Hardware oder PlugIns

  • Ersteller DarkRunes
  • Erstellt am
DarkRunes
DarkRunes
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
17.12.22
Registriert
12.01.14
Beiträge
373
Kekse
2.092
Ort
Köln
Hallo,

auch auf die Gefahr hin, hier eine Glaubesfrage auszulösen. Aufgrund eines Posts im Recordingforum bin ich Neugierig geworden.
Da wurde angemerkt, dass ein PlugiIn/SoftSynth vom Sound niemals so gut sein kann wie Hardware. Aufgrund von eigenen Nachfragen im Synth-Bereich zu "Vintage-Synths" (80/90 Jahre) gab es aber immer wieder Post die SoftSynths bevorzugt haben.
Ich selbst fange erst gerade mit Synths an und nutze sowohl Hardware als auch Software. Mein Hauptinstrument ist aber die Gitarre. Aus dieser Sicht nutze ich für mich lieber echte Hardware als Emulatoren.
Mich würde interesieren wie ihr das seht. Ist Hardware soundmässig besser als Software?

Gruß DarkRunes
 
Eigenschaft
 
"Different strokes for different folks..." - das passende Werkzeug für den passenden Zweck bzw. Sound...


:hat:
 
Ist Hardware soundmässig besser als Software?
Das kann man pauschal nicht sagen. Was das Erzeugen von analog klingenden Sounds angeht, sind analoge Synths noch im Vorteil, weil Software digital ist und damit prinzipiell bedingt keine analogen Sounds berechnen kann. Aber die Unterschiede sind in den letzten Jahren deutlich kleiner geworden, so dass aktuelle Software nicht schlechter klingen muss als aktuelle Hardware.

Dafür hat man auch den Vorteil des niedrigeren Preises, der Reproduzierbarkeit und, dass man eine Software in beliebig vielen Instanzen gleichzeitig verwenden kann, während ein Hardware-Synth nur so viel und oft kann, wie seine Polyphonie und Multitimbralität zulässt. Ansonsten muss man mehrmals aufnehmen.
Allerdings ist auch Software nicht komplett zuverlässig und es ist schwer abzusehen, ob aktuelle Plug-Ins in der Form auch noch in 5-10 Jahren funktionieren werden.

Dass fürs Nachbilden von Vintage-Synths hauptsächlich Software verwendet wird, hat damit zu tun, dass es kaum Hardware-Klone gibt. Für die Roland TB-303 ist die Auswahl noch recht groß, am Minimoog haben sich auch ein paar versucht, aber Nachbauten von analogen Polysynths gibt es kaum. Die benötigten Teile sind inzwischen teilweise nicht mehr zu bekommen und wenn doch, dann ist das immer noch ein ziemlicher Aufwand, der sich dann auch im Preis wiederspiegeln würde. Insofern hat man bei Hardware oft die Wahl, entweder das Original für einen mittleren vierstelligen Beitrag zu nehmen oder gar nichts. Viele aktuelle Hardware-Synths haben zwar Sounds, die bestimmten alten Synths nachempfunden sind, aber das ist dann in der Regel immer noch ein gutes Stück entfernt oder basiert auf Samples, wodurch es authentischer, aber unflexibler wird.

Bei Software hingegen gibt es für so ziemlich jeden bedeutenden Synthesizer auch mehrere Plugins, die genauso klingen wollen. Teilweise kommerziell (wie beispielsweise von Arturia), teilweise auch kostenlos von ein paar Hobby-Programmierern. Da die Hürden, Software-Synthesizer zu verkaufen oder zumindest zu veröffentlichen deutlich niedriger sind, als es bei Hardware der Fall ist, versuchen sich eben auch mehr Leute daran, wodurch es mehr Auswahl gibt als bei Hardware.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Aufgrund von eigenen Nachfragen im Synth-Bereich zu "Vintage-Synths" (80/90 Jahre) gab es aber immer wieder Post die SoftSynths bevorzugt haben.
Das finde ich jetzt nicht verwunderlich, denn von ca. 1983 (DX7) bis ca. 1995 (Nord Lead) war ja die Zeit der "unbedienbaren" Synthesizer, die zwar (im Vergleich zu früher) tolle Emulationen von (elektro-)mechanischen Musikinstrumenten boten, aber dafür auch ein schreckliches User-Interface mit zig Menüs und Werteeingabe über ein einziges Datenrad.

