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Hallo,

was haltet ihr davon, wenn der Sänger (die meiste Zeit) den Text vom Blatt liest?
Z.B. indem vor sich einen Notenständer stellt.

Gruß Thomas
 
Eigenschaft
 
Was meinst du denn? Den Text vorlesen vor dem Singen? Den Text vor sich haben um ab und zu reinzugucken? Den Text als Leadsheet zur Orientierung und für Anweisungen (z.B. Stellen wo man einatment sollte) vor sich haben? Vom Blatt singen? Mit den Augen ständig am Text kleben (während des Singens ablesen)? In welcher Situation denn? Beim Üben? Auf der Bühne? Im Studio?
 
Grundsätzlich sollte jeder, der etwas Anspruch hat, auf der Bühne ohne Noten und Text spielen können. Beim Frontsänger stört sowas ganz besonders, weil eine seiner Hauptaufgaben auch das Unterhalten ist und die meiste Aufmerksamkeit dem Publikum zugerichtet werden muss. Kleben die Augen die ganze Zeit auf dem Text, ist eine Interaktion mit den Zuschauern nicht möglich. Was Emotionen transportieren angeht, ist es einfacher und authentischer, wenn der Text im Kopf ist. Sonst mutet es schon sehr wie Vorlesen an.
Gegenüber einer jungen Schülerband kann man bei Notenständern auf der Bühne gerne tolerant sein, was aber nicht heißt, dass das in Ordnung ist. Was auch ok ist, wenn bei einem 5h Gig einer Tanzband, die auch auf Zuruf spielt am Bühnenrand ein Notenständer mit Texten steht. Der Blick hinein ist aber nur vorher und bei langen Pausen erlaubt, um bei einem riesigen Repertoire kurz textlich auf die Sprünge zu kommen. Während der Performance wird da aber nicht reingeguckt, sondern "entertaint". Hat man den Text abschnittsweise vergessen, muss man halt nen Dummytext singen oder ne andere Zeile. Merkt meist eh keiner. Wichtig ist halt, dass man die Leute unterhaltet und das geht mMn nicht, wenn die Augen des Frontsängers am Text festkleben und sich der Sänger wie angewurzelt hinter dem Notenständer versteckt. Mich würd das als Zuschauer jedenfalls langweilen.
 
Wieviele Songs spielt ihr denn ?

Bei Coverbands ist es gang und gäbe, Notenständer auf der Bühne zu haben. Fünfzehn, zwanzig Songtexte in einem festen Repertoire, das man ständig wiederholt, sollte man natürlich auswendig hinbekommen.
Die meisten Coverbands haben aber ein weitaus größeres Repertoire. Manche Songs werde nur alle Jubeljahre gespielt, und man vergißt mit der Zeit einfach den Text.

Ich schätze mal, daß ich an die 300 Songs im Repertoire habe, noch dazu in mehreren Sprachen. Die kann ich unmöglich alle auswendig heruntersingen; ebensowenig können meine Musiker alles auswendig spielen. Also stehen Notenständer auf der Bühne, und hin und wieder muß ich da auch reinschauen.
Es bedeutet ja nicht, daß man mit der Nase am Text klebt oder ihn gar abliest. Tatsächlich merkt sich das Gehirn so einiges und wenn man einen Hänger hat, muß man eben wieder kurz reinschauen - und bei uns hat sich deswegen noch nie jemand beschwert.
Eine Interaktion mit dem Publikum gibt es natürlich trotzdem - und der Notenständer verliert an Bedeutung, weil ich ihm einfach nicht zuviel Bedeutung zumesse.
Wobei ich zugeben muss, daß es bei Jazzern eher üblich ist, mit Noten, leadsheets etc. auf die Bühne zu gehen, und bei Rockern natürlich nicht...
 
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Ich denke, das hängt davon ab, was man singt.

Ich war bei einer Rockband auf Konzerten, die haben einen Notenständer auf der Bühne und schauen da schon auch immer wieder mal während der Songs drauf. Die meiste Zeit wird dort aber auswendig gesungen und die Leute angeschaut, soweit das halt mit Scheinwerfern, von denen man geblendet wird, geht.

Im Chor lernen wir auch vieles auswendig, einfach, weil man dann viel besser auf den Dirigenten schauen kann. Der "gemeine Chorsänger" :D versteckt sich nämlich gern in seinen Noten. Das geht mir selber oft so, selbst wenn ich ein Stück an sich auswendig singen kann :redface: Wenn ich die Notenmappe in den Händen habe, bin ich manchmal wie paralysiert.

