So schreibe ich einen kompletten Song

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bb-2602
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So, mein erster Beitrag hier soll hoffentlich etwas Nützliches werden... (bin übrigens neu hier und hoffe, ich mache alles richtig ^^)

Ich weiß selbst sehr gut, wie schwer es ist, einen echt guten Song zu schreiben. Aber genau das mache ich seit über 10 Jahren mehr oder weniger gut (wie schnell doch die Zeit vergeht :D) Und weil ich so viele Leute sehe, die daran verzweifeln bzw. mich ständig um Rat und Hilfe bitten, dachte ich mir folgendes: warum eigentlich das Ganze nicht mal schwarz auf weiß festhalten? Vielleicht kann es anderen ein Nutzen bzw. der Schritt sein, es selbst einmal zu schaffen. Genau deshalb möchte ich einfach mal meine Vorgehensweise schildern. Vielleicht interessiert es ja den ein oder anderen ;-)

Also es geht los. Es muss ein neuer Song her. Es kommt zwar oft vor, dass ich durch die Straßen wandle und irgendwas im Kopf habe. Es kommt mir einfach so zugeflogen und ich pfeife es mit. Gut, entweder ich merke mir es zwei Minuten bevor ich es wie immer dann gleich wieder vergessen habe oder ich singe oder pfeife es kurz in meine Handyaufnahmefunktion. Leider aber ist daraus bislang sehr selten ein Song entstanden, weil ich wie die meisten Leute definitiv nicht der bin, dem das Glück einfach so zufliegt. Also muss man nichts besonderes sein, um einen Song schreiben zu können.
Viel wichtiger ist, dass man eine Vorstellung von dem hat, was man in dem Song sagen will, bzw. um was es gehen soll. Es muss noch kein kompletter Text sein und auch kein Titel, aber eine grobe Richtung oder ein Thema sollte klar sein. Meistens hat doch jeder so viele Sachen, die er sagen will - die einfach raus müssen - weil sie einen stören, weil es einem bedrücken oder weil man es einfach nur mit der Welt teilen will? Nehmen wir ein Beispiel, mein bislang wie ich finde gefühlintensivstes Lied. Ich habe es vor 3 Monaten geschrieben. Der Name des Songs ist "Diese Band..." Ich wollte damit meiner damaligen Band, bzw. den Mitgliedern danken. Dafür, dass sie mich aufgefangen haben und mit mir gemeinsam einen Weg gingen, der nicht immer einfach war.

Und da ich damit schon das Thema im Kopf hatte, spiegelte sich auch die Stimmung des Songs im Kopf nieder. Ein Dankeslied, das wird nicht wirklich traurig aber auch kein Tanzlied. Dankbarkeit soll eher melodisch sein und doch von ganzem Herzen kommen. Mit genau diesem Wissen gehe ich jeden Song an. Da ich schon lange Gitarre spiele, schnappe ich mir diese dann auch. Da ich bei dem Song nun die Stimmung, also die Atmosphäre im Kopf habe, weiß ich auch, welchen Sound ich brauche. Verzerrt, aber nicht zu heftig. Auf keinen Fall nur accoustik und ohne Verzerrung. Also fange ich an, versetze mich tief in das, was ich sagen will...

Und jetzt kommt das, was die meisten wissen wollen? Melodie zuerst, Begleitung zuerst, Text zuerst? Also eines vorneweg. In 9 von 10 Fällen schreibe ich erst die Melodie, bzw. die Begleitung und füge dann den Text ein. Das ist wie ich finde wesentlich leichter, als eine Melodie in einen Text zu schleifen, man stellt da nämlich meistens fest, dass der Text nicht ganz passt. Also wird er dann geschliffen und gedrückt, oder manche Silben werden verschluckt und das hört sich nicht gut an. Deswegen klimpere ich einfach vor mich hin (ich will doch meiner Band danken - das darf ich nicht vergessen). Ich klimpere vor mich hin bis irgendetwas dabei raus kommt. Meistens verzweifle ich daran und brauche Stunden bis etwas vernünftiges dabei raus kommt. Oder auch gar nicht, man darf es nicht erzwingen, das ist ganz wichtig! Geduld ist also gefragt. Und dann, es muss reifen, daher kommt es nicht nach 5 Minuten sondern wie in dem Fall erst nach ca. 50 Minuten Klimperei. Ein paar Töne, bzw. eine Melodienfolge. Nicht lange, ein paar Sekunden, die mir wirklich gut gefallen.

Anhang anzeigen Diese Band 1.gp5

Aber alleine können die noch nicht stehen. Jetzt müssen noch ein paar Akkorde dazu!

Anhang anzeigen Diese Band 2.gp5

Klingt echt gut. Das Schlimmste ist geschafft, der Stein ist ins Rollen gekommen. :great: Das Intro ist geschrieben. Und nun zur Strophe. Hier klimpere ich weiter, meistens nur ein paar Akkorde bis mir eine gewisse Akkordfolge gefällt. Am besten, wenn die noch zu der eben gespielten Melodie ganz gut dazupassen. Und diese Akkorde spiele ich immer wieder, bis ich glaube, dass es reicht. Dann kommen noch zwei Akkorde am Ende hinzu, denn es soll ja nicht nur das Gleiche werden. Und schon ist die Strophe perfekt.

