Wird der Klang einer E-Gitarre mit der Zeit immer voller/besser?

  • Ersteller Gast135298
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vielleicht spielst einfach besser als früher und es hört sich deswegen besser an...

Das ist nicht von der Hand zu weisen.;)
Allerdings hat die Tele ihren sehr grellen Charakter an der Bridge verloren. :gruebel:
 
Meine Ibanez RG321 hat sich klanglich definitiv verändert - etwas lauter aber "feiner/klarer" und in den Bässen noch etwas ausgemagerter. Weswegen ich den Tonabnehmer (Giovanni Metal-Brett) doch wieder raushaue. Ein anderer PU mag zwar keine Bässe dazumogeln, aber vielleicht mehr davon übertragen...

Ich glaube also definitiv daran, dass sich der Klang verändert, sei es durch "Einschwingen" oder sonstwas. Die Frage ist auch imho weniger, ob das "schlimmer" oder "besser" wird, da Klang immer nur "anders" ist. Was der eine toll findet, schreckt den nächsten. Und das funktioniert eben in beide Richtungen.

Ich habe es leider versäumt bei meinem Steamplorer-Projekt vorher und nachher Soundsamples zu machen. Ich habe die Gitarre komplett in Kupfer eingepackt und zwecks Nieten-Optik das Kupferblech mit Nägeln eingeschlagen. D.h. in der Gitarre stecken nun 150+ Kupfernägel. Das sollte man ja eigentlich schon irgendwie merken, da sie auch spürbar schwerer geworden ist. Hab's aber nun leider verpennt...
 
[...]

Und ein Pickup macht keinen Sound. Er wandelt nur mehr oder weniger getreu den Sound der Gitarre in elektrische Signale!

Einspruch euer Ehren - oder willst du etwa behaupten, dass es völlig egal ist, ob ich da nun einen Humbucker, einen Single-Coil oder P90 verbaue?
Und nicht zu vergessen die vielen unterschiedlichen Hersteller, deren Pickups auch unterschiedene Charakteristiken haben - und die klingen wirklich alle gleich?

Hm - das mag ich in dieser Absolutheit so nicht glauben.

Rudi
 
Ich würde hier ohne jeden wissenschaftlichen Beleg sagen, dass das möglich ist, aber aktuell wohl bei keinem wirklich nachvollziehbar.
Beispiel der Gitarre die man 50 Jahre hat und die nun anders klingt. Da geht man ja von einem verstärkten Klang aus. Bei den wenigsten wird es aber so sein, dass immer noch exakt das selbe Equipment verwendet wird, übrigens schon bei den Saiten ja auch unmöglich. Sollten es dennoch die selben sein sollte eine klangliche Veränderung keine große Überraschung sein, auch wenn ich die dann nicht als positiv einschätzen würde.
Würde man aber nun abgesehen von den Saiten komplett das Equipment nutzen wie am ersten Tag, dann ist unmöglich auszusortieren, woher die klangliche Veränderung jetzt kommt, weil ja nicht nur die Gitarre gereift ist, sondern auch der Amp, gegebenenfalls die Röhren, das Kabel, die Stecker. Auch wenn man es bei allem außer der Gitarre wohl eher Abnutzung, denn Reife nennen würde.

Daher würde ich die Behauptung so nicht unterstreichen.

Ich glaube da eher an eine gewisse Gewöhnung, die ich bei meinen Gitarren empfinde und die sie für mich unersetzlich machen.
Auch die Bindung, die aufgebaut wird, wenn du selbst irgendwelche Arbeiten an der Gitarre verrichtest würde ich nicht unterschätzen. Ich spiele meine Ibanez beispielsweise mittlerweile lieber als meine ungleich teurere Framus, seit ich den Hals entlackt habe und kann ihr seitdem auch soundtechnisch mehr abgewinnen, obwohl ich sicher bin, den Klangunterschied an sich nicht hören zu können (so er denn auch nur messbar da wäre).

Ich denke tatsächlich, dass da die Psyche eine große Rolle spielt. Eventuell sogar größer als das Phänomen der Alterung, dass aus meiner Sicht war schon vorhanden ist, aber nicht einwandfrei belegt werden kann.
 
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tatsächlich nicht... man kann (gewisse Zufälle vorausgesetzt) ne Klampfe auch 30 Jahre in die Ecke stellen und nen besseren Sound haben als vorher.

