Ich habe das mit meiner alten klassichen Gitarre mit John Pearse-Fingerstyle Saiten gemacht und es schien der hochgestimmten A-Saite nicht wirklich was auszumachen. Allerdings bin ich immer paranoid, wenn es um meine Gitarren geht.
Kann mir die A-Saite da unter Umständen reissen? Klar, KANN immer - aber ist es wahrscheinlich?
Wie sieht es generell aus - was ist das Maximum für jede Saite?
Ich vermute Du meinst die John Pearse Folk Serie PJ116 light - Fingerpicking Strings.
Die Bass-Saiten dieses Satzes haben einen Nylonkerndraht der metallumwickelt ist, die g- und b-Saite sind nylonumwickelt und haben als Kern ein Stahlseil und die e-Saite ist eine nylonumwickelte Stahlsaite.
Generell ist ein Hochstimmen bis zur Bruchgrenze des Kernmaterials (welches die Zugkraft aufnehmen muss) bei Saiten stark unterschiedlich. Besser gesagt die Bruchgrenzen von den verschiedenen Saitenkernen (Westernsaiten, E-Saiten, Konzertgitarrensaiten, unterschiedliche Durchmesser bzw. Stärken, ect.) ist unterschiedlich. Die Zugkrafterhöhung pro Halbton Hochstimmen ist bei allen Gitarren identisch (= nicht linear) und erhöht sich wie folgt:
Code:
Halbtonschritt erhöhen: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
Faktor Zugkrafterhöhung: 1,12 1,26 1,41 1,59 1,78 2,0 2,24 2,52 2,83 3,17 3,56 4,0
Zugkrafterhöhung in %: 12 26 41 59 78 100 124 152 183 217 256 300
Nachfolgendes betrifft speziell metallumwickelte Nylonkernsaiten (bzw. speziell Deine .035 inch A-Saite):
Polyamid (Nylon) zeigt ein ausgeprägteres Kriechverhalten im elastischen Bereich (Hooke'sche Gerade ist viel flacher als die von Stahl und die Streckgrenze ist nicht so genau ausgeprägt wie bei Stahl --> die Hooke'sche Gerade von Polyamid ist eine Kurve) --> das bedeuted, dass dieser Bereich dauerhaft nicht elastisch ist, sondern ein sogenanntes Kriechen (plastische Verformung) erfolgt --> das bedeuted, dass Nylonsaiten unabhängig von einem öfterem Umstimmen um 1 bis 2 Halbtöne sich ständig minimal dehnen bzw. dauerhaft verformen, der Querschnitt dadurch ungleichmäßiger und schwächer wird, die Zugspannung pro Flächeneinheit steigt, die Saite öfters nachgestimmt werden muss und irgendwann reißt bzw. das Schwingungsverhalten schon vor dem Reißen viel schlechter wird.
Dann gibt es da noch die relative Luftfeuchtigkeit --> Polyamid nimmt Feuchtigkeit auf und gibt sie wieder ab (bei 23° temperatur und 50% rel. Luftfeuchte: ca. 2,5 - 3,4%) und ändert dabei ihre mechanischen Eigenschaften --> das heißt trockenes Polyamid hat eine höhere Zugfestigkeit (ca. 270 - 350 N/mm2) als feuchtes Polyamid (ca. 90 - 120 N/mm2). Auch dieser Umstand hat einen Einfluss auf die Lebensdauer von Nylonsaiten bzw. deren schlechte Stimmstabilität und wirkt sich natürlich beim oben beschriebenem Kriechen in mehr oder weniger starker Intensität aus.
Deine A-Saite ist auf A gestimmt mit 6,5 kg gespannt. --> mit 3 Halbtöne höher stimmen erreichst Du ~ 9,3 kg.
Die obere Streckgrenze liegt in etwa bei 10,5 kg (bei trockenem hochwertigem Polyamid --> 350 N/mm2). Bei starker Feuchtigkeitsaufnahme oder Polyamid, welches nicht so hochwärtig wäre (250-300 N/mm2) hättest Du die max. Belastbarkeit schon erreicht bzw. überschritten --> obere Streckgrenze 8,9 kg.
Bei Nylon erfolgt bei hoher Belastung nicht ein sofortiges Reißen --> sondern eine intensive ausgeprägte Längendehnung (das bedeutet extrem häufiges Nachstimmen) vor dem Bruch.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Dir diese A-Saite auf C gestimmt demnächst reißt ist sehr hoch.
Ich würde Dir empfehlen eine einzelne D-Saite von der John-Pearse Folk-Serie nach zu kaufen (030 inch) und anstelle der A-Saite für dieses Tuning zu verwenden (dann wäre Dein Problem gelöst).
Generell werden Nylonsaiten im Regelfall in etwa auf 70-80% ihrer Streckgrenze gespannt.
Hochstimmen ab bzw. über 2 Halbtöne ist kritisch. Natürlich kann das je nach Saite und Machart variieren.
Bei Stahlsaiten sieht dies in der Regel anders aus --> dort ist die hohe e-Saite bezogen auf die Bruchfestigkeit am meisten beansprucht --> während die umwickelten Saiten oft nur auf 30 - 50 % der Bruchgrenze beansprucht werden (je nachdem wäre da ein Hochstimmen um 6 - 7 Halbtöne bis zum Erreichen der Bruchgrenze möglich).
Ich hoffe, ich habe jetzt mit dieser Ausführung nicht übertrieben
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