Ich bin seit über 30 Jahren im Vogtland wohnhaft und heimisch, ich war immer begeistert von dieser einziartigen Konstellation, der Konzentration von so viel musikinstrumenteherstellenden Betrieben im sog "vogtländischen Musikwinkel".
Bis zur Wende hatte fast jeder Haushalt in irgendeiner Form mit der Musikinstrumentenfertigung zu tun. Somit war der Alltag davon maßgeblich bestimmt.
Mit der Wende gab es ja den hier schon des öfteren diskutierten Ausverkauf, der dazu führte das vielen Betrieben gar keine Chance gegeben wurden, es am Markt wenigstens zu probieren. Betroffen waren hier vornehmlich die größeren Betriebe, die auch das Gros der Beschäftigten ausmachte. Viele Vogtländer sind dann abgewandert, oder haben den Beruf gewechselt.
Die Stadt Klingenthal hat allein von ehemals 18.000 Bewohnern 50 % verloren !!!
9.000 Leute weiniger, und das innerhalb weniger Jahre.
Als dann nach der Wende die "Großköppedten", die "Schlipsträger" kamen, die mit großen Versprechungen tolle Zeiten propagierten, sollte ja alles besser werden. Diese Leute kamen ja sogar zum Teil aus der Branche, haben eine Menge an Fördermittel bekommen und die Mitarbeiter hingehalten. Ein paar Jahre durchhalten, dann wirds schon werden, dann können sie auch mehr verdienen und schaffen sich sichere Arbneitsplätze. Also immer schön rangeklotzt.
Aber, sie haben nicht nur nix zu Stande gebracht, sondern die Betriebe weiter abgewirtschaftet und das mit der so hochgepriesenen sozialmarktwirtschaftlichen, musikinstrumentalischen Kompetenz. Die Mitarbeiter haben anfangs geglaubt, gehofft und.... wurden immer wieder enttäuscht, da es den verprochenen Aufschwung nicht nur nicht gab, sonders es immer schlechter wurde.
Das führte dazu, daß die Skepsis der Mitarbeiter immer mehr zunahm, der neue Chef, oder die neue Chefin wurde eher kiritisch, als offen empfangen. Bisher hatte man ja auch keinen großen Anlass zu glauben, daß es wirklich besser werden würde, dazu hat man ja schon genug leere Versprechungen bekommen.
Dann kommt wieder eine Wessi, die noch nich mal Ahnung von Musikinstrumenten, geschweige denn von Akkordeons hat. Das kann ja wieder nur schlimmer werden.... Man war ja in den wenigen Jahren nach der Wende deutlich genug geprägt worden. Also warum sich reinhängen, mal schauen wie lange sie sich hält.
Ja nu Butter bei die Fische, unter solchen Vorzeichen ein Unternehmen übernehmen, wer würde sich dies trauen???
Vogt, DU vielleicht ????
Ich sage Hut ab! Wenn Frau Herberger nicht gewesen wäre, würden die ca. 80 aktuellen Mitarbeiter auch auf der Strasse stehen. Die Stadt Klingenthal müßte den Beinamen "Musikstadt" streichen und man könnte den oft gebrauchten Slang: "2 Mauern an den Ausgängen des Tales zu bauen, Wasser rein zu lassen und n Stausee draus zu machen", Wahrheit werden lassen. Die wenigen instrumentebauenden Kleinbetriebe würden den Namen Musikstadt längst nicht mehr gerechtfertigen.
Klar ist es sehr schwer, den über die Jahre angestauten Frust abzubauen, aber es wird nun mal kein goldener Reiter vorbeikommeen und die Goldstücke über uns regnen lassen und uns mit Dauerarbeitsplätzen bewerfen.
Wenn es nicht Frau Herberger gäbe, bräuchten wir uns über die Qualität der Instrumente, oder den Namen Weltmeister gar nicht mehr unterhalten.
Ich sehe aus meiner Sicht tatsächlich eine echte Perspektive für die Harmona. Die Akkordeonspieler, die ich durch den Betrieb geführt habe, haben durchweg hochachtungsvoll von den Mitarbeitern, Instrumenten und der Fertigung gesprochen. Oftmals konnte man es kaum glauben, daß in der Harmona die Instrumente zu 100% gefertigt werden und dazu aus Teilen und Baugruppen, die ebenfalls in der Harmona selbst gefertigt werden.
Es besteht ja gar kein Anspruch, die tollsten und besten Instrumente der Welt zu bauen, aber in dem Preis-Leistungssegment der Weltmeisterinstrumente gibt es am Weltmarkt KEINE Alternative.
Übrigens hat der Name Weltmeister im Osteuropa tatsächlich einen so guten Ruf, daß es marketigmäßig und wirtschaftlich mehr als dumm wäre, diesen Namen zu ändern. Dann doch lieber den Namen als Anspruch sehen, die Instrumente immer besser zu machen.
Ich bin kein HZIB, habe nur ein paar Jahre in der KHW gearbeitet, spiele selbst kein Akkordeon (noch nicht), mir fehlt es an einer Menge Fachwissen, aber als leidenschaftlicher Freund der Akkordeons aus Klingenthal verkaufe ich diese Instrumente sehr, sehr gern, habe in meinen fast 10 Jahren noch keine Reklamation bekommen, sondern immer nur positive Reaktionen erfahren.
Ich sehe daher der Zukunft der Harmona sehr positiv entgegen. Diejenigen, die es aus welchen persönlichen, o.a. Gründen auch immer, anders sehen, wie z.B. vogt, wird die Zukunft den Wind aus den Segeln nehmen und sie so zum Schweigen, oder Umdenken bewegen. Davon bin ich überzeugt.
Gruß und schönen Sonntag
Sobby