Generell ist es bei mir so dass wenn ein Lied aufführungsreif ist, ich es auch auswendig hinkriegen würde. Kritisch ist manchmal der Text. Aber prinzipiell finde ich auswendig singen besser, weil der Kontakt zum Publikum besser ist, man ggf. spielen kann und das Lied sicher können muss, sonst klappt nämlich auswendig nicht ;) Und derzeit gänge es gar nicht, mit Mappe zu singen. Unser nächstes Konzert bietet Chöre aus verschiedenen Opern, da sollen wir bei einigen Stücken singend auftreten - wir werden bewegt :D Wie soll das mit Noten in der Hand oder auf der Bühne gehen? Und wie sollte man beispielsweise Pamina davon abhalten, sich zu erdolchen (oder diese mit dem Dolch rumspielen) mit Noten in der Hand?! Geht ned. Ich könnte mir btw auch keine Oper vorstellen mit Notenständer auf der Bühne.
 
Als ich noch in einer Showband gesungen habe mit viel Publikumskonktakt, habe ich natürlich versucht, ohne Hilfe auszukommen. Aber da habe ich dassselbe Programm auch ein- bis zweimal in der Woche live gespielt und dafür relativ viel Geld bekommen.

Heutzutage singe ich seltener, wechselndes Repertoire in kleinen Besetzungen und habe in der Regel nur sehr wenig Vorbereitungszeit. Da mach ich mir kein' Stress und stell mir auch 'nen Textständer hin.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, die Damen und Herren Nichtsänger sagen ja immer "Das ist ja wohl völlig unprofessionell, den Ständer da hinzustellen!"
Die müssen Ihre Birne ja auch nicht mit auswendiglernen und -können anstrengen und alle vier Wochen noch einen weiteren neuen Text im Schlafsaal des Sängergedächtnisses mitunterbringen.
Erstens bin ich ja auch kein Profi und die Erwartung meiner Mitmusikanten ist außerdem, dass ich mein Instrument in der Stimmung halte und richtig bediene also Arrangement, Einsätze und Akkorde sowie Soli beherrsche, ordentlich abrocke, das Publikum mit spontaner Komik animiere, unterhalte und erreiche, meine Texte akzentfrei, sauber, emotional beteiligt und künstlerisch wie pädagogisch wertvoll intoniere, Freude an der Musik und dem Abend vermittle, den Kontakt zum Veranstalter aufbaue und halte und meine Nase hinhalte, wenn die Schülerzeitung ein Interview oder ein Foto will. Außerdem habe ich ja nicht nur die eine Band.

Ich will ja nicht behaupten ,dass das Stressfaktoren sind. Aber dank meines gesetzten Alters, nehme ich mir heraus, als Gedankenstütze ein paar kleine Textblättchen auf ein am Mikroständer anschraubbares Tablet abzulegen.
Ab und zu guck ich drauf, damit ich weiß, welcher Song kommt, welchen Sound ich brauch und auch um einen Texthänger zu vermeiden.
Ich versuche das nicht mehr, wie früher zu verstecken. Es kommt auf die Performance an und Unsicherheiten und Ängste vor vergessenen Textpassagen kommen da nicht gut.
Ich denke, das Publikum hat meist keine Probleme damit. Nur die Kollegen Mitmusiker nörgeln immer rum.

Wenn der liebe Gott gewollt hätte, das Sänger perfekte Menschen sind, die alles können und das gleichzeitig, hätte er uns mit der größeren Stimme ein größeres Gehirn gegeben, damit wir das bewältigen können.

Vielleicht wäre also bei den reinen Instrumentalisten, mal ein bisschen Zurückhaltung bei der Bewertung dieser Leistungen angebracht.

Grüße
willy
 
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Mittlerweile sind Teleprompter ja bei den "Großen" gang und gäbe. Letzten noch bei nen Guns N´Rosis Mitschnitt gesehen. Rush, Brings, Judas Priest bedienen sich dem auch. Und zum Teil nicht gerade Suptiel.
Ich persönlich freue mich über jeden Text, den ich neu auswendig kann, auf wohl ich mir das, als ich vor etwas mehr als einem Jahr mit der Singerei angefangen hab selber kaum vorstellen konnte. Unser etwa 1-stündiges Programm habe ich fehlerfrei drin und neue Songs machen mir auch keine Probleme mehr. Also denke ich das in den meisten Fällen auf Text Hilfen verzichtet werden kann. Aber wer sie nutzen möchte, soll sie Nutzen.Sagt ja nichts über die Sängerqualität aus.

Klar kann sich ein reiner Instrumentalist nicht ganz in die Lage eines Sänger versetzen. Aber ist ja nicht sich die Mitmusiker nichts Merken müssten. Gerade wen musikalisch mehr geboten wird als 3 Akkorde rauf und runter.
 