Hier kann eine Software natürlich mehr bieten, wobei der Klang bei FM mindestens ebenbürtig und bei ROM-Sample-Playern potenziell deutlich besser ist als beim Original, weil ja heutzutage viel mehr Rechenleistung und Speicher zur Verfügung steht.

Grüsse,
synthos
 
Dann muss man noch live und Studio unterscheiden. Live eher Hardware, Studio gern Software, ist meine Devise. Und was dir selbst halt am besten gefällt.
 
Mich würde interesieren wie ihr das seht. Ist Hardware soundmässig besser als Software?
ich hatte mal einen vollanalogen Drumsynth - wurde natürlich überall über den grünen Klee gelobt...
dieses 5(?) Instrumente Teil von MAM und einigen anderen Anbietern
im Grunde klang der einfach nur shice...
für 'gute' Sounds musste man gelegentlich 20 Sekunden an zu kleinen Potis knibbeln - was sich natürlich nie reproduzieren liess
gibt anscheinend einige 'moderne' Implementierungen nach diesem Schema

kürzlich habe ich von jemandem Preset-Sounds seines DIY Midi SID gehört - die haben mir teilweise richtig gut gefallen
weniger der (mögliche) Chiptune Charakter, als der 'smoothe' analoge Sound
denkt man sich das 3 oder 4 fach, kommt man schon in's Grübeln, wie man das softwaremässig nachempfinden soll :gruebel:

cheers, Tom
 
Hi,

ich mal wieder. Erstmal vielen Dank für Eure Antworten. Durch meinen Erfahrungen aus dem E-Gitarren-Bereich hätte ich hier echt mehr Antworten erwartet. Ich sehe aber das es im Synth-Bereich sehr viel entspannter abgeht.

Einige Anmerkungen hätte ich aber dann doch noch.

Was willst Du mir damit sagen?

Hier kann eine Software natürlich mehr bieten, wobei der Klang bei FM mindestens ebenbürtig und bei ROM-Sample-Playern potenziell deutlich besser ist als beim Original, weil ja heutzutage viel mehr Rechenleistung und Speicher zur Verfügung steht.

Ich frage mich nur: Wenn nach einem "Vintage Synth" gefragt wird, sehe ich dahinter das man genau diesen Sound wünscht. Was macht es also für einen Sinn wenn dann Soft-Synths vorgeschlagen werden, die einen "moderernen" Sound zur Verfügung stellen. Den offensichtlich gibt es einen Grund nach den bestimmten Synths zu fragen. Und den sehe ich nur in dem Sound.

@stuckl
Sollten Live und Studio-Sound nicht eigentlich identisch sein?

@Telefunky
Du hast im Arturia-Recording-Thread (War übrigens mit der Auslöser für diesen Threat hier) geschrieben das Du nicht nachvollziehen kannst warum der Kommentator in einem Video das Preisargument angebracht hat. Deine Aussage war, dass das Original (In diesem Fall der Jupiter 8) sehr viel besser klingt als die Emulation. Für mich ist es ein Unterschied von aktuell ca 4000€ für das Original zu einer 100€ Emulation. Sowas zu vergleichen halte ich persönlich für gewagt. Ich bitte Dich das nicht Persönlich zu nehmen. Ich finde Deinen sonstigen Post als durchaus fundiert. Aber das kann ich einfach nicht nachvollziehen.

Gruß DarkRunes
 
das wundert mich ein wenig, weil ich den Grund doch direkt darunter geschrieben hatte:
man kann heute definitiv mit mehr 'Schmackes' emulieren, bzw man konnte schon vor 10(!) Jahren
so alt ist das Plugin, was dieser Box zugrunde liegt (exakt auf derselben DSP Hardware)
dasselbe ist übrigens in dem (im anderen thread) verlinkten 'Plugiator' enthalten



das Beispiel ist leider panoramamässig etwas verunglückt:
im Verlauf ist der Moog nur links zu hören, die Emulation auf beiden Kanälen... dumm gelaufen

bei Arturia fällt auf, dass bereits der Grundton absolut fade klingt - es geht nicht um eine homoeopathische Differenz
schicke einen Freeware Tyrell durch Kompressor und Pulteq EQ und du hast vermutlich mehr Jupiter im Sound...
mit anderen Worten: das Plugin ist das Geld nicht wert

cheers, Tom
 
Zuletzt bearbeitet:
Nein, die live Eigenschaften eines Sounds auf der Bühne sind andere.
Siehe bonedo.de Artikel “klaviersound auf der Bühne“, ähnliches gilt auch für andere sounds auf der Bühne. Daher hardware auf der Bühne, mein Fazit (auch wegen stabilen Systems)
 
