"Denken"

  • Ersteller willypanic
  • Erstellt am
willypanic
willypanic
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
12.11.22
Registriert
12.09.07
Beiträge
1.001
Kekse
7.862
Hallo zusammen,
ich habe nochmal einen Text zum Drüberschauen für euch. Musikalische Untermalung noch unklar, wahrscheinlich up-Tempo und straight- rockig.

Fallen euch grobe Schnitzer auf? Ist das verständlich- vielleicht gar originell oder schlicht langweilig.
Jeder Kommentar wird gefeiert!
Danke
Grüße
willy

Denken
Glaubst du an die Demokratie- vertraust du der Theorie?
Von der Hand in den Mund –lebst du zu ungesund?
Bei dir ist noch viel Zeit für Qual- Du hast keine Wahl.
Deine Stimme bleibt im Mund.

Glaubst du noch immer an die Banken – an Wachstum ohne Schranken?
Gibt es etwa kein Gesetz- welches du verletzt?
Du hast keine Zeit für lange Fragen – Du musst Wasser tragen.
Dein Heute ist kein Jetzt.

Oder glaubst du etwa an die Kunst?
An Schmerzen – an den blauen Dunst?
Oder hat dich heut schon wieder die Vernunft entstellt.
Welches Gesicht hältst du in die Welt?

Ref.:
Fang bloß nicht mit dem Denken an.
Ich kann das nicht empfehlen.
Wir kommen und wir kommen an.
Fang bloß nicht mit dem Denken an.
Ich hab’s nur kurz versucht
und dieses Hirn verflucht.
Mein Köpfchen stößt an Grenzen an,
ich fang nicht mehr mit Denken an.


Glaubst du noch immer an Gefühle – sind das noch unbesetzte Stühle?
Sind da tausende Gestirne- in deiner weichen Birne?
Hast du vielleicht ein Universum frei- sind wir schon zwei?
Sind wir Atome ohne Kerne?

Glaubst du ans Fliegen ohne Treibstoff?
An Lichtgestalten aus dem Off?
An quergestreifte Schweine,
du bist einzig- nie alleine.

Ref.:
doch...
Fang bloß nicht mit dem Denken an.
Ich kann das nicht empfehlen.
Wir kommen und wir kommen an,
fang bloß nicht mit dem Denken an.
Ich hab’s nur kurz versucht
und dieses Hirn verflucht.
Mein Köpfchen stößt an Grenzen an,
ich fang nicht mehr mit Denken an.

Es gibt keinen Ausweg- es gibt ´nen Weg.
Keinen Aufstand, nur den Stand.
Es redet der Versager- der Hoffnungslose träumt,
ich hab’ beim Denken fast das Glück versäumt...

Ref.:
und darum...
Fang bloß nicht mit dem Denken an.
Ich kann das nicht empfehlen.
Wir kommen und wir kommen an.
Fang bloß nicht mit dem Denken an.
Ich hab’s nur kurz versucht
und dieses Hirn verflucht.
Mein Köpfchen stößt an Grenzen an,
ich fang nie mehr mit Denken an
.
 
Eigenschaft
 
Welches Gesicht (hältst du in die) zeigst Du der Welt?

Ref.:
Mein Köpfchen stößt an Grenzen an,
ich fang (nicht) nie mehr mit Denken an.


Glaubst du noch immer an Gefühle - sind das noch unbesetzte Stühle? <- dieses Bild verstehe ich nicht

Es redet der Versager- der Hoffnungslose träumt,
ich hab' (beim) durch Denken fast das Glück versäumt...

Hallo Willy!

Ich gebe jetzt zum ersten Mal meinen Senf zu einem Songtext ab, sollte ich irgendwelche Regeln oder Kodexe verletzen, bitte ich um Entschuldigung. :redface:

Zuerst mal vorab: ich finde den Text grundsätzlich sehr gut, beim zweiten Mal lesen hatte ich sofort einen Grundrhythmus im Kopf, was ja wohl schon mal ein super Zeichen ist. :)
Bei eben jenem Grundrhythmus -natürlich kann Deiner ein komplett anderer sein- stolperte ich über die Stellen, die ich oben in Klammern und fett meinen Alternativvorschlag dahinter gesetzt habe.

Der "beim/durch"-Austausch würde, denke ich, noch etwas besser zu der Grundaussage des Songs passen, sagst Du doch im Prinzip "Hirn abschalten, stört eh nur." und das "durch" drückt m.E. den Kausalzusammenhang etwas direkter aus.

Das Bild mit dem Gefühl und den Stüheln erschliesst sich mir, wie gesagt, nicht.
Willst Du fragen, ob der/die noch/schon Gefühle hat, oder ob das bei ihm "unbesetzte Stühle" -> frei/leer/nicht vorhanden sind?
Bei jemandem, der an Gefühle glaubt, würde ich voraus setzen, dass er/sie Gefühle hat, wobei die Stühle dann nicht unbesetzt wären.
Bei jemandem, der nicht an Gefühle glaubt, bestünde ja -aus dessen Sicht- keine Not, diese Stühle zu besetzen. Oder bin ich ganz auf dem Holzweg? :gruebel:

Was mir auch sehr gut gefällt, ist der Intentions-/Stimmungswechsel im Song, der ja als eher politischer Song beginnt und mit einer positiv bis leicht träumerischen Note endet.
Insgesamt also finde ich den Text :great:

Ich hoffe, das hilft ein wenig was.
Gruß,
René
 
Hallo Willy,
wenn ich deinen Rat beherzige, nicht zu denken, und den Text einfach mal überfliege, dann hab ich damit kein Problem. Doch in dem Moment, in dem ich zu denken anfange, stößt mein Köpfchen an Grenzen.

Denken
Der Titel irritiert mich etwas, da er m.E. nur zum Refrain passt. Zum Rest des Textes sehe ich keinen Bezug. Für mich stellt sich die Frage: Willst du einen Text, der das Thema des Refrains bearbeitet? Dann müsste sich aber der Rest ändern.
Glaubst du an die Demokratie- vertraust du der Theorie?
Ich sehe zwischen beiden (Demokratie-Theorie) keine Zusammenhang? Wie soll das zu verstehen sein?
Von der Hand in den Mund –lebst du zu ungesund?
Wäre es nicht besser, den Satz umzudrehen? „Lebst du zu ungesund – von der Hand in den Mund?“
Bei dir ist noch viel Zeit für Qual- Du hast keine Wahl.
Es gibt zwar die Redensart von der Qual der Wahl. Doch irgendwie verstehe ich auch hier nicht, was du sagen möchtest.
Deine Stimme bleibt im Mund.
Finde ich gut. Vor allem in Verbindung mit „du hast keine Wahl“.

