Hallo Schnaba.
Ersteinmal herzlichen Glückwunsch zu Eurer Demo-CD. Damit ist schon ein grosser Schritt getan
Ich will erstmal nicht darauf eingehen, dass ich eher der Meinung bin, dass man sein Demo erstmal dafür benutzt, genügend Gigs, vielleicht sogar ne kleine Tour zu organisieren, als sich gleich bei einem Label zu bewerben, aber dazu an anderer Stelle vielleicht mehr.
Zu Deiner Frage:
Zuerst solltet Ihr dafür sorgen, dass Ihr nach der CD entsprechenes Promomaterial zusammen bekommt. Ich habe das schon in dem Thread
Bandpromotion zusammengeschrieben, kopiere aber die zwei für dieses Thema wichtigen Faktoren (Promofotos und -texte) mal zusammen und stelle noch ein paar andere Punkte für eine Labelbewerbung dazu:
Grundstock und deshalb enorm wichtig für alle möglichen Promoaktivitäten sind Fotos und Bandinfos. Ihr braucht sie für Eure Bewerbungen bei den Veranstaltern, für Plakatdrucke und um die Presse zu bemustern. Aus diesem Grund müssen sie auch sehr sorgfältig ausgearbeitet werden. Denn es nützt ja nun nichts, einerseits unendlich viel Kohle, Zeit und Nerven in z.B. Plakatdrucke zu blasen, nur um dann festzustellen, dass diese völlig daneben aussehen. Andererseits wirkt eine gut ausgearbeitete Präsentation bei Bewerbungen für Gigs einfach viel professioneller beim Veranstalter und ist deshalb vielleicht eine bessere Basis für die Gagenverhandlungen!!
Die Fotos
Fangen wir also mit den Fotos an...
- Am billigsten wird es natürlich, wenn Ihr eine/n Freund/in habt, die sich hobbymäßig mit dem Fotografieren beschäftigt. Meistens sind solche Leute ziemlich motiviert und bringen deshalb oft sehr viel mehr Kreativität mit ins Spiel als ein professioneller Fotograf für einen fetten Stundenlohn und außerdem sind sie i.d.R. auch sehr viel preiswerter.
Aber Achtung!
Sorgt dafür, daß Ihr die Rechte des Bildmaterials dem Fotografen mit einer Pauschalen abkauft, um dann hinten auf den Fotos Abdruck honorarfrei draufschreiben zu können. Denn ist das nicht so, dann könnte der Fotograf bei Veröffentlichung in Printmedien ein Honorar verlangen, da er ja der Eigentümer an den Urheberrechten am Bild ist. Von solchen Fotos habt Ihr rein gar nichts, denn die Fotos werden dann schlicht und ergreifend einfach gar nicht erst abgedruckt. (Außer Eure Band heißt Seeed oder Söhne Mannheims , aber dann wär das hier eh alles kalter Kaffee).
- Achtet darauf, dass Ihr beim Fotoshooting Eurem Image entsprechend gekleidet seid und die Location zu Euch passt. Eine Boy-Group passt genauso wenig zu einem Industriegebiet, wie eine Punk-Band vor einem Sonnenblumenfeld...
- Am besten Ihr macht mehrere verschiedene Motive, denn die Presse vor Ort konkurriert oft untereinander. Ich persönlich empfehle schwarz/weiß Fotos, sie sind universell einsetzbar, Tageszeitungen drucken eh fast ausschließlich nur in schwarz/weiß.
- Verwendet anstatt seidenmatter Abzüge lieber Hochglanzbilder, viele Zeitungen können seidenmatte Fotos nicht bearbeiten. Außerdem solltet Ihr auf jeden Fall richtige Foto-Abzüge bestellen Gedruckte sind zwar billiger, aber sie sind bereits gerastert. Das kann fatal sein, denn die Zeitungen rastern Ihre Bilder zum drucken auch und dann habt Ihr den sog. gefürchteten Moiree-Effekt auf dem Zeitungsbild, der aussieht als würde das Bild aus kleinen Kästchen zusammengesetzt.
- Die Fotos müssen auf der Rückseite mit Bandnamen, Kontaktadresse und eventuell mit den Namen der Bandmember beschriftet sein, da Bild- und Textmaterial von verschiedenen Abteilungen bearbeitet werden und es somit zu Verwechslungen kommen kann. Beschriftet aber die Fotos nicht mit einem Kuli oder ähnlichem, das drückt durchs Bild. Am besten man verwendet kleine Aufkleber, die man in Ruhe per Drucker beschriftet.