Oha.... da machste aber ein großes Fass auf... das ist ein Bereich, in dem sich wirklich die Geister scheiden und jeder Musiker einen anderen Ansatz und eine andere Meinung vertritt. Ich sehe da verschiedene Faktoren. Vorab aber erstmal: Ich mache seit ca. 2 Jahren alles auf der Bühne NUR mit Software-Instrumenten. Ich habe dennoch zwischendurch auch immer wieder Zugang zu Hardware. Das ist mir also keinesfalls fremd. Ich mache jetzt auch nicht nur "kleine" Dinger... kann also auf eine gewisse Erfahrung zurückgreifen.

Es ist ein zweischneidiges Schwert... Sound vs. Preis. Das betrifft übrigens nicht nur die Synths sondern eigentlich auch jedes andere Instrument... und wenn man das weiter spinnt geht das sogar über die Musik hinaus.

Du sprichst davon, dass "ein bestimmter Sound gefragt wird". Nun... meine Erfahrung ist die, dass meist nur Keyboarder untereinander ein Verständnis dafür haben, was welcher Sound ist. Ich hatte es schon oft, dass sich andere Instrumentalisten "einen Moog Bass" wünschten. Ich hab dann einfach einen Sinus genommen und ein bisschen gefiltert... alle waren zufrieden. Viel mit Moog hatte das aber am Ende nicht zu tun.

Es gibt gerade bei einem Klassiker wie Moog viele Emulationen... und ein paar A/B Vergleiche zeigen auch, wie nah das Plugin dem Original kommt. Und dennoch hat ein echter Moog, eine echte B3, ein echtes Rhodes einen Spirit, den man nicht emulieren kann.... auch Inspiration ist ein Thema. Ich persönlich spiele auf einem echten Rhodes anders als an einem Plugin. Ein echter Moog lädt zum Schrauben ein, eine B3 zum "zugriegeln". Ein Plugin, welches sich mühsam (mit Blick auf die Arturia Plugins) mit der Maus bedienen lässt, nimmt mir dann schnell die Lust am musizieren. Natürlich gibt es jetzt das Argument, dass es ja zig MIDI Controller gibt, die man zur Fernsteuerung nehmen könnte. Ja, in der Tat... gibts. Machen aber die wenigsten. Schon allein weil man mit herkömmlichen MIDI Controllern nie einen Moog so "logisch" (hinsichtlich der Anordnung der Parameter) nachbilden kann, wie es beim Vorbild der Fall ist.

Eines kann man wohl grundsätzlich sagen, ohne dass es zuviele Meinungen gibt: Mit Hardware kommt der Musiker schneller zum Ziel.... sei es ein Synth oder eine Workstation. Dafür schränken diese den Musiker jedoch wiederum ein. Ich genieße die Freiheit im Softwarebereich, mir genau die Plugins aussuchen zu können, die ich gerade haben will. Brauche ich ein Oberheim-Pad, mach ich den OP-X auf, brauch ich ein paar Dance-Flächen, Massive. Es gibt eine große Auswahl von Klavierplugins und die meisten davon haben einen eigenen Charakter, dessen richtigen Platz es zu finden gilt. Auf der anderen Seite wiederum birgt diese Freiheit Gefahren. Man verzettelt sich schnell in zu vielen Plugins. Da diese im Verhältnis zur Hardware auch wenig kosten, ist schnell das eine oder andere nochmal dazu gekauft... und wieder hat man mehr Presets zur Auswahl, die man durchhören müsste... heißt, man setzt sich kaum mehr mit dem Plugin intensiv auseinander. Man scrollt solange die Presets durch, bis sich etwas findet, was so klingt, wie man es sich vorstellt. Keines dabei? Dann macht man ein anderes Plugin auf, etc. pp.

Noch ein Wort zum Live-Einsatz: Ich hab mit Synths ehrlich gesagt wenig Probleme, was die Umsetzung im Live-Kontext angeht. Bei Natursounds sieht es da anders aus. Klaviere müssen meiner Meinung nach immer kräftig bearbeitet werden. Viele Pianos sind in den unteren Mitten zu präsent. Bei Streichern muss man hingegen darauf achten, dass man sie "durchsetzungsfähig" kriegt... was immer das heißt: Kompression, EQing, Transient Design, etc. pp. Die Möglichkeiten sind ja schier unendlich.