Glaubst du noch immer an die Banken – an Wachstum ohne Schranken?
Gibt es etwa kein Gesetz- welches du verletzt?

Diese Frage hat doch vermutlich keinen (mir verborgenen) Bezug zur Frage davor, oder? Dann würde ich das „etwa“ streichen.
Du hast keine Zeit für lange Fragen – Du musst Wasser tragen.
Meinst du hier wirklich „Du musst Wasser tragen“ oder eher „du musst was ertragen“? Das mit dem „Wasser“ versteh ich gar nicht. Und im andern Fall verstehe ich die Verbindung zwischen 1. und 2. Teil des Satzes nicht.
Dein Heute ist kein Jetzt.
Diese Aussage ergibt mit dem Satz davor wieder einen Sinn.

Oder glaubst du etwa an die Kunst?
An Schmerzen – an den blauen Dunst?
Oder hat dich heut schon wieder die Vernunft entstellt.
Welches Gesicht hältst du in die Welt?

Ich versteh, wie auch teilweise bei den beiden ersten Strophen, den Zusammenhang zwischen den Sätzen nicht. Ich sehe da keinen roten Faden.

Ref.:
Fang bloß nicht mit dem Denken an.
Ich kann das nicht empfehlen.
Wir kommen und wir kommen an.
Was willst du damit sagen? Wohin kommen wir? Und wo kommen wir an? Willst du sagen, dass wir immer irgendwo ankommen, egal ob wir denken? Das wäre keine schöne Aussicht.
Fang bloß nicht mit dem Denken an.
Ich hab’s nur kurz versucht
Wenn man nur etwas kurz versucht, hat man es oft nicht ernsthaft versucht und kann sich deshalb nur ein oberflächliches Urteil erlauben.
und dieses Hirn verflucht.
Mein Köpfchen stößt an Grenzen an,
ich fang nicht mehr mit Denken an.

Glaubst du noch immer an Gefühle – sind das noch unbesetzte Stühle?
Die unbesetzten Gefühle sind wohl im Sinn eines unbeschriebenen Blattes zu verstehen?
Sind da tausende Gestirne- in deiner weichen Birne?
Hast du vielleicht ein Universum frei- sind wir schon zwei?
„Zwei“ was?
Sind wir Atome ohne Kerne?

Glaubst du ans Fliegen ohne Treibstoff?
An Lichtgestalten aus dem Off?
An quergestreifte Schweine,
du bist einzig- nie alleine.

Die ersten drei Zeilen sind einfach Fragen, die man so stehen lassen kann. Doch wie sich die letzte Zeile hinzufügen soll, verstehe ich nicht.

Im Großen und Ganzen muss ich sagen:
Auf den ersten flüchtigen Blick sprach mich die Thematik an:great:, doch bei näherem Hinsehen muss ich feststellen, dass ich nicht verstehe, was du mir im Kern sagen willst:gruebel:. Ich sehe da keinen roten Faden. Da sind für mein Verständnis zu viele Fäden verwoben, die aber kein klar erkennbares Muster ergeben. Es ist wie ein sich auflösender Teppich, wobei der Refrain noch der unversehrteste (stabilste) Teil davon ist.

Fazit:
Ich würde zum Refrain andere Strophen schreiben und die meisten Zeilen der Strophen zu einem neuen Song verarbeiten.

Gruß
AE
 
Hallo,
ohne böse klingen zu wollen, will ich auch nicht, ist das, was du hier abgeliefert hast, genau das, was bei mir rauskommt, wenn ich einfach drauflos schreibe, ohne wirklich darüber nachzudenken und sich die Sache im Kern nur im Rhythmus und im Reim ergänzen soll.

Du hast also zusammengewürfelte Sätze, die rhythmisch sehr gut passen, sie treiben mich als Leser voran, allerdings ist der Inhalt, wie ArkaEchyon bereits breit erläutert hat, mehr als fragwürdig im Inhalt.

Wenn du also einen aussagekräftigen Text schreiben möchtest, hast du noch einiges vor dir ;).
 
Hallo Willy,

musste gestern abrupt ab- weil aufbrechen, deshalb noch etwas zur Ergänzung.

Der Text wirkt auf mich wie ein „zweieiiger“ Siamesischer Zwilling:):(, den ich auseinander operieren würde. Der Refrain würde sich eignen für einen Song, der sich mit der Problematik „Denken in falschen Situationen“ beschäftigt. Es gibt ja genügend Lebensbereiche oder Situationen, in denen man besser nicht so viel nachdenkt, weil das Denken eher hinderlich wirkt. Beispiele:
Menschen, die viel übers Leben nachdenken, dabei aber vergessen, zu leben.
Menschen, die in jeder Situation denken „darf ich das oder darf ich das nicht“.
Menschen, die sich nicht trauen, sich auf ihre Gefühle zu verlassen und deshalb lieber immer den Verstand einschalten, auch dort, wo er im Weg steht.
Ich denke, wenn man mal ausführlich brainstormt, findet man viele Beispiele. Es ist ein Thema, das vielen Menschen bekannt ist – ob von außen oder innen. Dazu würde der Refrain besser passen.

Und der andere Teil des Liedes ...
Der beginnt ja immer mit „Glaubst du“. Hierfür würde ich einen Refrain wählen, der thematisch dazu passt. Z.B.:
„Glaub, was du willst, aber ...“ Hier folgt dann irgendein sinnvoller Willypanic-Rat.
Oder:
„Glaub mir, ich ...“ Hier folgt dann die ganz persönliche Willypanic-Erfahrung.
Oder: ... irgendein anderer Refrain, der einen Gegenpol darstellt zu deinen aufgeworfenen Fragen.

Ich "denke";), wenn man das so angeht, könnten dabei zwei ganz brauchbare Songs heraus kommen.

Gruß
AE
 
Hallo zusammen,
zuerstmal: Vielen Dank für eure Kritiken!