Ok, soweit ersteinmal zu den Fotos.
Bandinformationen, Pressetexte
- Mindestanforderung an den Inhalt sind natürlich Bandname, Kontaktadresse, Telefon, Fax und E-Mail-Adresse. Sorgt auch hier für ein einigermaßen professionelles Design, also bitte keine Kopien von handbeschriebenen Kästchenpapier. Überhaupt solltet Ihr keine Kopien anfertigen (vor allem wenn auch Bildmaterial mit drauf platziert ist), denn Kopien unterliegen einem mächtigen Qualitätsverlust zum Original.
Also alles auf dem Drucker auspi...n. Irgendwer wird schon einen einigermaßen Guten zu Hause haben.
- Der Textinhalt sollte sich nicht auf die Nennung der Mitglieder beschränken (Andy = Gitarre, Stöckchen = Bass und Schmadt= Drums), sondern Eure Besonderheiten hervorheben. Bitte jetzt keine riiiiiiiesen Romane verfassen, sondern genau überlegen was Euch bei der Präsentation wichtig erscheint.
- Dazu gehört genauso eine klare Formulierung Eure Besonderheiten, wie die Erwähnung möglicher Presse-Rezessionen, als auch (ganz wichtig!) eine klare Musikrichtungsangabe. Damit meine ich jetzt aber nicht ..so ähnlich wie Metallica, mit ein bisschen Black Crows Charakter... oder ...Gitarrenrock mit psychedelischen Einflüssen..., sonder eine klare Beschreibung Eurer Musik, die auch für Laien verständlich ist. Vermeidet abgegriffene Wortspiele wie: ...Popmusik vom Allerfeinsten... oder ...herausragende Spielfreude bei den Musikern.... *gähn*. Am besten Ihr zieht ein paar enge Freunde hinzu die Eure Musik mit ein paar Worten umschreiben sollen, denn Ihr habt wahrscheinlich eh keinen objektiven Bezug mehr zu Eurem Schaffen...
- und speziell zu Deiner Frage bezgl. des Lebenslaufes: Es interessiert wirklich niemanden, wo Ihr zur Schule gegangen seid, das Einzige was zählt ist Eure musikalischer Lebenslauf. Wann mit was angefangen, welche Erfahrungen, welche Gigs, welche Band- und Bühnenerfahrungen. Sowas.
Soviel zu den Grundlagen. Die bezogen sich allerdings mehr auf erste Booking und Promoaktivitäten, in Deinem Fall sollte das alles auf eine rellativ hochwertige Ausarbeitung hinauslaufen.
Machen wir mal weiter.
die CD
- genau wie die Fotos und alles andere Material, welches Ihr an die Labels sendet, sollten qualitativ gut bis hochwertig sein. So auch die Demo-CD. Beschriftet diese am Besten nicht mit einem Edding, sondern besorgt Euch Labelaufkleber zum selbstbedrucken. Dort sollten alle wichtigen Infos drauf: Die Titel und Ihre Länge, natürlich der Bandname, ein Ansprechpartner mit Tele und E-Mail und zur Selbstberuhigung vielleicht noch, dass die Rechte der Songs bei Euch liegen. Vielleicht noch nen netten Hintergrund, aber wirklich nur dezent bis garnicht, denn die CD muss Ihre bedruckten Informationen ohne Verzögerung preisgeben. Nicht, dass der A&R Euren Bandname wegen dem heftigen Hintergrund nicht mehr entziffern kann.
- Auch die Qualität des CD-Inhaltes sollte die Qualität einer Übungsraumsession übersteigen. Bevor Ihr Halbschrott auf die Demo brennt, lieber ein/zwei Gigs absolvieren und die Gage in ein bezahlbares Studio investieren, welches Euch die Songs in guter bis sehr guter Qualität aufnimmt, mischt und mastert. Sonst fliegt die Demo schon bei der Vorauswahl des Praktikanten der Plattenfirma durch die Bemusterung.
- Des weiteren solltet Ihr nicht mehr als 3-4 Eurer besten Songs auf das Demo packen. Kein Musikmanager hat Zeit, sich durch acht Songs mit einer Länge von durchschnittlich 6Minuten-Songs zu hören. Besprecht die Songauswahl ruhig auch unter Freunden, denn die beurteilen Eure "Best of`s" oft nach ganz anderen Blickwinkeln als Ihr selbst.
Also noch mal kurz zusammengefasst.
Für eine Bewerbung als Newcomer bei einer Plattenfirma, Verlag oder Produzenten benötigt Ihr die Demo-CD, vielleicht ein paar Zeilen zu Euren Songs, was die sollen, warum die besonders "frisch und neu" sind und eventuell noch den Text dazu. Dann Fotos von Euch, eine schlüssige Bandbiografie, vielleich erste Erfolge in Form von Presseberichten Eurer letzten Gigs und natürlich ein Anschreiben, was das hier soll. Alles zusammengepackt in eine schöne Mappe (so eine, wie sie auch für "normale" Bewerbungen benutzt wird) und vielleicht noch eine Visitenkarte hinein, und das Material ist vollständig.
Was aber nun? Damit kommen wir zum Thema
der Artist & Repertoire Manager
Wer kümmert sich nun eigentlich bei einer Plattenfirma um die Findung des zukünftg neuen Superstars, wer sind die richtigen Ansprechpartner, wohin schicke ich denn nun mein Demo? Die Überschrift sagt es nat. schon, die Suche nach neuen Künstler in einer Plattenfirma übernehmen die A&R-Abteilungen
- A&R, das steht für Artist and Repertoire. Die Manager sind zuständig für das Finden neuer Acts, betreuen diese, schließen die Verträge ab, entscheiden (mit) welches Tonstudio und welcher Produzent ausgewählt wird und koordinieren den Gesamtablauf der Schallplattenaufnahmen.
Kurz: Sie stellen die Kommunikation zwischen Plattenfirma und Künstler her.
- Aus diesem Grund ist der A&R-Manager auch der einzige Ansprechpartner für die Bemusterungen von Demo-Bändern.
Das ist sicherlich kein leichtes Unterfangen. Wenn man bedenkt, dass wöchentlich zig Demos unterschiedlichster Qualität bei den Labels eingehen, kann man sich vorstellen, dass ein A&R wohl niemals Langeweile hat. Ihm bleibt es überlassen, sich durch die Demos zu hören, auszufiltern und den kläglichen Rest dann in der sog. Abhörrunde seinem Chef zu verkaufen. Stimmt dieser zu, so ist das Produkt, nämlich die Band und deren Musik, in den Händen des A&Rs. Er veranlasst die weiteren Schritte in Zusammenarbeit mit der Promo- und der Marketingabteilung der Firma um Euch einen weiteren Schritt in Richtung Stars zu bringen.
- Kurz:
Der A&R-Manager ist Eure direkter und erst mal einzig wichtige Partner, sich bei einer Plattenfirma zu bewerben. Um an einen Plattendeal heranzukommen, muss erst mal der A&R überzeugt werden. Ist er überzeugt worden, so fungiert er oft als Euer Betreuer und wird alles erdenkliche veranlassen, damit sein Signing kein Flop wird.
- Bevor Ihr also blind Eure Demos an die Labels verschickt, müsst Ihr herauszufinden wer in der Firma der zuständige A&R ist und versucht (wenn auch fast unmöglich) einen persönlichen Abhörtermin bei ihm zu bekommen. Wenn nicht, holt Euch wenigstens die Bestätigung, ihn mit Euer Material bemustern zu dürfen, dann könnt Ihr im Anschreiben gleich auf das Telefonat vom soundsovielten aufbauen, in dem der Manager eine Demobemusterung zugesagt hat. In jedem Fall bedeutet das aber, dass sich einer von Euch hinsetzten muss und sich mal durch die ganzen Labelinternetseiten schaut, ob Eure Musik auch zu der Firma passt und dann gleich mal dort anruft und nach dem richtigen Mann/Frau fragt
Ok.Seid ihr erst mal soweit, heißt es nur noch Daumen drücken, Schöpfer anflehen und -beten, Tee trinken und gaaaaanz viele Opfer zu Gunsten von Fortuna bringen. Das wichtigste aber ist,
nicht zu glauben, dass man jetzt Bon Jovi, Phil Collins oder Britney Spears wird, denn der Traum ist sicher nur einem kleinen Teil der Mucker vorherbestimmt.
Vielleicht ruft Ihr nach drei Wochen noch mal in der Abteilung an und fragt nach, ob das Material angekommen ist, weil Ihr noch nichts gehört habt.
Ach ja. Und wen Ihr Eure Demos und die Unterlagen dazu wiederhaben wollt, dann packt gleich einen adressierten und frankierten Rückumschlag mit in die Bewerbung, sonst seht Ihr das nie wieder und so eine Präsi kostet ja nun auch gleich ein paar Euros.
Deshalb, viel Glück und Durchhaltevermögen, Geduld, vor allem aber nen klaren Kopf und viel Spaß.
Viele Grüsse...Martin