Sollten Live und Studio-Sound nicht eigentlich identisch sein?

Sollte: Ja. Ist so? Nein!
Ich mein... wenn du Gitarrist bist, schau doch mal, wie du selber arbeitest. Die wenigsten Gitarristen, die ich kenne, nehmen zu einem Gig mehr als 2 Gitarren mit. Und noch weniger nehmen dazu noch eine Akustikgitarre mit. Und das obwohl auf sämtlichen Aufnahmen Akku-Gitarren drauf sind. Außerdem sind in Studio-Aufnahmen dank Overdubbing, etc. oft mehr als eine Gitarre drin. Wie möchtest du das also alleine umsetzen? Geht alles... sag ich gleich vorweg. Aber den Aufwand machen sich in der Regel tatsächlich nur die Tastenleute ;-)
Das selbe gilt natürlich für Keyboards: Soviele Lines, wie in manchen Songs drin sind, kann einer alleine gar nicht spielen.
Bei Drums ebenso: Jeder Song klingt meist komplett unterschiedlich. Das wäre ein immenser Aufwand, das entsprechend zu gestalten.
Fazit: Es werden "Live-Versionen" erstellt. War schon immer so und wird (hoffentlich) immer so bleiben.

Abschließend geh ich noch auf deine Frage ein: Ist Hardware soundmäßig besser als Software?

Dazu gilt es zu klären, worüber wir reden: Reden wir jetzt wirklich über alte Synths, wie Jupiter, Moog, Polysix, etc oder auch über aktuelle Hardware-Workstations? Wenn ersteres, dann ja, denn eine Software, die einer Hardware nachgebildet wird, kann ja demnach gar nicht "besser" klingen als das Original. Wenn letzteres, dann eher nicht. Ein dediziertes Plugin klingt wahrscheinlich besser als eine entsprechende Emulation auf einer Workstation.

Ich würde die Hardware (wenn wir von den alten Klassikern reden) immer einer Software vorziehen. Aber wie du es schon sagst: Hab ich einen Moog oder nicht? Wenn nicht, kauf ich mir einen oder greif ich lieber zum Plugin? Das ist eine Geld- und Einstellungsfrage.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Hi,

nochmal vielen Dank für Eure (teilweise) recht ausführlichen Antworten. So bekomme ich als Saiteneinsteiger mal einen Einblick in die Ansichten der Synth-Fraktion.

Gruß aus Köln
DarkRunes
 
Wobei FantomXR ja auch dieses Gerät besitzt, das wie ein Standalone-Computer arbeitet, in das man aber Software laden kann (aus Italien). Wie heißt es noch und wie bist du damit zufrieden, Zwischenbilanz?
 
Danke, genau.
 
Es kommt ganz drauf an, was für Hardware du mit was für Software vergleichst.

Im Vergleich zwischen einem generischen virtuell-analogen Hardware-Synthesizer (Clavia Nord Lead, Access Virus, Novation *nova, Korg MicroKorg, Yamaha AN1x usw. usf. etc. pp.) und einer Software, die ein konkretes Vintage-Original emuliert, hat die Software in Sachen Authentizität die Nase vorn.

Im Vergleich zwischen besagter Software und einem dedizierten Hardware-Klon desselben Vintage-Originals, am besten noch nach den Originalschaltplänen gebaut (was meistens der Fall ist), ist die Hardware wieder im Vorteil.

Beispiel: Roland TB-303. Die "Silberkiste". Gern und oft und viel geklont, auch weil es sich lohnt aufgrund des horrenden Gebrauchtpreises des Originals.

Klar kann man Acid-Basslines auch mit einem Nord Lead oder einen Virus oder dergleichen erzeugen (mit externem Sequencer). Damit kommt man nicht mal in die Nähe einer 303. Meinetwegen auch mit einem Alesis Micron bzw. Akai Miniak, der ja angeblich eine Emulation des TB-303-Filters drin hat. Unter uns Pastorentöchtern: Klingt trotzdem nicht wie eine 303.

So, jetzt nimmt man Software, die eigens dafür entwickelt wurde, die 303 zu emulieren. Das gute alte Propellerheads ReBirth RB-338 ist schon ein ganzes Ende näher an der 303 als jeder virtuell-analoge Synth von der Stange. Dabei ist es uralt und klingt nach heutigen Maßstäben kein Stück wie eine 303. d16 Phoscyon kann das schon eine ganze Ecke besser.