Ich bin überrascht über die vielfältigen Meinungen und weiß nicht wirklich adäquat darauf zu antworten.
Interessant, wie ihr einzelne Textstellen auseinandernehmt, andere, die mir zentraler erscheinen, ganz überseht.
Wie immer, ist es eine Offenbarung, teilweise verstanden (Everrock) hinterfragt (AE) oder völlig mißverstanden (Jarie) zu werden.

Besonders du, AE hast dir viele, viele Gedanken zum Text gemacht.
Das ist für mich schon ein gewisser Erfolg, denn der Text war es dir wohl wert.
Das du den Zusammenhang zwischen Strophen und Refrain nicht empfindest, schmerzt mich natürlich in deinem Falle besonders.
Das ist beim Lesen deiner differenzierten ersten Kritik an einzelnen Textstellen aber nachvollziehbar und wohl nicht zu verhindern, wenn man wie du sehr analytisch vorgeht.
Ich glaube, dass wir textlich auf völlig verschiedenen Planeten leben.
Ich glaube nicht, dass es sinnvoll wäre, die einzelnen Textstellen aus meiner Sicht zu interpretieren.
Vielleicht sollte ich den Text: Fühlen! nennen?!

Trotzdem bin ich dir sehr dankbar für deine Ideen und für deine Auseinandersetzung.
Ich möchte in meinen Texten aber wirklich keine Ratschläge geben, oder meine Erfahrungen preisen.

@Jarie: ich verstehe überhaupt nicht, was du sagen willst, sorry!
Ich habe nur verstanden, dass du den Text nicht magst und meinst, ich solle weiter fleißig üben.
Richtig?
Nun, dass werde ich tun!

Warum habe ich den Text also geschrieben und hier reingestellt?
Der allgemeine Mangel an Mitgefühl in meiner kleinen großen Welt war der Antrieb.
Auf der Suche nach Bestätigung und Übereinstimmung hab ich ihn gepostet.
In gewisser Weise gab es schon eine Menge Bestätigung- vielen Dank.

Ich freue mich über noch viel mehr Gedanken von euch.
Grüße
willy
 
Hmm...für mich gibt der Text als "Ganzes" auf jeden Fall einen Sinn.
Willy wirkt für mich "suchend", genau wie der Text "suchend" wirkt.
Es beginnt damit, sich mit Politik, Gesellschaft und Problemen auseinander zu setzen, immer mit einem Hauch von "was mach ich eigentlich?".
Daher passt für mich das "sprunghafte", der latente Aufzählungscharakter verschiedenener teils vordergründig banaler, teils existentieller Aspekte.
Es ist "chaotisch", so wie die Welt, in der wir leben chaotisch ist.
Es endet damit, dass er im Prinzip sagt: "Hey, über den ganzen Schranz hab´ ich mir ständig ´nen Kopp gemacht, dabei lebt es sich ohne viel leichter!"
Ein Stück Resignation, aber auch ein Stück Trotz a lá "ich lass´mich nicht unterkriegen."

In so fern interpretiere ich die scheinbare(!) Zusammenhanglosigkeit durchaus als "Stilmittel".

@ Willy: ich hätte das "Stuhl-Bild" wirklich gerne noch erklärt. :)
 
willypanic schrieb:
@Jarie: ich verstehe überhaupt nicht, was du sagen willst, sorry!
Ich habe nur verstanden, dass du den Text nicht magst und meinst, ich solle weiter fleißig üben.
Richtig?
Nun, dass werde ich tun!

Wenn das wirklich bei dir so ankam, möchte ich mich entschuldigen.

Ich meinte nicht, dass der Text scheiße wäre oder sonst etwas, ich meinte nur, dass nicht erkennbar ist, dass du beim Schreiben besonders viel Wert auf den Inhalt gelegt hast, sondern mehr auf den Klang des Texts (Reim, Rhythmus).

Für mich sieht es etwa so aus wie das hier:
Jarie schrieb:
Scenata ida est met ana ke vola mis ka'nja vloija ke.
Escaljuta mina era mena kala vast manje.
Konjatuch’ma ka nja ke tchala nja mia est.

Romanta kenjo ivan mai ke!
Est vlja ki’lja njota!
Iman cest kono!
Tschono ivon vai to!

Ilja rumana era vjita koman ki vjere.
E cala muna tscho ve… etna ki jeste vlo nun tscho.
Vonja vilisa antja ko.
Kenan vjo kalja.

Romanta kenjo ivan mai ke!
Est vlja ki’lja njota!
Iman cest kono!
Tschono ivon vai to!

Era scenja vai schono.
Era scenja evljanto enta est jon.
Onicajo tscher kanjo.
Oman vai kan tscher mjanto...
Worte aneinander gereiht, die klanglich passen (ein sehr langsames Lied) und etwas emotional ausdrücken, aber keinen besonders signifikant hervorstechenden Inhalt haben. Das Stück oben basiert nur auf Gefühl und Wohlklang, etwa so meinte ich das bei dir, also nicht so böse, wie du das jetzt anscheinend aufgenommen hast... :(
 
Zitat Willy:
denn der Text war es dir wohl wert.

Ja, schon. Weil er viele gute Elemente enthält und einen interessanten Stoff bearbeitet.

Zitat Willy:
Das du den Zusammenhang zwischen Strophen und Refrain nicht empfindest, schmerzt mich natürlich in deinem Falle besonders.


Den Zusammenhang, so wie in Everrock sieht, den hab ich beim ersten Lesen auch so verstanden. Doch sobald die Worte tiefer in mich eindringen – also nicht nur an der Oberfläche bleiben – löst sich dieser Zusammenhang auf und ich kann ihn nur noch vermuten.

Zitat Willy:
Ich glaube, dass wir textlich auf völlig verschiedenen Planeten leben.


Das ist sogar ziemlich sicher. :D

Zitat Willy:
Ich möchte in meinen Texten aber wirklich keine Ratschläge geben


Das tust du doch aber schon im Refrain. „Fang bloß nicht mit dem Denken an! Ich kann das nicht empfehlen ...“ Nicht anders hatte ich es in meinem Vorschlag auch gedacht.

Zitat Everrock:
Willy wirkt für mich "suchend", genau wie der Text "suchend" wirkt.


