Binsenweisheiten waren nicht gefragt. Die Frage wurde nur teilweise beantwortet, statt dessen wurde mal wieder viel Amateurlebenshilfe gegeben. Aber diese Alltagspychologie ist durch die Neurophysiologie und die Bewusstseinsphilosophie lÀngst widerlegt. Dazu unten mehr. Normalerweise sollte man das nicht thematisieren, aber es nervt eben, wenn die Frage "Was ist 1 + 1" nicht einfach mit "2" beantwortet wird.
1) FM hat alle Gesangsmodi und Effekte beherrscht! FĂŒr AnfĂ€nger ist es am besten, sich diese mit dem Begriffsvokabular der CVT anzueignen. Weil er alles beherrschte, ist de Respekt so groĂ und flĂŒchten sich Ratgeber in die Haltung, von einem Nacheifern abzusehen.
2) Sein Range war der Vollumfang, der klassisch ausgedrĂŒckt von der Tiefe des Baritons bis zur Höhe des Tenors geht. Höhen mĂŒssen gelernt werden. Und zwar auch neutrale/cleane Höhe. Das geht am besten gemÀà Ken Templin mit der "Affenfratze" / dem "aufgesetzten LĂ€cheln" und dem Zunge anspannen. Offenbar ist das der Weg, das "Ansatzrohr" zu verkĂŒrzen; das ist wesentlich relevanter als die StimmbĂ€nder (in diesem Zusammenhang). Zuerst das i ganz kurz "stottern" und dabei auf eine klare Artikulation achten (wĂ€re es ein P, dann spuken, was die Schleimhaut hergibt).
3) Rock/Pop/Soul bedeutet, dass diese Modi und Stile in einem sehr hohen Umfang gemischt werden. Alles was Klassik, Jazz, Schlager etc. ist, ist eintönig / verhalten / glattgehobelt!
4) Das lĂ€uft auf den Kern von FM's Kunst hinaus: dass er auch einen erheblichen Anteil von im Grunde klassischem, opernartigen Gesangsstil besaĂ. Seine gegen Ende seines Lebens zutagetretende NĂ€he zu Opernstars wie Montserrat Caballe zeigt das. Er war immer auf der Suche, hat nie nachgelassen, sich mit anderen zu beschĂ€ftigten und das bei sich zu inkorporieren.
5) Deshalb ist klar, dass Open Mindness sehr wichtig ist und der Wille zu ExpressivitĂ€t. Das bedeutet auch, dass es Ăbungsbedingungen geben muss, von mir aus, so wie in Spanien offenbar jeder ĂŒberall immer ĂŒben könnte. Und es bedeutet, dass es genau, genau, genau richtig ist, sich intensiv fĂŒr Vorbilder zu interessieren und diese auch imitieren zu wollen, also bis zumn "Klingen wie" zu kommen. Es gibt keinen technischen Unterschied zwischen "Singen-können, um die eigene Physionomie und EmotionalitĂ€t auszudrĂŒcken" und "Sich mit jemandem so identifizieren, dass man auch mittels Resonanzraumformung den individuellen Sound trifft".
Wer wirklich singen kann, der fragt nicht danach, ob er das "selbst" ist oder jemand anderes. Das Gehirn ist eine Selbstorganisationsmaschine, die zur Steuerung des Körpers mit einem "Personalen Selbstmodell" arbeitet. SubjektivitĂ€t ist eine Funktion des Gehirns, die dadurch entsteht, dass die komputativen und sensorischen Informationen ("motorischer Kortex" etc.) aus Teilen des Gehirns global verfĂŒgbar gemacht werden. Mehr ist das "Ego", das "Ich", das "man selbst" nicht. Und das Gehirn ist in seinen Hauptbestandteilen, den Spiegelneuronen, ein Nachahmungsapparat. Erst die FĂ€higkeit, mittels innerer Beobachtung bei der Imitation zu erleben, was andere denken und empfinden, hat den homo sapiens zu einer Spezies gemacht, die durch SozialitĂ€t so erfolgreich wurde. Basis dafĂŒr ist, dass wir als Angehörige einer biologischen Art im Kern eben gleich gebaut sind. Das wird nur dadurch verwirrt, dass a) diese Struktur des Bewusstseins selbst in der Regel unbewusst ist, b) Kinder stark von der Umwelt geprĂ€gt werden und dabei Variantenbildung das von der Evolution bevorzugte Modell ist. Das hindert wiederum c) nicht daran, dass das Gehirn etwas will, was im muskulĂ€ren GedĂ€chtnis infolge Erziehung wegtrainiert wurde. Folge ist, dass der Trainingsumfang schwankt. Der Erfolg der Erfolgreichen ist aber zum einen der "Devotion" geschuldet. Es handelt sich um einen Charakter, der alles auf eine Karte setzt: Wer keinen Beruf lernt und dann schon mit Mitte zwanzig keine bĂŒrgerliche Biographie mehr hat, der ist dann nĂ€chtelang im Probenraum. Da kommen auch etliche Stunden zusammen. Und so jemand muss open minded sein; mit dem Netz geht das heutzutage alles relativ easy. Ergebnis kann dann zusammen mit Zufall ein prominenter Erfolg sein. Der Survivorship-Bias ist eine der grundlegendsten "Denkfehler" des Menschen. Es hĂ€ngt mehr von "absolutem" Zufall ab, als die meisten ahnen. Das ist auch gut so (analog zum "unbewussten Bewusstsein" des Menschen), weil es sonst ja niemand mehr versuchen wĂŒrde. Wir sind eben die Nachfahren der Gene, die die verrĂŒcktesten Sachen versucht haben. Zum Beispiel zu singen wie ...
Und weil da gerne nach der Praxis gefragt wird. In der Soundcloud ist unter Axel-Andris zu hören,was ich so versuche. Alles Schmalspur, aber mir macht's trotzdem SpaĂ.