Analog-Sounds aus Workstations

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Tolayon
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Wenn es um die Nachahmung klassischer Synthesizer geht, hat sich Analog Modeling, auch bekannt als VA-Synthese schon seit Jahren als Standard etabliert.
Allerdings lassen die multitimbralen Fähigkeiten vieler Klangerzeuger zu wünschen übrig, so dass man für mehrspurige Arrangements die Sounds nacheinander als Audiospuren aufnehmen oder mehrere VA-Synths via Midi verbinden muss.

Ich möchte an dieser Stelle eine dritte Möglichkeit vorstellen und dabei eine Lanze für die Rompler-basierte Klangerzeugung brechen (auch wenn es bereits Workstations mit Multi-Synthese-Engines gibt).
Da Naturimitate zuzüglich E-Pianos und E-Orgeln bei dieser Instrumentengattung im Vordergrund stehen, übersieht man die Auswahl an synthetischen Wellenformen schon mal oder ignoriert sie zugunsten der Modeling-Synthese. Dabei sind alle halbwegs aktuellen Rompler auf diesem Gebiet recht gut bestückt, neben Grundwellenformen in mehreren Variationen (oft von verschiedenen Analog-Synthesizern abgesampelt) gibt es auch komplexeres bzw. fertig bearbeitetes Material wie PWM, "Power Saw", Sync-Sounds, Bass-/ Lead-/- und Pad-Wellenformen. Ach ja, die Drum-Sounds (meist aus Roland TR-808 oder -909) sollte man auch nicht vergessen, wenn es um das "analoge" Gesamtpaket geht.

Die anschließende Klangformung basiert ohnehin auf der klassichen subtraktiven Synthese, und ohne Resonanzfilter kriegt man heute ohnehin keinen neuen Rompler mehr.
Nun mögen diese Filter in Sachen Eigenständigkeit nicht ganz mit ihren modellierten Gegenstücken mithalten können, dafür kann man dem Sound auf Amp-Ebene meist noch mittels Bass-Boost- und Drive-Parameter eine "analoge" Rauhigkeit zufügen.

Von den drei großen Japanern hat übrigens Yamaha das "analogste" aller Rompler-Filter, neben einer neutraleren, digitaler klingenden Version (quasi ein kleiner Ausgleich dafür, dass Yamaha aktuell keine VA-Hardware herstellt).
Roland wiederum wartet neben den erwähnten Driver-/ Booster-Schaltungen auch noch mit FXM und Ringmodulator auf Klangerzeugungsebene auf, damit lassen sich auch exotischere Sounds ohne spezielle Grundsamples oder zusätzliche Effekte erzeugen.

Die mit Abstand flexibelste Klangformung bieten aber die Kurzweils mit ihrer VAST-Synthese; der Unterschied zwischen Sample-basierten und rein modellierten Oszillatoren soll nur minimal sein, so dass man auf letztere auch gerne verzichten kann.

Hinsichtlich der Patch- /Voice-Struktur von Workstations sei noch auf Folgendes hinzuweisen:
Im Gegensatz zu den meisten VA-Synths teilen sich hier nicht zwei Oszillatoren ein- und dieselbe Filter- und Amp-Sektion, sondern jedes Element/ jeder Tone hat seine eigene Abteilung, was je nach Modell zwischen zwei bis acht unabhängige Klangverläufe erlaubt. Dadurch lassen sich komplexe Strukturen erstellen, die so mit echten oder modellierten Analog-Synths nicht möglich wären, oder man schichtet auch mehrere fast identische Stränge übereinander, die sich lediglich in Wellenform-Varianz und minimale Abweichungen in den übrigen Parametern voneinander unterscheiden. Dadurch kann eine Breite und Lebendigkeit erzielt werden, die sich hinter der von VA-Modellen nicht verstecken muss.

Und wenn es einmal nicht mehr rein analog sein soll, kann man schnell eine der zahlreichen anderen Wellenformen dazunehmen, um das Obertonspektrum zu bereichern oder auch das Fundament zu stärken (ich denke da z.B. an ein gefiltertes Brass-Sample, das einen Sägezahn oder PWM-Sound ergänzt).
Dank des integrierten Sequenzers lassen sich so mit einer Workstation komplette "analoge" Backing-Tracks erstellen, zu denen man dann perfekt mit einem monotimbralen VA-Synth solieren kann, oder man lässt diesen auch mal komplett beiseite und spielt nur mit den internen, Rom-basierten Sounds der Workstation.
 
Eigenschaft
 
Salve,

Der Aussage, Rompler sind heute in der Lage Sounds zu erzeugen, die fast oder ganz analog klingen, stimme ich vollkommen zu. Allerdings haben Rompler oder besser Wave-ROM-Synthesizer erst in den letzten Jahren die Fähigkeit dazu erhalten weswegen viele Analogveteranen natürlich skeptisch sind. Weiterhin traue ich gerade den Analogveteranen zu, in immer noch den meisten Fällen unterscheiden zu können ob ein Sound Analog oder Virtuell-Analog ist oder auf einem Sample basiert. Wenn ich einen analog klingenden Sound will, ist mir egal, ob er aus einem analogen oder digitalen Synth kommt. Ich suche einen Sound, der mir gefällt und in die Komposition passt, verändere ihn oder erstelle einen komplett neuen Sound. Wenn ich mit Synthi A nicht das hinbekomme was ich will versuche ich es mit Synthi B. Mittlerweile kenne ich die meisten meiner Geräte gut genug um zu wissen, was mit welchem möglichst zeitsparend realisierbar ist. ABER, die Zielgruppe der komplexen Analogen oder VAs beinhaltet nicht mich sondern Leute die in erster Linie Spaß am detaillierten Soundschrauben haben und die komplexen Algorithmen halbwegs verstehen, Leute, deren Interesse eher möglichst komplexen und ungewöhnlichen Klängen denn klassischen und schönen klängen gilt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, der in diese Beschreibung passt in absehbarer Zukunft Spaß an Wave-ROM-Synthesizern haben wird.

Gruß
Raven
 
Nun, gerade jemand, der komplexe und ungewöhnliche Klänge jenseits reiner Analog-Emulationen will, könnte mit einem Kurzweil das Werkzeug seines Lebens finden. Einziger Nachteil wäre wohl die Bedienung, es gibt nicht haufenweise Dreh- oder Schieberegler wie bei VA-Synths, und das kleine Display erleichtert die Arbeit in den Tiefen der VAST-Parametergräben auch nicht gerade.
 
Einziger Nachteil wäre wohl die Bedienung, es gibt nicht haufenweise Dreh- oder Schieberegler wie bei VA-Synths
Das ist aber doch ein ganz wesentlicher Unterschied, und m.E. auch ein Grund, warum "analoge" Sounds in Workstations in der Tat eher weniger beachtet werden. Man muss wohl zwischen zwei Anwendungsfällen unterscheiden: Synth-Sounds abspielen, und Synthesizer spielen. Ersteres kann man auch mit den Werkzeugen einer Workstation problemlos machen, indem man sich die Sounds zurechtbastelt und dann später benutzt. Jemand, der "richtig" Synthesizer spielen will, wird damit aber nicht zufrieden sein, weil er beim Spielen ständig eine Hand an den Potis hat und irgendwas schraubt - und das geht eben nur dann in vollem Umfang, wenn man eine entsprechende Bedienoberfläche hat. Mit Orgeln ist das ähnlich: Wer "nur mal 'ne Hammond" braucht, kommt mit den Bedienelementen eines Romplers oder einer Workstation* problemlos aus - wer hingegen "richtig" Orgel spielen will, wird nicht auf Zugriegel und Co. verzichten wollen.

Diese Betrachtung ist auch erstmal völlig unabhängig von der Soundqualität, denn selbst, wenn diese in Workstations und Spezialisten (VA, Hammond-Clone usw.) gleich wäre, bliebe diese Problematik. Nimmt man den Sound mit rein, passt es aber auch: Die Spezialisten klingen üblicherweise noch besser und werden von den Leuten gespielt, die dort ihr Hauptinteresse haben, also vermutlich auch die höchsten Ansprüche.

Das sind jetzt natürlich nur die beiden Extreme, aber irgendwo dazwischen wird sich wohl jeder von uns einordnen, wenn er seine Hauptanwendungen, Lieblingssounds, Hörgewohnheiten, Setupgröße usw. einbezieht. Ich meine das "Abspielen" von Sounds bzw. "nur mal 'ne Hammond" übrigens keineswegs negativ - nicht, dass sich jemand auf den Schlips getreten fühlt. Es ist eben einfach eine Frage des Bedarfs und des getriebenen Aufwands.

* Wobei inzwischen ja auch immer mehr Workstations mit 8 oder 9 Slidern kommen, die man als Zugriegel nutzen kann.


das kleine Display erleichtert die Arbeit in den Tiefen der VAST-Parametergräben auch nicht gerade.
Da muss ich, wie üblich, zumindest ein wenig gegenhalten: Die Größe des Displays sagt überhaupt nichts aus. Ganz im Gegenteil bin ich der Ansicht, dass das Bedienkonzept des kleinen Kurzweil-Displays wesentlich durchdachter und strukturierter ist, als bei diversen Konkurrenzprodukten mit großen [Farb][Touch]Screens. Zugegeben, mit einem größeren Display könnte man mehr Übersicht reinbringen und auch ein paar "next Page"-Tastendrücke einsparen, aber auch jetzt ist die Bedienung absolut machbar. Ich sehe das Problem bei VAST auch weniger in der Benutzung/Bedienung, sondern viel mehr darin, die Möglichkeiten zu überschauen (welche Blöcke gibt es, wozu sind die gut, worin unterscheiden sie sich, welche Parameter kann ich von wo wie steuern usw. usf.) - dabei hilft das Bedienkonzept, egal wie gut, aber so gut wie gar nicht, weil es diese Fragen nicht klären kann.
 
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Für die Programmierung "analoger" Sounds (ich nehme an, damit klassische Synthsounds, wie sie schon von den analoge Polysynths der späten 70er und frühen 80er produziert werden konnten, gemeint), spielen die Oszillatoren m.E. eine weniger große Rolle, wichtiger sind vor allem das Filter und die Modulationsmöglichkeiten. Bei den Filtern sind in der Tat moderne Workstations inzwischen gut ausgestattet, bei der Oszillatormodulation (FM, Sync u.ä.) sieht es aber anders aus. Da ist es dann wichtig, vielfältiges Wellenformmaterial in den ROM-Samples zu haben. Portamento mit Samples ist ein weiterer Schwachpunkt.

Ich stimme aber Distance in sofern zu, dass ein "richtiger" Synth vor allem ein gutes Interface braucht, um ihn als Synthesizer spielen zu können. Und natürlich viele Modulationsmöglichkeiten, um mit den Reglern des Interfaces auch entsprechende Eingriffmöglichkeiten in den Sound zu haben.

Der Kurzweil PC3 ist zwar mit Reglern gut ausgestattet, das kleine Display stört mich auch nicht und die Modulationsmöglichkeiten sind riesig, aber trotzdem bastele ich analoge Sounds lieber mit klassischen VAs, auch wenn deren Synthengines u.U. weniger Möglichkeiten bieten. Die Struktur des PC3 erschwert einfach ein exploratives Sounddesign ungemein. Man muss sich vorher genau überlegen, wie man die Layer und DSP-Bausteine strukturiert, und einfache Änderungen an z.B. einem Envelope-Parameter oder einem Modulationsrouting müssen oft in zig Layern vorgenommen werden. An einem VA habe ich einen Sound oft in Sekundenschnelle total transformiert, weil ich z.B. Filter und Ampenvelope mit einem Handgriff radikal verändern kann. Beim PC3 brauche ich dafür oft mehrere Sekunden oder ich muss den Parameter erst in zig Layern einem Fader zuweisen (was aber nicht mit allen wichtigen Parametern funktioniert, z.B. dem Envelope-Sustain). Wenn man schon vorher weiß, wo man hin will, kann man beim PC3 sehr schnell zum Ziel kommen und das klangliche Ergebnis ist meistens ebenbürtig mit guten VAs. Aber, wie gesagt, zum interaktiven Erforschen der gegenseitigen Beeinflussung der Parameter der Sounderzeugung ist er nicht ideal.

Chris
 
Ich habe mir die Videos zur BassStation 2 angesehen. Der Typ von Novation dreht an ein paar Potis und das Teil klingt vollkommen anders :eek:. Ich kenne keinen Wave-ROM-Synthi, mit dem das möglich ist.
 
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Ich habe mir die Videos zur BassStation 2 angesehen. Der Typ von Novation dreht an ein paar Potis und das Teil klingt vollkommen anders :eek:. Ich kenne keinen Wave-ROM-Synthi, mit dem das möglich ist.

Vieleicht liegts dran, dass er zwischendurch das Preset wechselt xD

Mit nem Wave ROM Synth sollten so dratische Klangänderungen auch gehen. Das Problem bei den Romplern ist halt, dass die oft nicht genügend controller haben, um diese Änderungen ausreichend schnell zu machen.
Aber die Wellenform, den Filtertyp, die Envelopes, die LFOs und die Effekte ändern kann normal auch jeder Rompler. Nur halt nicht schnell genug, um so beeindruckend zu wirken.
Und genau das ists, was Distance mit "Synthesizer spielen" gemeint hat. Eben das einfache mal eben Umstellen des Sounds. Das können Rompler halt nicht so gut. Aber einen Klang grundlegend zu ändern, das können die trotzdem...
 
Ich tendiere auch eher dazu, einfach einen real analogen Synthie zusätzlich einzusetzen. Das Ergebnis wird doch immer besser und authentischer sein, die Haptik kommt dann noch hinzu. Mittlerweile gibt es doch wirklich eine riesige Auswahl für recht kleines Geld, warum also Kompromisse eingehen?
 
Warum man Kompromisse eingehen soll?
- Weil man jedes Gerät mehr auf der Bühne vermeiden möchte?
- Weil den Unterschied vor der Bühne ohnehin keiner hört?
- Weil man auch auf einem Rompler den Cutoff-Regler live von links nach rechts drehen kann?

Es gibt sicher noch viele weitere Gründe. Ich hatte mit dem Kronos einen VA im Setup und muss zugeben, dass mir nichts gefehlt hat und ich den Unterschied zwischen VA-Synthsounds und guten Synthsounds in meinem Fantom weder beim Spielen noch beim hören bemerkt habe.

Muss ich zum Ohrenarzt?
 
Muss ich zum Ohrenarzt?
Nein, aber um da nochmal meine Begriffe von oben aufzugreifen, gehörst du dann offenbar zu den Leuten, die Synth-Sounds abspielen - nicht zu denen, die Synthesizer spielen. Bei Bernie ist sicherlich das Gegenteil der Fall.

Beide Ansätze sind ja völlig in Ordnung - man darf sich nur nicht wundern, dass die Anhänger der einen Variante die Argumente der anderen Gruppe nicht so recht nachvollziehen können.
 
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Volle Zustimmung Distance!
Ich verstehe beide Seiten, bekenne mich aber klar zur dunklen Seite der Macht ;-)
 
Das Vergnügen, einen analogen Synth oder einen guten VA zu nach eigenen Vorstellungen zu programmieren und zu spielen, ist in meinen Augen weit entfernt vom Benutzen der Onboard-Synth-Sounds von ROMpler-Workstations (von denen ich für meinen Bedarf ohnehin nur einen kleinen Bruchteil für überhaupt spielenswert halte).

Aber die Frage beantwortet sich ja ohnehin immer für jede/n von selbst und kann in Grundsatzdiskussionen zu keinem gemeinsamen Ergebnis führen.
Wer keinen Unterschied spürt/hört oder auf den anderen Gebrauch/Soundcharakter eins VA oder Analogen nicht wild ist, braucht halt auch keinen. Und wer drauf steht, spielt halt einen.
Außerdem kann man auch noch beides je nach Gegebenheiten nutzen. ;-)
 
Samples werden nie zu 100% das Klangspektrum analoger oder virtuell-analoge Synthesizer haben. Das ist prinzipbedingt so lange nicht möglich, bis man einen Sampleplayer/Wave Generator beliebig in Echtzeit in Phasenlage, "Pulsbreite" etc. modulieren und soft und hard syncen kann.

Why Can't This Be Love von Van Halen etwa. Dreiecks-Masteroszillator hardsynct Sägezahn-Slaveoszillator, dessen Frequenz von einem frei schwingenden, nicht mit jedem Tastendruck neu gestarteten LFO moduliert wird. Heißt: Bei jedem Tastendruck ist die Frequenz des Slave-Oszillators eine andere. Obendrein läuft der LFO unabhängig von gespielten Noten immer mit derselben konstanten Frequenz. So etwas kann man gar nicht samplen, und kein aktueller Rompler kann einen Wave Generator so verbiegen wie so ziemlich jeder aktuelle VA einen Oszillator.

In Sachen Filter gab es bisher nur eine Workstation, die einem VA zur Ehre hätte gereichen können, denn da gibt's mehr als nur Moog und Oberheim. Nicht Yamaha Motif XF. Alesis Fusion mit ihrem VA-Filter mit anderthalb Dutzend Filtertypen inklusive Minimoog, Oberheim SEM (ohne Variable-State-Überblendung), Roland Jupiter-8, ARP 2601/Odyssey Mk 3 und Roland TB-303. Und selbst damit deckt man nicht viel ab, selbst da gibt es noch Defizite. Wo ist das blecherne Zweipolfilter der frühen 2600 (Blue Marvin, Grey Marvin) und Odysseys (z. B. Benny Anderssons Whiteface)? Das EMS-Dreipolfilter für Eno- und Jarre-Jünger? Die edel zerrenden Zweipolfilter von Yamahas GX-1, SY-1, SY-2 und den frühen CS-Synths? Die rotzigen Korg-MS-Filter?

Zu guter Letzt ein Experiment: Bernie baut einen hochkompiziert und vielschichtig modulierten Sound auf seiner Moog-Wand. Wer schafft es, jeden derartigen Sound auf einer Yamaha Motif XF vollständig zu replizieren, und zwar zu 100% so flexibel und dynamisch händisch in Echtzeit regel- und spielbar wie das Original? Ihr könnt von Glück reden, daß Bernie keinen EMS Synthi 100 hat.


Martman
 
Naja, Martmann, diese Dinge kommen aber live im Kontext einer größeren Band und bei der Akustik der meisten Locations nicht wirklich so rüber wie bei Studio-Aufnahmen, da verstehe ich nun wieder GMaj7 mit seinem pragmatischen Ansatz.

Mir reicht aber schon der simple haptische Spassfaktor und das gute Gefühl, einen Sound bei gutem Grundlklang und guten Filtern im direkten Zugriff zu haben und beim Spielen zu mögen. Workstation-Sample-Sounds analoger Synths sprechen mich nur selten vergleichbar an: entweder klingen die Samples zu billig, oder sie sind meist etwas anders programmiert als ich sie gern hätte (und dann bei weitem nicht so grundlegend veränderbar wie in VAs: Pulsweite, Sync etc.), oder ich will sie beim Spielen gern so direkt verändern wie auf einem VA und muss die ganze Zeit überlegen, wie die Controller-Belegung jetzt nochmal war.

Egentlich funktionieren Workstation Synth-Sounds nur, wenn man sie so, wie sie sind, aus der Dose gut einsetzen kann, ohne sie im klassischen Sinn viel beeinflussen zu wollen. Ich hab auch noch nie gesehen, dass einer beim Spielen viel Freude an den zusätzlichen Workstation-Möglichkeiten entwickelt (individuelle Filter für jeden Osc etc.).
 
Ich möchte hier keinem seinen VA ausreden!
Trotzdem gebe ich zu bedenken, dass seit der M1 einiges passiert ist! Das sind keine reinen Abspielkisten für gesamplete Wellenformen. Dahinter folgt meistens eine klomplette komplexe Synthesizerlogik, die nur die Samples als Ausgangsmaterial nutzt.
Der Fantom G hat zum Beispiel hunderte von Synthesizer-Bearbeitungsmöglichkeiten, die man aus jeder Wellenform holen kann:
z.B.
Random Pitch
LFO2-Time-Key-Follow
2 Verschiedene LFO
und viele mehr....

Auf dieser untersten Ebene programmiere ich ihn zwar selten. Aber ich habe mir Soundsets gekauft, bei denen die Synthesizersounds einfach sehr organisch und lebendig klingen.
Da klingt nicht jeder Anschlag gleich, sondern der Filter und die Hüllkurve haben bei jedem Anschlag einen neuen Wert. Ich glaube, dass man mit diesen Parametern so ziemlich genau die Dinge machen kann, die Martmann angesprochen hat! Selbstverständlich ist die Haptik und die Bedienung eine ganz andere, da man nicht für jeden Parameter eine Taste hat. Aber man kann so ziemlich jede Funktion auf einen der Controller legen und hat dann einen Sound, der so schon lebendig klingt und dann auch noch live beeinflusst werden kann. Man muss sich halt die 10 Parameter aussuchen, die man live in diesem Song beeinflussen möchte.

Soll heißen: Ich habe es bei mehreren hundert Coversongs noch nicht geschafft, dass ich gedacht habe: Sowas in dieser Art kann man mit Fantom G und Motif XS nicht nachbilden. Meistens habe ich einfach einen Sound gefunden, der schon sehr ähnlich war und man musste nur noch die üblichen Verdächtigen wie Cutoff, Attack, Portamento, Sustain, Release usw, anpassen.

Zu empfehlen: Das Tweakbook für den Fantom G. Dort geht der Autor wirklich ans Eingemachte und zeigt, was man aus der Tonerzeugung herausholen kann....

- - - Aktualisiert - - -

Und hier noch ein Screenshot, der nur ein 19tel der Bearbeitungsmöglichkeiten für eine einzige Wellenform zeigt.
patch_edit_pro_lfo.jpg

- - - Aktualisiert - - -

eat this:
RolandFantomG_02.jpg
 
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Lest euch noch einmal den Van-Halen-Absatz durch. Das sind keine kleinen, subtilen Klangnuancen. Das ist ein Extrembeispiel für modulierten Sync. Der LFO reißt die Slavefrequenz bestimmt eine Oktave weit rauf und runter. Man hört deutlichst, daß der LFO unabhängig vom Tastenspiel frei schwingt. Das kann man nur mit einem Synth machen, der echtes Hard Sync kann. ECHTES Hard Sync und kein Sample von gesyncten Oszillatoren. Solange Fantom und Motif kein Hard Sync können, können sie diesen Sound nicht.


Martman
 
Martmann, ich stimme Dir für diesen Sound zu, aber es gibt natürlich andere mit einem weniger schwierigen Anforderungsprofil. Will sagen: auch ich kann mir durchaus gelegentlichen Einsatz von Sample-Synth-Sounds vorstellen, das ist ja keine ideologische Frage: wenn's funktioniert, dann funktionierts.

Gmaj7, ich will Dir da umgekehrt genauso wenig reinreden: schließlich kann ich nicht beurteilen, was Du für Deine Coversongs ok findest und was nicht.

Ich habe den Fantom G in Sachen Synth Sounds anders empfunden als Du: viele Sounds aus meinem Moogs und VAs, die ich gern auf der Workstation gehabt hätte, waren dort nicht in auch nur annähernd befriedigender Qualität zu finden, und ich habe die Synth Sounds des Fantom G offen gesagt immer eher empfunden wie einen Haufen Krempel unterm Sofa, bei dem man nur hin und wieder mit Glück was passendes findet, auch wenn man mit Hilfe von Artemijs Tweakbook etwas mehr das rausholen konnte. Ich erinnere mich noch an schlecht gesamplete Moog-Bässe mit viel zu viel Mitten, die man dann intensiv nachbehandeln musste (was den Klang nicht wirklich gut gemacht hat), seltsame Leads, z.T. mit echtem Plastik-Feeling, und selbst auf Erweiterungsboards (hieß das SRX-Board damals Classic Keys?) stieß man auf die typischen Mini-Samples der 90er, die Klänge oft nicht adäquat wiedergeben. Auch ich hab ein bisschen Zeug nach meinem Geschmack gefunden, aber das in der Praxis mit dem Sound und der Flexibilität von Analogen und VAs zu vergleichen, erscheint mir jedenfalls für meinen eigenen Bedarf und Geschmack nicht überzeugend.

