Die Musikertipps beim "Popinformationszentrum" ... lol

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DJ Nameless
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Hi,

ich bin vor einiger Zeit zufällig beim Surfen auf die Seite des "Popinformationszentrums" www.allmusic.de gekommen. Da findet man ja links die Rubrik "Musikertipps" - die haben es allerdings in sich. Ich finde, der/die Autor(en) sehen das sehr einseitig.

Schon das erste Interview "Seid ihr gut drauf?"(/url] lässt mir die Haare zu Berge stehen:


Ich brauche ehrlich gesagt keinen "Entertainer". Im Gegenteil: Mich nervt so was meistens. Wenn die Musik gut ist, kann ich sie live genauso genießen wie auf CD, diesen "Klamauk" brauche ich nicht unbedingt.

...schränken sich viele Musiker extrem selbst ein in der potentiellen Zahl ihrer Auftrittsmöglichkeiten. Da versteht z.B. eine junge Band ihre Musik so, daß sie ihr ganz spezielles Ding machen wollen. Wenn das eine Musikrichtung ist, die im Moment nicht so angesagt ist, dann kann es bedeuten, daß der Künstler aufgrund dieser Einstellung pro Jahr eben nur drei oder vier Auftrittsmöglichkeiten hat.

Sehe ich auch vollkommen anders: Wenn eine Band sich musikalisch einfach dem anpasst, was gerade "in" ist, dann kommt genau daher das, was wir heutzutage in der Popbranche beobachten können. Die Sachen unterscheiden sich kaum mehr voneinander und sind austauschbar. Ravers On Dope klingen genauso wie Klubbingman, und Nickelback klingt wie Incubus.

Wenn heute Musiker mit 35 oder 45 ankommen – und viele in Münchens Bands haben dieses Alter – dann kann daraus höchstens noch eine Fun-Band werden. Wenn eine Plattenfirma eine Bewerbung von solchen Oldies bekommt, fragen die sich doch automatisch, was sie denn mit einem 35jährigen anfangen sollen, der gerade mal die ersten Schritte in das richtige Entertainment unternimmt. Solche Musiker arbeiten alle an mittelmäßigen Existenzen. Die Rockmusikerkarriere ist doch vorbei, wenn es nicht mit 25 Jahren ”Wumm” gemacht hat.

Ich finde das traurig, und mir fällt auf die Schnelle nur ein einziges Beispiel ein, wo es erst mit 53 Jahren "Wumm" gemacht hat: Scatman John. Und auch der kam nur dank mainstreamigen Dance-Remixen in die Charts, und nach der zweiten Single verschwand er auch wieder in der Versenkung. Die vor einigen Monaten massiv gepushten Zimmers nehme ich auch mal nicht ernst, zumal es auch ein einfallsloses Cover ist. Dabei würde ich gerne auch heute noch Bands sehen, die erst mit 35 oder 45 so richtig durchstarten. Ich komme ja aus Solingen, und in Wuppertal existierte in den 90ern eine Band, die tatsächlich schon um die 50 waren, als die hier in der Region etwas bekannter wurden. Musikalisch war das ein Mix aus Schlager und Chansons, ich fand es absolut klasse, aber übers Internet sind die nicht mehr auffindbar.

Dann die Seite [url=http://www.allmusic.de/tool.php?tool=sites_1_0&fid=1&kurz=musikertippsbasicsbandinfo]Bandinfo:

Was in der Szene an Bandinfos kursiert, ist jämmerlich bis bitterlich. Alleine das, was alljährlich an Bandinfos bei Wettbewerben ankommt, ist zu 95 Prozent absoluter Schrott. Zum einen ist die Aufmachung unter aller Kanone und zum anderen fehlen elementare Informationen. Dabei ist zunächst einmal das Bandinfo die Visitenkarte einer Gruppe. Wer ein Kuvert öffnet schiebt den Inhalt nicht prompt in das Cassettengerät oder den CD-Player.