Okay. Unter dieser Perspektive kann ich den Text auch betrachten, und dann ergibt das Ganze etwas mehr Sinn. Allerdings enthält er dann immer noch Formulierungen, die fragwürdig sind. Beispiel:

Mit seinen Fragen regt er zum Nachdenken an, empfiehlt dann aber, nicht zu denken. Dies als stilistisches Mittel kann ich noch verstehen. ABER: Was hat es dann mit den eingefügten Sätzen ohne Fragezeichen auf sich, die also einfach eine Aussage treffen? Z.B.: „Bei dir ist noch viel Zeit für Qual – du hast keine Wahl. Deine Stimme bleibt im Mund.“ Diese Aussagen ergeben dann in der von dir vorgeschlagenen Perspektive keinen Sinn mehr.

Zitat Everrock:
Es beginnt damit, sich mit Politik, Gesellschaft und Problemen auseinander zu setzen,


Wirklich auseinandersetzen tut er sich ja nicht. Er wird mit Fragen konfrontiert, die er weitergibt. Sonst gäbe das Ganze ja auch keinen Sinn. Er sagt ja „fang nicht mit dem Denken an“.

Abschließend würde ich sagen: Ich könnte die von dir vorgeschlagene Perspektive eher nachvollziehen, wenn diese Behauptungssätze nicht wären. Dann muss ich aber immer noch feststellen, dass sich das „Fühlen“, zu dem Willy hinführen will, nirgendwo aus dem Text erschließt. Weder aus den Strophen noch aus dem Refrain. Denn wenn ich mit dem Denken aufhöre, muss ich noch lange kein gefühlvollerer Mensch werden.

So, jetzt ist aber Schluss mit ... :gruebel:. Gute Nacht!
AE
 
Hallo AE,
ich glaube du gehst sehr analytisch und logisch bei der Hinterfragung meines Textes vor.
Das finde ich ziemlich sportlich und ich freue mich auch sehr, dass du soviel Energie aufwendest, um mir deine kritische Sicht auf den Text nahezubringen.
Ich möchte gerne sehr respektvoll damit umgehen und muss realisieren, dass das wohl nur über logisch nochvollziehbare Erklärungsversuche funktionieren kann.
Was Jarie z.B. schreibt kann ich nun verstehen, aber glaube, dass er/sie gar keinen Zugang zum Text gefunden hat.
Bei dir AE habe ich das Gefühl, dass du mich gerne überführen möchtest.
1. Die Textzeile: "Fang bloß nicht mit dem Denken an!" kann doch auch mit deinen Augen/Ohren nicht als ernstgemeinter Ratschlag für ein besseres Leben empfunden werden.
Diese ironische Überspitzung sollte so verstanden werden: Zuviel Grübeln macht unglücklich!
Diesen Ansatz habe ich versucht in den letzten Strophen und dann deutlich im letzten Satz zu verdichten:
"...ich hab' beim Denken fast das Glück versäumt..."

Niemand darf oder soll das Denken aufgeben! Jeder tut es auf seine Weise im Rahmen seiner Möglichkeiten und niemand sollte ausgegrenzt werden, wenn er es auf sehr eigenwillige Art tut.
Allerdings vermisse ich die Wertschätzung fürs Gefühl, für Sensibilität und Emphatie. Wissen, Information und der präsentierende Umgang damit, bestimmt unser Leben.
Liebe gedeiht (noch) im Stillen (oder auf der Kinoleinwand). Freundschaft ist ein Wort im Cyberspace geworden.
Das ist manchmal so trostlos. Deshalb die Überspitzung.

Die Aussagesätze am Anfang dienen der Ansprache einer möglichst großen Zahl von "Gläubigen" verschiedener Richtungen. Vordergründig um alle ins Boot zu holen.
Wissensträger- Logiker- Wasserträger- Phantasten- Versager und Hoffnungslose.

Du hast natürlich recht, wenn du schreibst:
"Denn wenn ich mit dem Denken aufhöre, muss ich noch lange kein gefühlvollerer Mensch werden."
Nein, dass kann sogar zu Hass und Krieg führen.

Vielleicht lassen sich aber Zweifel, Angst und Mißtrauen durch mehr spontanes, ehrlich empfundenes Mitgefühl abbauen.
Insofern dient auch dieser Text sehr zur selbstkritischen Betrachtung meines Haderns mit dem Lauf der Dinge.
Mehr und mehr werden die Texte sowieso zum Ventil und Sprachrohr meiner Empfindungen und weniger meiner Überzeugungen oder Erfahrungen und lassen sich daher auch nicht in jeder Einzelheit erklären.
Es ist eher eine Emotion, die ich versuche zu teilen und eben kein gesichertes Wissen.

@everrock:
die unbesetzten Stühle:
"Glaubst du noch immer an Gefühle - sind das noch unbesetzte Stühle?

Wenn ich ein "oder" anstelle des Bindestriches gesetzt hätte wäre es vielleicht klarer gewesen, oder?
Ich hoffe, das erklärt!
Vielen Dank, dass du dem Text so intensiv die Stange hälst!

Grüße
an alle Mitleser, die es bis hierher verfolgt haben! Danke fürs Interesse!
willy
 
Hallo in die Runde und hi willypanic !

Zuerst habe ich den Text so wahrgenommen wie er sich liest: eher einfach, mit den willytypischen Paradoxa und Redeumwendungen - und war zufrieden, hatte aber das Gefühl: irgendwas fehlt - wie ein Gewürz bei einem Essen, das man noch nicht benennen kann. Insgesamt eher: in Ordnung der Text, aber bis auf einige Stellen nichts das mich umgehauen hat.

Das analytische Herangehen von ArkEychon hat mich dann noch mal auf eine andere Art in den Text geworfen und die nachfolgende Diskussion ebenso. Und so langsam komme ich dahinter, was mich an dem Text eher schal berührt und wo er aus meiner Sicht seine Stärken, die er eindeutig hat, zu verlieren beginnt.

Zunächst: ein lyrisches Ich äußert sich zu einer bestimmten Haltung zur Welt, das ihn zu einem nicht näher gekennzeichneten Du sprechen läßt. Das LY versucht, das Du zu überzeugen, das Denken zu lassen - es verstimmt nur. Insofern wird für mich auch nicht die Welt erklärt, sondern die Haltung des LI zur Welt. Die Leser können sich nun entscheiden und selbst Position beziehen. Die Position des Schreibers selbst - wenn man so will: die Meinung der Redaktion - wird nicht explizit geäußert: eine der Stärken des Textes aus meiner Sicht.

