Ich habe die Schaltung einmal mit meinem Simulator berechnet (soweit er mit diesem Spezialfall umgehen kann). Grundlage ist ein Tele-Stegk-PU, 700pF Kabelkapazität und ein Eingangswiderstand von 1MOhm. Hier die Ergebnisse:
1. Volume
Im Normalfall ergibt sich einen Resonanz von 2820Hz/4,8dB. Bei 30% Volume ändert sich dieser Wert auf 3191Hz/3,4dB. Die grundsätzlich Dämpfung beträgt 15dB. Hier ein Bild dazu:
Der Volume-Kondensator macht seine Arbeit also recht brauchbar. Allerdings hat seine Existenz auch ihren Preis! Sehen wir uns einmal die Linearität an:
Im vorliegenden Fall ergibt sich ein Korrelationsgrad von 83%. Wie es ohne Voume-Kondensator aussieht, zeigt das folgende Bild:
Hier beträgt der Korrelationsgrad 90%. Die Linearität ist also deutlich besser.
Durch den Kondensator verändert die Charakteristik des logarithmischen Potis leider in Richtung eines linearen Potentiometers. In diesem Fall ist die Verwendung eines logarithmischen Potis also zwingend notwendig!
2. Der 1nF-Lastkondensator
Durch den Lastkondensator wird die Resonanz auf 2001Hz/6,22dB geändert. Das ist sozusagen der "PAF-Mode". Dagegen ist also nichts einzuwenden.
3. Die Tonblende
Ein Teil des Tandem-Potis bildet mit dem 560pF-Kondensator eine Tonblende, die allerdings nicht immer aktiv ist. Sehen wir uns einmal an, wie es sich hier mit der Wirkung verhält. Sie ist in den beiden linken Diagrammen dargestellt. Rechts zum Vergleich eine Tonblende mit einem Kondensator von 6,8nF:
Für die Linearität der Tonblende ist die blaue Kurve in den beiden unteren Bildern ausschlaggebend.
Man erkennt leicht, daß die vorliegende Tonblende ihre eigentliche Funktion, die Absenkung der Resonanz, nicht richtig ausführen kann, da die beiden Resonanzen (2820Hz/4,8dB und 2430Hz/8,4dB) viel zu dicht nebeneinander liegen. Das Poti arbeitet hier wirklich nur noch als Umschalter. Die Linearität ist mit 59% vergleichsweise schlecht.
4. Der "Mischer" für den Hals-PU
Der zweite Teil des Tandem-Potis fungiert als Vorwiderstand über den der Hals-PU an das Volume geführt wird. Was geschieht, wenn man am Tandem dreht, zeigt das nächste Bild:
Bezüglich der Funktion als Lautstärkeeinsteller / Mischer ist festzustellen, daß das Signal des Hals-PU maximal um 6dB verringert werden kann, was einer Halbierung der Spannung entspricht. Darüber hinaus ist eine Dämpfung der Resonanz zu beobachten. Als Überblendung kann man das Ganze nun wirklich nicht bezeichnen!
Fazit
Einige Dinge in der vorliegenden Schaltung sind recht brauchbar, andere wiederum würde ich so nicht einsetzen wollen.
Parallele Lastkondensatoren sind eine sehr elegante Lösung, um den Klang eines Tonabnehmers wirkungsvoll zu verändern. Zu diesem Thema kann man in Guitar-Letter II sehr detaillierte Informationen nachlesen.
Ich persönlich würde in diesem Fall wie folgt vorgehen:
- 5-Way-Super-Switch zur Tonabnehmerwahl -> 5-Sound-Mod for Telly
- C-Switch anstelle der Tonblende
- Volume und Tone in einem konzentrischen Poti (leider nicht ganz billig)
Weitere Details zum Thema Tonblende finden sich im Artikel "
Die Klangeinstellung in der Elektrogitarre"
Ulf