Aber was kommt danach? Der Refrain. Er soll so werden, dass es eine gute Melodie gibt, die leicht im Kopf bleibt und sich so leicht wiederholen lässt. Wichtig ist, dass die folgenden Akkorde auch an das Ende der Strophe passen, sonst ist er Übergang schrecklich. Und wenn ich dann den Refrain habe, dann gilt es: alles nicht wieder vergessen. Da ich sehr untalentiert bin und wie so viele keine Noten aufschreiben kann oder will, stecke ich mein Effektgerät an meinen Computer oder ein sonstiges Aufnahmegerät an, dass gerade rumliegt. Ich spiele die Ideen ein und nehme sie auf. Dann schneide ich die einzelnen Stücke zusammen, also Intro, Strophe und Refrain. Dann wiederhole ich alles und komme zu dem Entschluss dass eine "normale" also Standartsongstruktur so aussieht: Intro, 1. Strophe (evtl. Brücke), Refrain, Intro, 2. Strophe, Refrain, Solo (oder einfach ein anderer Part), Refrain (vielleicht auch zweimal), Ende. Also kommt nun ein Solopart oder einfach ein Part, der sich von den anderen unterscheidet. Der muss rein, sonst ist das Lied fast zu langweilig, weil es immer das Gleiche ist. In diesem Fall nehme ich einfach die Akkorde des Refrains her, lasse sie immer wieder in einer Endlosschleife abspielen und klimpere wieder mit meiner lieben Gitarre dazu. Solange bis ich eine weitere geile Melodie dazu habe. Dann nehme ich diese dazu auf und mische sie einfach darüber. Hierzu braucht man natürlich ein gutes Soundbearbeitungsprogramm (z. B. Adobe Audition). Und weil ich jetzt eigentlich schon den Grundstein für den Song gelegt habe, also wie er klingen soll, nehme ich zu dem bereits aufgenommen noch eine zweite Gitarre dazu. Also meistens einfach weitere Akkorde die dazu passen oder kurze Melodien, die zu den Akkorden der ersten Gitarre passen...

Alles eigentlich gar nicht so schwer, oder? Und nun ist der Song schon so weit fertig, also das komplette instrumentale Stück. Natürlich kann man sich das alles auch aufschreiben oder sonst wie merken. Aber ich muss es aufnehmen, damit ich es meinen Bandkollegen zeigen kann und auch selbst muss ich zugeben, das gerade geschaffene gefällt mir ja darum höre ich es auch gern noch ein paar mal an!

Was fehlt dann noch? Natürlich: Text! Hier habe ich Glück, dass ich wenigstens ein wenig singen kann. Aber auch das muss ich ja erstmal nicht. An der Stelle hilft mir mein "Talent". Ich bin aber auch davon überzeugt, dass es jeder andere auch kann, denn man muss sich einfach nur in den Song hineinversetzen und da die Begleitung bzw. der instrumentale Song schon soweit steht, fällt es gar nicht mehr schwer eine Melodie hineinzubasteln. Ich habe ja nun schon eine Strophe und den Refrain, bzw. die Akkorde dazu. Also ist es doch nicht schwer, eine Melodie zu konstruieren, welche dazu passt! Hier hilft mir entweder auch die Gitarre oder einfach das mitsummen im Kopf oder dazu irgendwas pfeifen, solange bis es mir gefällt. Und dann ist auch dieses Eis gebrochen. Zu dieser Melodie einen Text schreiben, ist zwar ist das jetzt immer noch nicht leicht und viel Arbeit, aber die Zeit läuft ja nicht davon...

Was wollte ich schreiben? Nicht vergessen, danke sagen an meine Bandmitglieder. Also die Melodie steht. In dies passt ganz gut rein:
"Wo eine Träne von mir fällt, rettet diese Band meine Welt. Darum schreibe ich für euch diese Zeilen - um diese Momente nur mit euch zu teilen!"
Boah! Wie cool ist das denn? ;-) Ganz wichtig, es muss sich reimen! Und natürlich kann man auch auf englisch oder einer anderen Sprache schreiben. Aber mir gefällt die deutsche Sprache und ich finde man kann sehr gut mit ihr jonglieren. Außerdem möchte ich doch, dass man mich und meinen Song versteht!

Und dann zum Refrain. Wie gesagt, auch er muss sich reimen und genau das sagen, was ich empfinde. Wenn mir nichts einfällt, oder ich einfach keine Reime finde, nehme ich ein Reimwörterbuch zur Hand (z. B. http://www.2rhyme.ch). Das ist echt weltklasse, ich muss hier nur die Wortendung eingeben und schon spuckt mit das Ding Worte aus, die sich darauf reimen. Und da ich ja die Melodie immer wieder abspielen kann, weil ich sie ja vorher aufgenommen habe, höre ich sie immer wieder, bis folgendes auf meinem Blatt Papier steht:
"Diese Band hat etwas magisches - und etwas tragisches. Sie ist der Grund warum ich bin und schenkt meinem Leben einen Sinn. Ich kann nicht ohne euch drei sein, ich will es nicht allein! Darum schreibe ich lieber ständig Lieder!"

Wunderbar und wenn ich dann den gesamten Text augeschreiben habe und ungefähr hundermal verzweifelt bin, weil mir nichts gutes eingefallen ist und inzwischen drei Tage vergangen sind, schnappe ich mir ein Mikrofon und singe das eben geschreibene zu der Melodie dazu. Alles abmischen und dann habe ich meine Konzeptaufnahme, die ich mir erstens selbst wieder anhören kann, damit ich den Song nicht vergesse aber auch meinen Bandkollegen zeigen kann. Durch das viele intensive Beschäftigen, ständig wieder löschen und was neues schreiben kann ich den Song jetzt sogar schon fast auswendig!!

Vergessen hätte ich fast einen Titel. Der muss dann auch noch her. Aber nach allem, was ich bisher geleistet habe, ist auch das kein Problem mehr. Nachdem im Text sehr oft diese Band vorkommt und sogar der Refrain damit beginnt, wie wäre es damit? "Diese Band..."

Ich bin begeistert, nach einer Woche ist der Song fertig. Hat es sich gelohnt?
Wer will, kann sich den fertigen Song hier mal anhören (also eben genau diese Aufnahme):

http://trig.com/bb2602

Für Wünsche, Kritik und Anregungen bin ich jederzeit zu haben ^^ Ich würde mich freuen und gebe auch sonst gerne weiter Hilfestellung, falls jemannd vergeblich versucht, einen Song zu schreiben...aber wie gesagt, jeder kann das!!