Bei mir ist es immer umgekehrt: Ich will die Musik in Reinform, sonst nichts. Zur Archivierung und Auseinanderhalten der Tracks natürlich Titel und Interpret, aber mir reicht das echt aus. Das liegt vielleicht auch daran, dass ich sehr viel auch "unpersönliche" Clubmusik wie Techno höre. Wenn der Inhalt gut ist, höre ich auch gerne eine Platte, die so aussieht.

In der Rubrik "Tonstudio" lese ich folgendes:
Die Bands überlegen sich viel zu wenig, was sich im Studio eigentlich machen und was das Ganze soll. Im Prinzip stellen sie in einem Tonstudio ein Produkt her, nämlich ihren Musiktitel bzw. ihren Tonträger. Sie verschwenden aber kaum einen Gedanken an die potentiellen Käufer ihrer CDs. Bands fragen kaum, ob sie überhaupt eine Klientel, eine Abnehmerschaft für ihr Produkt haben. Sie kennen meistens nur ihren puristisch künstlerischen Anspruch. Dieser ist für neue innovative Musikkonzepte natürlich immens wichtig, aber er darf nicht zum Selbstzweck werden. Ohne einen Gedanken an den Abnehmer funktioniert das System nicht. Das führt dazu, daß im Studio manchmal wahnsinnige Kopfgeburten entstehen, Musikproduktionen, die für die Macher meinethalben ganz toll sind und mit denen sie sich furchtbar selbst beweihräuchern, die aber im Prinzip und ganz realistisch betrachtet, sonst niemanden interessieren.

Wie ist es dann aber zu erklären, dass ich in meiner Plattensammlung viele eben solche "wahnsinnigen Kopfgeburten" habe, weil mir so etwas gefällt und ich gezielt nach solchen Sachen suche? :)

Rund um Hintertonhausen - sollte man mal gelesen haben

Die Arbeit eines A & R's sieht so aus:
weg, weg, weg, weg, weg, weg, weg, mmmhh, weg, weg, weg, weg, mmmhh. Von den zehn mmmhhs pro Monat sucht man sich im Höchstfall eine oder zwei Bands aus, die man kontaktiert.

Genau das ist der Grund, weshalb ich immer mehr auf Künstlerportalen, wie z. B. www.track4.de surfe, weil es da diesen Filter eben nicht gibt. Vor einigen Jahren gab es noch Vitaminic, da habe ich auch einiges gefunden. Leider sind auf diesen Portalen manche Musikrichtungen wie Schlager extrem unterrepräsentiert, obwohl es jedem Schlagersänger frei steht, seine Sachen dort hochzuladen.

Ich bin wirklich einer, der sich für praktisch ALLE Musikrichtungen interessiert. Ich höre mir vollkommen "krankhafte" Soundexperimente irgendwelcher Hobbymusiker genauso an wie Mozart, Ballermann Hits, Hardcore-Techno, Britney Spears oder Tiroler Volksmusik. Mich nervt daher dieses System, dass immer nur bestimmte Sachen durchgelassen werden und alles immer nur "zielgruppengerecht" aufbereitet werden muss.

Ich für meinen Teil kann nur das tun, was ich bislang schon seit einigen Jahren mache: Bei Radio Musik-Train versuche ich, einen ECHTEN Querschnitt dessen zu spielen, was auch tatsächlich produziert wird. Wir haben hier keine Bevormundung, keine Diskriminierung, bei uns läuft auch griechische, türkische oder japanische Musik, nur regional bekannte Sachen, Tracks von irgendwelchen Hobby-Musikern, aber Charts und Oldies fehlen auch nicht. Leider findet das Projekt bislang noch relativ wenig Beachtung.

Ich wage auch mal zu behaupten, dass das gesamte Problem praktisch ausschließlich auf die Medien zurück zu führen ist; ich wäre dafür, dass zumindest die öffentlich-rechtlichen Sender wirklich einen echten Querschnitt von dem senden sollten, was auch produziert wird.

Bei den auf allmusic.de fällt mir noch auf: Ess heißt immer: Die versuchen, Musik als "Gesamtpaket" zu verkaufen, also auch die Optik der Musiker muss stimmen. Die Frage stelle ich mir aber: Wie verhält es sich z. B. mit solcher Musik? Diesen Titel (und diese Musikrichtung generell) finde ich persönlich einfach nur super, aber eine solche Platte kann wohl noch so gut sein, aber ohne die entsprechenden Kontakte kommt so ein Ding wahrscheinlich nie irgendwo auf den Markt. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass diese ganzen "Musikertipps" die da überall gegeben werden, nur für Musiker relevant sind, die auch live performen. Der ganze Sektor an nicht live präsentierter Musik - von Fahrstuhlmusik über Hands-Up-Kirmestechno und Lo-Fi bis hin zu Film-Soundtracks wird immer wieder vollkommen ausgelassen, ebenso der Schlager-/Ballermann-/Volksmusik-Bereich. Sehe ich das falsch? Ich finde das einfach nur traurig.

Wie seht ihr das?

DJ Nameless
 
Eigenschaft
 
Das hängt wohl davon ab, was man mit der Musik bezwecken will.
Dir geht das offensichtlich gegen den Strich was die da schreiben, allerdings muss man bedenken an wen sich das IMO richtet. Du als Musiker, der sich für die Musik an sich und auch für viel verschiedenes Musik interessiert, brauchst das ganze Drumherum wohl nicht.
Allerdings richtet sich dieser Text IMO an Menschen, die ein breites Publikum erreichen wollen, Erfolg haben wollen. Und dafür muss man in der heutigen Zeit auch ein Entertainer sein, man muss darauf achten, was die Leute hören wollen, traurig aber wahr.
Und da im Moment Teenibands sehr in Mode sind, haben eben auch 30-40 Jährige schlechte Karten, traurig aber wahr.
So wie ich das sehe bezieht sich das alles nur auf das aktuelle Popgeschäft.
 
Wodän;2402337 schrieb:
So wie ich das sehe bezieht sich das alles nur auf das aktuelle Popgeschäft.

In den 90ern waren aber z. B. The Grid mit "Swamp Thing" in den Charts. Bei denen weiß auch keiner, wer dahinter steckt. Oder 1998 Silent Breed mit "Sync In", die es sogar auf die "Bravo Hits" geschafft haben. mit einem absolut minimalistischen Instrumental-Track. Auch auf aktuellen Dance-Compilations wie "Future Trance" finden sich oftmals "No Names" wie Pinball, Rushroom, Headspinz oder Ozi, und trotzdem verkauft sich das, die Future Trance etwa erreicht immer Top-Ten. Wieso klappt das denn da auf einmal?
 
Mag sein, dass sich das verkauft, es gibt offensichtlich genügend Leute, die das hören.

Allerdings meinte ich auch eher so Radio Pop-Rock, denn auch wenn die Trance Acts viele Platten verkauft haben, ich habe noch nie davon gehört. Bei Juli und Konsorten dagegen sieht das erheblich anders aus. Ich habe mich mit keiner der beiden Arten von Musik wirklich beschäftigt und trotzdem kenne ich einiges aus dem Pop-Rock Sektor. Denn für die wirklich breite Masse ist dieser Trance nun einmal doch nicht gemacht denke ich, eben weniger kommerziell ausgerichtet als das was einem tagtäglich überall begegnet (Juli, Silbermond, Tokio Hotel etc.). Man findet auch immer wieder die ein oder andere Hartwurst Band in den Charts.

Letzten Endes aber passt das alles doch in das Raster, das diese Webseite vorgibt, denn wenn viele CDs verkauft werden, dann gibt es Leute, die das hören wollen. Ob nun der jeweilige Interpret sich Gedanken darüber gemacht hat ob das genug Geld einbringt wissen wir nicht. Am ehesten wird das aber bei heutigem "R 'n B", Pop-(Rock) und Ähnlichem der Fall sein. Denn dort sitzen Menschen, die genau wissen wie man einen Song zu schreiben hat, der dann in die Charts kommt. Bei den von dir genannten "The Grid mit Swamp Thing" handelt es sich, so weit ich das beurteilen kann, eben um einen glücklichen Zufall.

Verstehst du nun wie ich das meine?
 
Wodän;2402999 schrieb:
Ich habe mich mit keiner der beiden Arten von Musik wirklich beschäftigt [...] Bei den von dir genannten "The Grid mit Swamp Thing" handelt es sich, so weit ich das beurteilen kann, eben um einen glücklichen Zufall.
Verstehst du nun wie ich das meine?

Wer die Nummer nicht kennt: youtube /watch?v=gQqLDKsnqwA
Habe gerade mal nachgeguckt: Platz 13 im Jahre 1994.

Ich glaube weniger, dass sich das um einen so glücklichen Zufall handelte. Gerade in den 90ern hatten wir ja massig solches Zeug, von Projekten wie Ramirez, Doop, Usura, L. A. Style. Ebenfalls so eine Sache: "Who Is Elvis" von Interactive, auch zu finden in Youtube. Harte Beats, keine Melodie, also kompositorische Qualität: null. Viele DJ's spielten ja gerade bevorzugt die unbekanntesten Scheiben, aber letztlich läuft das im Grund doch alles nur über Beziehungen, soweit ich weiß. Anders kann ich es mir nicht erklären. Einen Titel wie "Who Is Elvis" kann ich heute in mindestens genauso guter Qualität bei mir im PC programmieren. Und unzählige andere Computerfreaks genauso. Hat man dann überhaupt mit solch einer Musik Chancen, bekannter zu werden, wenn man nicht die nötigen Kontakte hat? Manchmal werden zwar auch Sachen übers Internet populär, wie z. B. die Arctic Monkeys oder der Song "Boten Anna", aber im Hardtechno-Bereich scheint es so etwas überhaupt nicht zu geben, habe ich das Gefühl.
 
In den 90ern waren aber z. B. The Grid mit "Swamp Thing" in den Charts. Bei denen weiß auch keiner, wer dahinter steckt.

Oh doch weiß man das, und es sind sogar sehr berühmte Namen:
Dave Ball (der auch zusammen mit Marc Almond "Soft Cell" war oder noch ist),
außerdem noch
Richard Norris, der unter anderem schon bei Psychic TV war.
 
nur mal zur info:

der user "rockbuerosued" (Bernd heißt er richtig) arbeitet für das Rockbüro Süd bzw. allmusic.

der hat dazu bestimmt auch was zu sagen, aber ich denke, dass er im offtopic nicht unterwegs ist.
 
Oh doch weiß man das, und es sind sogar sehr berühmte Namen:
Dave Ball (der auch zusammen mit Marc Almond "Soft Cell" war oder noch ist),
außerdem noch
Richard Norris, der unter anderem schon bei Psychic TV war.

Soft Cell sagt mir nur durch "Tainted Love" was, und Richard Norris - nie gehört. Aber egal. Die "breite Masse" weiß es jedenfalls sicher nicht.
 
nur mal zur info:
der user "rockbuerosued" (Bernd heißt er richtig) arbeitet für das Rockbüro Süd bzw. allmusic.
der hat dazu bestimmt auch was zu sagen, aber ich denke, dass er im offtopic nicht unterwegs ist.

Richtig, der hat nicht die Zeit für den OT-Bereich. Aber fürsorglich, wie etliche Boardkollegen sind, wurde ich schon früh auf diesen Thread hingewiesen. Aber ich habe folgende PNs als Standardtext zurückgeschickt:
danke für den Hinweis. Ich seh' das aber ganz unaufgeregt. Der User übersieht, dass wir ja nur O-Töne von erfolgreichen (!) Praktikern aus der Musikbranche "wiedergeben. Wir schreiben das ja nicht selbst - mit Ausnahme von "Hintertonhausen", das ist eine Metapher von mir und dem Süddeutsche-Journalisten Stephan Handel und sollte Bands mal etwas zum Grübeln bringen (durchaus auch in der stilistischen Nische.

Ansonsten finde ich es ganz okay, wenn der (und auch andere) sich mit den Inhalten beschäftigen. Kontroverse Diskussion führt immerhin dazu, dass man sich über den eigenen Standpunkt Gedanken macht.

Ich greife da jetzt auch gar nicht ein. Wäre ja auch schlimm, wenn alle unserer Meinung wären..

Schönen Sonntag noch...

Nachdem aber jetzt das Dutzend an Hinweisen erreicht ist, will ich doch darauf eingehen.

DJ Nameless schrieb:
Ich finde, der/die Autor(en) sehen das sehr einseitig.
Der von Dir hier kritisierte Artikel ist KEIN Autorenbeitrag sondern ein Interview mit einem damals in München sehr angesagten Veranstalter, der den kompletten ehemaligen Flughafen bespielt hat (Live + Parties). Dass er auch selbst aktiver Handmade-Mucker war, mag seinen Blickwinkel "reduziert" haben. Aber ohne ihn hätte es viele Parties auch Deines Genres im alten TERMINAL nicht gegeben!

DJ Nameless schrieb:
Ich brauche ehrlich gesagt keinen "Entertainer".
Hier geht es nicht um Rudi Carrell in der Lederjacke! Jedweder Künstler und Kreative muss PERFORMEN!!! Der Metal-Mucker an der Bühnenkante, der (Techno-)DJ hinter seinem Pult und am Mike und auch der Radio-DJ in seiner Sterilität.
Wer "Entertainment" nur als "Schunkelrunde" definiert, sollte seine Position mal etwas nachhaltiger und in aller Ruhe überdenken...

DJ Nameless schrieb:
Zitat:
"Was in der Szene an Bandinfos kursiert, ist jämmerlich bis bitterlich. Alleine das, was alljährlich an Bandinfos bei Wettbewerben ankommt, ist zu 95 Prozent absoluter Schrott. Zum einen ist die Aufmachung unter aller Kanone und zum anderen fehlen elementare Informationen. Dabei ist zunächst einmal das Bandinfo die Visitenkarte einer Gruppe. Wer ein Kuvert öffnet schiebt den Inhalt nicht prompt in das Cassettengerät oder den CD-Player."

Bei mir ist es immer umgekehrt: Ich will die Musik in Reinform, sonst nichts. Zur Archivierung und Auseinanderhalten der Tracks natürlich Titel und Interpret, aber mir reicht das echt aus. Das liegt vielleicht auch daran, dass ich sehr viel auch "unpersönliche" Clubmusik wie Techno höre. Wenn der Inhalt gut ist, höre ich auch gerne eine Platte, die so aussieht.

Richtig: BEI DIR! Niemand spricht DIR das Recht ab, diese Meinung zu haben. Dann akzeptiere abervielleicht auch, dass andere ANDERER MEINUNG sein können. Nicht mehr und nicht weniger.
Aber denk mal ganz einfach praktisch: keiner Deiner Tonträger oder files wäre beschriftet. Du solltest aber jemandem dazu ein Feedback geben (z.B. weil er sich bei einer Plattenfirma oder einem Wettbewerb beworben hat). Blöderweise haben die "Abhörohren" eine (u.U. sogar positive) Meinung zum Tonträger. Nur können sie diese nicht mitteilen, weil der Tonträger nicht beschriftet ist.
Oder Du kriegst zehn unbekannte und unbeschriftete Tonträger auf Dein Radiopult und einer ruft an, wer denn das sei, den Du gerade on air geschickt hast. Du kannst durch das Telefon nur mit den Schultern zucken. Und was, wenn der Anrufer sagt: was bist Du denn für ein Radio, wenn Dur gar nicht weißt, wen Du gerade spielst.
Problematisch wird es, wenn die GEMA mal Tracklisten verlangt....

DJ Nameless schrieb:
Die Arbeit eines A & R's sieht so aus:
Zitat:
"(Anm.: man sortiert) weg, weg, weg, weg, weg, weg, weg, mmmhh, weg, weg, weg, weg, mmmhh. Von den zehn mmmhhs pro Monat sucht man sich im Höchstfall eine oder zwei Bands aus, die man kontaktiert."

Genau das ist der Grund, weshalb ich immer mehr auf Künstlerportalen, wie z. B. www.track4.de surfe, weil es da diesen Filter eben nicht gibt.

Du vergleichst hier Äpfel mit Birnen! Dein persönlicher Geschmack ist die eine Seite. Der A&R wird dafür bezahlt, dass er das Geld seines Arbeitgebers mehrt (oder ggf. sein eigenes, falls er ein kleines unabhängiges Label betreibt). Btw: Du selektierst durch Deinen persönlichen Geschmack auch tagtäglich und hast insofern auch einen oder mehrere ganz persönliche "Filter". Was würden Dir wohl jene Künstler sagen, die nicht DEINEM Filter entsprechen?

DJ Nameless schrieb:
Ich für meinen Teil kann nur das tun, was ich bislang schon seit einigen Jahren mache: Bei Radio Musik-Train versuche ich, einen ECHTEN Querschnitt dessen zu spielen, was auch tatsächlich produziert wird. ...
Leider findet das Projekt bislang noch relativ wenig Beachtung.

Kann die Ursache vielleicht auch darin liegen, dass diese "Klangfarbe" nicht durch die Filter der anderen individuellen Köpfe passt? Du willst doch diesen Leuten sicherlich nicht die individuelle Entscheidungsfreiheit für deren Filter absprechen - oder?

Deswegen will Dir oder Eurem Radio keiner die Sendelizenz absprechen. Weiter oben hattest Du über die gleichgeschalteten Bands lamentiert. Darum geht es aber gar nicht. Wir raten Musikern immer IHR DING durchzuziehen - allerdings auch mit der Konsequenz, dann in der Nische zu verhungern.
Warum denkst Du, dass es so viele Cover-Mucker gibt? Die haben fast alle durch die Bank ein sehr hohes kreatives Potenzial. Aber sie kommen mit Eigenkompositionen halt nunmal nicht an den Kassenschlüssel.
Hut ab vor jedem Mucker, der trotzdem seine eigene Mucke weitermacht - im Bewußtsein, ein schönes Hobby zu haben. Das gilt auch für viele tolle und kreative Podcaster und OK-DJs...

DJ Nameless schrieb:
Ich wage auch mal zu behaupten, dass das gesamte Problem praktisch ausschließlich auf die Medien zurück zu führen ist;
Ist es nicht SCHÖN, wenn man einen SCHULDIGEN PARAT haben kann?

DJ Nameless schrieb:
Bei den auf allmusic.de fällt mir noch auf: Ess heißt immer: Die versuchen, Musik als "Gesamtpaket" zu verkaufen, also auch die Optik der Musiker muss stimmen.
Du verkennst zum x-ten Male, dass allmusic.de weitestgehend nur die O-Töne von Branchenentscheidern aus Interviews multipliziert.

DJ Nameless schrieb:
Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass diese ganzen "Musikertipps" die da überall gegeben werden, nur für Musiker relevant sind, die auch live performen.
Warum auch nicht?
Leider fehlt das Geld, um massiv in die DJ-Szene einzutauchen? Wenn Du einen Sponsor vorbei schickst, damit wir das finanzieren können, reflektieren wir auch Deinen Schwerpunkt.

Nur zur Info: das Rock.Büro SÜD ist eine Quasi-one-man-show. Wir haben noch eine zehn Stunden Honorarkraft, die unsere Mädchenworkshops organisiert und eine geringfügig Beschäftigte, die die Administration unserer Workshops handelt. Und vielleicht bekommen wir ab Herbst wieder eine Halbtagskraft, die aber nur unsere Schulprojektwochen (www.bmup.info) organisiert. Schlussendlich haben wir noch einen Internetprovider, der uns sehr viel "schenkt", weil unser Server mit monatlich rd. 1,5 Mio. Seitenaufrufen auch ein gerne attackiertes Portal geworden ist. Alles andere mache ich selbst.

So und mehr Zeit habe ich jetzt auch nicht mehr. CU
 
Wodän;2402337 schrieb:
...Du als Musiker, der sich für die Musik an sich und auch für viel verschiedenes Musik interessiert, brauchst das ganze Drumherum wohl nicht.
Allerdings richtet sich dieser Text IMO an Menschen, die ein breites Publikum erreichen wollen, Erfolg haben wollen. Und dafür muss man in der heutigen Zeit auch ein Entertainer sein, man muss darauf achten, was die Leute hören wollen, traurig aber wahr.
...

ist das wirklich so?

eine guter bühnenauftritt überdeckt spielfehler und einen nicht ganz so tollen sound. und zwar mehr, als dass guter sound und instrumentale fähigkeiten stupides rumstehen in der lage wären zu überdecken.
 
ist das wirklich so?

eine guter bühnenauftritt überdeckt spielfehler und einen nicht ganz so tollen sound. und zwar mehr, als dass guter sound und instrumentale fähigkeiten stupides rumstehen in der lage wären zu überdecken.
So erschien mir es bei SEINEM Post. Ich schließe damit keineswegs auf andere. Auch ich sehe bei einer guten Show gerne über den ein oder anderen Fehler hinweg.
 
Aber denk mal ganz einfach praktisch: keiner Deiner Tonträger oder files wäre beschriftet. Du solltest aber jemandem dazu ein Feedback geben (z.B. weil er sich bei einer Plattenfirma oder einem Wettbewerb beworben hat). Blöderweise haben die "Abhörohren" eine (u.U. sogar positive) Meinung zum Tonträger. Nur können sie diese nicht mitteilen, weil der Tonträger nicht beschriftet ist.
Oder Du kriegst zehn unbekannte und unbeschriftete Tonträger auf Dein Radiopult und einer ruft an, wer denn das sei, den Du gerade on air geschickt hast. Du kannst durch das Telefon nur mit den Schultern zucken. Und was, wenn der Anrufer sagt: was bist Du denn für ein Radio, wenn Dur gar nicht weißt, wen Du gerade spielst.
Problematisch wird es, wenn die GEMA mal Tracklisten verlangt....

Ich habe tatsächlich in meinem Musik-Archiv viele Titel, von denen ich keine oder nur unvollständigen Titel- und Interpreten-Angaben habe. Sollte sich so ein Titel dann tatsächlich später mal zum Hit entwickeln, wird sich der Dahintersteckende schon melden - war bei Schnappi ja auch so, da wusste zuerst auch keiner, von wem das ist. Meistens bleiben solche Titel allerdings Underground, eben weil die großen Sender sowas nicht spielen, und dann kräht da eh kein Hahn nach.

Der A&R wird dafür bezahlt, dass er das Geld seines Arbeitgebers mehrt (oder ggf. sein eigenes, falls er ein kleines unabhängiges Label betreibt). Btw: Du selektierst durch Deinen persönlichen Geschmack auch tagtäglich und hast insofern auch einen oder mehrere ganz persönliche "Filter". Was würden Dir wohl jene Künstler sagen, die nicht DEINEM Filter entsprechen?

Ich selektiere eigentlich nicht. Bei mir steht Volksmusik ebenso rum wie Hardrock, gregorianische Gesänge oder afrikanische Folklore. In der Regel fallen bei mir Titel durchs Raster, die technisch mangelhaft sind, also z. B. dumpfer Klang oder totale Übersteuerung - alles schon gehabt. An Musikrichtungen habe ich praktisch ALLES hier.

Kann die Ursache vielleicht auch darin liegen, dass diese "Klangfarbe" nicht durch die Filter der anderen individuellen Köpfe passt? Du willst doch diesen Leuten sicherlich nicht die individuelle Entscheidungsfreiheit für deren Filter absprechen - oder?

Ganz im Gegenteil: Ich spiele sogar Titel, die mir selber überhaupt nicht gefallen, denn es könnte ja sein, dass im Publikum jemand ist, dem das gefällt. Manchmal geht die Rechnung auch auf: Vor einigen Jahren habe ich z. B. die Platte "I Am The Music Man" von Black Lace entdeckt. Ich persönlich finde die einfach nur affig, dachte mir aber: Die Masse fährt bestimmt drauf ab, und habe die Nummer immer wieder mal gespielt. Letztes Jahr im Herbst kam das Ding dann von DJ Ötzi raus und kam bis auf Platz 24 in den Media-Control-Single-Charts.

Deswegen will Dir oder Eurem Radio keiner die Sendelizenz absprechen. Weiter oben hattest Du über die gleichgeschalteten Bands lamentiert. Darum geht es aber gar nicht. Wir raten Musikern immer IHR DING durchzuziehen - allerdings auch mit der Konsequenz, dann in der Nische zu verhungern.

Warum funktioniert es denn nicht, dass zumindest mal die öffentlich-rechtlichen Sender endlich mal ihrem zugedachten Kulturauftrag nachkommen? Wo finde ich denn da z. B. Ballermann- und Après-Ski-Hits, japanische Popmusik, griechischen Sirtaki, Dancefloor-Jazz, traditionelles altdeutsches Liedgut, holländischen Hip Hop, oder Gabba? Ich habe von diesen ganzen Musikrichtungen was hier. Ich bin mir sicher, würden die Radiosender auch eine derartige Bandbreite spielen (meinetwegen per Gesetz gezwungenermaßen), wäre Mainstream und Nischenmusik gleich stark präsent, und dann würde sicher auch keiner mehr meckern.

Warum denkst Du, dass es so viele Cover-Mucker gibt? Die haben fast alle durch die Bank ein sehr hohes kreatives Potenzial. Aber sie kommen mit Eigenkompositionen halt nunmal nicht an den Kassenschlüssel.

Warum macht man nicht einfach eine Neuheitenquote, also das mindestens ein bestimmter Prozentsatz wirklich aktuelle Neuerscheinungen sein müssen (z. B. aus den letzen 2-4 Wochen) und dabei sowohl Majors als auch Indies gleichermaßen berücksichtigt werden müssen? Wäre doch mal 'ne Idee.

Leider fehlt das Geld, um massiv in die DJ-Szene einzutauchen? Wenn Du einen Sponsor vorbei schickst, damit wir das finanzieren können, reflektieren wir auch Deinen Schwerpunkt.

Einen Sponsor habe ich leider auch nicht zur Hand, aber für ein Interview würde ich mich durchaus bereit erklären. Es geht ja nicht nur um die DJ-Szene, ich mache ja auch noch (ebenfalls bei Radio Musik-Train) "klassisches" Radio, mit Reportagen, Comedy und anderen redaktionellen Inhalten. Und es geht mir da auch nicht nur um Dance bzw. Tanzmusik im Allgemeinen. Mexikanischer Mariachi oder kubanischer Son könnte auch mal im normalen Radioprogramm laufen. In der "großen" Radiowelt merke ich einfach nur, dass da, nur um die Quote zu halten, auf jegliche Experimente verzichtet wird. Und weil die Leute dadurch gar keine neuen Songs mehr kennen lernen, kommt es dann dazu, dass sogar in speziellen Wunschsendungen immer wieder dieselben Sachen gewünscht werden. Und selbst, wenn eine große Zielgruppe da ist: Zu stark polarisierende Titel spielen die auch nicht. So etwa türkische Musik, obwohl Türken den größten Ausländeranteil in Deutschland stellen.

DJ Nameless
 

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