Ich habe an mich selbst den Anspruch, alles auswendig zu können. Bei meinen eigenen Songs eh, da waren es dann auch schon mal 20-25 Texte und mehr als 1-2 Zeilenverdreher waren da nie drin. Ich bin aber auf der Bühne auch ständig in Bewegung, darum würde ein Textblatt auf einem Notenständer überhaupt keinen Sinn machen.

Auch bei Covershows erlege ich mir selbst auf, auswendig zu singen. Immerhin haben die Leute für eine Show bezahlt. Wenn ich in die Noten schaue, habe ich das Gefühl, dass ich die Leute abzocke. Bei einem so gewaltigen Repertoire wie z.b. dem von Bell müsste ich wohl auch darauf zurückgreifen. Aber als Rockband mit Showfaktor ist das, wie oben schon angemerkt wurde, einfach unüblich und fehl am Platz.
 
Ich halte nichts davon. Genau wie Buddy Polly habe ich diesen Anspruch an mich selbst. Es mag Ausnahmen geben, bei denen so etwas verzeihlich ist - italienische Hochzeits-Gigs bei denen man die Hälfte der Zeit Songs spielt, die man noch nie zuvor gehört hat... - aber von solchen Extremfällen abgesehen, kenne ich alles auswendig. Nicht nur Texte, sondern Abläufe, von den meisten Songs die Harmonien etc. Ich sehe das als meinen Job an und gehe einfach immer wieder irgendwelche Songs im Geiste durch (z.B. im Supermarkt an der Kassenwarteschlange), so behalte ich den Überblick. Ich hatte nur ein einziges Mal einen Ordner mit Texten beim Gig dabei - ein Aushilfsjob, bei dem ich innerhalb von 1,5 Wochen 45 Songs lernen mußte. Der Ordner stand hinter der Bassbox im Eck und ich mußte tatsächlich einmal draufkucken.....und bin prompt rausgeflogen. Seitdem improvisiere ich lieber mal eine Zeile wenn ich irgendwo hänge. Und Texte hab ich mir schon seit Jahren nicht mehr ausgedruckt...
 
Bei uns Klassikern ist es ja durchaus üblich und normal, dass beim Konzert die Solisten mit Noten singen! Trotzdem lerne ich alle Stücke auswendig, weil Klang so viel besser ist! Wenn man intensiv am Stück arbeitet lernt man es meist ohnehin ganz von selbst auswendig. Und wenn ich kurz vor einer Aufführung im GU noch in die Noten schaue, nimmt meine GL sie mir einfach weg :evil: :D. Trotzdem habe ich an der Aufführung die Noten dabei (wenn immer möglich auf dem Notenständer, wenns nicht anders geht in der Hand). Ich schaue aber kaum je in die Noten, sondern über die Noten hinweg. Wären die Noten aber gar nicht da, gäbe das bei mir eine gewisse Unsicherheit (auch wenn ich weiss dass ich es im Prinzip hundertprozentig auswendig könnte), die sich klanglich negativ bemerkbar machen könnte. Ganz auswendig nur, wenn es mal was szenisches ist, dort bin ich zum Glück durchs spielen so abgelenkt, dass keine Angst vor Patzern besteht, habe ich bis jetzt aber erst selten gemacht.
 
Ich hatte nur ein einziges Mal einen Ordner mit Texten beim Gig dabei - ein Aushilfsjob, bei dem ich innerhalb von 1,5 Wochen 45 Songs lernen mußte. Der Ordner stand hinter der Bassbox im Eck und ich mußte tatsächlich einmal draufkucken.....und bin prompt rausgeflogen.

Du meinst, du bist aus dem Stück rausgeflogen ? Oder etwa aus der Band :eek: ??

Ja, die lieben Ansprüche. Ich bin ja schon wat älter, da läßt das Gedächtnis gerne nach ;) und deshalb mache ich mir auch keinen Stress mehr mit den ganzen Songtexten. Die dicke Textmappe ist immer dabei, basta. Engagiert werde ich trotzdem ständig.
 
Du turnst ja vermutlich auch nicht über die Bühne, Bell. Ich bräuchte eher eine Teleprompter als einen Notenständer. Aber noch geht's :D
300 Stücke habe ich allerdings auch nicht im Repertoire, sondern vielleicht 50. Und die zum Glück nie auf einmal und ungeprobt.
Bei Unplugged-Geschichten, als Begleitung für Veranstaltungen und bei Klassik-Sachen oder Chören finde ich es auch vollkommen in Ordnung, da geht es ja nicht um eine Show im eigentlichen Sinne - mit Choreographie-Elementen, Publikums-Animation und sowas.
 