Um statt eines Plugin mal ein "Plugout" zu nehmen (heißt ja tatsächlich so): Roland AIRA TB-3. Immer noch volldigital, softwarebasiert und simuliert das Verhalten der Analogschaltkreise einer echten TB-303. Das Teil soll auch Phoscyon nach Punkten schlagen.

Aber: Jetzt nehmen wir mal echte analoge Hardware-Klone. Die deutsche Acidlab Bassline-3. Die chinesische Cyclone Analogic TT-303, die sogar die Optik der TB-303 klont. Die x0xb0x, wo auch immer sie gerade zusammengelötet ist. Sie alle haben nicht nur gemeinsam, daß sie wie die originale TB-303 analog sind, sondern sie sind alle drei nach den originalen Schaltplänen der TB-303 mit – soweit verfügbar – den gleichen Elektronik-Bauteilen wie die TB-303 gebaut.

Sogar die AIRA TB-3 hat nicht den Hauch einer Chance gegen die Analogklone. Phoscyon auch nicht. Die sind von einer echten TB-303 so weit entfernt wie eine echte TB-303 von noch einer echten TB-303 (das Ding wurde damals gewissermaßen gebaut aus dem Ausschuß, der beim Jupiter-8-Bau anfiel, ohne wirkliche Bauteilselektion und streut daher wie Sau).

Gegen einen dedizierten Hardwareklon mit derselben Technik wie das Original hat kein Plugin auf der Welt eine Chance. Wenn Moog Music jetzt auf die Idee käme, den Minimoog Model D nach den Originalplänen (Stand 1972) wieder aufzulegen, wäre das einzige, was für Native Instruments Monark sprechen würde, der Preis, die Speicherbarkeit, die Fernsteuerbarkeit, der Platzbedarf (null) und die fehlende Notwendigkeit, das Ding erstmal warmlaufen zu lassen – nicht aber die klangliche Authentizität. Und seit Korg schon zum gefühlt drölften Mal den MS-20 nach Originalschaltung neu aufgelegt hat, kräht kein Hahn mehr nach der Software-Emulation in der Legacy Collection (außer man hat keinen Platz und/oder kein Geld für Hardware). Davon, daß Korg mit seiner Neuauflage des ARP Odyssey – die alle drei Generationen klont zum Bruchteil des Gebrauchtpreises selbst der dritten Generation – jedem Plugin in den Rücken gefallen ist, ganz zu schweigen.

Hier kann eine Software natürlich mehr bieten, wobei der Klang bei FM mindestens ebenbürtig und bei ROM-Sample-Playern potenziell deutlich besser ist als beim Original, weil ja heutzutage viel mehr Rechenleistung und Speicher zur Verfügung steht.
Mit Nichten und Tanten. Native Instruments FM8 ist nicht zwingend gleichwertig mit Hardware.

Wenn du aggressive FM-Dubstep-Wobbles à la Skrillex willst, ist FM8 das Optimum, weil das einer der Dubstep-Synths überhaupt ist. (Ich frage mich gerade, ob mein TX802 das kann.)

Wenn du einen 1983er Yamaha DX7 bis hin zu seinem speziellen Klangcharakter emulieren willst, ist jeder Hardware-FMVPM-Synth dichter dran als FM8. Herrje, Dexed ist dichter dran als FM8, mein TX802 ist dichter dran als Dexed, und ich wage zu behaupten, daß Montage hundertmal näher an einem DX7 klingt, als FM8 es je wird.

Ich frage mich nur: Wenn nach einem "Vintage Synth" gefragt wird, sehe ich dahinter das man genau diesen Sound wünscht. Was macht es also für einen Sinn wenn dann Soft-Synths vorgeschlagen werden, die einen "moderernen" Sound zur Verfügung stellen.
Gar keinen. Außer: "Scheiß auf Originaltreue und mach dein eigenes Ding. Scheiß auf den Sound der 70er/80er und laß es klingen wie 2016. Weg mit dem verstaubten Mist von früher."

Du hast im Arturia-Recording-Thread (War übrigens mit der Auslöser für diesen Threat hier) geschrieben das Du nicht nachvollziehen kannst warum der Kommentator in einem Video das Preisargument angebracht hat. Deine Aussage war, dass das Original (In diesem Fall der Jupiter 8) sehr viel besser klingt als die Emulation. Für mich ist es ein Unterschied von aktuell ca 4000€ für das Original zu einer 100€ Emulation. Sowas zu vergleichen halte ich persönlich für gewagt. Ich bitte Dich das nicht Persönlich zu nehmen. Ich finde Deinen sonstigen Post als durchaus fundiert. Aber das kann ich einfach nicht nachvollziehen.
Arturia ist ein spezieller Fall. Die geben an wie 80 nackte Russen, daß ihre Synths Wunder wie authentisch und originalidentisch klingen. Tatsächlich sind die Arturia-Emulationen schon längst bekannt als weiter vom Original entfernt, als es nötig ist. Der uralte Creamware Minimax* beispielsweise ist um Meilen näher an einem Minimoog als Arturias Minimoog V; von aktuellen Softwareklonen wie NI Monark oder U-he Diva will ich gar nicht erst reden. Und das Magazin Sound On Sound hat bereits nachgewiesen, daß die Filter vom Arturia Minimoog V und vom Arturia ARP 2600V absolut identisch sind und absolut identisch klingen. Das kann man nicht mal damit entschuldigen, daß der ARP 2600V den relativ seltenen ARP 2600P mit Moog-Klon-Filter emuliert statt den häufigeren Geräten mit ARPs notgedrungen (Moog hat sie erwischt) selbstentwickeltem Vierpol-Kaskadenfilter, denn auch ARPs Klon klang nie 100% wie Moog.

Arturia scheint mit "visueller Suggestion" zu arbeiten. Du siehst eine wunderschöne, fotorealistische Jupiter-8-Oberfläche vor dir auf deinem Bildschirm, und wenn du da draufguckst, während du in die Tasten greifst, redet dir dein Hirn ein, daß du auch einen Jupiter-8 hörst, wo du ihn schon siehst. Tust du aber nicht. Wenn Jupiter-8V zur Abwechslung mal einem Jupiter-8 ähnlich klingt, dann ist das eine Kombination aus Zufall (auch ein blindes Huhn trinkt findet mal ein Korn) und dem Einhalten eines "Sweet Spot", an dem Jupiter-8V die größte Nähe zum Jupiter-8 hat. Aber wenn du danach zu einem echten Jupiter-8 greifst, geht auf einmal die Sonne auf. Sogar Rolands Volldigital-Hardware-Klon Boutique JP-08 ist trotz nur der Hälfte der Stimmen weit dichter dran.

Oder a propos ARP 2600V: Spiel das Ding. Dann findest du es gut. Spiel daraufhin einen echten ARP 2600 oder wahlweise einen TTSH von The Human Comparator (korgmäßig verkleinerter 2600-Klon nach Originalplänen; TTSH heißt natürlich Two Thousand Six Hundred). Dann hast du aber Pipi inne Augen und faßt die Software nie wieder an. Leider ist ein spielfertiger TTSH teuer und ein echter ARP 2600 abartig teuer. Schon der Way Out Ware timewARP soll authentischer sein, und der ist auch Software, aber keine Chance gegen den echten analogen Klon.

Im Falle von Arturia oder auch Xils Lab, gegründet vom Arturia-Gründer, hat man dann ein Problem, wenn die was klonen, was sonst noch keiner geklont hat und auch so schnell keiner klonen wird, und wo man an das Original nicht so leicht rankommt. Das trifft etwa zu auf Arturia CS-80V und aktuell noch die gesamte Modellpalette von Xils – zumindest, bis die neuen finnischen Inhaber der Marke Elka Farbe bekennen und endlich mit ihrem echtanalogen Neubau-Synthex rüberrücken. Oder auch nur Mario Maggi seinen virtuell-analogen Neu-Synthex endlich der Öffentlichkeit vorstellt.

*Zugegeben, Creamware war immer ein Sonderfall, weil deren Produkte nie wie VSTs auf der CPU des Hostrechners liefen, sondern immer auf dedizierten DSPs. Im Zeitalter von Einkernprozessoren konnten die für Spezialhardware mit richtig Power programmiert werden. Die liefen erst auf den Pulsar- und Scope-Karten, dann irgendwann in richtig genialen dedizierten One-Trick-Pony-Expandern namens "Authentic Sound Box" mit den Bedienelementen des Klon-Originals (B4000 ASB als Hammond-Klon, Minimax ASB als Minimoog-Klon, Pro-12 ASB als Prophet-5-Klon, Prodyssey ASB als ARP-Odyssey-Klon), dann wieder auf Hardwareplayern wie Creamware Noah und Use Audio Plugiator und zu guter Letzt eingebettet im Über-VA-Synth John Bowen Solaris. Aber in puncto Authentizität müssen die sich heute noch nicht verstecken.


Martman
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben