Analog-Sounds aus Workstations

  • Ersteller Tolayon
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Ich kann mich Boogie_Blasters Einschätzung nur voll anschließen!
 
Ich kann mich Boogie_Blasters Einschätzung nur voll anschließen!

Dann sind wir schon zwei.

Auch ich hab Jahre an meinen SY77 geschraubt und kann Boggies Ausführungen nur zustimmen.

Auch nicht vergessen sollte man den leicht mittigen, muffigen Grundkarakter. Bei FM-E-Pianos noch ganz nett aber bei Flächen und Co. hat's dann doch genervt.
 
Dann kann der SY 77 mit seinem FM-Block auch keinen Sägezahn wie der DX 7 erzeugen?
Oder hat das nur noch keiner probiert?
(Wie gesagt, den Ausgangs-Algorithmus kenne ich leider nicht, ich weiß nur, dass hohes Feedback einzelner oder aller Wellenformen eine Rolle gespielt hat).

Man kann die sechs Operatoren aber auch nur einfach additiv stapeln, ergibt bei Sinus-Wellenformen eine nette Orgel, bei komplexeren Varianten eventuell doch noch etwas, das zumindest ansatzweise in die "analoge" Breite geht.

An dieser Stelle mal eine kleine Anekdote:
Vor nicht allzu langer Zeit habe ich auf Youtube ein Video gesehen, auf dem ein Typ mit dem Yamaha SY 77 das Intro-Theme von "A Clockwork Orange" spielt.
Das Original ist eine Moog-Adaption von Henry Purcells "Funeral of Queen Mary". In meinen Ohren das Paradebeispiel für brachialen, breiten Analog-Sound schlechthin.

Der Sound auf dem Video konnte mit der alten modularen Schrankwand wie zu erwarten nicht mithalten, klang aber dennoch ziemlich ausdrucksstark.
Prompt zeugten einige Kommentare auch von Erstaunen darüber, dass man Derartiges aus einem SY 77 herausholen kann. Wenn man aber genauer hinsieht, erblickt man im Hintergrund einen Computerbildschirm mit irgendeinem Softsynth drauf. Also diente die "alte Möhre" nur als Masterkeyboard!

Ich finde, man sollte Wendy Carlos' Adaption von besagter Purcell-Komposition zum Maßstab für die Ausdrucksstärke und den "Fettgehalt" realer wie auch auf die eine oder andere weise digital imitierter Analog-Synthesizer erheben. Wer das einigermaßen gut schafft und dem Original wenigstens halbwegs nahekommt, hat bestanden; wer nicht, kann und sollte zumindest für andere Arten von Musik eingesetzt werden :D
 
Dann kann der SY 77 mit seinem FM-Block auch keinen Sägezahn wie der DX 7 erzeugen?
Oder hat das nur noch keiner probiert?

Glaub ich nicht. Der SY kann meines Wissens alles, was ein DX7 auch kann.
Natürlich werden immer die üblichen Graswachsenhörer (und natürlich auch Martman :D) behaupten, daß der echte DX7 aufgrund des Wandlerunterschieds ganz anders als der DX7II klingt und ein SY schon gleich gar nicht zu vergleichen ist, weil das halt überall so geschrieben und wiederholt wird.
Sei's drum - wer SY und DX in Natura nebeneinanderstellt, beim SY alle Effekte deaktiviert und identische DX-FM-Sounds lädt (die üblichen DX7-Sammlungen findet man auch konvertiert für den SY im Netz) wird staunen, wie gleich das klingt und Unterschiede wirklich suchen und provozieren müssen. Wer das im Blindtest auseinanderhält, muß schon ein extrem vernerdeter Connaisseur sein.
 
Dass die SY-Klangerzeugung zur DX-Reihe abwärtskompatibel ist, deckt sich auch mit meinen Ansichten, allerdings habe ich auch mal gelesen, dass nicht alle DX-7-Sounds mit der erweiterten Engine wiedergegeben werden können sollen...
Was in dem Fall wohl nur ein Gerücht wäre.

Hier übrigens noch der Link zu dem in meinem vorangegangenen Post erwähnten Video; obwohl der SY 77 sich im Vordergrund befindet, wirkt der mittig im Hintergrund stehende Monitor mit dem laufenden Softsynth drauf fast noch prominenter, weshalb mit großer Wahrscheinlichkeit davon auszugehen ist, dass der Yamaha-Synth tatsächlich nur als Masterkeyboard fungiert:

 
Das klingt schon stark nach SY77. Dieses Britzeln in den Höhen klingt stark nach FM und die komprimierten Strings auch stark nach den ROM-Samples des SY77.
 
Interessant, dann wollte der Mann den Zuhörer mit dem Monitor im Hintergrund wohl aufs Glatteis führen?
Wäre nicht das erste Mal, wenn jemand sich einen solchen "Scherz" erlaubt. Oder vielleicht wurde der SY77-Sound auch mit dem des Softsynths gelayert, für einen besonders breiten Klangteppich sicher keine ungeeignete Methode.
 
Hab ein nettes Filmchen auf Youtube gefunden, das zeigt, dass man mit einer Workstation auch fast so schön "analog" schrauben kann wie bei einem Analog-Synthie und auch entsprechend analog-ähnlich-klingende Sounds zaubern kann.;)
http://www.youtube.com/watch?v=serOWYE-68w
 
Hab ein nettes Filmchen auf Youtube gefunden, das zeigt, dass man mit einer Workstation auch fast so schön "analog" schrauben kann wie bei einem Analog-Synthie
...vorausgesetzt, man hat sich vorher ein Patch mit der entsprechenden Controllerbelegung gebaut, ist mit der Zahl der Controller ausgekommen (= benötigt nicht mehr Parameter im Zugriff) und hat sich die ganzen Controller auch noch gemerkt. Zu einem vollwertigen (virtuell) analogen sehe ich da aber noch signifikante Unterschiede.
 
Ist schon klar. Deswegen habe ich das ja auch in Anführungsstriche gesetzt.
 
Zu Analog-Sounds im Yamaha Motif XF:
Der Sampler macht diesbezüglich seine Sache gut.
Will man sich Analog-Sounds mit 8 Grundwellenformen selber bauen,
wirds schwieriger, da der OSC-Bereich des XF gerne halt nur Samples "abfeuert".
Mehr geht kaum. Sync und solche Sachen sind später auch nicht möglich.
Trotzdem baue ich gerne Analog-Sounds im Motif XF auf.
Mit 8 Sägen pro Tone z.B. lässt sich schon einiges anfangen.
Analoges Oscillieren für ein analoges Attack-Verhalten muss ich im ENV-Bereich
leider kompliziert simulieren (Millisec. verzögerte Delays beim Antriggern).
Warum die 128 Key-On-Schritte so grob sind, ist mir ein Rätsel. Denn mit viel
feineren Schritten, ließe sich ein sehr lebendiges Attack-Verhalten nachempfinden.
Sei´s drum; Ensoniq hatte das damals geschickt gelöst, in dem mein einfach
Restart OFF einstellen konnte, und so wurde die digitale Wellenform (ein Sample !)
via Zufall irgendwo zwischen A bis Z der Wave angetriggert. Klingt im Verbund mit
weiteren Waves herrlich analog. Motof XF versucht es zumindest bei den SAWs
mit verschiedenen Phasen-Startpoints zu ermöglichen - meiner Meinung nach
nur ein winziger Tropfen auf dem heissen Stein, na sogar fast Homöopathie.
Denn: Square, Sine u. alle a. Waves gibts nur mit einem Phasen-Start.
Abhilfe hätten feinere Key-On-Werte im Motif geschafft.
Zum Sync: leider nur als Sample möglich, super-schade.
Also das Problem beim Motif XF leigt eindeutig im Bereich der Wave-Entstehung (OSC).
Die vielseitigen Filter sind Klasse aber der Rest halt Standart.
Wäre der OSC-Bereich im XF mehr an spannungsgesteuerte Synthesizer angelehnt,
dann täte der XF noch mehr Interesse auf sich ziehen.
Also wenn ich an gute Analog-Sounds in Workstations denke, dann gibt es da eigentlich
nur den Konkurrenten Kronos. Der baut aus mehreren Engines authentische Analog-Sounds,
die ein Motiv XF halt nur mit fetten Samples inkl. Filter erwiedern kann.
 
Also das Video mit dem M3 ist höchst beeindruckend. In dieser Form habe ich das Teil selbst noch nicht benutzt, ich meine den Touch-Screen zum Triggern und Modulieren von Sounds.
Im Multimodus (je nach Hersteller auch "Combination" oder "Performance" genannt) kann man gleich viel stärker aus dem Vollen schöpfen, indem man etwa unterschiedliche Sounds, so wie in dem Video zu sehen via Controller ineinander überblendet.

Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob der M3-User hier tatsächlich nur auf die interne Sample-basiere Klangerzeugung zurückgreift oder auf die möglicherweise eingebaute Radias-Erweiterung. Für mich klingt es fast mehr nach letzterer, wobei man mit einigem Programmieraufwand auch auf der Sample-Ebene einiges aus dieser Kiste herausholen kann.

Bezüglich Yamaha:
Leider hat der Hersteller aktuell überhaupt keinen VA-Synthesizer im Programm, noch nicht mal als Erweiterungs-Karte. Der An1-X ist der einzige vollwertige VA-Synth und wird schon seit etlichen Jahren nicht mehr hergestellt.
 
die Korg Leute sind ja nicht ganz ohne Grund stark IOS engagiert... ;)
sie waren es übrigens, die mich mit dem iElectribe quasi im Handstreich vom Konzept und der Leistungsfähigkeit des Brettchens überzeugten
so eine Steuerung war mir zuvor noch nicht untergekommen...
man kann auf dem Teil rumwuseln und mit 5 Fingern gleichzeitig automatisierte Sequenzen in Echtzeit gegen den Strich bürsten - und es verschluckt sich nicht mal.
vermutlich trübt die Aufnahmequalität den Eindruck etwas, aber wenn ich mir überlege, dass ich 50% davon (imho garantiert) in Form eines iPad mini in die Jackentasche stecken kann... ist schon verrückt...

cheers, Tom
 
Vielleicht kauft Apple ja irgendwann Korg auf, dann werden Korg-Geräte so gebaut, dass sie von Windows-Usern nicht mehr genutzt werden können, Korg heißt dann auch Apple und die Instrumente heißen dann iSynth und iKey, und Sounds kann man dann nicht mehr selbst Programmieren sondern muss sie über iTunes herunterladen. Die Tastatur wird durch ein Touchscreen ersetzt. Gleichzeitig wird der Preis sich verdoppeln und Apple wird so tun als hätten sie den Synthesizer erfunden. Es folgen Klagen gegen andere Synthi-Hersteller weil sich deren Bauform (bei 61 Tasten ca. 1 m lang, 15 cm hoch und 35 cm tief) nicht grundlegend von der des iSynth unterscheidet. ;)

Gruß
Raven
 
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ok, nach der Glosse ein Paar Fakten, damit das übliche Geplänkel gespart wird... ;)
das 'Segment' von dem wir hier reden, macht nicht mal ein Zehntel Promille des Kuchens aus.
Dimension: Angry Birds hat plattformübergreifend knapp 2 Milliarden downloads :eek:

die Ansätze, mit 'anderen' Oberflächen Parameter zu bändigen, sind so schlecht nicht und die Tonerzeugung kann sich zumindest bei einem guten Dutzend Anwendungen tatsächlich hören lassen.
Dazu ist das gute alte Midi immer noch am Start, niemand wird gezwungen sein Keyboard einzumotten...
Für weniger virtuose Spieler ist der Touchscreen aber eine echte Eingabehilfe, den Mobilitätsfaktor gibt's als Bonus obendrauf... man kann, muss aber nicht.
Für Hersteller wie Korg stellt es sich imho schlicht so dar, dass sie Entwicklungen auf einen realen Markt abwälzen können, die sonst als reine Kosten zu Buche schlagen würden.

cheers, Tom
 
Den Waldorf Wave hat meines Wissens nach auch so gut wie kein Nutzer auf einer (normalen) Bühne eingesetzt

Das ist jetzt aber doch sehr ins Blaue hinein gemutmaßt. Frag mal Till Kopper, der erzählt Dir da was Anderes, u.A. von eigenen Auftritten mit genau diesem Gerät.

Dein "Hirngespinst" ist so gespinstig nicht, der Solaris kommt dem schon recht nahe.

- - - Aktualisiert - - -

@Boogie: volle Zustimmung zum FM-Vergleich, hab ich hier exakt so gemacht und die ganze Zeit versucht, da irgendwelche Unterschiede zu hören - und ich hab ein verdammt feines Gehör.
 
Bezüglich Yamaha:
Leider hat der Hersteller aktuell überhaupt keinen VA-Synthesizer im Programm, noch nicht mal als Erweiterungs-Karte.

Wenn man bei der Software schaut, findet man den Halion Sonic, der auch eine ausgewachsene VA-engine enthält. Steht zwar Steinberg drauf, ist aber praktisch Yamaha. Ist ja auch eine Tochterfirma.
 
BTW: Über den Accelerator sollte man nicht lesen, sondern sich dransetzen, nur dann bekommt man auch einen realen Eindruck. Der "Vater" des Accelerators, der aus der "Schrauberzeit" stammt (er trug damals nicht umsonst den Spitznamen "Synthi"), legt bei seinen Geräten auf direkten Zugriff sehr viel Wert. Fernöstliches, von reinen Ingenieuren erschaffenes Menü-Diving gibts da nicht.
 
N
  • Gelöscht von Distance
  • Grund: Spam
Ein Aspekt, der eigentlich sehr naheliegend ist, aber hier irgendwie noch nicht richtig erwähnt wurde ist die Anschlagdynamik moderner Sample-Player. Damit haben sie etwas den meisten analogen Synthesizern voraus, auch wenn ein samplebasierter Moog-Bass mit dynamischer Lautstärke- und Klangfarbenänderung alles andere als authentisch klingt.

Man könnte die Anschlagdynamik aber auch folgendermaßen einsetzen:
Einfluss auf Filter und Lautstärke praktisch bei Null, dafür wird via Velocity-Switch zwischen verschiedenen Varianten derselben Wellenform (bei Sägezähnen etwa ARP, Prophet, Oberheim) hin- und hergeschaltet. Der Sägezahn mit den meisten Obertönen käme dann bei den höchsten Werten zum Einsatz.

Oder man schaltet zwischen Pulswellen verschiedener Weiten um. Damit ließe sich ein Stück weit das manuelle Drehen am Pulsbreitenregler eines (virtuell) analogen Synths nachahmen.

Zugegeben, auch das sind keine Allheilmittel zum völligen Ersatz eines dezitierten (Zweit-)Synthesizers. Aber es lässt sich zumindest eine zusätzliche Lebendigkeit erzeugen, die gerade bei samplebasierter Synthese wichtig ist.
 

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