Kurz gesagt gibt es aus meiner Sicht zwei Unstimmigkeiten:
Erstens ist das LI in seiner Wahrnehmung des "Du" schlauer und kritischer als es seine sonstige Wahrnehmung - meinem Empfinden nach - zuläßt.
Das LI seziert in Fragen verkleidet zunächst das Du als einen bequemen Mitläufer, einen Wasserträger, der sich quält und abrackert und gerade dadurch die Zeit nicht findet, sich einen Durchblick zu verschaffen: er glaubt noch an die Erklärungen, dass alles so richtig sei. Der Leser kann diese Kritik des LI am DU teilen - die Meinung des LI scheint dadurch legitimiert und dem des DU überlegen.

Das gleiche LI wird dann gegen Ende des Textes und im Refrain als selbst gescheitert gekennzeichnet: sein Köpfchen stößt an seine Grenzen und somit ist der Rat an das DU, dieses mühsame Denken zu unterlassen, eigentlich dem Unvermögen des LI geschuldet, konsequent und folgerichtig zu denken - dem Fuchs sind die Früchte des Geistes zu sauer, die er ja doch nicht ernten kann.

Wenn dies aber so ist: wieso kann er dann in den ersten drei Zeilen das DU so analytisch erkennen, kennzeichnen und kritisieren? Ist dies dem Umstand geschuldet, dass er seine eigene Haltung so oft legitimieren muss? Ist dies stimmig, stimmig genug?

Die letzen vier Zeilen vor den abschließenden Refrains "Es gibt keinen Ausweg, es gibt nur ´nen Weg ..." können logischerweise nicht von dem LI geäußert werden, da die dort ausgesprochene Position reflektierter ist als seine vorher geäußerte Haltung - gibt es hier noch einen Sprecher? Oder kann das LI so schnell lernen - ist das stimmig?

Im Grunde bleibt also: weder das LI noch das DU haben "recht" - beide sehen einen Teil des Richtigen, aber da sie nur einen Ausschnitt sehen, sehen sie im Grunde nichts richtig: der eine humpelt auf dem linken Bein, der andere auf dem rechten ...
Das ist gut so - das ist gut, es so zu kennzeichnen. Ob dies klar genug rauskommt (nehmen wir mal an, das was ich da rauslese, stimmt so) - das ist durchaus der Frage wert. Es besteht die Gefahr, dass der Text ob seiner willytypischen Erkenntnisblitze und sprachlichen Feuer so hingenommen wird und der eigentliche Kern unerkannt bleibt. Denn für mich ist der Text nicht irritierend genug, um mich noch so oft damit zu beschäftigen, dass ich dahinter käme - bzw. dahinter gekommen wäre, wenn ich ihn nur hörte und nicht ein Feedback dazu schreiben wollte.

Vielleicht führte genau dies dazu, dass der Verfasser dann doch dem Leser die Sache leichter machen möchte - indem er durch eine bestimmte Wortwahl (Köpfchen, weiche Birne) das LI aus einer darüberstehenden Position als einen - übertrieben gesagt - Dummkopf und selbstzufriedenen Schwachgeist kennzeichnet. Damit aber - so finde ich - wird es dem Leser zu einfach gemacht: er kann die dargebotenen Ettiketten auf die dargereichten Schubladen kleben und ist zufrieden.

Weshalb ich zu folgendem komme:
Wenn es in dem Text darum geht, gleich zwei Meinungen/Haltungen zu beschreiben und sie beide als kritikwürdig stehen zu lassen - dann ist dies eine komplexe Konstruktion, die eine extrem sorgfältige Wahl der Mittel erfordert: höchste Stringenz und Klarheit der Beschreibung und der Differenzierung.
Wenn es in dem Text darum geht, dass der Leser zu beiden Positionen aus sich heraus eine eigene, kritische Position beziehen soll, dann sollten Wertungen, die dem vorgreifen bzw. einen rosa Teppich der Meinungsbeeinflussung ausrollen, mit extremer Vorsicht behandelt werden.

An beidem könnte meiner Meinung nach noch gearbeitet werden - denn dieser Text und dessen Konstruktion ist es unbedingt wert!
Und da ich schon mal dabei bin, notiere ich mal einige Fragen oder Anregungen in den nächsten post, da ich in diesem schon genug Raum beansprucht habe.

x-Riff
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Willy,
ohne X-Riffs Aspekt jetzt mit einzubeziehen (hatte die Antwort schon fertig), poste ich einfach mal mein Feedback

Bei dir AE habe ich das Gefühl, dass du mich gerne überführen möchtest

Nein, absolut nicht. Ich habe nur den Ehrgeiz, den Text zu verstehen.
.
Die Textzeile: "Fang bloß nicht mit dem Denken an!" kann doch auch mit deinen Augen/Ohren nicht als ernstgemeinter Ratschlag für ein besseres Leben empfunden werden.

Warum nicht? Es geht doch aus dem Text nicht hervor, ob er ironisch gemeint ist.

Diese ironische Überspitzung sollte so verstanden werden: Zuviel Grübeln macht unglücklich!

Das ist allerdings eine neue Perspektive, die ich aber dem Text alleine nicht entnehmen konnte. Sie würde mir vielleicht klar werden, wenn ich dich kennen würde oder durch die Art der musikalischen Umsetzung sowie der Art deines Vortrags. D.h., der Text ergibt erst mit dem Hintergrund ein klares Bild. (Einiges bleibt für mich aber trotzdem noch im Dunkeln)

Allerdings vermisse ich die Wertschätzung fürs Gefühl, für Sensibilität und Emphatie.

Mit fällt gerade ein Vergleich ein. Ich weiß nicht ob er passt. Aber dein Versuch, Wertschätzung fürs Gefühl zu kommunizieren, kommt mir vor wie ein Scherenschnitt, bei dem das, was abgebildet werden soll, herausgeschnitten und weggeworfen wird. Nur das Negativ bleibt stehen. D.h., du willst das ausdrücken, was du verschweigst. Das kann funktionieren. Aber nur dann, wenn die Konturen scharf sind und das Objekt der Betrachtung nicht zu kompliziert ist.