Fakt ist nur, dass sich mit der Zeit eine Veränderung einstellen wird. Wie diese Veränderung klingt ist allerdings (und leider) nicht vorhersehbar wegen der verwendeten Naturmaterialien.

AAABER es geht auch komplett ohne spielen...

Auch mit häufigem Gebrauch sind die Chancen zwar größer eine postive Veränderung zu erzielen, aber das ist kein Muss... leider....
 
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Einspruch euer Ehren - oder willst du etwa behaupten, dass es völlig egal ist, ob ich da nun einen Humbucker, einen Single-Coil oder P90 verbaue?
Und nicht zu vergessen die vielen unterschiedlichen Hersteller, deren Pickups auch unterschiedene Charakteristiken haben - und die klingen wirklich alle gleich?

Hm - das mag ich in dieser Absolutheit so nicht glauben.

Rudi

Du solltest mein Posting noch mal in Ruhe richtig durchlesen.
Ich schrub "wandelt mehr oder weniger getreu"
Natürlich kommt beim Verstärker bei einem Single Coil ein anderes Signal an, als bei einem Humbucker.
Der Grundsound der Gitarre wird dabei aber nicht verändert. Der Pickup überträgt die Schwingungen der Gitarrensaite nicht linear, daher werden je nach PU gewisse Frequenzen mehr oder weniger stark übertragen.

Ein Humbucker macht aus einer Telecaster keine Les Paul, und ein Single Coil aus einer Les Paul keine Strat.

Eine Tele mit Humbucker bleibt aber trotz dem als Tele zu erkennen, Genau wie eine HSS-Strat am Steg immer noch nach Strat klingt, nur in den Mittenfrequenzen fetter.
 
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Fender1957, Pickups sind technisch betrachtet alle im Prinzip Multi-Band Filter und auch Verzerrer und färben den Klang entsprechend. Der Grundsound der Klampfe kommt bei vielen gar nicht richtig durch bzw. wird heftig verfälscht, im elektrischen Sinne.

Und das ist eine ganz große Wissenschaft, plus viel Glück und herumprobieren (bzw. was man dann umgangssprachlich "Voodoo" nennt).
 
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vielleicht spielst du einfach besser als früher und es hört sich deswegen besser an...

Das hast Du nicht verstanden - ich sprach von einem Korpus der schon älter war beim ersten Spielen und besser ist als alle später gebauten aus etwas weniger alten Hölzern - dann: Ich kann durch Fingerprobleme nicht mehr spielen, seit einiger Zeit, ich höre was andere, wirklich gute und fähige Gitaristen hier spielen. Also läge es auch nicht an mir...

- - - Aktualisiert - - -

weils keine 300Kg sind. Wenn man mal ne richtige Kraftberechnung mit der entsprechenden Wirkungsrichtung macht, kommt man auf einen sehr viel geringeren Wert, der tatsächlich auf den Hals wirkt. Ich erinner mich nicht mehr ganz an das Ergebnis, aber ich glaub es waren knappe 10Kg oder sowas mit Wirkrichtung sekrecht zum Griffbrett.

Also völlig harmlos ;)

Ich habe schon mehrfach gelesen, von einer Firma die Saiten herstellt, das die Zugkraft zwischen 40 und 60 Kg liegen soll, je nach Saitenstärke... ist aber auch etliches weniger als 300.
 
OT:

Ich habe die Gitarre komplett in Kupfer eingepackt und zwecks Nieten-Optik das Kupferblech mit Nägeln eingeschlagen. D.h. in der Gitarre stecken nun 150+ Kupfernägel.

Dazu würde ich übrigens (an anderer Stelle) mal sehr gerne Bilder sehen! Magst nicht einen eigenen kurzen Galerie-Thread dafür öffnen? Ich mag "die etwas anderen" Gitarren-Designs... :)
 
Ich hab mal im TV, ich glaub Arte, eine Doku über einen Instrumentenbauer gesehen der Geigen, Chello, Bässe usw. baut. Also Streichinstrumente, die ja auch ferne verwandte der Gitarre sind. Das TV-Team hat ihn von Anfang an beim Bau eines Chellos begleitet. Als das Instrument fertig war, meinte der Erbauer, fertige sei es noch nicht. Jetzt liegt es am Musiker das Instrument einzuspielen, alle Verspannungen durch den Bau, durch das Verleimen und Bearbeiten aus dem Holz zu lösen und es damit erst richtig resonant zu machen.
 
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Nun ... grundsätzlich glaube ich nicht an Gitarren-Voodoo oder derartiges ;) ... Auch wenn ich das nicht belegen kann und es für mich nur rein subjektiv vom Gefühl so ist habe ich solche und widerum solche Gitarren gehabt die sich im Laufe der Zeit verändert haben.

Ganz vorne mit dabei eine Gitarre von der man es eigentlich nicht erwartet ... aber sie klingt phantastisch obwohl sie nur das Basismodel aus Korea ist die ich '92erworben habe und dazu noch eingekleidet in einem fiesen Plasikpanzer Kleid. Sie wurde in den Jahren viel gespielt, hat auch so einiges mitmachen müssen und so sieht sie nun auch aus :)
Auch wirklich sehr erstaunlich sind 2 alte NOS Tellys aus Korea von mir ... Nach der Prodution standen sie quasi 30 Jahre nur rum und wurden nie gespielt. hier reden wir also von 40 Jahre altem (oder älterem) Tonholz! Rein Qualitativ waren sie damals eigentlich nur als bessere Squier auf den Markt gekommen ... Wenn man sie spielt mag man das jedoch nicht vermuten! Da kann sich MMn so mache USA Tele eine dicke Scheibe von abschneiden!

Ein ehemaliger User hier im Board schwörte auf seine Staufer Strat die mittels Einschwingungsverfahren seiner Aussage nach unheimlich resonant gemacht wurde ...
 
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Den Staufer-Kollegen kenne ich, er baut gute Klampfen. Wusste aber nicht, dass er das mit Einschwingen macht, kenne das bisher nur von der Firma Hamer. Die Lassen das Holz in einer Vorrichtung eine ganze weile rütteln und schütteln (war zumindest vor der Übernahme so), das soll wohl dieses "Einarbeiten" vom Material beschleunigen. Klingt für mich schon plausibel, siehe das Kommentar zu Cello von Sicmaggot oben.

EDIT: ist wohl mittlerweile anders, die bauen Hälse so weit fertig und lassen sie dann lange abliegen, damit die Spannungen nachlassen: http://www.buddlejagarden.co.uk/hamer/workshop.htm

wooda.jpg
 
Gitarren die viel gespielt werden können mit der Zeit ihr Klangbild ändern. Ob das besser oder schlechter klingt muss jeder selber entscheiden.
Fakt ist aber: Holz arbeitet. Bei Wärme dehnt es sich aus und bei Kälte zieht es sich zusammen.
Dadurch können kleine Risse im Lack entstehen, die das Holz dann besser schwingen lassen können.

Je nach Spielart richten sich die Holzporen in der Gitarre aus. Ich behaupte einfach mal, wenn ich in die Gitarre immer ordentlich reinlange, verdichten sich die Poren mehr als wenn ich sie "streichel". Und den Unterschied wird man auch hören.

Was ich bei den meißten meiner Gitarren bemerkt habe: Am Anfang waren sie anfälliger für Temperaturschwankungen. Haben sich häufig verstimmt, trotz Ausdehnens. Das hat sich mit den Jahren gelegt. Ich denke, das liegt daran, dass gerade bei günstigeren Modellen, schnell gewachsene und getrocknete Hölzer verwendet werden und diese mit der Zeit noch nach trocknen.

Nach dem ich aus 2 Wochen Urlaub zurück war, hatte sich meine Custom null verstimmt.

Also ja, ich denke, der Klang kann mit der Zeit voller und besser werden. Muss aber nicht.
 
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Ach und was so weit unerwähnt blieb - die Jahrelange Oberflächenbehandlung der unlackierten Oberflächen durch Schweiß und Fett des Besitzers spielt auch eine Rolle, ob nun zum guten oder schlechten.
 
Ich habe schon mehrfach gelesen, von einer Firma die Saiten herstellt, das die Zugkraft zwischen 40 und 60 Kg liegen soll, je nach Saitenstärke... ist aber auch etliches weniger als 300.

Ich habe mir vor kurzem die Mühe gemacht, anhand der D'Addario Tension Charts den Saitenzug unterschiedlicher Saitensätze in einer Excel-Tabelle auszurechnen. Die Ergebnisse liegen bei 38 kg (09-42), etwa 46 kg (10-46) bis knapp 55 kg (11-50). Inwieweit das auf andere Hersteller übertragbar ist, kann ich nicht sagen, aber die Größenordnungen dürften ähnlich sein.

Bernd
 
Tja, das ist ein äußerst subjektives und schwieriges Thema.
Die Uni-Arbeit kenne ich, kann sie aber nicht zu 100% beurteilen, da ich zwar mit wissenschaftlichem Arbeiten vertraut bin, aber leider
wenig Ahnung von Physik habe.

Ich finde es wichtig anzumerken, dass man nicht von "DEN Gitarren" reden sollte, da es ja sehr viele unterschiedliche Bauarten gibt.
Eine Epiphone Casino mit Hollowbody aus Ahorn "reift" vielleicht anders als eine solidbody SG aus Mahagoni.

Vielleicht gibt es auch Gitarrenarten, die ihren Klang nicht (oder weniger als andere) verändern über die Jahrzehnte?
Vielleicht sind es die Hörgewohnheiten, die sich einem gewissen Sound anpassen, wenn man ein Instrument viele Jahre spielt?

Auch sollte man das Hörvermögen des menschlichen Ohres nicht überschätzen.
Wir Menschen haben evolutionsbedingt unseren "Sweetspot" bei
einer Frequenz von ungefähr 3-5khz, also genau dort, wo sich die menschliche Sprache bewegt, bei den Hochmitten.
In diesem Frequenzbereich hören wir am besten.
Verändern sich die Bässe oder Höhen einer Gitarre, bekommen wir es vielleicht gar nicht so drastisch mit.
 
Also die Arbeit der Uni finde ich auch nicht besonders gut. Ich finde, man sollte die Sache mit dem Holz nur nicht überbewerten. Ein gewisses Einschwingen des Holzes ist bestimmt nicht von der Hand zu weisen, durch welchen sich der Klang verändert. Mehr gibts denke ich dazu nicht zu sagen.
 
Ich habe es enmal gelesen, keinen Schimmer mehr wo, das die Magnete der PU's mit der Zeit ihre "Kraft" verlieren, sich also ändern... klingt logisch. Das mag auch ein Grund der Klang-Veränderung sein?
Auch soll es eine PU Firma versucht haben, diesen "Alterungsprozess" zu beschleunigen oder technisch herzustellen... Das würde darauf hin deuten, das da etwas Wahres dabei ist?
 
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jo stimmt hatte ich jetzt gar nicht dran gedacht. Klar sowas kommt natürlich auch dazu. Wenn ich mich nicht irre, dann müsste dadurch der Output etwas weniger agressiv werden, da ja weniger Spannung induziert wird.
 
Ja, kaum zu glauben, aber dieses Phänomen glaube ich an meiner Affinity-Tele zu beobachten. ...

"Ein Phänomen (bildungssprachlich auch Phänomenon, Plural Phänomene / Phänomena; von altgriechisch φαινόμενον fainómenon‚ ein sich Zeigendes, ein Erscheinendes' zurück) ist in der Erkenntnistheorie eine mit den Sinnen wahrnehmbare, abgrenzbare Einheit des Erlebens, beispielsweise Ereignis, ein empirischer Gegenstand oder eine Naturerscheinung. Davon abweichend wird mitunter nicht das Wahrgenommene, sondern ihre konkrete Wahrnehmung selbst als Phänomen bezeichnet. Der entsprechende deutsche Term lautet Erscheinung.

Im allgemeinen Sprachgebrauch werden vor allem Ausnahmeerscheinungen als Phänomene bezeichnet." ;)

... Das Instrument besitze ich seit einigen Jahren und mir scheint, als wenn es immer wertiger klingt.
Schon mal jemand Ähnliches beobachtet? Wenn ja, welche Erklärung gibt es dazu? ...

Leider werden oft die grundsätzlichen Dinge wenig beachtet. Musik hat mit dem Gehör und der Akustik zu tun. Unser Ohr ist ein wunderbares Organ, aber nicht perfekt und hat sich im Laufe der Jahrtausende auf (lebens-) wichtige Funktionen spezialisiert. Für unsere Vorfahren war es nicht wichtig, ob der Ast, der im Gebüsch von einem gefährlichen Tier zertreten wurde, mehr "Mitten" oder "Höhen" hatte, sondern dass sie die lebensgefährliche Situation rechtzeitig erkannten.
Die "Hörschwelle" des Menschen liegt zwischen den Punkten der tiefsten hörbaren Frequenz ab 16 Hertz und der höchsten hörbaren Frequenz, die je nach Alter bis maximal 20 kHz beträgt. Ab dem fünften Lebensjahrzehnt kann die Altersschwerhörigkeit auftreten, die Lärmschwerhörigkeit verschont auch Jüngere nicht. Wenn Dein Nachbar sagt, dass in seiner Kindheit vor 80 Jahren die Buchstaben noch grösser waren, kannst Du Dir auch vorstellen, woran das liegen könnte. ;)
Was wir als Schall hören, sind Luftdruckschwankungen. Einen "musikalischen" Ton können in unserer Kultur nur wenige Menschen mit einem absoluten Gehör ohne einen Referenzton erkennen und mit dem Alter lässt diese Fähigkeit nach. Das was aus unserem Gitarrenverstärker kommt, ist aber noch komplexer und muss dementsprechend zu den "Geräuschen" gezählt werden - ob es uns gefällt oder nicht. Wie soll sich unser Gedächtnis das alles genau merken? Es trifft einfach eine Auswahl, was wichtig ist und was nicht und letzteres wird eben nicht gespeichert.


  1. Sensorisches Gedächtnis (auch sensorisches Register): Hält Informationen für Millisekunden bis Sekunden
  2. Arbeitsgedächtnis (auch Kurzzeitgedächtnis): Speichert Informationen etwa 20-45 Sekunden
  3. Langzeitgedächtnis: Speichert Informationen über Jahre
Die Lautstärke von zwei unterschiedlichen Quellen miteinander zu vergleichen, funktioniert nicht einmal zehn Sekunden lang - wir haben eben kein Gedächtnis für Luftdrücke! Frag mal einen Ohrenarzt!
Also kommt (wieder mal) die Psychoakustik ins Spiel!
"Das menschliche Gehör nimmt die beschriebenen physikalischen Größen nicht direkt wahr, sondern hat als primäre subjektive Empfindungen nur die Tonhöhe und die Lautstärke, bei der Wahrnehmung eines Klangs noch die Klangfarbe. Diese subjektiven Empfindungen sind nur schwer quantifizierbar, daher müssen empirische Versuche für die Untersuchung vorgenommen werden. Die physiologischen und psychologischen Phänomene, die hierbei in Erscheinung treten, werden in der Psychoakustik untersucht. Generell kann man hier von dem Zusammenhang zwischen Reiz und Reaktion sprechen."
Wie wir Musik wahrnehmen, ist durch unsere persönlichen Erfahrungen und unseren Geschmack geprägt und daher gilt:
"Diese Einflüsse sind hochgradig individuell, bestenfalls noch gruppenspezifisch. Die hiervon geprägten Wahrnehmungen kann man nicht ohne Weiteres verallgemeinern. Individuen-übergreifende Aussagen lassen sich in diesem Bereich nur über statistische Verfahren erzielen. Für allgemeingültige Aussagen müssten dann möglichst heterogene Gruppen befragt werden und: Will man Aussagen über die Wahrnehmung von Musiksignalen machen, reicht eine physikalische Analyse des Schalls nicht aus, es muss auch die Verarbeitung des Schalls im menschlichen Gehör berücksichtigt werden. Hierzu sind psychoakustische Untersuchungen erforderlich."
Beim Hören ist die Forschung noch nicht sehr weit gekommen, aber beim Sehen zeigen sich diese individuellen Auswirkungen besser:
Wie das Gehirn die Welt färbt.
"Die Farbwahrnehmung hängt nicht nur von der tatsächlichen Farbe eines Gegenstandes ab, sondern auch von der Erwartungshaltung"
Ein Psychologenteam von der Justus-Liebig-Universität Gießen ließ "14 Probanden Bilder von verschiedenen Obst- und Gemüsesorten wie Salat, Möhren, Zitronen und Bananen ansehen, die immer in einer bestimmten Farbe vorkommen. Das Besondere: Die Gegenstände waren auf den Abbildungen nicht in ihrer natürlichen Farbe zu sehen, sondern in einem zufällig ausgewählten Ton, etwa Salat in Pink und Möhren in Grün. Diese Bilder sollten nun von den Testteilnehmern mithilfe eines Computers so verändert werden, dass Banane, Zitrone und Co. ihnen schwarz-weiß erschienen - Das Ergebnis war verblüffend: Kein einziger Proband schaffte es, tatsächlich ein reines Schwarz-Weiß-Bild zu erzeugen. Alle schossen bei der Farbveränderung übers Ziel hinaus und färbten Bananen und Zitronen bläulich und Salatköpfe rot. Waren auf den Bildern statt der Früchte Kreise dargestellt, war es dagegen für die Teilnehmer kein Problem, die Farbe richtig anzupassen."
Nicht einmal unser Sehen funktioniert also richtig: "Offenbar ist die Gedächtnisfarbe so dominant, dass die Bananenbilder für die Probanden auch dann noch gelb erschienen, wenn sie lediglich aus Graustufen zusammengesetzt waren, so die Forscher. Diese Wahrnehmungsverschiebung durch das Gehirn konnten die Teilnehmer nur kompensieren, indem sie die Gegenfarbe, also blau, ins Bild einfügten. Das bestätigte auch eine Befragung der Probanden: Bekamen sie nämlich tatsächlich ein reines Schwarz-Weiß-Bild einer Banane vorgesetzt, beschrieben sie die Farbe als eindeutig gelb."
Da liegt es doch nahe, dass unser Gehirn nicht nur "Gedächtnisfarben" gespeichert hat, sondern auch "Gedächtnistöne", die aber sicher nicht den "gefühlten" Erinnerungen entsprechen!
Wenn man jetzt noch berücksichtigt, dass der Spieler bei den meisten Musikinstrumenten den grössten Einfluss auf den fabrizierten Klang hat, gerade auch bei der Gitarre, dann kann man sich vorstellen, was bei einer Beurteilung des Klangs eine grössere Rolle spielt.
In diesem Test von Akustikgitarren sind auf Seite 2 einige davon aufgezählt:
- Handling
- Geruch
- Aussehen
- Erinnerungen
- Erwartungshaltung
- Hörertyp
- Motivation
- Hörgewohnheiten
- Tagesform
Wie schnell sich ein Instrument im Klang "verbessern" kann, wenn der Besitzer erfährt, dass andere Leute dafür viel Geld bezahlen, kann man hier im Forum immer wieder feststellen. ;)
Die einfachste Erklärung wurde ja oben schon angeführt:
Der Besitzer hat sich einfach an die Gitarre gewöhnt. Oder sein Stil hat sich verändert/verbessert?- Oder der Geschmack hat sich geändert?
Um eine objektive Veränderung feststellen zu können, müsste also ein Instrument mit wissenschaftlichen Methoden gemessen werden und dieser Vorgang nach einigen Jahren wiederholt werden - ganz einfach!
Wer mir also einen solchen Test präsentieren kann, möge vortreten! :)
Änderungen mag es ja geben, da reichen schon verrostete Saiten oder Schäden an der Elektronik. Um sie zu hören, müsssten sie aber ziemich auffällig sein. Da das Holz bei einer elektrischen Gitarre keine Rolle bei der Klangerzeugung spielt, kann man dies von vorneherein ausschliessen! Der schon erwähnte Manfred Zollner hat das ja wissenschaftlich untersucht und bisher habe ich keine einzige wissenschaftliche Arbeit gesehen, die seine Aussagen widerlegt hätte - auch wenn es manchen Gitarristen nicht passt! Immerhin ist er auf seinem Gebiet kein Unbekannter!
Welch seltsame Blüten der esoterische Gitarristenglauben manchmal trägt, kann man hier nachlesen. Da hat jemand seine E-Gitarre mit "feinstofflicher Besendung" im Klang "verbessern" lassen - mit einem Foto! :eek:
Ich hoffe, dass niemand diesen - ich darf wohl sagen - Quatsch nachmacht! Es ist geschieht bestimmt nicht aus reiner Musikliebe und umsonst.
Dazu kann ich nur mal wieder den Mann zitieren, der ein Hufeisen an seine Tür nagelte und als ihn jemand fragte, ob er denn daran glaube, sagte: Es soll auch helfen, wenn man nicht daran glaubt! ;)
Halten wir also fest:
- Ein ganz schlechtes Instrument wird nie gut sein, selbst wenn es ein sehr guter Spieler spielt.
- Am sinnvollsten nutzt man seine Zeit, um besser zu spielen, dann ändert sich das Klangergebnis automatisch.
- Natürlich will jeder die "beste Gitarre der Welt" besitzen, aber man kann es auch ohne viel Brimborium sehen wie bei den Hunden: Wer ist der schönste Hund der Welt? Immer der eigene!
 
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