Hm, mein Anliegen - ich wollte für mich zusammenfassen, welche Skalen und Akkorderweiterungen z.B bei einem DomSeptAkkord bzw. einer Folge solcher Akkorde wie im Blues in Reichweite sind.
Für einen Dominantseptakkord sind genau so viele Chordscales in Reichweite, wie es Situationen gibt, in denen er auftreten kann.
Die Analyse, der Zusammenhang, bestimmt die Chordscale.
Wohl gemerkt, Ich gehe hier auf sehr dünnem Eis, das weiß ich sehr wohl. Einziger Beweggrund all dies hier zu schreiben ist für mich, Leuten einen Weg aufzuzeigen und keine Lösung!
Wenn man hier einwirft zu jener Zeit wäre ja dieser oder jener Akkord unmöglich gewesen und vielleicht schon morgen ist diese oder jene Dissonanz in unseren Ohren schon akzeptable, vermisse ich immer die Schlussfolgerung. Was wäre es dann noch wert zu folgen?
Ich weiß. viele Leute haben ein Problem damit Musik und Regelwerk unter einen Hut zu bringen und wollen nicht wahr haben daß 90% aller Musik die in Europa über die Radiosender läuft diesen Regeln folgt. Ja natürlich, dazu gehört auch Kommerzielles. Man muss sich dabei Wertigkeit einmal verkneifen. Es geht ja schlußendlich darum, warum das eine so und das andere so klingt. Und die Erklärungen von Stufen- und Funktionstheorie reichen auch weitest gehend aus, um das Gängigste zu erklären.
Was jeder dann nach seinen "Lehrjahren" mit dem Gelernten macht ist das, worauf es dann ankommt.
Schwierigkeiten gibt es natürlich immer in Grenzbereichen. Wenn ich z.B. Ravels
Gaspard de la Nuit zu Anfang an gleich als Messlatte benutze, werde ich Problem bekommen, da für das Verständnis dieses Werk dann die Grundlagen fehlen.
Wer rechnen lernen will muss eben mit dem 1x1 anfangen!
Sorry für diesen kleinen Exkurs, aber ich glaube diese Erklärung meinerseits war nötig, denn ich will auf keinen Fall, dass dieser Faden hier zur Grundsatzdiskussion "verkommt".
Wir bleiben also bei der Norm, nach der sich 90% aller im Radio laufender Musik richtet. Wie sollte es auch anders funktionieren? Und dass man Unfassbares nicht fassen kann, ist uns wohl allen klar.
Dominanten haben Strebewirkung, primär verursacht durch den Leitton, der aber erst in gewissen harmonischen Situationen als Strebeton wirkt. Sekundär durch die kleine Sept, deren Strebewirkung im Gegensatz zum Leitton abwärts gerichtet ist, drittens durch das Zusammenspiel von Leitton und Sept (=Tritonus = instabiles Klangverhältnis) und viertens schlussendlich durch Anreicherung von Tensions. Und um letzteres geht es hier schlussendlich.
Dazu mal ein Beispiel aus meinem Lehrbuch. Die Existenz von Sekundärdominanten ist wohl durch das Klauselspiel zu erklären. Dieses Klauselspiel sind linear stattfindende Momente die in der vorletzten Station, vor Ankunft in den Zielakkord, statt finden.
Es geht dabei um die melodische Annäherung an die Akkordtöne des Zielakkordes und dabei zunächst um die Annäherung an dessen Grundton. Die stärkste Strebewirkung hat dabei immer die halbtonschrittmäßige Annäherung von unten.
Gleichzeitig gilt es die Basslinie zu beobachten. Hier gilt als stärkste Annäherung die fallende Quintfortschreitung (Authentische Fortbewegung).
Fassen wir diese beiden Bewegungen zusammen, haben wir die Essenz unserer heutigen Dominantfortschreitung.
Diese "Quintessenz" sollte eine Chordscale einer Sek.Dom. enthalten. Alle anderen Töne werden aus der Diatonik der herrschenden Tonart übernommen. Bei V7/III wird natürlich die Quinte zusätzlich alteriert, um einen konsekutiven kleinen Sekundschritt zu vermeiden.
That's it. Mit dieser Regel hast Du bereits Chordsscales für Dominanten in 5 verschiedenen Situationen. Es sind dies, meines Erachtens, die Wichtigsten die es zunächst zu erlernen gilt.
Also, selbst Aufgaben stellen! Chordscale von V7/II in Ab?
Wenn ich mir anschaue, wie viele Skalen es gibt, frage ich mich, ob es womöglich zielführender ist, in Tonbedeutungen - Dissonanzen/Konsonanzen - als in Skalen zu denken.
Das erübrigt sich jetzt nun, wenn man das oben Erwähnte versteht.
Das Avoid-Konzept, wie von Dir erklärt, scheint in gewisser Weise darauf hinzudeuten, oder?
Ja.
Wie unterscheidest Du Akkordaufbau gegenüber dem Anreichern von Akkorden mit Bluenotes?
Ich manipuliere. Es gibt oft mehrere Möglichkeiten einer Chordscale für eine Dominante. Ich wähle dann entsprechend diese, die eine oder mehrere Bluenotes enthält.
Z.B. bei einem Blues in C hätte A7 Funktion als V7/II. V7/II nimmt nach oben erwähnter Regel MM5, da diese Chordscale die kleinst mögliche Abweichung von der beherrschenden Dur Tonart ist. Nun hat aber MM5 in diesem Zusammenhang keine einzige Bluenote. Blueskontext und der dem A7 folgende D-7 erlauben nun eine Chordscale mit b9/#11/b13. Diese Tensions findet man wieder sowohl in MM7 als auch in HT-GT.
CIAO
CUDO