Danke für die Aufmerksamkeit!
 
Eigenschaft
 
Zuletzt bearbeitet:
danke fuer deine tolle anleitung und der track gefaellt mir echt gut :).

btw: ist adobe audition gratis? oder zumindest nicht zu teuer?
 
Super klasse, dass du das gleich so ausgeschrieben hast. :great:

Ich bin nämlich derzeit an einem Punkt, wo dein Post für mich zumindest unglaublich hilfreich ist, weil ich mic hin einzelnen Gedankengängen bestätigt sehe, andere über Board geworfen habe, etc..

Texte schreiben war nie das Problem.. Als Schlagzeuger musst ich damals auch nur einen Rhythmus drauf spielen. Da hiess es dann für mich "ich stell mir das so und so etwa vor *summ quietsch summ pfeif*".

Da ich aber mittlerweile auch seit fast 2 Jahren Gitarre spiele - wenn auch aus privaten Gründen ein Jahr fast garnicht - und Riffs, Licks, die Techniken sitzen für das erste schonmal.. Dennoch bin ich bei verzweifelt, wenn ich eine Melodie hatte, die mir gefiel oder ein Text, den ich dann gleich komplett ausgeschrieben habe, bevor ich mich an die Gitarre gesetzt habe, etc...

Um es nicht zu lang werden zu lassen:
Super Beitrag. Werde ich mir sicher vieles raus annehmen! :great:


Und das Lied gefällt mir auch echt sehr. :)
 
Schön, dann war der Beitrag nicht ganz umsonst. Leider ist das Programm nicht ganz kostenlos... Kann aber auch jetzt nicht mehr sagen was es kostet. Aber wenn man dann mal Musik professionell aufnimmt, lohnt es sich. Man kann mit dem Programm sehr sehr viel machen und naja...einmal hat sich die Investition gelohnt!
Natürlich muss man beim Songschreiben nicht genauso vorgehen wie ich. Aber ich hatte bislang damit halt nur gute Erfahrungen...
Viel Erfolg beim Versuch, es selbst genauso zu schaffen!! ;-)
 
Zuletzt bearbeitet:
Wow echt klasse! Danke! Du hast mir sehr geholfen!
 
Ich würde mich ebenfalls zu den Leuten zählen, die gerne Songs schreiben, inzwischen seit drei Jahren. Deswegen habe ich deinen Beitrag sehr interessiert gelesen, muss aber sagen, dass ich ein paar Punkte nicht gut bzw. etwas zu einseitig dargestellt empfinde.

Zum Einen sei gesagt, dass man in der Anordnung von Akkorden sehr frei sein kann. Die Regel 'Erlaubt ist, was gefällt' ist zwar nicht übel, führt aber längerfristig dazu, dass man sich über C-F-G und Ähnliches kaum hinaus traut. Für mich ist hier die Harmonielehre ein wertvoller Begleiter geworden, dass ich bei einer Melodielinie dann auch bewusst Akkorde setzen kann, die einen ganz besonderen Klang haben. Manche Kombinationen, die am Papier sich seltsame lasen, können richtig kombiniert einen genialen Sound erzeugen, der über den normalen Punkrock hinausgeht. (den ich übrigens auch mag ;))

Das, was mich WIRKLICH gestört hat, war die Aussage, dass sich der Text reimen muss. Hier sei zuerst auf einen netten Workshop verwiesen: Workshop Lyrics
Viele interessante Überlegungen zum Textschreiben - auch einige Kommentare in Bezug auf Reime. Sehr lesenswert.
Schlimmer als gut ist gut gemeint - und ich muss, bei deinem Beispiel wirkt die Zeile 'Diese Band hat etwas Magisches - und etwas Tragisches' sehr zweckgereimt, da später so gar nicht mehr auf das Tragische eingegangen wird. Ich könnte mir vorstellen, wenn es untereinander eine Hassliebe gibt oder Ähnliches, dass das tragisch wäre - aber hier kommt das nicht raus.
Deswegen will ich hier sagen, dass Reime NICHT sein müssen.

Ich will aber nicht ganz unfreundlich erscheinen: toll, dass du dir die Zeit genommen hast und das zu schreiben, und ich kann mir vorstellen, dass es einige Leute wieder motiviert hat, sich selbst einmal am Schreiben von Songs zu versuchen. Ich wollte hier nur mal klarstellen, dass es auch anders gehen kann. ;)
 
Natürlich muss sich der Text nur für mich reimen. Einen Text zu schreiben, der sich nicht reimt, kann jeder meiner Meinung nach. Aber das ist natürlich Ansichtssache und/oder Geschmackssache und über Geschmack lässt sich ja bekanntermaßen streiten! ;-)
Und zweckgereimt ist der Song nicht. Denn wer dann noch die genauen Hintergründe kennt, wird feststellen bzw. weiß was genau hinter den Worten magisches und tragisches steckt. Und wenn man jetzt wieder ganau weiß, dass das nicht zweckgereimt ist und sogar was dahinter steckt - ist das dann nicht wieder genial bzw. genau das ist es ja, was den Song ausmacht, dass es eben nicht nur sinnloses Gereime ist. Nur mal so zum nachdenken...
Ich habe ja geschrieben, dass nur ich so einen Song schreibe. Das ist ja keine Musterlösung und viele Wege führen nach Rom, also denke ich wir sind uns einig ;-)
 
Einen Text zu schreiben, der sich nicht reimt, kann jeder meiner Meinung nach.

Na ja, genauso kann auch jeder einen Text schreiben, der sich reimt.
Der Text muss aber gut sein, um zu überzeugen.
Und da stimme ich Mondluchs völlig zu - der Text muss sich nicht zwangsläufig reimen.
Wenn ein passender Reim entstehtdann ist das natürlich super!
Wenn aber ein Reim entsteht, nur damit ein Reim entsteht, dann ist das alles andere als "super".

