E-Gitarre Soli: Was muss man auf dem Hals "sehen"?

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kai-vd
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Hallo,

ich spiele Klavier und Gitarre. Beim klampfen bisher nur Akkorde, Picking usw. Nun möchte ich lernen Soli zu spielen. Dazu sind ja gewisse Techniken nötig, die man lernen und trainieren kann.

Aber was mir am schwierigsten vorkommt ist, immer die richtigen Töne zu treffen. Beim Klavier finde ich es relativ einfach, da auf der Tastatur sofort zu sehen ist, um welchen Ton es sich handelt. Bei der Klampfe ist das doch ungleich schwerer!?!

Was "sehen" (Solo)-Gitarristen, wenn sie beim Spielen auf den Hals gucken? Muss man die Tonbezeichnung aller (ca. 144) greifbaren Töne auswendig lernen? Oder sieht man nur die Scales der jeweiligen Tonart? Lernt man die Scales auswendig? Und dann gibt's ja auch noch verschiedene für jede Tonart?!? Und wenn ich zu einem Stück ein Solo improvisiere, wechseln ja auch die Tonarten. Da komme ich doch vor lauter denken, in welcher Tonart bin ich gerade, welche Töne darf ich anschlagen, gar nicht zum spielen. In der Zeit hat die Tonart ja schon wieder gewechselt.

Vielleicht könnt ihr mir da ein bisschen auf die Sprünge helfen. Und gibt es für meinen Fall zugeschnitte Lehrbuch Empfehlungen? Oder sollte ich Unterricht nehmen (Hamburg)?

Noch was: Ich spiele bisher ohne Plektrum und möchte es auch so beibehalten. Spricht etwas dagegen? Manchmal kann ich mich allerdings nicht entscheiden: Fingernagel oder Fingerkuppe? Meistens nehme ich die Fingerkuppe, ist das OK?

Viele Grüße

Kai
 
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Hallo und willkommen im Forum!

Tja, das is ne gute Frage die du da stellst.
Ich würde als Antwort mal "Routine" nennen. Durch das häufige verwenden von Skalen bzw. durch das Verwenden der Töne einer Tonart, ist es mit der Zeit wirklich Routine die hinzukommt. Das soll nicht heißen, dass es immer das gleiche ist, was gespielt wird. Es sind zwar immer die gleichen Töne, jedoch kommen ja immer bestimmte "Gefühle", bestimmte Momente hinzu, die bestimmen wie genau du jetzt einen Ton spielst/wie du ihn "betonst".
Wenn ich improvisiere, na ja, dann sehe ic vor mir die Töne vllt auch das Pattern/"Scale" indem ich mich gerade befinde.
Irgendwie hör ich aber schon bevor ich den Ton gespielt habe, welcher da als nächstes kommt/kommen kann.
Wie gesagt: Ein Stück weit ist es Routine die da auch was mit zu tun hat. Umso öfter du spielst, weist du was passt und was nicht. Man macht sich während dem spielen keine 1000 Gedanken was man als nächstes spielt und was nicht; man weis es meistens schon bevor man es gemacht hat!

Unterricht nehmen ist bestimmt sinnvoll, aber es liegt auch an dir! Ich für meine Teil habe mir alles selber beigebracht; beides hat Vor-und Nachteile.

Zu der Plektrum-Frage:
Erlaubt ist, was gefällt. Jedoch ist es sicherlich Geschwindigkeits und Tonfördernd wenn du auch mit Plektrum spielen würdest; wenn du nicht nur Klassische Gitarre spielst!
Das soll aber nicht heißen, dass man ohne Plektrum keinen guten Sound hinbekommt (guck dir "Mark Knopfler" von den "Dire Straits" an). Mach's einfach wies die gefällt, es wird dich keiner zum Plektrum-Gebrauch zwingen!
 
Ein Soli ist nur ein Teil eines Songs. Indem die Gitarre alleine, also Solo spielt. Du brauchst dafür genau wie bei allen anderen Teilen eines Songs Spieltechniken (Slides, Bendings, Vibrato, Hammer On, Pull Off, Sweeping, Palm Mute, Dead Notes usw....). Mehr kann man dazu eigentlich nicht sagen, da ein Solo vieles sein kein. Eine wiedererkennbare schöne Melodie die etwas lauter zu hören ist als das normale spielen der Gitarre.

Es gibt die Pentatonik (penta = griechiesch: fünf) und Blues Skalen zum Improviesieren oder auch zum Solobau. Die Bluesskalen gibt es in verschiedenen Tonarten. Die Pentatonik hat verschiedene Muster (Patterns) die Du kombinieren kannst.

Es ist kein Problem weiter mit den Fingern zu spielen, das habe ich übrigens auch so getan als ich angefangen habe zu spielen. Das erste Jahr mit Fingern gespielt und dann erst mit Plektrum angefangen. Wenn ich mit Fingern spiele dann nutze ich die Fingerkuppen. Das kann eigentlich jeder machen wie er mag und was am besten für einen ist. Es hat schon seine kleinen Vorteile mit Plektrum zu spielen. Schnellere Geschwindigkeit und man ist wesentlich flexibler mit Pic. Wenn man zum beispiel Hybrid Picking (zupfen mit Daumen und Pic) spielen möchte, braucht man ein Plektrum zum Spielen, so hat man auch mehr Soundmöglichkeiten.


:)
 
kai-vd schrieb:
Was "sehen" (Solo)-Gitarristen, wenn sie beim Spielen auf den Hals gucken? Muss man die Tonbezeichnung aller (ca. 144) greifbaren Töne auswendig lernen? Oder sieht man nur die Scales der jeweiligen Tonart? Lernt man die Scales auswendig? Und dann gibt's ja auch noch verschiedene für jede Tonart?!? Und wenn ich zu einem Stück ein Solo improvisiere, wechseln ja auch die Tonarten. Da komme ich doch vor lauter denken, in welcher Tonart bin ich gerade, welche Töne darf ich anschlagen, gar nicht zum spielen. In der Zeit hat die Tonart ja schon wieder gewechselt.

Das ist eigentlich gaanz einfach:
minor_rt5.gif

Das ist alles, was du für den Anfang auswendig lernen musst. Es gibt noch mehr von diesen Mustern für verschiedene Lagen und Fingersätze, aber das ist meines Erachtens das einfachste, weil für jeden Bund genau ein Finger zuständig ist.

Dieses Muster platzierst du nun so auf dem Griffbrett, dass für Moll der blaue Punkt dein Grunton ist. Du kannst damit jede* Tonart spielen, du musst es nur entsprechend auf dem Griffbrett verschieben. Wenn du um die Paralleltonarten weißt, solltest du auch mit Dur, Dorisch, Phrygisch usw. kein Problem haben. Da ist ja nur der Grundton ein anderer.

Eigentlich wechseln Tonarten innerhalb eines Liedes nur selten**, du meinst vielleicht Akkordwechsel. Dann musst du nicht mal verschieben, also auch nicht groß nachdenken.

EDIT:
* gilt natürlich nur für die diatonischen Leitern wie Dur und Moll sowie alle Modes.
** passiert eigentlich sogar öfter als man denkt, je nachdem was für Musik man hört.
 
Servus,

ich kann Dir nur sagen, was mir dabei hilft, Soli auf der Klampf' zu spielen. Das Griffbrett ist ja in Bünde unterteilt und die einzelnen Bünde sind ja durch kleine "Stäbchen" von einander abgetrennt. Die könnten Dir dabei helfen, Dich zu orientieren.
manche Gitarre haben auf dem Griffbrett "Punkte" über dem 3., 5., 7., 9., Bund und über dem 12. Bund 2 "Punkte".
(ich weiß, dass das jetzt sehr laienhaft klingt und dass ich die Fachbegriffe nach 5 jahren E.-Gitarre endlich mal wissen sollte...:D )
Ansonsten kommt das mit der Routine, sich auf der Gitarre gescheit zu orientieren.
(zumindest war das bei mir so..;) )

MFG
 
@kai-vd: Alle Positionen auf dem Griffbrett und die zugehörigen Töne musst du nicht auswendig lernen. Wenn du verschiedene Skalen in verschiedenen Lagen übst, kriegst du irgendwann ein Automatismus, ein Gefühl dafür, wo welcher Ton liegt. Du musst dann nicht mehr an Skalen oder "wo pack ich welchen Finger hin" denken, das funktioniert dann irgendwann ohne nachdenken.
Auch wenn der Spruch ausgeleiert ist: es ist, wie so oft, eine Frage der Übung, Übung, Übung. :)

Zu der Pick versus Finger-Frage:
ich habe 10 Jahre lang nur mit Fingern gespielt. Seit einigen Jahren mit Plek. Wende die Techniken immer noch beide an, da man mMn mehr Variationsmöglichkeiten hat im Spiel.
Hier meine persönlichen "Einsatzgebiete" ;):
Plek:
-schnelles Single-Line Melodiespiel
-hart angeschlagene Akkorde
Finger:
-Saschen, die weicher+runder klingen sollen
-Arpeggios/ Akkordzerlegungen (zb. in Klassik /Balladen)
-Sachen wie Scar Tissue von RHCP - sprich Kombination von Basstönen und Melodietönen
-Chord melody sachen

Gruß Jona
 
Vielen Dank für die ausführlichen und wertvollen Antworten! Damit habt ihr mir sehr weitergeholfen.

Zum manuellen:

Meine bisher vernachlässigten 3. und vor allem 4. Finger, die bei den Scales für die oberen Töne einer Saite zuständig sind, können sich allerdings noch nicht vorstellen, jemals soviel Kraft zu entwickeln, dass sie das Saiten-ziehen und Vibrato so bewerkstelligen können, wie es z. B. der 2. Finger kann - aber das ist wohl eine Frage des Trainings...(?)

Oder pfeift man bei solchen Vorhaben auf den Fingersatz und nimmt den stärksten?
 
Meine bisher vernachlässigten 3. und vor allem 4. Finger, die bei den Scales für die oberen Töne einer Saite zuständig sind, können sich allerdings noch nicht vorstellen, jemals soviel Kraft zu entwickeln, dass sie das Saiten-ziehen und Vibrato so bewerkstelligen können, wie es z. B. der 2. Finger kann - aber das ist wohl eine Frage des Trainings...(?)

Oder pfeift man bei solchen Vorhaben auf den Fingersatz und nimmt den stärksten?
Das der 4te Fingerzu schwach ist um Bedings zu machen ist eigentlich normal. Aber Nummer 3 sollte das schon können.
Normalerweise setzt man sowieso Finger 1 und 2 noch mit auf die zu ziehende Saite auf, um Nummer 3 zu unterstützen.
 
Aber was mir am schwierigsten vorkommt ist, immer die richtigen Töne zu treffen. Beim Klavier finde ich es relativ einfach, da auf der Tastatur sofort zu sehen ist, um welchen Ton es sich handelt. Bei der Klampfe ist das doch ungleich schwerer!?!
Und dann gibt's ja auch noch verschiedene für jede Tonart?!? Und wenn ich zu einem Stück ein Solo improvisiere, wechseln ja auch die Tonarten. Da komme ich doch vor lauter denken, in welcher Tonart bin ich gerade, welche Töne darf ich anschlagen, gar nicht zum spielen. In der Zeit hat die Tonart ja schon wieder gewechselt.

Korrigiert mich wenn ich falsch liege, aber die Tonartenwechsel kommen meist nur in Jazz oder Progrock / Progmetalstücken vor ... in denen spielen die Gitarreros auch meist die jeweilige Scale über nem Akkord ...
Aber wenn du mit normaler, "einfacher" Rockmusik anfängst kannst du auch die Scale von der Grundtonart benutzen...
 
Korrigiert mich wenn ich falsch liege, aber die Tonartenwechsel kommen meist nur in Jazz oder Progrock / Progmetalstücken vor ... in denen spielen die Gitarreros auch meist die jeweilige Scale über nem Akkord ...
Aber wenn du mit normaler, "einfacher" Rockmusik anfängst kannst du auch die Scale von der Grundtonart benutzen...


Och Tonartwechsel kommen durchaus auch in Rocksongs vor, alleine schon um das Solo komplett abzuheben, aber Bsp. habe ich gerade nicht...

Ich denke was gut ist, ist Figuren zu lernen, also Bilder die man sich anfangs einprägt:

Die 5 Positionen der Pentatonik
Versch. (oder alle) Position von Dur/(Harm.)Moll


Wichtig ist, dass wenn du weißt welche Tonart im Song vorhanden ist, dass du dir auch schlicht im Spielen erschließen kannst wo welche Töne sind, denn das ist nicht nur für die Techniken entscheidend sondern vor allem für das was du spielst...

So kannst du HammerOn Pull Off Läufe einbauen weil du weißt dass du dich gerade über nem G5 befindest, der Song steht in E-Moll (ganz profanes Bsp.) und du kannst die ganze Zeit auf der offenen G- Saite rumhammern (nat. die Töne der Tonart):

G-0--2-0-4-0-5-0-4-0-5-0-7-0-5-0-9-0-7-0-11-0-12

Das ist ein bisschen profan das Beispiel, soll aber erklären dass du schlicht und einfach die Muster des Griffbretts ausnutzen musst!


Auf dem Hals sehen musst du eigentlich gar nichts... Gut ist wenn du lernst ohne aufn Hals wirklich zu schauen zu spielen... Lerne die versch. Scalen, die Verläufe der Scalen auf versch. Positionen und z.b. über 1 oder 2 Saiten etc...



Wenn du einigermaßen mit Skalen etc. vertraut bist, würde ich direkt anfangen Arpeggien zu lernen, hol dir ein Buch mit Arpeggien drin und hau dir das Zeug rein. Alleine diese Figuren zu lernen bringt dich sehr weit, nun, dafür ist der Frustrationsgrad auch recht hoch.
 

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