Du turnst ja vermutlich auch nicht über die Bühne, Bell. Ich bräuchte eher eine Teleprompter als einen Notenständer. Aber noch geht's :D

Hihi. Ich stelle mir gerade vor, wie ich bei irgendeiner Nobelveranstaltung über die Bühne turne :D
Nee, das wäre eher nicht erwünscht.
Und auch konzertant geht es bei uns eher ruhiger zu als bei euch. Da trete ich aber die meiste Zeit nach vorn und sehe kaum in die Mappe, das meiste aus dem konzertanten Programm kann ich auswendig. Allerdings bin ich ein totaler Text-Mensch, weil mir die Geschichte, die in einem Song erzählt wird, sehr wichtig für den emotionalen Ausdruck ist. Klar kenne ich das, irgendwelche Laute aneinander zu improvisieren, wenn ich einen Hänger habe, aber im Grunde hasse ich es.

Ein Muß sind allerdings elegante schwarze Mappen, möglichst einheitlich (auch meine Begleitmusiker brauchen Noten), also nicht so ein verschmiertes, halb zerfetztes Ding. Die lassen sich auch ganz gut ins allgemeine Bild integrieren.
 
Du meinst, du bist aus dem Stück rausgeflogen ? Oder etwa aus der Band :eek: ??

Aus dem Stück. Und das Beste: es war "Smoke on the Water" :rofl: Ich hab den ganzen Gig über (4 Std.) alle Texte gewußt, alles lief hervorragend. Und bei der Zugabe war ich so erleichtert, weil ja jetzt die Sachen kamen, die ich natürlich im Schlaf kenne, daß ich prompt den Faden verloren hab' und das Nachkucken hat mich vollends aus der Nummer gekickt. Hätt' ich stattdessen einfach ne andere Strophe gesungen, wär alles in Butter gewesen...

Das Gedächtnis lasse ich als Ausrede nicht gelten, das kann auch im höchsten Alter noch spitze funktionieren. Aber ich gebe zu, daß im entsprechenden Umfeld die noble schwarze Mappe evtl. sogar noch einen positiven Effekt hat - und möglicherweise noch professioneller wirkt als gar nix. Wenn der Text eine Story enthält, ist er geschenkt. Die meisten Probleme habe ich mit ZZ-Top artigem Kram, nur 10 Zeilen, aber so gleich und austauschbar, daß ich es einfach nicht richtig zu fassen kriege.

Zur Mappe: ein kleines Anekdötlein aus "Standing in the Shadows of Motown" (genialer Film im übrigen). Der Percussionist brauchte keine Noten und benutzte auch nie welche, wurde aber vom Produzenten quasi gezwungen welche zu verwenden. Also stellte er sich einen Ordner hin und hat ein Nackedei-Heftchen reingetan. Der Produzent war happy, weil er aufmerksam in die "Noten" gekuckt hat und deshalb richtig spielte. :D
 
Die meisten Probleme habe ich mit ZZ-Top artigem Kram, nur 10 Zeilen, aber so gleich und austauschbar, daß ich es einfach nicht richtig zu fassen kriege.

Das Problem hatte ich ständig mit -- räusper - Schlagertexten. Fünf Situationen, in den Tränen nicht lügen, das Herz ein offenes Buch, es nie zu spät ist und man sich umdrehen soll ... Zwar lässt sich jede Textzeile mit jeder anderen beliebig kombinieren, aber die Schlagerfans sind in der Regel sehr textsicher und wollen immer mitsingen.:)

ein kleines Anekdötlein aus "Standing in the Shadows of Motown" (genialer Film im übrigen).

Hab ich auch noch im DVD-Regal. Wirklich empfehlenswert.
 
. . . nehme ich mir heraus, als Gedankenstütze ein paar kleine Textblättchen auf ein am Mikroständer anschraubbares Tablet abzulegen. Ab und zu guck ich drauf, damit ich weiß, welcher Song kommt, welchen Sound ich brauch und auch um einen Texthänger zu vermeiden . . .

wie hast Du denn das Tablet befestigt? Ich bin auf der Suche nach einer solchen Lösung.

Vielen Dank schonmal, Gruß
Holger
 
Das Teil habe ich natürlich auch schon entdeckt, aber es ist genau auf das Apple-Produkt abgestimmt.

Ein Netbook oder ein anderes Tablet haben etwas andere Abmessungen und dann passt das nicht. Hierfür suche ich halt eine Befestigungsmöglichkeit, die sich auf das jeweilige Gerät anpassen läßt.
 

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