Die Aussagesätze am Anfang dienen der Ansprache einer möglichst großen Zahl von "Gläubigen" verschiedener Richtungen.

Mit den „Aussagesätzen“ meinte ich die jeweils letzten beiden Zeilen der 1. und 2. Strophe, nicht die Fragen.

Es ist eher eine Emotion, die ich versuche zu teilen und eben kein gesichertes Wissen.

Ja, ich glaube hier liegt dann auch mein Verständnisproblem. Wir bewegen uns in zwei parallelen Welten mit einer Wahrnehmungsbarriere dazwischen. Werde trotzdem – oder gerade deshalb – weiterhin versuchen, deine Texte zu entschlüsseln. Als Herausforderung, sozusagen.;)

Gruß
AE
 
Hier nun also konkret am Text entlang einige Fragen und Anmerkungen.
Dabei mache ich auch einige Vorschläge, die den Fluß aus meiner Sicht betreffen - willypanic ist Meister der Metrik genug, aber wo es für mich hakt, tackere ich das mal an:

Denken
Glaubst du an die Demokratie- vertraust du der Theorie?
das zweite Du würde ich weglassen
Von der Hand in den Mund -lebst du zu ungesund?
Bei dem ungesund hakt es für mich - der Zusammenhang ist ahnbar, aber gleichzeitig auch nicht - bzw. sehr beliebig ... vielleicht auch etwas verstörender oder anders ... Von der Hand in den Mund - kurze Wege sind gesund oder von der Hand in dem Mund - für Dich läuft alles rund ...
Bei dir ist noch viel Zeit für Qual- Du hast keine Wahl.
vlt.: Hast Du keine Wahl?
P.S. Für mich ist beispielsweise das eine Kritik, die nicht von jemand kommen kann, der das Denken aufgegeben hat, weil es zu viel Mühsal bringt ...

Deine Stimme bleibt im Mund.
das ist klasse - die metapher finde ich immer stimmiger ...

Glaubst du noch immer an die Banken - an Wachstum ohne Schranken?
Gibt es etwa kein Gesetz- welches du verletzt?
evtl: Wo ist das Gesetz - das Du einmal verletzt? Auch diese Kennzeichnung erfordert eine kritische Distanz zur Welt, die ich keinem zurechne, der auf das Denken verzichtet hat ...
Du hast keine Zeit für lange Fragen - Du musst Wasser tragen.
das finde ich klasse: ein tolles Bild. Und: es kann durchaus von jemandem kommen, der nicht analytisch sondern eher beobachtend herangeht und für sich in etwa dazu kommt, dass die Welt eine Knochenmühle ist, die man nicht ändern aber der man sich entziehen kann, um sein eigenes kleines und bescheidenes Glück zu suchen ...
Dein Heute ist kein Jetzt.

Oder glaubst du etwa an die Kunst?
An Schmerzen - an den blauen Dunst?
den blauen Dunst finde ich zwangsgereimt - sofort denke ich an Zigaretten und was zum Geier haben die damit zu tun? Vielleicht sowas wie: Glaubst Du an Kunst und Kultur / an Schmerzen und Leiden pur? oder sowas halt ...
Oder hat dich heut schon wieder die Vernunft entstellt.
Welches Gesicht hältst du in die Welt?
das sind zwei super Zeilen - die so auch von dem LI kommen können, wenngleich sie nicht unbedingt von jemand kommen mögen, der sich "arrangiert" hat ...

Ref.:
Fang bloß nicht mit dem Denken an.
Ich kann das nicht empfehlen.
da bin ich immer wieder drüber gestolpert, weil ich das sprachlich zu unterschwellig daher kommt. Möglicherweise paßt das gut zu dem LI, der darauf setzt, dass seine Meinung schon ankommt und übernommen wird - dennoch: ich kann das nicht empfehlen ... nach der doch schonungslosen Kritik am "DU" in den ersten drei Zeilen? Wirkt so onkelhaft ... aber vielleicht soll´s das?
Wir kommen und wir kommen an.
Fang bloß nicht mit dem Denken an.
Ich hab's nur kurz versucht
und dieses Hirn verflucht.
Mein Köpfchen stößt an Grenzen an,
ich fang nicht mehr mit Denken an.
Tja - dieses Köpfchen ... auch so onkelhaft, gleichzeitig kindlich, geht das als so leichthin und "selbstkritisch" gemeint ... so in Richtung: Langlauf ist nix für mich, bei meinen kurzen Beinchen (schmunzel, schmunzel), sagt der Fettklops auf dem Sofa zu dem Enkel, der sich gerade überlegt in einen Sportverein zu gehen ...? Für mich paßt es wie gesagt nicht - im Grunde liefert es das LI den Flinten des Publikums aus ...

Glaubst du noch immer an Gefühle - sind das noch unbesetzte Stühle?
Ich habe mit dieser Stelle keine Schwierigkeiten gehabt - um es deutlicher zu machen, vlt: Glaubst Du nicht mehr an Gefühle - alles unbesetzte Stühle?
Sind da tausende Gestirne- in deiner weichen Birne?
Tja - schon wieder dieses abwertende - da machst Du es imho dem publikum zu leicht ...
Hast du vielleicht ein Universum frei- sind wir schon zwei?
Sind wir Atome ohne Kerne?

Glaubst du ans Fliegen ohne Treibstoff?
An Lichtgestalten aus dem Off?
Mit diesen beiden Zeilen kann ich nichts anfangen ... es entstehen keine Bilder ...
An quergestreifte Schweine,
dito - was sind quergestreifte Schweine? Stehen die im Gegensatz zu den berühmten karierten Schweinen?
du bist einzig- nie alleine.

Ref.:
doch...
Fang bloß nicht mit dem Denken an.
Ich kann das nicht empfehlen.
Wir kommen und wir kommen an,
fang bloß nicht mit dem Denken an.
Ich hab's nur kurz versucht
und dieses Hirn verflucht.
Mein Köpfchen stößt an Grenzen an,
ich fang nicht mehr mit Denken an.
Es gibt keinen Ausweg- es gibt ´nen Weg.
Keinen Aufstand, nur den Stand.
Es redet der Versager- der Hoffnungslose träumt,
ich hab' beim Denken fast das Glück versäumt...
Wer ist dieses Ich? Für mich nicht das gleiche LI, das bisher sprach - diese Entwicklung traue ich ihm nicht zu ...

Ref.:
und darum...
Fang bloß nicht mit dem Denken an.
Ich kann das nicht empfehlen.
Wir kommen und wir kommen an.
Fang bloß nicht mit dem Denken an.
Ich hab's nur kurz versucht
und dieses Hirn verflucht.
Mein Köpfchen stößt an Grenzen an,
ich fang nie mehr mit Denken an.


So weit erst mal.
Herzliche Grüße

x-Riff
 
... Mit fällt gerade ein Vergleich ein. Ich weiß nicht ob er passt. Aber dein Versuch, Wertschätzung fürs Gefühl zu kommunizieren, kommt mir vor wie ein Scherenschnitt, bei dem das, was abgebildet werden soll, herausgeschnitten und weggeworfen wird. Nur das Negativ bleibt stehen. D.h., du willst das ausdrücken, was du verschweigst. Das kann funktionieren. Aber nur dann, wenn die Konturen scharf sind und das Objekt der Betrachtung nicht zu kompliziert ist. ...
Gruß
AE
Das finde ich extrem klasse ausgedrückt!
 
dein Versuch, Wertschätzung fürs Gefühl zu kommunizieren, kommt mir vor wie ein Scherenschnitt, bei dem das, was abgebildet werden soll, herausgeschnitten und weggeworfen wird. Nur das Negativ bleibt stehen. D.h., du willst das ausdrücken, was du verschweigst.

Das finde ich extrem klasse ausgedrückt!

Das Beispiel mit dem Scherenschnitt brachte mich auf eine Anregung. Inwieweit sie sinnvoll ist, weiß ich selbst nicht so recht.
Der Mensch benutzt seine Augen anders als eine Ohren. Dennoch frage ich mich, ob man visuelle Beobachtungen nicht auch für das gesungene Wort nutzen kann – und wenn es nur zu Übungszwecken wäre. Zwei Beispiele (als erstes der Scherenschnitt):

Scherenschnitt, bei dem das Abzubildende weggeworfen wird:
Könnte man nicht mal eine bestimmte Kernbotschaft auswählen, die man in einem Satz formuliert und dann die Aufgabe stellen:
„Schreibe einen Song, bei dem die Botschaft klar verständlich wird, ohne dass du die Botschaft konkret und offensichtlich nennst. Das wäre mal eine Herausforderung (an der ich sicher scheitern würde:redface:). Frauen versuchen sich ja häufig an diesem Scherenschnitt („Hast du gehört, was ich nicht gesagt habe?“).;)

Extreme Verzerrung:
In einem aktuellen Magazin ist der Schnappschuss eines Löwen, der extrem verzerrt ist. Was man sieht ist nur ein riesiger Löwenkopf aus dem drei Beine herausragen.
Wie müsste ein Text aussehen, der eine bestimmte Botschaft extrem verzerrt vermittelt, ohne daraus eine Karikatur zu machen? So wie man bei dem Löwen den Körper im Geiste ergänzt und keine Chimäre sieht, müsste man dann bei dem Text das Fehlende hinter der in den Vordergrund gerückten Aussage ergänzen können um das Ganze zu sehen. Vermutlich auch keine leichte Aufgabe.
 
Hallo,
wie kann ich euch danken für die Auseinandersetzung und das Hineindenken in meinen Text,
wie kann ich angemessen antworten?
Ich fürchte ich kann nur scheitern, so wie das LI im Text.
Ein Versuch.
AE und der Scherenschnitt:
Genial dieses Bild- dieser Vergleich. Er trifft ins Schwarze. Durch den Schnitt entstehen zwei Bilder, die das Gleiche zeigen. Einmal das herkömmliche Bild und außerdem auch den genauen Rahmen (der mindestens gleichwertig in seiner Deutbarkeit) eine Ergänzung in unserem Kopf erfordert und durch Einsatz der Phantasie individuell erweiterbar wird.
So weit so gut.
Ist der Rahmen zu ungenau, sind die Konturen profan weichgezeichnet?
Alles und jeden habe ich versucht einzufangen: der genaue Rahmen muss von allen innerhalb und außerhalb der Gemeinschaft gezeichnet werden. Durch-

die Linientreuen, die Abtrünnigen, die Armen, die Reichen, die Dicken und die Dünnen, die mit viel Zeit und die ohne Gelegenheit, die Lauten und die Leisen (Strophe 1)

die Gierigen und die Vertrauensvollen, die Theoretiker und die Unbelehrbaren, die Bösen und die die ohne Sünde sind, die Ängstlichen und die dummen Erfüllungsgehilfen, die Terminidioten.
(Strophe 2)

die Träumer und die Feinsinnigen, die Luxusverehrer, die Perversen, die Abhängigen, die Tugendhaften, die Vernünftigen und die Schizos. (Strophe3)

für die Liebenden, Melancholiker, Romantiker, Träumer, Visionäre, Unmögliche, Universale und Ungeborene. (Strophe 4)

die Überflieger, die Gottgläubigen, die Phantasievollen, und die Einsamen (Strophe 5)

Und dann hatte ich von Anfang an das Problem mit dem Aufhänger:
Die Zeile: "Fang bloß nicht mit dem Denken an" war die Initialzündung zum Text.
Aber: Wer kann sowas sagen? Wer darf behaupten, das Denken gut oder schlecht ist oder zu irgendetwas führt?
Ich wollte das wohl nicht darstellen- aber ich wollte die Zeile nicht verwerfen- der Reiz der Eitelkeit, die schon erhobene Nase zu pudern, war zu groß!

Also musste ich relativieren und das LI von seinem erkenntnistheoretischen Ross runterholen-
Deshalb das onkelhafte Köpfchen und das "ich habs nur kurz versucht"

Ich realisiere durch eure Beiträge immer mehr diesen Spagat in der Schwebe, den der Text nicht zuende tanzt, weil ich die Identifikation mit dem Redner nicht lassen kann.

Das Fühlen sollte ein gleichwertiger Ersatz für das Denken sein. Nicht das Fragen, sondern das Spüren im Mittelpunkt stehen.

Das Denken sollte entwertet, die Macht der Information und des Wissens denunziert werden.
Doch ich sehe ein, dass ich einen Text, der nur in einer lesbaren Version existiert in diesem Falle nicht fühlbar machen kann. Fühlen funktioniert ohne Denken sehr wohl- aber wie kann man das wortreich kommunizieren.

Wie mach ich das also beim Vortrag? Wie setze ich das um?
Ich bin ziemlich durcheinander.
Muß ich die für mich zentrale Zeile:
"Ich hab beim Denken fast das Glück versäumt"
streichen, um alle Angesprochenen, samt LI in ein Boot zu setzen?
Sollte ich so etwas wie: "Versuche ein Gefühl"
mit reinpacken?
X-riff schreibt ich liefere das Li den Flinten des Publikums aus.
Ist das ein Problem?
Ist das nicht konsequent? Die Überforderung einzugestehen- und die Birne abschalten zu wollen?
Wieso sollte das Publikum das LI abschießen wollen? Ist es so unsympathisch? Muß nicht der Trottel das Scheitern eingestehen?

Fragen über Fragen.
Ich weiß nicht vor und nicht zurück. Was mach ich jetzt mit diesem Text?

Und AE zu deinen "Textaufgaben": Ich finde das sehr ambitioniert, was du vorhast aber wenn ich das lese, stelle ich fest, dass ich tatsächlich eine "Denkschwäche" habe.
Ich glaube, ich kann das nicht.

Es ist eine sehr intensive Textdiskussion, das macht mir viel Freude mit euch.
Nach der "Sinnhaftigkeit" und "Stimmigkeit" von Texten zu forschen ist indes auch irgendwie manchmal ein Abenteuer ohne Wiederkehr. (zum Beispiel viele Sven Regener- Element of Chrime Texte)
Woher beziehen die eigentlich ihre Faszination?

Danke nochmal
Grüße
willy
 
Hi willypanic,

nur kurz und aus dem Bauch raus aber schnell, damit es mir nicht wieder wegfliegt nach Deinem post:

Wie wäre es, wenn Du das LI ganz rausläßt?
Alle statements sind statements, alle Fragen sind Fragen - das Publikum ist aufgefordert, sich seinen Reim zu machen.
Kein LI das vorgibt, kein LI das sich legitimiert, kein LI das bewertet wird ...

Fang/Fangt bloß nicht mit dem Denken an
da sind schon Gescheitere gescheitert.
Wir kommen und wir kommen an,
Fang/Fangt bloß nicht mit dem Denken an.
Wer es auch nur kurz versucht
hat danach sein Hirn verflucht.
Der Kopf stößt an die Grenzen an,
Fang/Fangt nicht mehr mit Denken an.

Es gibt keinen Ausweg - es gibt ´nen Weg.
Keinen Aufstand, nur den Stand.
Es redet der Versager - der Hoffnungslose träumt,
wer denkt hat schon fast das Glück versäumt...

Das finde ich so provokant, dass es - zumindest nach dem zweiten Hören - auf Widerspruch stößt: und ab da sind alle Wege offen ...

Oder nicht?

x-Riff
 
Klasse, x-riff,
diese Lösung ist so genial wie einfach.
Ich glaube, das ist es!
Ich werde mal sacken lassen. Aber du erlaubst, dass ich das wahrscheinlich teilweise übernehme?
Danke

10-Minuten später:
ich habe den Refrain noch ein wenig verändert:
die Konstruktion mit den gescheiterten Gescheiten ist sehr reizvoll, aber auch unglaublich eckig- mMn schwer zu singen. Denkbar wäre als zweite Zeile noch: "auch die Gescheiten scheitern hier."

Fang bloß nicht mit dem Denken an
es ist nicht zu empfehlen
Verschenk' mal ein Gefühl daran,
Fang bloß nicht mit dem Denken an.
Wer immer es nur kurz versucht
hat irgendwann sein Hirn verflucht.
Der Kopf stößt doch an Grenzen an,
Fang nicht mehr mit dem Denken an.

Beste Grüße
willy
 
Hey willypanic,

yu - lass noch mal sacken ... und stell´s vielleicht mal im Zusammenhang rein, dann merkt man besser ob´s funzt ... habe aber ein ganz gutes Gefühl dabei ... Dein Refrain ist mehr Dein Refrain - und das ist genau gut so ...

herzliche Grüße

x-Riff
 
Fang bloß nicht mit dem Denken an
es ist nicht zu empfehlen
Verschenk' mal ein Gefühl daran, woran soll ich ein Gefühl verschenken?
Fang bloß nicht mit dem Denken an.
Wer immer es nur kurz versucht
hat irgendwann sein Hirn verflucht.
Der Kopf stößt doch an Grenzen an,
Fang nicht mehr mit dem Denken an.

Inhaltlich:

die von mir kommentierte Zeile birgt ein echtes Verständnisproblem für mich, denn ich habe keinen Bezug zu "daran".
Was ist daran? Was ist gemeint.
Vom theoretischen Refrainkontext her wäre das "Denken" gemeint, aber so kann es ja nicht sein, oder?


"Wer immer es nur kurz versucht
hat irgendwann sein Hirn verflucht."

Irgendwie stolpere ich hier über die "Entfernung" zwischen "nur kurz" und "irgendwann".
Runder in meinen Augen wäre, wenn man "irgendwann" z.B. durch "später dann" ersetzen würde, oder alternativ statt "nur kurz" vielleicht "auch nur". :gruebel:


Formal:

Ich stolpere über das ungewöhnliche Reimschema.
Gerade Refrains sollten m.M. nach "rund" sein, eine gewisse Symmetrie aufweisen, weil es in der Regel die Textteile sind, die am ehesten/am schnellsten im Ohr und im Gedächnis bleiben.

Somit würde ich entweder dafür sorgen, dass sich Zeile 2 auch auf Zeile 1 reimt -wäre schon alleine unglücklich, weil ich dann 4 mal die Silbe "an" am Ende habe- oder aber, was meiner Meinung nach runder wäre, ich würde sich Zeile 6 nicht auf Zeile 5 reimen lassen, sondern entweder auch komplett exponieren, oder sich auf Zeile 2 reimen lassen.
Vielleicht statt "hat irgendwann sein Hirn verflucht." eher ein "hat verflucht, sich so zu quälen."

Das allerdings würde dann natürlich Zeile 5 komplett exponieren, was auch nicht besser ist. :gruebel:

Toll, habe ich ja tierisch weiter geholfen... :redface:
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben