch verschieben würden. Aber ist wohl nicht... :confused: :confused: :confused:
 
heey, sehr gelungenes review an dieser stelle!
ich war auch dort und kann nur sagen, dass es absolut gigantisch war. sound geil, atmosphäre geil, songs geil etc.
ehrlich, sowas hab ich noch nie erlebt. hammer!
zur setlist;
ich meine, dass sie erst wings for marie (pt.1+2) und dann lateralus gespielt haben. swamp song kam glaub ich auch erst nach schism.najaa :) ..
wenn sie nächsten sommer wirklich wieder im lande sein sollten, kann ich nur jedem an's herz legen, diese band einmal live zu erleben.
der reine wahnsinn^^
 
Danke an alle, die gewertet haben!!!
zur setlist;
ich meine, dass sie erst wings for marie (pt.1+2) und dann lateralus gespielt haben. swamp song kam glaub ich auch erst nach schism

Kann sein, weiß ich aber ehrlich gesagt nicht mehr genau, wusst ich aber auch schon 5 Minuten nach dem Konzi nicht mehr :D
Es war einfach zu schwer, bei der Spieldauer der Songs etwas zu behalten außer dem Anfang und dem Ende...
 
Es war einfach zu schwer, bei der Spieldauer der Songs etwas zu behalten außer dem Anfang und dem Ende...

das lag bestimmt auch ein "wenig" an der großartigen show, die einen einfach nur umgehauen hat ;) :D
 
Da möchte ich dir voll und ganz zustimmen... :great: :great: :great:
 
ein kleines Dankeschön an dieser Stelle für ein ziemlich gelungenen review dieser umwerfenden show!!
Man kann da nicht mehr viel hinzufügen.
Ich bin froh, Sitzplätze im Block 104 gehabt zu haben, denn die nennen wir es mal OPTISCHE FASZINATION konnte so am meisten beeindrucken. Lieber noch hätte ich vielleicht Plätze gehabt genau gegenüber von der Bühne, um die Symmetrie der Effekte wirken zu lassen.
Für mich spielen die Jungs von TOOL spätestens seit letztem Sonntag im Hinblick auf Perfektion und musikalisches "Können" in derselben Liga wie Gabriel und King Crimson.
Im Vorfeld hatte ich das erste Konzert dieses Jahres in der Phillipshalle in D´dorf gesehen und will meinen, dass wenngleich die show an sich gut gewesen ist, der magere sound im letzten Sommer womöglich an der überholten Raumakkustik der P´halle gelegen haben muss. Ich hatte natürlich auch da Elephantenpickel den Arm rauf bis in die Zehen, aber der Klang war da superbratzig und wirkte sehr übersteuert. Nun ja, der Sonntag hat belegt, dass es an der band nicht gelegen hat.
Nach den filigranen Rhytmusstörungen, bei denen man sich fragt, wieviel Taktgehirne der drummer wohl haben muss, nachdem er im Refrain alle wieder zu einem zusammenführt hab ich mich schon fast gar nicht mehr an´s Schlagzeug getraut, doch übt sich, wer auch mal ein kleiner Meister werden möchte.

Ich hoffe, dass Maynard James Keenan Wort hält und wir im nächsten Jahr vielleicht wirklich wieder staunen können...!
 

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