
Haensi
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In letzter Zeit schieĂen ja kleine Kompaktsets wie Pilze aus dem Boden. Platz und Transportmöglichkeiten sind knapp, und (ganz ehrlich) wer hat schon immer Bock eine halbe LKW-Ladung Schlagzeugequipment stĂ€ndig auf- und abzubauen?
Tama hÀlt da eine Lösung parat: Das Silverstar Cocktail Jam Kit
Tama hÀlt da eine Lösung parat: Das Silverstar Cocktail Jam Kit
Kaum zu glauben, aber das Set passt in zwei Taschen: die runde fĂŒr die Kessel und die eckige fĂŒr die Hardware. Wie beim russischen Matrioschka werden beim Transport die kleineren Trommeln in die groĂen gesteckt, und wie das Badge schon sagt, ist das Tama Silverstar ein Birke-Set.



Das Set besteht aus folgenden Komponenten:
Finish | All birch shell â indigo sparkle wrap |
6 plies (toms, snare) |
7 plies (bass) | |
Configuration | 4-Piece |
Snare (Depth x Diameter) | 5" x 12" |
Mounted Toms (Depth x Diameter) | 5" x 10" |
Floor Toms (Depth x Diameter) | 5.5" x 14" |
Bass Drums (Depth x Diameter) | 6" x 16" |
Das Snareschlagfell ist ebenfalls ein âAmbaâ-Ă€hnliches coated Fell. Allerdings ohne DĂ€mpfung. Abgerundet wird die Snare von einem normalen Snarefell und einem 20-spiraligen Teppich. Dieser ist mit einem Nylonstrap befestigt.
Dazu die Hardware, bestehend aus:
- einer modifizierten âkleinenâ Iron Cobra (quasi eine 200er). Der SchlĂ€gel bewegt sich nicht (wie sonst) von hinten nach vorne, sondern von unten nach oben.
- vier FĂŒĂe fĂŒr die âBassdrumâ â davon zwei gerade und zwei gebogene
- eine Schiene â sie dient zur Befestigung des Pedals
- zwei Fast-Clamps mit Ballclamps fĂŒr das kleine Tom und die Snare
- zwei Fast Clamps mit Beckenhalter â einer davon hat eine Art X-Hihat-Funktion.
- dann gibt es noch drei Rohre mit Memoryclamps. Auf diesen Rohren befestigt man die âFloortomâ und die Clamps
Verarbeitung:
Die Kessel sind sehr gut verarbeitet. Die Kesselnaht lĂ€uft schrĂ€g und ist sauber ausgefĂŒhrt. Die Folie klebt vollflĂ€chig und macht einen hochwertigen Eindruck.

Die Kessel sind perfekt rund, die Abweichung liegt bei unter einem Millimeter â sehr gut. Die Gratung ist fein ausgefĂŒhrt und zeigt keinerlei Macken.

Die Tom- bzw. Snarehalterung ist direkt am Kessel befestigt. An der RĂŒckseite ist dazu eine kleine Gegenplatte angebracht. (am rechten Bildrand)

Die Böckchen sind wie bei der restlichen Silverstar Serie auch. Allerdings in diesem Falle ohne Gummigaskets direkt am Kessel befestigt.


Die Snareabhebung ist im sog. Gladstone-Style angelegt. Sie lÀuft sauber und erscheint ausreichend stabil.

Dass Tama in Sachen Schlagzeughardware einer der MarktfĂŒhrer ist, ist ja nix neues.
Auch bei diesem Set beweisen sie, dass sie wissen, was sie tun. Die Verchromung ist wie gewohnt erstklassig. Alle Teile sind ordentlich gefertigt und es gibt keine NachlÀssigkeit bei der Verarbeitung.
Die Schrauben laufen ohne Hakeln, nix leiert und wirkt wertig und passgenau.
Solider, guter Industriestandard, wie man schön sagt. Bei normaler Spielpraxis und Pflege, sollte das Set Jahre, wenn nicht Jahrzehnte unbeschadet ĂŒberstehen.
Da sich der Aufbau dieses Drumsets doch deutlich von dem eines ânormalenâ Sets unterscheidet, will ich diesen mal dokumentieren.
1. Die einzige Gemeinsamkeit: es beginnt mit der Bassdrum (auch wenn die
bei diesem Tama-Kit wenig mit einer gewöhnlichen BD zu tun hat)
2. Zuerst steckt man die FĂŒĂe ein und schraubt sie fest. Es gibt zwei gerade und zwei gebogene. Warum das so ist, gleich mehr dazu. Die geraden FĂŒsse sollten zum Spieler zeigen, die gebogenen in Richtung Publikum.

3. Dann stellt man die Bassdrum auf die FĂŒĂe. Unter den geraden FĂŒĂen wird diese Schiene geschoben und jeweils in die zwei Löcher gesteckt

4. An dieser Schiene befestigt man das Bassdrumpedal.
5.

6.

7. Dann werden die 3 Rohre fĂŒr die âFloortomâ eingesetzt und festgeschraubt. Durch Verwendung von Memory-Klammern kann man immer denselben Abstand zur BD verwirklichen.

8. Die âFloortomâ wird mit dem Fell nach oben an den Rohren befestigt.


9. Jetzt kommen Tamas legendĂ€re Fast-Clamps ins Spiel. Zwei mit Ballclamp und Tomhalter und zwei mit Boomarm fĂŒr die Cymbals.

Davon dient eins sogar als eine Art Hihatâmaschineâ
10.

Da die Position von Snare, Tom, Crashride und Hihat doch sehr individuell ist, muss man diese im Trial-and-Error-Verfahren ermitteln. Dazu werden die Halter einfach an den drei Rohren befestigt.

Bis man die ideale Position gefunden hat, dauert es zwar etwas, die Fast Clamps machen ihren Namen aber wirklich Ehre. Sie sind schnell gelöst und an anderer Stelle wieder befestigt.
Das Set sollte dann so Àhnlich aussehen:

Hier mal ein kleines Video zum Aufbau
Wie klingtâs denn nun so? Fazit:
Ganz klar, ein Ersatz fĂŒr ein âechtesâ Drumset ist das Cocktail Kit nicht, soll es wohl auch gar nicht sein.
Und dennoch der Sound ist ganz ordentlich. Wie aber bei allen Mittelklasse-Sets ist die WerksfellbestĂŒckung nicht der groĂe BrĂŒller. Da ist mit hochwertigen Fellen (made in USA Remos, Evans oder Aquarians) sicher noch einiges mehr an Klang rauszuholen.
Da lohnt es sich sicher, gleich beim Kauf auch die entsprechenden Pellen mit zu ordern.
Ich hatte es auch zur Probe mit dabei. Anfangs witzelten die Bandkollegen noch von wegen ânettes SpielzeugâŠâist dein Schlagzeug geschrumpft?â ... und Ă€hnliche SprĂŒche. Die Zweifel waren dann aber schnell beseitigt. Das Teil klingt wie ein âechtesâ Schlagzeug.
SelbstverstĂ€ndlich kommt aus der âBassdrumâ kaum Tiefbass. Wie auch? Die Physik lĂ€sst sich nicht austricksen. Aus 16" x 6" und nur einem Fell â da klingt es im unterem Frequenzbereich schon etwas mager. Selbst in kleinen RĂ€umen kommt man da nicht umhin, den (kaum vorhandenen) Bass mit geeignetem Mikro abzunehmen und durch etwas Drehen am Mischpultregler auf die SprĂŒnge zu helfen.
Erstaunlich gut klingt die kleine Snare. In höheren Gefilden knallt es ordentlich, ohne jetzt zu scharf zu werden. Im unteren Bereich gestimmt ist noch so viel Body, dass es nicht dĂŒnn wirkt.
Ich hatte sie gelegentlich auch mal als Sidesnare am groĂen Set, und da machte sie keine schlechte Figur. Man merkt das Tama nicht erst seit gestern gute Trommeln baut.
Ungewöhnlich, aber nicht uninteressant, klingt das kleine Tom. Die Machart lĂ€sst es schon erahnen â und tatsĂ€chlich, die Verwandtschaft zu einem Timbale ist nicht zu ĂŒberhören.
Mir gefiel der Sound so gut, dass ich das Teil manchmal ans groĂe Set hing. Bei Reggae- und Latinrhythmen zauberte es allen Beteiligten ein freudiges LĂ€cheln ins Gesicht. Ein wortwörtlicher Knaller.
Trotz der nur 5,5 Zoll Tiefe klingt die âFloortomâ auch wie eine. Sie hat ja quasi das âBassdrumfellâ als Reso. Allerdings muss man sie dann so tief wie möglich stimmen.
Die Hardware funktioniert am gesamten Set einwandfrei.
Das Hihat-System war allerdings nicht mein Fall. Man hat halt nur entweder offen oder geschlossen â nix dazwischen, und der FuĂ hat auch Pause. Man kann zwar mit der Spannvorrichtung die Hihat umschalten, das ist allerdings etwas umstĂ€ndlich.
Ich habe eigentlich immer eine ânormaleâ Hihatmaschine dazugestellt und wie gewohnt gespielt.
Vielleicht erfindet Tama ja auch noch eine kompaktere Hihatmaschine?
Wie schon gesagt, muss man die Anordnung der Komponenten im Selbstversuch ausprobieren. Erstaunlicherweise ist das aber keine wirklich groĂe Umstellung. Hat man erst einmal die richtige Position gefunden, spielt es sich nicht anders als jedes andere Drumset.
Der gröĂte Trumpf diese Cocktailsets ist seine Kompaktheit und der fixe Auf- und Abbau
Ich hab es sogar in mein BĂŒro/Computerzimmer stehen gehabt. Der Raum ist mit 2,5 x 5 m alles andere als riesig. Vom Platzbedarf benötigt man kaum mehr als die FlĂ€che eines normalen Tisches. DIE Ideallösung fĂŒr Kneipen, wo ja um jeden Meter gefeilscht wird.
Ich hab ja noch ein Bandprojekt laufen. Das gröĂte Manko dabei ist, dass wir da keinen festen Proberaum haben. Soll heiĂen: wir können schon mal wo rein, mĂŒssen aber unseren âKrempelâ wieder mitnehmen.
Bei einem normalen Drumset geht einem das unendliche Auf- und Abbauen und das ewige Geschleppe auf Dauer ganz schön gegen den Zeiger. Bei diesem Set ist das super.
Das passt in jeden Kofferraum, und mit etwas Ăbung steht das Set in weniger als 5 Minuten spielbereit (und ist ebenso schnell wieder verschwunden) â meiner Meinung nach ein gutes Kaufargument fĂŒr Leute, die mit Platzproblemen zu kĂ€mpfen haben.
Auch wenn es so aussehen mag â ein Spielzeug ist das Set nicht. Kann ja auch gar nicht â steht ja auch TAMA drauf. Und die bauen Drumsets und die zĂ€hlen seit Jahrzehnten zu den besten, die man kaufen kann.
Zum StraĂenpreis von knapp 600 ⏠bekommt mein eine mehr als interessante, wirklich durchdachte Lösung fĂŒr Drummer mit ernsthaften Platzproblemen.
Klar, wie eine riesige âBallerburgâ kann das Set nicht klingen, fĂŒr ein Schlagzeug, das man bequem in zwei Taschen verstauen und tragen kann, klingt das wirklich gut und der Preis ist mehr als gerechtfertigt.
Eine eindeutige Kaufempfehlung.
Cajonfreunde können meiner Meinung jetzt allerdings nur noch den Preisvorteil als Kaufargument fĂŒr die âTrommelkisteâ anfĂŒhren.
- Eigenschaft
AnhÀnge
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