Denn wer dann noch die genauen Hintergründe kennt, wird feststellen bzw. weiß was genau hinter den Worten magisches und tragisches steckt. Und wenn man jetzt wieder ganau weiß, dass das nicht zweckgereimt ist und sogar was dahinter steckt - ist das dann nicht wieder genial bzw. genau das ist es ja, was den Song ausmacht, dass es eben nicht nur sinnloses Gereime ist. Nur mal so zum nachdenken...

Wenn du der Einzige bist, der weißt, was an der Band tragisch war, dann solltest du dir vielleicht doch nochmal lieber Gedanken über den Reim machen oder deinen Text ergänzen. ;)

Ansonsten ist es natürlich schön, dass du dir so viel Mühe gegeben hast.
Kann für einige hilfreich sein ;)
 
Nein, im Gegenteil, ich sehe das anders. Genau das ist ja die Kunst am Schreiben! Einen Text zu kreiiren, bei dem man zwischen den Zeilen lesen muss und mal seine Sehnen im Kopf ein klein wenig anstrengen muss, um sich dann genau in den Text hineinzuversetzten. Dann versteht jeder was gemeint ist oder kann den Text sogar auf diverse Situationen beziehen die nicht nur eindeutig sind. Sozusagen verschlüsselte Botschaften, die nur die verstehen, die nicht nur bis 5 zählen können ;-)
Selbstverständlich sind die Texte die ich schreibe nicht nur sinnloses Dahergereime. Da gebe ich euch natürlich Recht, das ist ein Kindergarten einen Text zu reimen, nur damit er sich reimt! Deswegen ist es nicht so, dass ich der einzige bin, der den Text versteht...Denn auch ein Text der sich nicht reimt, wird nicht verstanden, wenn man die Hintergründe nicht kennt ;-)

Aber ein Song besteht nicht nur aus einem Text. Dann könnte man genauso gut ein Gedicht oder einfach einen Brief schreiben. Genau deswegen ist die Melodie mindestens genauso wichtig! Lasst uns doch darüber diskutieren *zwinker* So, das ist meine Meinung - wer stimmt mir zu *grins*
Und: ich werde mir weiter Mühe geben, danke für das kleine Lob. Bin froh, wenn das ein paar Leuten vielleicht hilft.
 
Zuletzt bearbeitet:
naja, wenn ich mir den eingangspost durchlese, dann frage ich mich zuerst einmal

wer bestimmt ob ein song GUT oder NICHT GUT ist, sprich... die "Anleitung einen GUTEN SONG zu schreiben" finde ich daher etwas hoch gegriffen. Nehmen wir deinen song mal als Beispiel

DU findest ihn gut. jemand der gerne Jazz oder Blues oder HipHop hört, kann da anderer Meinung sein.
Dieter Bohlen finden (zumindest einen Teil) seine Songs gut: millionen anderer können sie nicht mehr hören..... usw.

ein GUTER song ist für mich ein song, den ich nebenbei hören kann und danach als Ohrwurm des Tages nicht mehr so schnell aus dem Kopf bekomme. Ein Song bei dem ich mich eben nicht anstrengen muß um den Sinn zu verstehen. Ein Text der jemandem aus dem Herzen spricht, und bei dem ich mich auch angsprochen fühlen kann. (und ja, ich kann schon bis mindestens 7 zählen;) )
Wenn jemand die eigentliche Botschaft nur durch die Blume sagen kann, wirkt es für mich persönlich nicht ehrlich, oder er schämt sich für seine worte, und dann ists auch nicht authentisch, einfach gekünstelt.

Ein guter Song ist IMHO für eine etwas größere Zielgruppe gedacht und nicht für ein paar wenige Insider. Wenn man z.b. erzählt, was denn das Magische und das so Tragische an dieser Band war, kann sich wirklich jeder einen Reim draus machen. oder wie mir ein doch recht bekannter produzent mal gesagt hat: Pat, wenn du was machst, dann mach es so, dass sowohl lieschen müller von der Tengelmannkasse nebenan, als auch eine hochgezüchteter Akademiker es auf die gleiche weise verstehen.;)

dabei ist es egal ob sich etwas reimt oder nicht. Jedenfalls hat es Vorteile nicht auf reime angewiesen zu sein, mann hat dann ganz andere Möglichkeiten um seiner Message einen passenden Ausdruck zu verleihen:great:


es soll aber auch nicht den anschein haben, dass ich nur rummeckere, sondern vielmehr eine anregung, dieses Tutorial eben noch etwas zu verbessern oder zu erweitern. Änderungen sind nur eine begrenzte Zeit möglich. Wenn du daher etwas geändert haben möchtest, schicke deinen änderungswunsch bitte via PM an einen Moderator deiner Wahl, die änderungen werden dann relativ zeitnah eingepflegt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ok dann müssen wir vielleicht kurz was klar stellen. Eine Anleitung, einen guten Song zu schreiben, wollte ich keinesfalls geben und entweder täusche ich mich oder nicht. Aber davon war doch nie die Rede oder? Ich bin der festen Überzeugung, dass man weder eine Anleitung zum Songschreiben geben kann, noch dass irgendjemand wirklich definieren kann, was wirklich gut ist! Oder kennt jemand ein Patenrezept? Der möge den ersten Stein werfen... *lol*

Vielmehr wollte ich aufzeigen, wie ich vorgehe wenn ich etwas schreibe. Natürlich wird es immer dem einen gefallen und dem anderen nicht. Gut ist relativ und wird es auch immer bleiben und das ist auch gut so, stimmts?

Meckern tut hier ja keiner, ich finde es wie gesagt gut zu hören, wie die einen oder andern das sehen. Es macht Spaß darüber zu diskutieren und seine Meinung zu vertreten auch wenn ich weiß, dass man genau über solche Themen schon seit Jahrhunderten diskutiert und nie auf einen gemeinsamen Nenner kommt. Genau das ist ja das Gute an der Musik, oder?

Aber natürlich stimmt das schon, dass ein "guter" Song selbstverständlich für eine größe Zielgruppe bestimmt ist oder das sein sollte. Aber die Frage ist doch, ist es nicht weniger "gut" wenn man statt vielen Leuten nur einen einzigen Menschen wirklich richtig glücklich gemacht hat, weil man genau für ihn diesen Text geschrieben hat???


Danke für den Hinweis. "Tutorial", das Wort hat mir gut gefallen muss ich gestehen. Naja, aber wie gesagt das sollte es ja nicht sein. Ich glaube ohnehin, um ein Tutorial zu erschaffen, das einem lehrt, einen Song zu schreiben...hmm...ist das überhaupt möglich? Also bitte, meinen Beitrag nicht als so etwas sehen. Das ist mir sehr wichtig!!! Denn wie gesagt das war nicht Sinn und Zweck des Ganzen. Ich bitte nochmals darum zu verstehen, dass ich lediglich beschreiben wollte, wie ICH einen Song schreibe um vielleicht andere, die es besser können zu zeigen, wie es andere Leute machen oder eben um denen, die gar nicht wissen wie das jemand überhaupt macht zu zeigen, wie man es machen KANN. (ich werde trotdzem mal überlegen, ob man den ein oder anderen Hinweis "verbessern" kann. Hoffe nur, ich schaffe das rechtzeitig) Die Frage ist nur, wann oder wie wird es besser? Vielleicht kann man mir da helfen? ...ich glaube, ich drehe mich im Kreis *heiligenschein*
 
So, mein erster Beitrag hier soll hoffentlich etwas Nützliches werden... (bin übrigens neu hier und hoffe, ich mache alles richtig ^^)

Ich weiß selbst sehr gut, wie schwer es ist, einen echt guten Song zu schreiben...
Von wegen gut - du solltest nochmal deinen eigenen Beitrag lesen, man vergisst manches recht schnell. Kenne das. ;)

Gut, du hast deinen Standpunkt, wir haben unseren. Folgenden Text findest du also nicht so gut, nur weil er sich kaum reimt?

Gisbert von Knyphausen schrieb:
Du hörst gar nicht mehr auf zu reden, Kind.
Das hatten wir doch schon tausend Mal.
Warum fängst du wieder von vorne damit an?
Ich kann das wirklich nicht mehr hörn...
Oh, deine Zukunft ist so ungewiss,
Dein Leben voller Angst und Schiss, du fängst erst gar nichts an,
Denn es ist so gemütlich und sicher,
Auf deiner Insel voller Leid, jaja...

Und jetzt schau dich an.
Und sag mir dann:
Denkst du wirklich, du wärst so interessant
Wenn du dich suhlst in deinem Schmerz?
Bla, bla, bla... Ist es wirklich so toll,
Hilflos zu sein? Du bist so groß und machst dich selbst so seltsam klein.
Du bist immer so fixiert auf das, was noch fehlt.
Und jetzt schau nicht so gequält - das sieht scheiße aus…

Ich mein, das Leben ist nicht einfach,
doch ein bisschen was geht immer, du sagst, du hast alles versucht,
doch du versumpfst in deinem Zimmer, du kannst doch gehn wohin du willst,
du kannst gehn wohin du willst, doch du bleibst,
du bist sowas von feige und träge.
Sei doch ehrlich, sei doch ehrlich, sei doch ehrlich, sei doch einmal ehrlich...

Und jetzt schau dich an.
Und sag mir dann:
Denkst du wirklich, du wärst so interessant
Wenn du dich suhlst in deinem Schmerz?
Bla, bla, bla... Ist es wirklich so toll
Hilflos zu sein? Du bist so groß und machst dich selbst so seltsam klein.
Du bist immer so fixiert auf das, was noch fehlt
Und jetzt schau nicht so gequält - das sieht scheiße aus…
Natürlich können Reime wunderschön sein, jedoch müssen sie nicht sein. Es ist diskriminierend, reimfreie Texte nur aufgrund dieses Kriteriums zu verdammen - genau so, als wenn ein Punkrocker jede Musik ohne Gitarren als schlecht bezeichnet. Oder ein Klassikliebhaber alles mit elektrischen Effekten für unhörbar hält


@Anregen
Natürlich soll sich der Zuhörer eigene Gedanken zum Text machen - wird er so oder so. Jedoch muss man ihm dafür etwas geben, was er interpretieren kann.
Extrembeispiel: der Künstler stellt sich auf die Bühne, spielt einen Ton für ein paar Minuten. Er hat die Augen geschlossen, du siehst, wie er in diesem Ton versinkt, ganze Welten tun sich für ihn in diesem einen Ton auf. Ja, das ist für manche Menschen möglich, mit blühender musikalischer Fantasie - und für verdammt viele nicht, die es einfach nur scheiße finden, was er da vorne tut.

Du musst dir vorstellen, dass dein Text eine Erzählung ist. Verwendest du allgemein viele Bilder und Metaphern, Andeutungen, über die der Zuhörer nachdenken soll, dann wird auch diese Andeutung nicht weiter aufscheinen. Wenn du jedoch allgemein doch recht konkret bist (und das bist du ja, du dankst der Band), und auf einmal etwas einwirfst, was nicht aus dem Text heraus zu verstehen ist, dann ist das schief. Als wenn du in einem Punkrockstück aus dem Nichts heraus eine unverzerrte Jazz-Kadenz einwirfst, die per se schön ist, sicher auch interessant in Zusammenhang mit Punkrock - aber in dieser Situation einfach nur für ein WTF sorgen wird. Das kann wiederrum auch geplant und gewollt sein - aber hier wolltest du ja kein WTF erzeugen, sondern ein OMG!, also positive Bewunderung.
Ich hoffe, mein Punkt kommt halbwegs an.