Man muss aber zugeben, dass sich mit der Weiterentwicklung der Sampling-Technik beide Bereiche zunehmend angenähert haben, und dass das sicher auch noch weiter geschehen wird. Das gilt übrigens auch für die Fähigkeit von VAs, Analoge immer besser nachzubilden. Für den Moment würde ich immer Analoge oder VAs für den Synth-Einsatz vorziehen, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. Und ich ziehe den Gebrauch der VA-Engines des Kronos definitiv dem Sammelsurium an Synth-Sounds in alktuellen Wortstaions vor, vom KK ganz zu schweigen.

Aber natürlich kannst Du das ganz anders empfinden und natürlich muss man jede Lösung respektieren, die für die Betreffenden passt: da maße ich mir bestimmt kein Urteil jenseits des Eigenbedarfs an!
 
Das von Martman genannte Extrem-Beispiel könnte unter Umständen vielleicht noch ein Kurzweil hinbekommen, je nachdem zu was die VAST-Algorithmen imstande sind. Genauerers kann ich da leider nicht sagen, aber vielleicht könnte ein Kurzweil-User versuchen, ob er auf Sample-Ebene überhaupt so etwas wie Hard Sync hinkriegt (PWM-Artiges soll zumindest möglich sein, wie ich mal vor Jahren gelesen habe).

Was die Handhabung betrifft, so könnte man an die Workstation ein Controller-Board mit möglichst vielen Drehpotis anschließen, die man am besten auch noch entsprechend beschriftet.
Die Potis sollten auf jeden Fall SysEx-Daten senden können, denn die Feinheiten der Sound-Engine, wie die einzelnen Hüllkurven- und LFO-Parameter lassen sich fast immer nur auf diese Weise "fernsteuern".
Damit ergibt sich aber auch gleich eine weitere Einschränkung: Sofern man es geschafft hat, die entsprechenden SysEx-Daten korrekt zuzuweisen, funktioniert das Ganze nur im Patch-/ Program-Edit-Modus, was heißt die multitimbrale Workstation würde in diesem Fall zu einem rein monotimbralen Möchtegern-VA-Synth mutieren.

Oder man belegt die Potis mit normalen Midi-Controller-Befehlen, die das einzelne Program auch im Combination-/ Performance-Modus verändern können.
Man hat dann vielleicht nicht den vollen Zugriff auf alle Feinheiten, kann aber immer noch ausreichend Spaß am Schrauben haben und muss sich nicht mit dem SysEx-Kram herumschlagen.
 
Der Kurzweil PC3 kann sogar "richtiges" Sync mit den VA-Oszillatoren, allerdings nur mit Rechteckwelle für Master und Slave. Dazu gibt es jeweils einen 4-Block DSP-Algorithmus für Master und Slave. Man braucht also alleine für die Oszillatorsektion schon zwei Layer. Außerdem gibt es einen 4-Block "Sync Saw" DSP. Bei der K-Serie gab es diese DSP-Blöcke noch nicht. Die Sync-Klänge in den Factory-Presets des PC3 finde ich aber, ehrlich gesagt, nicht wirklich gut. Wer mal damit rumspielen will: z.B. #982 "SyncSqr Template" und #1001 "Propht V Sync Ld"

Gerade bei Sync ist aber der typische Klang der verschiedenen Hersteller und Modelle sehr ausgeprägt. Den typischen Prophet 5 Sync kann eigentlich immer gut raushören. Und mit digitalen Oszillatoren ist es offensichtlich nicht so einfach, gut klingenden Sync zu produzieren. Von meinen VAs kann das der Yamaha AN1x am besten, interessanterweise ein sehr früher VA. Für den Waldorf microQ gab es in der Waldorf Soundcorner ein "Why Can't This Be Love" Preset, das, meiner Erinnerung nach, auch ganz überzeugend klang.

Chris
 
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