Im Übrigen habe ich schon mit dem Gedanken spielt, dass man, ähnlich wie im Lyrics-Forum, auch im Songwriting-Forum einen Workshop macht, mit Schwerpunkt auf Beziehung zwischen Musik und Text. Wenn das gemacht wird, dann in der Gruppe - im Audimax Wien würde man sagen, basisdemokratisch. *schmunzel*
 
Netter Beitrag, bb-2602!
Ich fand's sehr interessant zu lesen und glaub ausserdem, dass ganz klar rüberkommt, dass es deine persönliche, ganz subjektive Vorgehensweise beim Songschreiben ist. Ich hätte jetzt wegen deinem Posting sicher nicht meine reimlosen Texte in die Tonne geworfen :D (Wo steht da denn "Tutorial" oder "der Weisheit letzter Schluss"?)

Mondluchs: Statt zu versuchen hier diesen Beitrag irgendwie zu zerreissen, fänd ich es viel produktiver, wenn du vielleicht deine eigenen Wege zum Songschreiben schilderst (vielleicht hast du das ja schon gemacht, dann könntest du das ja mal verlinken).
Apropos vergessen, ein paar Teile hast du vielleicht auch überlesen... :p
...Ich weiß selbst sehr gut, wie schwer es ist, einen echt guten Song zu schreiben. Aber genau das mache ich seit über 10 Jahren mehr oder weniger gut (wie schnell doch die Zeit vergeht :D)...

bb-2602 schrieb:
Natürlich muss sich der Text nur für mich reimen.

Nichts für Ungut,
mafalda.
 
*lächel*

Es tut mir Leid, wenn ich zu aggressiv rüber kam. Einigen wir uns darauf, dass man vorsichtig ist mit Verallgemeinerungen, umgekehrt auch Kritik schonend bringen muss.

Einen Link setzen kann ich nicht, weil ich das einmal als PN schrieb - aber reinkopieren kann ich sie mal, was ich damals recht spontan schrieb... und ich bemerke gerade, dass gesendete Nachrichten anscheinend nicht gespeichert werden? Egal, ich wäre ja wie gesagt der Meinung, dass man schauen sollte, zusammen einen 'Workshop' zu organisieren. Werde mich dann sicher auch rege beteiligen. ;)


Aber damit du zumindest etwas hast: wie mein letzter Song entstanden ist.

Das war vorgestern, Nachtdienst als Sani, ich liege im Bett und denke mir, dass ich jetzt einen Song schreiben will. Ich nehm mir ein Blatt Papier, und lasse einfach mal Melodien durch den Kopf gehen. Die können auf Abruf da sein und verschiedenster Art sein. Ah, da hab ich etwas, eine nette Melodie, die gleich mit Worten kommt.

'Goodbye, honey
it's been a nice time'

Na gut, was jetzt? Zuerst überlege ich, dass ich nochmal zwei Zeilen bringe. Ich weiß schon mal, dass es um Abschied gehen wird - aber KEINE Ahnung noch, was das genau für einer ist. Ich überlege rum, da kommt mir die Idee, was Neues zu probieren. Nämlich einfach nur eine starke Zeile mit eigenständiger Melodie dazuzugeben - das wird wohl die sein, die dann eher im Ohr bleibt.

'Goodbye, honey
it's been a nice time
but all's gonna come to an end'

Und mit dieser dritten Zeile habe ich auf einmal Joe Cocker im Ohr. Ja, eindeutig - Joe Cockers Stimme würde perfekt dazu passen. Klar, ich hab keine Stimme wie Joe Cocker, aber diese Inspiration kann ich gleich weiter nutzen, weil mir damit automatisch auch schon ein Genre vorschwebt. Spontan entscheide ich, die Zeilen zu wiederholen, wäre sonst zu kurz, mit einer kleinen Änderung nur.

'Goodbye, honey
it's been a nice time
but all's gonna come to end

Goodbye, honey
it's been a long time
but all's gonna come to end'

Oh yeah, ich habe die Melodie und die Begleitung im Ohr - kein Instrument zur Hand, singen kann ich auch grad nicht gescheit, aber das ist nicht soo tragisch, flüstere die Melodie leise vor mich hin. Okay, das Ganze wird definitiv in Dur sein bis dahin - für die Strophe entscheide ich mich, in Moll überzugehen. Ich stell mir Joe vor, wie er da sitzt, und plötzlich hab ich die Thematik des Songs: sie verlässt ihn, aber das kommt erst in der Bridge später raus! Ha, ewiges Thema, nicht ganz abgedroschen, musikalisch was da. Okay, Joe sitzt da, seine Liebe verlässt ihn, er macht einen auf cool.

'Take the suitcase, you can keep it
as these old words, I once whispered in your ears'

Das 'I once whispered in your ears' kann eher gesprochen sein, da kann jeder Sänger Emotion reingeben. Von jetzt an ist vortasten, versuchen, der Szene mehr Facetten zu verleihen. Alles untersetzt von Joes Coolness. ;) Schließlich habe ich zwei Strophen.

REFRAIN:
Goodbye, honey
It's been a nice time
but all's gonna come to an end
Goodbye, honey
It's been a long time
but all's gonna come to an end

Take this suitcase, you can keep it
as these old words I once whispered in you ear
Don't turn back, if you don't mean it
I've got nothing more to say, nothing, just one thing

REFRAIN

Don't spoil the scene with some salty tears
they don't fit with your sweet, sweet face
Get that sad look out of your eyes
I want to rember your smile, when I say these words

REFRAIN

Okay, jetzt kommt der spannende Teil: die Bridge, die es umreißt. Hier findet ein Stimmungswechsel statt - in der letzten Strophe wurde schon angedeutet, dass sie anscheinend nicht glücklich über die Trennung ist. Jetzt kann ich mit starken, direkten Worten einerseits seiner Wut Ausdruck verleihen, andererseits den Zuhörer erkennen lassen, was da gerade abgeht:

'It was YOU, who told me she had to leave
YOU, who could not longer believe (in)
YOU and, oh you told me so, so
WHY! - can't you just go?!'

Mensch, da liegt mal Emotion drinnen - wenn Worte nicht mehr reichen, muss die Musik herhalten! In meinem Kopf höre ich die Band aufdrehen, geiles Solo auf der Gitarre, kongenial unterstüzt vom Bass, usw. Das leitet musikalisch in einen neuen Teil rüber, wo auch der Sänger endlich zeigen kann, wie sehr er es rauslässt:

'I show you the door (so you can't)
torture me no more (try to)
make things alright (when)
you're out of sight (I'll miss the)
times that we had (all the)
good and the bad (and I)
tell you it's true
I certainly miss you - for a long time'

Die Sachen in Klammer übrigens sind immer die unbetonten 'Vorschläge', die Betonung liegt am Anfang der Zeile. Man merkt, nachdem er sich in Rage geredet hat, kann er mit seinen wahren Gefühlen nicht hinterm Zaun halten - er liebt sie ncoh immer, wird sie vermissen, kann nichts dagegen tun. Das 'for a long time' ist nach einem descrendo der Band mit viel Gefühl vorzutragen, gesprochen oder gesungen liegt beim Sänger. Es folgt noch einmal Musik, diesmal klagvoller, trauriger - auch die Trauer muss ausgelebt werden. Schließlich enden wir wieder in der Anfangstonart, beim Refrain. Er hört sich jetzt anders an, nicht mehr so cool, mit einem traurigen Lächeln, ein letztes Abschiednehmen:

'Goodbye, honey
it's been a nice time
but all's gonna come to an end'

Die Arroganz und Coolness ist weg, ein letztes ehrliches Aufschauen, die Musik aufs totale Minimum reduziert - der Sänger steht allein mit seiner Stimme vor der Frau, die er liebte. Und auch wenn sie nicht sicher war, er weiß, dass sie gehen muss - sie hat nicht ohne Grund gesagt, dass sie gehen will. Er hat das verstanden - er akzeptiert es.

'Goodbye, honey
it's been a long time
but all's gonna come to an end'

Eine ritardando zum Schluss, der Song endet mit den Worten, dass alles enden muss - nette Doppeldeutigkeit.


Tja, so habe ich den Text und die grundsätzliche musikalische Struktur innerhalb ca. einer Stunde erarbeitet. Wie es dann mit der Musik weiterging, erzähle ich ein anderes Mal. Vielleicht hat euch ja die Lektüre gefallen - und wenn euch am Song was nicht gefällt (und ich bin mir sicher, jemand wird was dagegen sagen), dann tut es ehrlich und aufrichtig. Danke. ;)
 
toll und mitreißend erzählt, Mondluchs ;)
Den Text finde ich klasse, und um die Inspiration dahinter beneid ich dich :D
Ich wäre ja sehr am Endergebnis interessiert... Wird es das mal zum Probehören geben?
 
Alles höchst interessant... was hab ich da nur wieder ins Rollen gebracht ;-) Ok...wir haben uns geeinigt! Vielleicht erzähl ich dann als nächstes, wie mein neuester Song entstanden ist ;-)
 
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So Leute, Teil Zwei von 'Goodbye'. Jetzt wirds richtig schwer - jetzt kommt die Musik. Mein erstes Instrument ist das Klavier, ich spiel zwar erst seit zwei Jahren, aber ein bisschen was kann ich schon auf dem Ding.

Inzwischen ist ein wenig Zeit vergangen, seit ich den Text schrieb - und Melodien, die ich gerade noch im Kopf hatte, sind nicht mehr ganz so stark da. Soll mich nicht stören, ich weiß ja noch die Stimmung und die wichtigsten Basics. Ich setze mich also ans Klavier, spiele ein G-Dur, fange mit der ersten Zeile an. Ja, passt, so hab ich mir das vorgestellt - die Melodie passt. Als nächstes gehört ein Mollakkord, aber keine große Stimmungsänderung - da bietet sich die Tonikaparallele an, E-Moll. Wird gespielt, passt - noch mit der kleinen Septime ausgestattet, damit sie etwas mehr 'Tiefe' hat, das Lied soll ja etwas jazzig klingen. Ich merke jetzt schon, dass ich von meiner ursprünglichen Idee abkomme - egal, wenn ich es jetzt so singen will, dann singe ich es jetzt so. Die dritte Zeile, die ja recht wichtig wird, klingt auch anders - Hier entscheide ich mich, über F-Dur und C-Dur wieder zu G-Dur zu kommen. Bei C-Dur hab ich rhythmisch noch ein 'Wechselspiel' drinnen, weil ich das jetzt gerade beim Bodo Warte mir angeeignet hat - passt gut rein. Geschieht sehr intuitiv, hört sich aber nett an.
Diese Akkordfolge würde wiederholt werden - und auch wenn sie sich nett anhört, das ist doch fad. Deswegen kommt bei der Wiederholung statt dem E-Moll das B-Moll (auch H-Moll genannt), weil es noch eine neue Emotion reingibt, das ganz klar mit der Septime und am Klavier dann von der Mittellage eine Oktav höher gespielt, das H ist auch der tiefste Ton bisher - ja, das knallt schon rein. Drübersingen tue ich irgendwas, was passt, gehe aber auch bewusst rauf, bissel Emotion rein. Muss ja die Zeile werden, wo der Hörer dann sich freut, wenn sie kommt, nicht genervt ist.

Gut, Refrain mal fertig, das ging ohne echte Probleme. Die Strophe dann ist auch recht schnell - dass hier die Tonikaparallele, also E-Moll, kommen würde, hatte ich schon beim Schreiben im Kopf. Von dort weiter auf G-Dur, dann runter auf C-Dur - ich bin versucht, auch noch F-Dur einzubauen, weil mir das im Refrain schon gut gefiel. Aber ich bin kein Freund von zu vorhersehbarer Musik, also, spiele ich nach dem C-Dur einfach ein C im Bass, die Quint G und die Oktav C drüber (also in der linken Hand nur den 'Powerchord'), gehe oben jedoch um einen Halbton runter beim e' und um einen Ganzton c', so dass ich einen Akkord habe, der sich Es6/C nennt. Uh, der gefällt mir - hat etwas sehnsüchtiges drinnen, was den Song nochmal romantischer macht. Gehe über B7 zurück zu E-Moll, wiederhole das Ganze, am Ende statt B7 spiele ich D7, und ich bin wieder beim Refrain. Na, war auch keine große Arbeit und klingt nett.

Jetzt wirds richtig spannend. Ich beschließe, für den wilden Teil in eine neue Tonart zu wechseln - einfach zwei Halbtöne rauf im Bass, ich bin in A-Moll. Und hier leide ich am bekannten Phänomen, gewisse Phrasen gerne oft zu verwenden. Bei mir ist es das der absteigende Bass im Halbtonschritten - ich LIEBE das einfach, und ich könnte es in jedem Song unterbringen. Blöderweise will ich aber doch unterschiedlich bleiben, deswegen reiße ich mich am Riemen, und spiele bewusst eine andere Basslinie. Also zuerst a, runter zum fis, rauf zum gis, und dann zum e. Die Akkorde sind relativ klar dazu: Am, D7/Fis, Gism7b5, E7. Das ging nicht von heute auf morgen - da habe ich erst die Muse und den Mut finden müssen, dass ich aus meinem gewohnten Muster ausbreche. Nicht leicht, und andere mögen sagen, dass der absteigende Bass hier eh passt - aber ich will es mir nicht so einfach, will ja lernen und besser werden. :)

Dann kommt das erste Instrumental - hier tobe ich mich, der gern improvisiert, voll aus. Noch hab ich das Solo nicht eindeutig festgeschrieben, vielleicht mach ich das mal - momentan spiele ich halt herum. Nun komme ich zu meinem größten Problem - was kommt beim nächsten Teil? Einfach Akkordfolge beibehalten, die ich bisher hatte? Oder doch eine Änderung? Ist ja beides voller Wut, könnte über die AKkordfolge gehen - aber ich probiere es aus und merke, dass es fad ist. Na gut, dann halt was anderes. Probieren wir wieder mit dem Halbtonverschieben herum - ah, super, Am zu Bb7/13, das löst sich angenehm in F-Dur auf, und von dort den Halbton runter zu E7 - ja, das passt. Aber wie zu der Akkordfolge reinkommen? Denn die nach dem Solo ohne Vorwarnung zu spielen, das gefällt mir nicht. Aber da ich vom selben Akkord weggehe, kann ich nicht einfach über die Dominante (E7) vorgehen - na gut. Ich probiere etwas herum, merke, dass die 7b5-Akkorde recht nette Übergänge sein können, wandere chromatisch im Bass mit denen hinauf, lande bei A-Moll - ja, das passt. Hier muss natürlich im Arrangement eine Änderung statt finden, tiefere Basstöne, in der rechten Hand durchgespielte Achteln vielleicht, die Stimme dazu - das ist der echte Klimax des Songs.

Schließlich wird alles ruhiger, wie geplant, ich spiele nach dem 'for a long time' noch ein wenig herum, mach es tragisch pathetisch, spiele von E7 runter zu D7, komme damit zu G-Dur,welches ich jetzt in einer höheren Oktavlage spiele. Der ruhige Ausklang kommt, ein letztes Goodbye, es endet mit dem tiefen G im Bass, um das schwermütige vielleicht noch etwas herauszustreichen - tja, fertig.

Eigentlich. Aber tatsächlich juckt mich die Lösung, die ich beim Klimax habe, doch sehr - vielleicht noch einmal in eine andere Tonart wechseln? Ach, ich weiß nicht, hoffentlich finde ich mal die richtige Lösung da. Das kann mal spontan kommen, wenn ich besser in den Song reinkomme - aber jetzt geht da mal gar nichts. Wird zur Seite gelegt, das bisher erreichte notiert, und irgendwann endgültig verwertet - vielleicht schon in den nächsten Tagen.

Tja, das ist einer der Wege, wie meine Songs entstehen können. Ich hoffe, ihr habt irgendetwas davon mitnehmen können.
 
Sehr schön geschrieben. Jetzt wünschte ich mir mal noch ein Hörbeispiel. Ist ein bisschen viel Theorie :)
 
…
Inzwischen ist ein wenig Zeit vergangen, seit ich den Text schrieb - und Melodien, die ich gerade noch im Kopf hatte, sind nicht mehr ganz so stark da. Soll mich nicht stören, ich weiß ja noch die Stimmung und die wichtigsten Basics. Ich setze mich also ans Klavier, spiele ein G-Dur, fange mit der ersten Zeile an. Ja, passt, so hab ich mir das vorgestellt - die Melodie passt. …

sehr schön! Wir scheinen sehr ähnlich vorzugehen :).

Ich betrachte eine Songidee von mir nur dann als gut, wenn ich beim anhören der "Skizzen" zu dem Song sofort dieses Gefühl bekomme, dass ich vermitteln wollte. Da macht es auch nichts, dass ich den Song vielleicht anders spiele als ursprünglich geplant, oder dass ich mich nicht mehr 100% an die Melodie erinnern kann.

Es muss reichen den ersten Akkord zu spielen und ich muss es sofort spüren :).
 

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